US-Wahl beendet linke Wunschträume

Die US-Demokraten verlieren voraussichtlich das Repräsentantenhaus und Präsident Joe Biden damit die letzte Hoffnung durchzuregieren. Der Sieger des Tages ist der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis.

IMAGO / ZUMA Wire

Keine „rote Welle“, dafür ein „blaues Auge“: So könnte man den Ausgang der US-Halbzeitwahlen (midterms) nennen. Auch bedeutende Republikaner wie Senator Lindsey Graham zeigten sich über das Ergebnis enttäuscht. So hatte man mit deutlicheren Erfolgen gerechnet – sowie einem Sieg im Senat. Nach derzeitigem Stand fällt nur das Repräsentantenhaus an die Grand Old Party.

Doch wie so häufig bestimmen nicht so sehr die Fakten denn die Narrative den Wahlabend. Einhellig verlegen sich die Medien darauf, dass es keine „rote Welle“, also signifikante Zugewinne der Konservativen gegeben habe. Die Strategie: Man legt einen imaginären, hohen Wahlsieg der Republikaner als Messlatte an; die wirklichen Parameter sind dabei nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass die Republikaner an ihren theoretischen Zielen gescheitert sind, nicht so sehr, dass sie nun effizient die Regierungspolitik der USA blockieren können. Interessant ist dabei, dass kein Medium, dass nun eine solche „rote Welle“ korrigiert, jemals von einer „roten Welle“ ausging.

Trump-Rally in Florida
Wie im Rock-Konzert: vor allem Hispanics/Latinos bejubeln Donald Trump
In der Hoffnung, die Ergebnisse der Wahl mit dem korrekten Narrativ zu versehen, fällt vor allem eines auf: das Schweigen über die Niederlage Joe Bidens. Liest man deutsche oder US-Medien, so entsteht der Eindruck, die Republikaner hätten gestern eine Schlappe davongetragen. Müsste es also nicht im Umkehrschluss ein Sieg für Biden sein? Aus guten Gründen drückt man sich jedoch vor dieser Schlagzeile.

Nach bisherigem Stand fällt das Repräsentantenhaus an die Republikaner, im Senat zeichnet sich ein Gleichstand ab. Zur Erinnerung: Als Donald Trump bei den Halbzeitwahlen 2018 das Repräsentantenhaus verlor, dafür aber im Senat die Mehrheit ausbaute, galt das Journalisten geradezu als Katastrophe und Beweis, dass Trump am Ende sei. Dass Präsidenten nach einer Halbzeitwahl eine der Kammern verlieren, gilt fast als Normalität. Biden ist nur knapp daran vorbeigeschrammt, beide Kammern zu verlieren. Übrigens: Die Wahl von 2018 wurde als „blue wave“-Wahl charakterisiert.

Dass aber eine von republikanischer Seite erwartete deutlichere Verschiebung ausblieb, wird man vor allem einer Person in die Schuhe schieben: Donald Trump. Wenn die Wahlen 2022 etwas bedeuten, dann das Ende der Ära Trump und den Beginn einer möglichen Ära DeSantis. Der Gouverneur von Florida hat rund 60 Prozent der abgegebenen Stimmen in seinem Bundesstaat eingesammelt und damit seine Ambitionen auf die Präsidentschaftskandidatur 2024 gefestigt. Ron DeSantis steht als der eigentliche Gewinner des gestrigen Tages dar.

Das Schicksal von Joe Biden steht nach dem erlittenen blauen Auge noch nicht fest. Es ist ein offenes Geheimnis, dass über ihm schon seit Längerem die Geier kreisen, die darauf hoffen, dass er 2024 kein zweites Mal antritt. Für seine politischen Projekte sieht es dagegen jetzt schon düster aus: Stand schon die hauchdünne Mehrheit im Senat in den letzten beiden Jahren auf der Kippe, so ist das Repräsentantenhaus nun in republikanischer Hand. Linke Klimaträume, woke Prestigeprojekte oder der Wunsch, ein nationales „Recht auf Abtreibung“ durchzusetzen, dürften damit durchkreuzt sein. Auch ganz ohne „rote Welle“.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 35 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

35 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Aegnor
1 Jahr her

Ja – das mit der roten Welle war wieder mal „framing as its best“. Mal davon abgesehen, dass es sehr wohl einen klaren Sieg der Republikaner gegeben hat. Das Repräsentantenhasu haben sie klar gewonnen. Und im Senat sind auch nicht alle Messen gelesen. Aktuell steht es da 49-48 für die Republikaner. In Alaska und in Nevada liegen sie zudem bei der Auszählung in Führung. Die Democrats nur in Arizona – da wo die Wahlmaschinen nicht funktionierten. Das würde schon für 51-49 reichen. In Georgia gibt es zudem Stichwahlen – da geht das Rennen weiter. Allerdings gibt es dort bisher einen… Mehr

Abraham
1 Jahr her

Möchte hier mal meine ganz private Meinung ausbreiten. Ich war und bin liberal-konservativ gesinnt, und Rot-Grün hierzulande ist mir genauso ein Graus wie eine Ocasio-Cortez. In Amerika hätte ich zu Zeiten von Reagan und Bush senior mit Sicherheit die Republikaner gewählt. Seit Trump wären sie für mich unwählbar, und das geht in den USA vielen so. Trump ist für die GOP eine Giftpille, denn 1. hat ein 1000%iger MAGA-Anhänger genau wie ein „Never Trumper“ nur eine Stimme. Und zweitens kann er die GOP in die Spaltung treiben.

LF
1 Jahr her

Schon seltsam wie „Knapp“ die letzten Wahlen, wo auch immer, waren. Wenn ich das Stimmungsbild der Bürger sehe, ist da aber nichts knapp. Ob im Bekanntenkreis, oder die Kommentare bei den Medien. In Berlin werden Wahlen nicht ordnungsgemäß abgehalten! Werden diese wiederholt?
Vielleicht, irgendwann, Mal sehen!
Wären jetzt Bundestagswahlen, würde vermutlich die Ampel wiedergewählt werden. Natürlich nur mit ganz knappen Vorsprung. Alles schon sehr sehr seltsam.

reiner
1 Jahr her
Antworten an  LF

Erstaunlich ist immer wieder die Diskrepanz zwischen Voraussagen und tatsächlichen Ergebnissen. Entweder ist in Deutschland die Wahl korrekter oder noch verlogener. Wenn Grüne mit 22% ggeschätzt dann haben sie in der mindestens 19% und was ist in Amerika echt merkwürdig.

Last edited 1 Jahr her by reiner
Brauer
1 Jahr her

ich denke, dass auch trump bemerkt hat, dass seine zeit abgelaufen ist. de santis wird die reps wieder in die erfolgsspur bringen.

Schwabenwilli
1 Jahr her
Antworten an  Brauer

Schon allein wegen des Alters von Donald Trump, er ist jetzt 76 Jahre, würden die Wähler abgeschreckt sein, das Beispiel von Joe Biden vor Augen.

Sonny
1 Jahr her

Also ich hoffe ganz einfach darauf, dass sich der Wind in Amerika dreht und die Reps wieder vorne sein werden.
Alles, was in Amerika passierte, hat immer Auswirkungen auf Europa gehabt. Und dann könnte ich wirklich hoffen, dass die Zeit der Idioten hier tatsächlich gezählt ist.
Rotgrün muss Geschichte werden. Und zwar schnellstens. Bevor dieses Land vollkommen ruiniert ist.

JamesBond
1 Jahr her

Die Mainstream oder ich würde eher sagen Lügenpresse biegt sich die Realität so zurecht wie sie es sich wünscht. Neuestes Beispiel: Die Welt titelt „Kindergeld Erhöhung auf 250 € je Kind“
und irgendwo im Kleingedruckten steht dann die Wahrheit: Ab Kind Nummer vier gibt es bereits heute 250 € da braucht es keinen Inflationsausgleich – schäbig diese Ampel und ihre Medienhelfer.

Demokratius
1 Jahr her

Elsässer macht ständig deutlich, dass „Ami go home nicht gegen die Amerikaner gerichtet ist, sondern einzig und allein auf den Abzug der US-Army als Besatzungsmacht einschließlich ihres Kriegsmaterials aus Deutschland abzielt. Außerdem geht es um die volle Souveränität Deutschlands. Die Ampel-Regierung dagegen ist ziemlich stolz auf das Teufelszeug, das in Rammstein und anderenorts gelagert wird – schließlich sichert uns das die „atomare Teilhabe“. Woraus man schließen könnte „Atomkraft – nein danke, Atomkrieg gerne, sofern wir mitmischen dürfen“.

Der Winzer
1 Jahr her

Noch (Mittwoch, 19:30 Uhr) ist die Messe nicht gelesen. Im Repräsentantenhaus zeichnet sich mittlerweile eine sichere (wenn auch keine überwältigende) Mehrheit für die Republikaner ab (aktuell 203 Sitze GOP vs. 176 DEM, Mehrheit 218 Sitze), darunter viele sog. „Trump-Kandidaten“ (die vom Mainstream auch als „Wahlleugner“ geframed werden). Sprich die Zeit von Nancy Pelosi als Vorsitzende des Hauses läuft damit ab. Im Senat ist der Ausgang dagegen völlig offen (aktuell 49 GOP vs. 48 DEM, Mehrheit 51 Senatoren, wobei der VP bei Gleichstand den Ausschlag gibt). In Arizona und Nevada sind erst 2/3 bzw. 3/4 der Wahlkreise ausgezählt. Während in Arizona… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Der Winzer
AnSi
1 Jahr her

Ach, was soll’s? Wir freuen uns! Unser Bundesstaat bleibt in fester Hand der Reps und das Umdenken hat längst begonnen. Warten wir mal ab, wie das mit Trump/DeSantis weiter geht.

Endstadium0815
1 Jahr her

Ich glaube nicht mehr an Wahlen. Irgendwie gewinnen immer diejenigen, die von den Prognosen her nicht gewinnen sollten. Die SPD wurde auch als Verlierer prognostiziert und stellt nun den Kanzler.