Was bei der „Aktivrente“ aktiviert wird, sind nur weitere Ungerechtigkeiten. Die einen dürfen weiterarbeiten, die anderen nicht. Die einen werden steuerbefreit, die anderen nicht. Dass Renten überhaupt mit Steuern belegt werden, ist ungerecht. Leistung wird in Deutschland nicht belohnt, sondern bestraft.
Nicht jeder Betrug ist auf den ersten Blick zu erkennen. Mancher kommt im Kostüm der Wohltat daher. Vorausgesetzt, Bundestag und Bundesrat stimmen zu, können Rentner mit einem steuerfreien Zuverdienst bis zu 2.000 Euro im Monat weiterarbeiten. Doch diese Regel gilt nur für Angestellte – eine Ungerechtigkeit der besonderen Art.
I.
Ausnahmsweise spreche ich auch von mir selbst. In den meisten Firmen ist die vorgeschriebene Altersgrenze im Tarifvertrag festgeschrieben. Es besteht kein Anspruch, länger zu bleiben, denn arbeitsrechtlich schlägt der Tarifvertrag alles andere. Für die „abhängig“ Beschäftigten fällt die Guillotine, unabhängig von Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. Ältere, die bleiben möchten, bekommen etwa im ZDF zu hören, sie versperrten Jüngeren den Aufstieg. Die „Aktivrente“ ist für die meisten gar nicht erreichbar.
II.
Manche der Älteren bemühen sich darum, nach der Abschiebung wenigstens als freie Mitarbeiter (Selbstständige) im Geschäft zu bleiben. Dann werden sie doppelt abgestraft: Sie bekommen dafür nur ein lächerliches „Haushonorar“. Deshalb arbeiten sie lieber für andere. Dann aber müssen sie den Verdienst voll versteuern, weil die neue Regel nur für Angestellte gilt. Die „Aktivrente“ ist Betrug. Sie diskriminiert alle, die nicht fest angestellt sind – auch diejenigen, die aus Altersgründen nicht mehr fest angestellt sein dürfen. Die neue Regel wäre nur sinnvoll, wenn ein Anspruch auf Weiterbeschäftigung bestünde. Die Benachteiligung der „freien“ – in Wahrheit unfreien – Mitarbeiter und Selbstständigen ist wohl grob verfassungswidrig.
III.
Und das in doppelter Hinsicht. Die Gleichbehandlung wird auch dadurch verletzt, dass einem Teil der Älteren ein Vorteil gewährt wird, der Jüngeren verwehrt bleibt. Steuerfreiheit, die ans Alter geknüpft ist, ist eine Form positiver Altersdiskriminierung – also ungerechtfertigte Bevorzugung. Eine weitere himmelschreiende Ungerechtigkeit kommt hinzu: Der Zuverdienst von 2000 Euro soll nicht der Progression unterliegen. Bei all jenen, die nicht angestellt bleiben können, mindern alle Einkünfte jenseits der gesetzlichen Altersgrenze sogar die rechtmäßig erworbenen Rentenzahlungen. Je fleißiger sie sind, desto höher werden sie besteuert – müssen also auf Teile der ihnen zustehenden Rente verzichten. Leistung und Fleiß (Lieblingswort des Nebelwerfers Klingbeil) lohnen sich nicht, sie werden bestraft. Dass überhaupt Renten mit Steuern belegt werden, ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Arbeit wird damit doppelt besteuert. Und die Alten müssen sich auch noch mit den Schikanen der Steuerbürokratie herumschlagen. Nicht einmal diese Freiheit gönnt man ihnen: am Ende ihres Lebens von der Bürokratie in Ruhe gelassen zu werden.
IV.
Die „Aktivrente“ ist nichts, was der demographischen Entwicklung, also der Rentenkrise entgegenwirkt, schon gar keine Belohnung der individuellen Leistung älterer Menschen, sondern einzig und allein ein Instrument, das dem Mangel auf dem Arbeitsmarkt abhelfen soll. Das ist des Pudels Kern: Im Umgang mit den Alten offenbart sich besonders drastisch, wie wenig es in Deutschland um die individuellen Bedürfnisse geht. Die Rasenmähermethode belohnt die Mittelmäßigen. Gleichmacherei ist der Tod jeder Leistung und das Gegenteil von Gerechtigkeit. Das Leistungsprinzip zählt schon während des ganzen Berufslebens nicht – aber am Ende wird es geradezu verhöhnt.
V.
Generell ist die Rede vom „verdienten Ruhestand“ an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Ruhestand ist kein Verdienst, er wird von einem großen Teil der Betroffenen als Zwang empfunden, als Außerdienststellung, als Bestrafung von Alter. Die Älteren werden aussortiert, zum „alten Eisen“ geworfen. Ruhestand: Das ist nach den Regeln der bürokratischen Kunst der unverdiente Entzug der Betriebserlaubnis. Übrigens war auch mein Ende beim ZDF nicht freiwillig. Ich fühlte mich gefeuert. Was ich konnte, konnte ich besser als jemals zuvor – aber darum ging es nicht, es war eher mein Problem. Der Intendant war froh, mich los zu werden, denn auch politisch passte ich nicht mehr, hatte mir erlaubt, mit dem medienkritischen Buch „Die Gefallsüchtigen“ die notwendige Reformdebatte anzuschieben.


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Ein plumpes hilfloses System zur Füllung der Renten- und KV- Kasse!
Freie Beruf werden ohnehin schon heute grundlos abgestraft über weiterhin volle Verrechnung der Krankenkassebeiträge verlangt – im Gegensatz zu Angestellten drseleben Versicherungsleistung – da also der 2. Schritt des Seeräuber- Abgriffs oder des Politbetruges. Man bedient jeweils seine Klientel, mehr haben die nicht im Hirn!
Eben ein typisches CDU-Gesetz!
Die haben das genau durchgerechnet, massenhaft Suppenküchen kosten auch Geld, und so wie früher 1 Bauer 3-4 andere ernähren musste, muss heute halt ein Deutscher, oder assimlierter Ausländer, 3-4 Unterstützung-Suchende ernähren, auch noch im hohen Alter.
Und die dummen kälbchen wählen weiterhin ihre Metzger.
Schafft das Rentensystem ab und überlasst die Leute wieder sich selbst – und gebt ihnen damit die Verantwortung für ihr Leben wieder zurück. Nach 10, 15 Jahren hat sich das wieder eingeruckelt. Die Leute bekommen wieder Kinder, und sparen Vermögen fürs Alter an statt Fernreisen, fast Fashion oder drei Wochen Malle oder Antalya jedes Jahr.
Problem gelöst.
Den damit verbundenen Nachfrageausfall dürfte die Volkswirtschaft keine drei Monate überleben.
Sag mir dass du noch nie in ein Geschichtsbuch geschaut hast, ohne mir zu sagen dass du noch nie in ein Geschichtsbuch geschaut hast. Wie der Angelsachse sagen würde.
Die Masse der Menschen hatte Jahrhunderte und Jahrtausende die Verantwortung für sich selbst, aber weniger wert und weniger Rechte als das Pferd des Adeligen oder Priesters.
Ich zitiere: „Die Benachteiligung der „freien“ – in Wahrheit unfreien – Mitarbeiter und Selbstständigen ist wohl grob verfassungswidrig.„
Gut gebrüllt Löwe! Ich meinerseits arbeite nicht mehr für die AI, sondern lasse die AI(an der Börse) für mich arbeiten, und beschränke mich in meinem verbliebenen Dasein auf das des bekennenden Grossvaters.
Schönes Wochenende noch.
@Philokteka
Ich habe einen Filmbericht auf Phoenix „Unter den Linden“ gesehen, da ging es um dieses Thema. Die Rentenzahlung entfällt definitiv!
So kann man die Rentenkasse auch entlasten.
Ach Herr Herles, wir, die wir nicht im Staatsdienst sind, sitzen doch alle im selben Boot. Ich war früher Angestellter und bin seit 2008 selbständig. Weil ich nun selbst für mein Alter vorsorge, bin ich heute mit Ü50 natürlich ein pöser Reicher und gehöre nach Ansicht der Politik abgezockt. Die private Altersvorsorge wird zunehmend durch den Staat erschwert. Ich verweise hier nur auf die kürzlich eingeführte Besteuerung fiktiver Aktiengewinne. Schuldiger hier ist ein gewisser Olaf Scholz. Und dies ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie der Staat den privaten Vermögensaufbau immer weiter erschwert. Große Sorgen bereitet mir, dass der Staat… Mehr
Das Konzept „Rente“ ist ein Betrug sondergleichen – Generationenvertrag – Pfui Deiwel; Wer darauf gespielt hat, brav wie ein Sklave eingezahlt hat und jetzt was raushaben möchte obwohl das Spiel seit 40 Jahren ungedeckt ist hat die Enteignung verdient:
„Aber ich habe 40 Jahre eingezahlt ich WILL WAS RAUSBEKOMMEN“
Pech gehabt Boomer, bist einem Betrug auf dem Leim gegangen, hättst in den 90er-2008 den Betrug abwählen können aber hast brav dein Kreuz bei der Einheitspartei gemacht. Fahr zur Hölle
Das gleiche kann ich Ihnen leider nicht wünschen, denn auch dort lassen sie nicht jeden rein.
Die Anzahl der Rentenpunkte für W15er wie mich wurden etwas aufgepimpt. Ohne nachzuschlagen: Bis etwa Anfang der 80er gabs 1 Rentenpunkt pro Kalenderjahr für den Wehrdienst, danach noch 0.75 Punkte. Man sieht hier sehr „schön“: schon damals fing das Abknappsen langsam an. Man kann es drehen und winden wie man will: Die Steuereinnahmen (+ Sozialabgaben) werden niemals reichen!Eine moderate Schuldenaufnahme reicht nun auch nicht mehr aus!Die Politik hat seit Jahrzehnten ein Ausgabenproblem und kein Einnahmenproblem! Gießkanne, diplomatisches Scheckbuch und Freibier für alle haben Hochkonjunktur!Das sieht man doch an allen Ecken. Z.B. erhöht sich der Anteil der zu versteuernden Rente mit… Mehr
Das Unternehmen für das ich arbeite hat vor Jahrzehnten per Betriebsvereinbarung die „automatische Verrentung“ aufgehoben, so das die unbefristeten Arbeitsverträge nicht automatisch mit dem Eintritt der Möglichkeit eines Rentenbezugs enden. Weshalb ich ganz klar sagen kann das die Aussage „… er wird von einem großen Teil der Betroffenen als Zwang empfunden, als Außerdienststellung, als Bestrafung von Alter.“ schlicht falsch ist. Zumindest was den „großen Teil“ betrifft. Ein Teil der Kollegen arbeitet zwar weiter (oft mit einem reduzierten Stundenkontingent), aber das sind nur wenige und in der Regel eher die, die außerhalb ihrer Arbeit so gar nichts haben das ihrem Leben… Mehr
Das habe ich auch bei meiner Abiturentia beim Wiedersehen erlebt – allerdings nur beamtete Lehrer betreffend.