Merkel gibt den Söder: Impfen, um Freiheit zurück zu erhalten

Angela Merkel und Jens Spahn sagen, es werde keine Impfpflicht geben. Ihre eigentliche Botschaft ist aber, dass die Freiheit nunmehr durch das Verhalten der Bürger bedingt wird.

picture alliance/dpa/dpa-pool | Michael Kappeler
Angela Merkel im Robert-Koch-Institut

Nachdem von der Kanzlerin tagelang kaum ein öffentliches Wort zu hören war – besonders dröhnend ihr Schweigen zur Bluttat von Würzburg – hat Angela Merkel sich nun bei Gelegenheit eines Besuchs im Robert-Koch-Institut zu ihrem Lieblingsthema geäußert. 

Zwei Botschaften hatte sie mitgebracht. Erstens: Die Inzidenz soll eine wichtige Zahl zur Bewertung der Pandemie bleiben. Na klar, es ist ja auch ihre Zahl. Sie hat ihre Corona-Politik auf dieser Zahl begründet und ihre Bundesnotbremse daran geknüpft. Darum darf sie nicht unwichtig werden. Von der eigentlich wichtigsten Zahl, nämlich der der Corona-Toten, spricht sie nicht direkt.  

Die wichtigste Botschaft aber war dieser Satz: „Je mehr geimpft sind, umso freier werden wir wieder sein“. Die Regierungschefin stellt also die Freiheit der Bürger, zu denen sie sich in gespielter Bescheidenheit mit dem Wörtchen „wir“ selbst dazu zählt, unter die Bedingung der Impfung. Söder hatte es noch härter formuliert: „Ohne Impfung keine Freiheit“. 

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Natürlich ist es im Interesse des Gemeinwohls, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Darum ist es angebracht, dass Regierende dafür werben. Aber sollte nicht der Hinweis an die Bürger auf das erhöhte Risiko des Nichtgeimpftseins genügen? Schließlich gehen Ungeimpfte dieses Risiko vor allem für sich selbst ein. Da mittlerweile genug Impfstoff da ist, so dass jeder sich impfen lassen kann, der das wünscht, zwingen Verweigerer anderen Menschen auch kein besonders erhöhtes Risiko auf.

Diese staatliche Werbung aber mit der direkten Drohung des Freiheitsentzuges zu verbinden, ist in einem Land mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung eigentlich eine Ungeheuerlichkeit. Es wird nicht besser, sondern nur noch verlogener, indem Merkel mit dem Wörtchen „wir“ so tut, als sei sie selbst auch von Freiheitseinschränkungen betroffen. 

Merkel sagte bei derselben Gelegenheit mit Blick auf die Impfpflicht in Frankreich und Griechenland für Beschäftigte des Gesundheitswesens: „Wir haben nicht die Absicht, diesen Weg zu gehen, den Frankreich vorgeschlagen hat. Wir haben gesagt, es wird keine Impflicht geben“. 

Der Umgang der Regierenden mit diesem Begriff der Impfpflicht und die wiederholten Absagen an diese Pflicht, sind perfide. Ausgerechnet Markus Söder hatte die Impfpflicht abgelehnt, weil das ein „starker Grundrechtseingriff“ sei. Doch zugleich fordert er mehr Freiheitsrechte für Geimpfte als für Ungeimpfte – als ob diese Unterscheidung kein fundamentaler Grundrechtseingriff sei. 

Hat Abendessen von Merkel mit Bundesverfassungsgericht Nachspiel wegen Befangenheit?
Wieviel das Versprechen des Verzichts auf eine Impfpflicht wert ist, machten Merkel und ihr Gesundheitsminister Jens Spahn im RKI mehr als deutlich: nichts. Genau das, was Frankreich nämlich einführen wird, um den Druck auf Impfunwillige so sehr zu erhöhen, dass er de facto einer Pflicht gleichkommt, wollen auch Merkel und Spahn explizit nicht ausschließen: kostenpflichtige PCR-Tests für Nichtgeimpfte. „Da sind wir aber noch nicht“, sagte Spahn. „Noch“ wohlgemerkt. Nein, eine offene Pflicht wird es also nicht geben, aber die Bürger werden darauf vorbereitet, dass es teuer und höchst unbequem wird, aus der Reihe zu tanzen. 

Verlogen ist auch Spahns Appell: „Impfen Sie sich auch, um unsere Kinder und Jugendliche zu schützen.“ Er macht damit Eltern Angst um ihre Kinder, obwohl doch gerade für Kinder das Corona-Virus in allen Varianten am harmlosesten ist.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 161 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

161 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Kassandra
2 Jahre her

Die Gemeinschaft wird jedenfalls durch die Injektionen mit Milliarden an Euro belastet, die keineswegs im Haushalt vorhanden sind, aber schon mal im Vorhinein in andere Taschen wechseln. Was heißt, dass auch hier wie bei der Migration Schulden zu Lasten der Enkel auflaufen.
Es gibt momentan weder eine finanzielle Bilanz über die Auswirkungen der Merkelschen Vorgehensweise noch eine die Gesundheit der Bürger betreffende.

Peter Gramm
2 Jahre her

Kurz bevor die Kanzlerin nach 16 Jahren abtritt versucht sie die Bürger noch in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu treiben. TE hat ja ihren track record sehr schön beschrieben. Stolz muß man darauf nicht sein. Die Nebenwirkungen ihrer alternativlosen Politik zeigen sich immer erst später. Was sie da so zusammengerührt hat ist schon erschreckend und wird uns in den nächsten Jahren noch sehr viel Probleme bereiten.Wenn Leute wie Herr Gates sich minutenlang zur besten Sendezeit verbreiten dürfen, Herr Prof. Dr. Bhakdi als ausgewiesener Fachmann kein Gehör bekommt stimmt etwas nicht mehr. Da werden andere Interessen verfolgt. Man will etwas… Mehr

Dorothee
2 Jahre her

Herr Knaus, ich bin entsetzt über Ihre Aussage:
Natürlich ist es im Interesse des Gemeinwohls, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Es ist auch vertretbar und angebracht, dass Regierende dafür werben.“
Wie sehr dies im „Interesse des Gemeinwohls“ ist, sehen wir anhand der jetzt schon sichtbaren Impfschäden mit Todesfolge und – in die Zukunft gesehen – mit einem enormen Anstieg an Autoimmunerkrankungen.
Drei freuen sich über diese Strategie: Freund Hein, Big Pharma und Polit-Schranzen mit totalitärer Gesinnung.

Montesquieu
2 Jahre her
Antworten an  Dorothee

Letztendlich ist es wie immer: wir müssen potentielle Vor- und Nachteile abwägen. Der Haken bei der Abwägung ist, dass wir nicht genügend Langzeitdaten für mRNA- und Vektorimpfstoffe haben und aufgrund des Wirkprinzips (artifizielle Generierung potentiell per se pathogener Virusbestandteile) ein mögliches Risiko für Lanzeitfolgen in Form autoimmuner Erkrankungen besteht. Eine Impfung von Hochrisikopersonen halte ich für sinnvoll (wenn dies auch nicht 100% effektiv sein kann). Eine Massenimpfung von Kindern und Jugendlichen für absolut unvertretbar, da diese ein Minimalrisiko durch die Erkrankung aufweisen (kleiner als bei Influenza!). Alles dazwischen ist eine Grauzone, in der staatliche Repression einzusetzen, um eine Durchimpfung zu… Mehr

Warte nicht auf bessre zeiten
2 Jahre her

„Natürlich ist es im Interesse des Gemeinwohls, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen.“ Ich kann nicht erkennen, dass das Gemeinwohl nennenswerten Schaden nimmt, wenn sehr alte und/oder schwer vorerkrankte Menschen sterben, die auch sonst über kurz oder lang in gleicher Zahl an irgendeiner Kleinigkeit gestorben wären. Keine Übersterblichkeit bisher, keine Überlastung der Krankenhäuser, nur eine desaströse „Krisenpolitik“ mit schwerwiegenden Folgen für Jahre oder Jahrzehnte. Es ist im Interesse des Gemeinwohls, diese sofort zu beenden. Vulnerable Gruppen schützen, die es wollen, den Rest in Ruhe leben und das Geld erarbeiten lassen, dass der Schutz kostet. Der Impfdruck wird aufgebaut, um… Mehr

Juergen P. Schneider
2 Jahre her

Die Deutschen sind und bleiben mehrheitlich Untertanen. Sie lassen sich ihre Freiheiten und Grundrechte nehmen und wählen diejenigen, die ihnen das antun. Viele würden einen Impfzwang befürworten, allein schon um die abzustrafen, die es wagen, nicht mit der Herde zu laufen. Freiheit und Selbstverantwortung sind vielen unserer Landsleute ein Gräuel. Duckmäusertum und Blockwartmentalität blühen in der Panik-Pandemie auf wie zu Führers Zeiten. Man braucht sich nur die Posts und Kommentare auf verschiedenen Internetportalen anzusehen, um zu wissen, wie verdummt, naiv und denkfaul viele in unserem Land sind. Die Mehrheit der Deutschen hat sich diese Autokratin und Dorfkommunistin aus der Uckermark… Mehr

Montesquieu
2 Jahre her

Eher verlischt das Feuer in der Hölle, als dass Merkel auf das Zauberinstrument der „Inzidenzen“ verzichtet.
Mittlerweile haben sich „Inzidenzen“ komplett von Erkrankungen, noch dazu schweren Erkrankungen, abgekoppelt.
Man könnte froh sein, wenn die Inzidenzen steigen und sich so ein zunehmender Teil der jüngeren Bevölkerung immunisiert – ohne einem relevanten Krankheitsrisiko ausgesetzt zu sein.
Aber Merkel und Co vertreten die Null-COVID Strategie, geben es nur nicht offen nicht.
Der Bürger wird mit potemkimschen Erkrankungen drangsaliert.

Solbakken
2 Jahre her

„Natürlich ist es im Interesse des Gemeinwohls, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen.“ Woher haben Sie diese Weisheit, sehr geehrter Herr Knauss? Wir wissen nach wenigen Monaten doch noch gar nicht, wie sich das neuartige Verfahren, das keine Impfung im herkömmlichen Sinn ist, auswirken wird. Unter den nunmehr zahlreichen kritischen Büchern zur sogenannten Corona-Pandemie finde ich bisher „Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst“ von Wolfgang Wodarg als besonders empfehlenswert. Wodarg hat eine enorme praktische Erfahrung als Lungenfacharzt und als Gesundheitspolitiker im Europarat und im Bundestag, als die SPD noch eine ordentliche Partei war. Aufgrund dieser Erfahrungen hat… Mehr

Kassandra
2 Jahre her
Antworten an  Solbakken

Dr. Wodarg hat damals den H1N1 Skandal bereits aufdecken helfen.
Drosten hat das mit der Impfung mit Merkel schon 2009 versucht. Und auch damals waren es Menschen wie Dr. Wodarg, die ihnen das Handwerk legten und uns vor schlimmen Impfschäden bewahrten.
Der Tagesspiegel titelte: DIAGNOSE: FEHLALARM
Experten: Schweinegrippe wurde unnötig zur Pandemie erklärt
https://flutrackers.com/forum/forum/forum-in-deutscher-sprache/nationale-und-internationale-vorbereitung-und-antworten/80701-europarat-%C3%B6ffentliche-anh%C3%B6rung-vom-26-januar-2010-%C3%BCber-den-umgang-von-who-und-impfstoffherstellern-mit-der-h1n1-pandemie-ist-mehr-transparenz-notwendig

Kassandra
2 Jahre her

Eher Messermänner. Aber die morden wahllos.
Opfer interessieren diese Frau nicht.
In GB wurde hinsichtlich der Verschießer von 11 Metern jetzt eine propagandistische Rassismusdebatte entfacht.
Also müssen auch die Briten in den Senkel gestellt werden.

Reimund Gretz
2 Jahre her

Politiker, Medienvertreter, Mitbürger usw. lehnen sich sehr weit aus dem Fenster, da kann man sehr schnell abstürzen, denn der Immunisierungsgrad durch die Impfung kann noch gar nicht abschließend beurteilt werden.
Vielleicht ist denen auch nur entgangen, dass sich vollständig Geimpfte weltweit infizieren wenn sie irgend welche Forderungen aufstellen?

Johanna
2 Jahre her

Warum wird dieser immense Druck aufgebaut? Werden inzwischen (Langzeit)-Folgen befürchtet, deren Ursachenerforschung schwierig wird, wenn (fast) alle geimpft sind, also die Kontrollgruppe eliminiert wird? Ich weiß es nicht. Ich denke nur ins Unreine.