Jenseits von Gender: Nutznießer der Ideologie und eine kritische Filmreihe

Während eine Initiative zur Gender-gemäßen Umkrempelung von Privatunternehmen mit großer öffentlicher Unterstützung rechnen kann, muss eine kritische neue Filmreihe über „Differenzen der Geschlechter“ im Netz um Spenden bitten.

imago images / Christian Ohde

Vor der sogenannten „geschlechtersensiblen“ Sprache und ihren Wortungetümen gibt es kaum noch ein Entkommen. Backendenhandwerk statt Bäckerhandwerk, Fußgehendenbrücke statt Fußgängerbrücke, Studierendenwerke, Studierendenfutter, Professor_*/:Innen, oder auch Professix, Lehrix … Kommunen, Universitäten, der Bundesaußenminister und viele andere Menschen und Institutionen sorgen für die Verbreitung. Vor allem in Berlin ist die Pädagogik offenbar von Kopf bis Fuß auf Gender eingestellt. Und Wissenschaft und Forschung ohnehin: Über 200 Professuren für „Gender“ bzw. Professuren mit „Domination Gender“ haben wir mittlerweile an Deutschlands Hochschulen. Sie sind vor allem damit beschäftigt, gemäß der Ideologie des Konstruktivismus beziehungsweise des Dekonstruktivismus herkömmliche Menschen-, Männer- und Frauenbilder zu „dekonstruieren“.

„Beyond Gender“

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Kaum ist in Deutschland politisch, medial und ideologisch all dies angesagt, kommen auch schon die Nutznießer zum Vorschein. Die Gender-Ideologie bietet vielerlei Trittbretter, auf denen mitzufahren sich lohnt. Es winken wohlwollende öffentliche Aufmerksamkeit, Imagegewinn, staatliche Förderung, Grußworte von Bundesministern und viel desgleichen mehr. 

Zu den „Gender“-Gewinnlern rechnet sich zum Beispiel ab sofort die Initiative „Beyond Gender Agenda“ mit ihrem Netzauftritt beyondgenderagenda.com. Apropos „beyond“: Diese Präposition kann unter anderem „jenseits“ heißen. Wird damit aus der diesseitigen „Gender“-Ersatzreligion eine Jenseits-Religion? Wohl kau, aber was will man überhaupt?

Man will Gigantisches, nämlich nichts weniger als Gentechnik – nämlich einen Eingriff in die „DNA“ von Unternehmen. Die Gründerin des „beyond“-Forums für „Diversity & Inclusion“, PR-Fachfrau Victoria Wagner, gab  am 5. Mai 2020 in einem Interview folgendes martialisch zum besten: „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, Diversität und Inklusion in der DNA von führenden börsennotierten und mittelständischen Unternehmen zu verankern und damit die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes langfristig zu sichern. Wir wollen bei der Besetzung von Vorstandspositionen und Aufsichtsratsmandaten endlich Chancengleichheit sicherstellen für Führungskräfte anderen Geschlechts, Alters, kultureller Herkunft, sexueller Orientierung und Geschlechteridentität.“ Eine Nummer kleiner geht es wohl nicht.

Und selbstredend sind die üblichen politisch korrekten Fähnchenwinker und Teppichausroller mit von der Partie: VW, FDP, Miele, Microsoft, Bertelsmann-Stiftung, Burda, Commerzbank, Deutschen Post DHL, Twitter, Bundesverband schwuler Führungskräfte, WeltHandelsblatt und Süddeutsche. Das ‚Beyond Gender Agenda‘-Geleitwort stammt übrigens von Bundesminister Jens Spahn. 

Was heißt das weiter? Klar, man will eine Absage aller Unternehmen an „Homosozialität“ (vulgo „Gleich und gleich gesellt sich gerne“), man will ein Bekenntnis zu „diversity“. Posten und Positionen sollen nicht ausschließlich nach Intelligenz, Erfahrung, Eignung, Befähigung und Leistung vergeben werden, sondern ausgewogen und „gerecht“ nach Kriterien wie Ethnie oder geschlechtliche Identität. Bei letzterem wird es allerdings etwas schwierig mit der „diversity“, denn das vom Bundesverfassungsgericht implementierte „dritte Geschlecht“ (d nach m/w), das wiederum aus angeblich zahlreichen weiteren geschlechtlichen Identitäten besteht, findet sich in der werktätigen Bevölkerung allenfalls mit einem Anteil von rund einem Promille. Da müsste dann bei repräsentativer Besetzung ein Aufsichtsrat schon 1.000 Mitglieder*_:/Innen stark sein. Vor allem aber will man einen Gesinnungswandel („mindshift“) und offenbar Gesinnung als Kriterium zur Positionierung in einer Hierarchie. Orwells „big brother“ und Huxleys „Brave New World“ lassen grüßen.

Filmreihe „Differenzen der Geschlechter“ als Immunpräparat

Bei so viel gesinnungspädagogischem Engagement ist man froh, wenn es da und dort aufkeimende Gegenmittel gegen „Gender“-Spinnereien gibt. Die soeben gestartete achtteilige Filmreihe mit dem Titel „Differenzen der Geschlechter“ ist ein solches. Die Macher dieser Filme halten „Gender“ für kontraproduktiv, weil „Gender“ eine Ideologie zur nur vermeintlichen Emanzipation des Menschen von seiner geschlechtlichen Natur sei. Mit Gleichberechtigung habe das nichts zu tun, denn hier solle via Politik, Medien, Rechtsprechung, Forschung, Pädagogik usw. eine Art „brave new human animal“ kreiert werden.

Die "Bürgerlichen" in der Schweigespirale
"Gender"-Standpunkt: Der neue Klassen-Standpunkt
Das Projekt ist jetzt mit einem 11-Minuten-Pilotfilm zu „Gendersprache – Sinn und Unsinn“ gestartet. Der Film ist sehenswert und auch ohne ideologiekritischen Hintergrund gut verständlich. Kern dieses Films sind klare und markante Aussagen aus einem Interview mit Tomas Kubelik. Letzterer hatte 2017 den Preis der Jürgen-Moll-Stiftung für verständliche Wissenschaft und 2018 den Deutschen Schulbuchpreis zugesprochen bekommen. Gewürdigt wurde damit jeweils sein Buch „Genug gegendert! – Eine Kritik der feministischen Linguistik“. Den Festakt zur Verleihung des Schulbuchpreises wollten übrigens der Schwulenrat der Universität Mainz und diverse „LSBTTIQ-Aktivist*innen“ stören.

Ab Herbst 2020 will das Filmteam weitere sieben Themen aufgreifen:

  • „Arbeit und Leben“: Wie bestimmt uns unsere Natur – zum Beispiel bei der Berufswahl?
  • „Familie“: Es geht um Scheidungsraten und Alleinerziehende, um Vaterschaft und Mutterschaft.
  • „Gewalt“: Es geht um männliche – und weibliche – Gewalt. Um sexualisierte Gewalt und darum, dass Männer überwiegend Opfer von Morden und im Krieg sind.
  • „Gesundheit“: Es geht um geschlechtsspezifisches Gesundheitsbewusstsein und um geschlechtsspezifische Lebenserwartungen
  • „Bildung“: Es geht um das schlechtere Abschneiden von Jungen in Schulen und um die Feminisierung des Lehrerberufes.
  • „Recht“: Es geht um geschlechtsspezifische Schieflagen in der Rechtsprechung.

Die Macher bitten übrigens auf ihrer Website um Spenden. Denn öffentliche Gelder gibt es zwar zu Millionen für Pro-Gender-Projekte, aber nicht für Kritik daran. 

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Kommentare ( 27 )

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BinkiBunki
3 Jahre her

Bin ein bisschen verblüfft: „Außerdem werden wir in den Industrieländern immer weniger, sogar bei dem steigenden Baby-Tourismus in die günstige Ukraine.“ Wieso „gerade in den Industrieländern“?
Die Entwicklungsländer sind doch die, die das Problem haben, ihre Leute zu ernähren, zu bilden und ihnen ein Auskommen zu bieten!
Selbstverständlich wird in den Industriestaaten ebenfalls nach unten korrigiert; fehlende Wohnungen, fehlende Schulformen, hohe Arbeitslosigkeit, Digitalisierung, etc. führen eben zu mangelnden Geburtenanstieg und das ist gut so!
Denn wenigstens machen sich diese Frauen noch einen Kopf um ihre und die Zukunft ihrer Kinder!

TransgenderRechtspopulist
3 Jahre her

In Bezug auf Gender bietet eine heftige Wirtschaftskrise sicher auch Chancen …

Wobei manche Unternehmen schon so verblödet scheinen, dass sie ihren politische korrekt Kurs wohl bis in den Bankrott fahren wollen / werden

Andreas aus E.
3 Jahre her

Wer diesen Quatsch mit „gendergerechter Sprache“ fordert (und fördert) hat das Prinzip des „Geschlechts“ in der deutschen Sprache nicht begriffen und gehört nicht an Universitäten, sondern in die Vorklasse einer Förderschule.

Diese Leute dürften extreme Minderwertigkeitskomplexe haben. In vielen Fällen vermutlich nicht zu Unrecht.

gmccar
3 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Das gehört zum NWO-Konzept. Zerstückelung der Interessengruppen ,um den Gesellschaftszusammenhalt komplett zu zersplittern. Hat schon v.d.L in ihrer Eigenschaft als Familienminister gefördert. Das beste Gegenmittel hat ,natürlich Orban; keine Förderung dieses Unfugs und keinen Zugriff dieser Ideologie auf Schulen und Lehranstalten.

keinerda
3 Jahre her

Nach dem Krieg haben wir, Mann & Frau, unser Bestes gegeben unser Land wieder aufzubauen. Wenn ich sehe , wie die Gender Bewegung unsere Gesellschaft veraendern will, kann ich nur feststellen :<<<<<<
A)…ich bedaure, dass ich fuer eine solche Ideologie meinen Buckel krumm gearbeitet habe.und bewerte diese Genderbewegung als einen Vertrauensbruch an meine Generation durch die "Fuehrungselite".
B)…mit 83 habe ich in den naechsten 15 – 20 Jahre Ruhe vor solchen Idioten !!

Odysseus JMB
3 Jahre her

Die geschmeidige Integration von GenderInnen ins Wirtschaftsleben ist imo dem Umstand geschuldet, dass die meisten Unternehmen nicht über das Führungspersonal verfügen, denen sie eingentlich bedürften um am Markt gut anfgestellt und erfolgreich zu sein. Der Bedarf an externen Unternehmensberatern spricht da eine deutliche Sprache. Wirklich eng wird es, wenn die GenderInnen auch in diesem Sektor fußfassen sollten, was aber jedem realistischen Kaufmann zu denken gäbe, außer er wäre bei der Flinten-Uschi-BW oder im öffentlichen Dienst tätig. Die Ansprüche an die Qualität von Spitzenkräften geht gegen Unendlich, die Wirklichkeit puscht aber auch irgendwelche modern talking Heinis nach oben (BWLer) oder Techniker… Mehr

gmccar
3 Jahre her
Antworten an  Odysseus JMB

Bei dem Nerd Bill Gates kann ich da nur zustimmen.

Albert Pflueger
3 Jahre her

Ich vermute ganz stark, daß außerhalb der Behörden, also im wahren Leben, sich dieser Mist niemals durchsetzten wird. Wenn man etwas einfaches, das hervorragend funktioniert, komplizierter macht, ohne daß wichtige Funktionalität dadurch erzeugt wird, setzt es sich nicht durch.

Andreas aus E.
3 Jahre her
Antworten an  Albert Pflueger

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in regimenahen Presseerzeugnissen ist Gendersprech auf dem Vormarsch, das färbt ab.

gmccar
3 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

In Hessischem Regierungssprech ist das schon verankert.

Namor
3 Jahre her

Nichts wird sich ändern. Es gibt eine Alternative, nur eine, und die vielleicht bald auch nicht mehr. Doch die wählt man nicht. Man sagt sie sei böse. Wenn sie stärker wird, lädt man nach Ibiza. Ein paar KO-Tropfen, es fragt sowie niemand wie ein paar Videoschnipsel zustande kamen. Der Mob wütet. Je dümmer desto mehr. Endlich ist man wer. Einfache Parolen brüllen geht immer. Das System lobt dafür, wer sonst lobt die Dummen. Ca 15% unter einen IQ von 85. Der Rest erliegt der Propaganda. Wer sich noch etwas wehrt, mault in Foren und wählt doch brav. Man sagt sie… Mehr

CIVIS
3 Jahre her

Es tut mir leid. Es entspricht eigentlich auch nicht meinem Bildungsstand. Aber ich muss es nun mal laut und deutlich sagen:

ICH KANN UND WILL MIR DIESEN GANZEN „GENDERQUATSCH“ NICHT MEHR LÄNGER REINZIEHEN !

(Sorry Herr Kraus, …auch nicht in Form von guten und kritischen Artikeln)

flo
3 Jahre her

VW, FDP, Miele, Microsoft, Bertelsmann-Stiftung, Burda, Commerzbank, Deutschen Post DHL, Twitter, Bundesverband schwuler Führungskräfte, Welt, Handelsblatt und Süddeutsche. Bemerkenswert ist doch, wie viele Unternehmen flott auf den Zug Diversität aufspringen, obwohl Chancengerechtigkeit (die voraussetzt, dass die angesprochenen Kreise auch alle Chancen tatsächlich wahrnehmen möchten und in hinreichendem Maß Interessenten, also Interessent*innen da sind) eigentlich banal ist und sicher nicht nur mit Zwang zu realisieren ist. Und es gibt eine Menge meist gut aussehende „BeirätInnen“ (frauendominiert auf den ersten Blick). … Besonders bemerkenswert ist aber doch wohl (wie bei der gesamten Diskussion der Frauenquote), dass es explizit um Führungskräfte, Vorstandspositionen und… Mehr

HGV
3 Jahre her

Ein Wort von einem alten grauhaarigen Mann: Mir ist es mittlerweile sch… egal, was diese Genderfabrik produziert, solange sie in der Lage sind, neben Repression auch vernünftige Leistung zu bringen, um mich im Alter zu versorgen. Wirklich schade ist nur, dass es im MINT Bereich so wenig Interesse gibt, da auf Dauer man nicht von Papier leben kann. Man braucht schon ein paar technische Dinge fürs tägliche Leben ausser einem Vibrator. Ich fühle mich aber manchmal auch als Frau und würde dann auch an einem Frauentag in die Sauna gehen oder auch mal auf die Damentoilette. So ein bisschen Queer… Mehr