Trump trollt Freund und Feind in Sharm el-Sheikh und treibt seine Agenda voran

In Ägypten feierte Trump den Israel-Gaza-Friedensschluss mit Freund und Feind sowie dem ihm eigenen Schuss Trolling. Viktor Orbán erhielt die deutlichste Promotion vom US-Präsidenten, Macron erntete milden Spott, Norwegen eine Heieiei-Kanonade des enttäuschten Nobelpreisanwärters Trump.

picture alliance / abaca | Blondet Eliot/ABACA

Am Rande seines auch persönlichen Triumphs in Sharm el-Sheikh – der Präsentation zum neuen „Frieden im Nahen Osten“ – benannte Präsident Donald Trump die Gewinner und Verlierer des Tages aus seiner Sicht. Die Staats- und Regierungschefs hatten sich dabei anscheinend eigentätig um Trumps Rednerpult geschart. Es war einer dieser Momente der neuen internationalen Trump-Diplomatie, die die gestiegene Bedeutung des US-Politikers zeigt. Trump machte sich auch darüber kurz lustig.

Gewinner Nummer eins ist natürlich Trump selbst, wie er selbst bemerkte. Denn er kam gerade aus Israel, wo ihm „unglaubliche“ Ovationen zuteil wurden. Die Geiseln wurden befreit. Der Krieg in Gaza sei beendet. Die internationale Presse liegt Trump ausnahmsweise zu Füßen, seit er dem Gazastreifen den lange gesuchten Friedensschluss brachte. Westeuropa bekommt damit eine Atempause von den allwöchentlichen Demonstrationen der Muslimbrüder-Umma. Das ist Grund genug für die Systempresse, dem Präsidenten für einige Zeit zuzujubeln.

Zu den Gewinnern zählt ganz sicher Viktor Orbán, den Trump „Víktor“ nannte, mit einem ungarisch anmutenden Längenakzent auf der ersten Silbe: „Viktor, du bist phantastisch. Ich kenne eine Menge Leute, die nicht meiner Meinung sind. Aber ich bin der einzige von Belang. Du bist phantastisch. Ich habe mich bei der letzten Wahl zu einer Stimme für ihn ausgesprochen, und er gewann mit 28 Punkten Vorsprung.“ Trump hat also auch an diesem Sieg mitgewirkt. Bei den kommenden Wahlen werde Orbán sich noch besser schlagen. „Wir werden zu 100 Prozent hinter dir stehen.“

Lobende Erwähnungen auch für Indiens Präsidenten Modi, einen „sehr guten Freund“ Trumps, der einen „phantastischen Job“ gemacht habe. Pakistan und Indien würden sich von nun gut verstehen, sagte Trump zum pakistanischen Premierminister Shehbaz Sharif gewandt. Das hatte durchaus etwas von einem Lehrer, der dem Klassenrabauken auf die Finger klopft, dass er seine Mitschüler fortan in Ruhe lassen soll: „Ich denke, Pakistan und Indien leben heute sehr nett miteinander.“ Trump bindet die Repräsentanten des Islam ein, nachdem er sie – zumindest aus seiner Sicht – seinem Willen unterworfen hat.

Schöne Meloni, bisweilen etwas kratzbürstig

Sharif bekam vorher die Gelegenheit zu würdigenden Worten zum Gaza-Frieden, denen Trump nichts mehr hinzuzufügen hatte. Kein Wunder: Sharif hatte ganz unverblümt den Friedensnobelpreis für den Amerikaner gefordert, so wie Pakistan Trump schon für den Preis nominiert hat. O-Ton Sharif: „Und auch heute möchte ich diesen großartigen Präsidenten für den Friedensnobelpreis nominieren, weil ich wirklich glaube, dass er der aufrichtigste und wunderbarste Kandidat für den Friedensnobelpreis ist, denn er hat nicht nur den Frieden in Südasien gebracht und Millionen von Menschen das Leben gerettet, und heute, hier in Sharm el-Sheikh, rettet der Frieden in Gaza Millionen von Menschen im Nahen Osten.“

Auch Giorgia Meloni hörte freundliche Worte von Trump, die ihr für einige Sekunden ein höflich-huldvolles Lächeln auf die Lippen zauberten: „Eine junge Frau, die … ich darf das nicht sagen, weil es für gewöhnlich das Ende einer politischen Karriere ist. Es ist eine wunderschöne junge Frau. Wenn man dieses Wort in den Vereinigten Staaten für eine Frau benutzt, ist es das Ende ihrer Karriere. Aber ich gehe das Risiko ein.“ Meloni bedankte sich für das doppelbödige Kompliment, das sich offenbar vor allem auf Melonis Politik bezog. „Sie ist unglaublich, und die Italiener respektieren sie wirklich. Sie ist eine sehr erfolgreiche Politikerin.“ Der Respekt kommt nicht immer von den Richtern des Landes, wohl aber drückt er sich bei demokratischen Wahlen aus. – Es gab dennoch auch etwas Knarzen zwischen Trump und Meloni, die sich einem näheren Gespräch beim Händedruck mit Trump merklich entzog.

 

Und dann gab es noch das generelle Trolling fast aller Anwesenden, die Trump im Ungewissen darüber ließ, ob er sie vielleicht insgeheim verabscheut: „Ich kenne euch schon so lange. Ihr seid Freunde für mich, ihr seid großartige Leute. Es gibt einige unter euch, die ich nicht besonders mag, aber ich werde euch nicht verraten, wer das ist. Es gibt tatsächlich ein paar, die ich überhaupt nicht ausstehen kann. Ihr werdet nie herausfinden, wer sie sind. Vielleicht aber doch.“

Obama hatte den Preis allein fürs Antreten bekommen

Doch dann kam der Verlierer des Tages: „Wir haben Norwegen hier … aha, Norwegen, heieiei, Norwegen. Was ist passiert, Norwegen, was ist nur passiert? Wo ist Norwegen? Ich glaube, er will nicht aufstehen … ah, da ist Norwegen.“ Mit dem Regierungschef des Landes Jonas Gahr Store hatte Trump zuvor durchaus leutselig, freundlich strahlend Hände geschüttelt. Die spitzen Bemerkungen vom Podium herab bezogen sich auf den Friedensnobelpreis, den Trump auch dieses Jahr nicht bekam, obwohl er sich einer guten Handvoll Friedensvereinbarungen rühmt, darunter die Ergebnisse von Verhandlungen zwischen Pakistan und Indien oder Aserbaidschan und Armenien. Nominierungen für den Nobelpreis mussten formal bis Ende Januar des Jahres eingehen. Barack Obama hatte den Preis einst kurz nach seiner Vereidigung als Präsident zugesprochen bekommen.

Tatsächlich übertrifft Trump leicht die diplomatischen Erfolge, die Obama vorzuweisen hätte. Man kann es sehr konkret nachzeichnen: Obama blieb mit einer Kairoer Rede in Erinnerung, die den Islam aus westlicher Sicht aufwerten oder eingemeinden sollte. Trump hat keine solche Rede gehalten, dafür aber die Abraham-Verträge mit Israel mit ausgehandelt und nun im Rahmen der Gaza-Gespräche eine Übereinkunft mit Katar und der Türkei gefunden. Sein Entgegenkommen gegenüber diesen Mächten (samt Flugbasis in den USA für den Staat Katar) kann man kritisieren, aber Trump lieferte mehr ab als hübsche, folgenlose Worte.

Rüffel für Macron – Merz als Steigbügelhalter

Über Emmanuel Macron wunderte sich Trump, dass er nicht auch auf der Bühne hinter ihm stand: „Ich kann es nicht glauben. Du verfolgst einen ziemlich unauffälligen Ansatz heute.“ Trump deutet mit dem Finger zu Macron: „Er ist mein Freund.“ Das war eine Aussage nicht ohne Spott für den französischen Präsidenten, der sich sonst gerne als ebenbürtig neben Trump stellt – auch kurz zuvor bei seiner Ankunft in Sharm el-Sheikh war das noch so. Die beiden Präsidenten zerrten in der gewohnten Weise an ihren Händen, am Ende behielt Trump die Oberhand, wies Macron sogar zurecht, nachdem der sich kurz vom Publikum ab- und Trump zugewandt hatte – ganz so, als müsse er mit Trump kämpfen.

Auch der Spanier Pedro Sánchez bekam einen freundlichen Rüffel, wohl weil er den EU-US-Handelsdeal „ohne Enthusiasmus“ betrachtete. Merz – es ist schon bekannt – musste sich mit einem Sitzplatz in der hinteren Reihe zufriedengeben. Trumps Lob für Merz blieb hinter anderen zurück – es fühlte sich rein transaktional an. Hier ging es um Geben und Nehmen, um gute und ersprießliche Handelsbeziehungen und auch um das Einspannen der Deutschen etwa in der Ukraine – nicht wie bei Orbán und Meloni um ein geteiltes Ideengerüst.

Das ganze Ereignis zum Nachhören gibt es hier:

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Kommentare ( 44 )

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teanopos
1 Monat her

„MERZ steht in Sharm El Sheikh herum wie Falschgeld“ bester Kommentar von Pazderski. Merz ist ja auch Falschgeld, genauso wie Merkel und Scholz. Das Einzige was deutschen Politikern seit Merkel Macht verleiht, ist das Geld, dass sie ihren deutschen Untertanen in Form von Steuern in gierigster Form abpressen um es für die eigene Agenda und den Machterhalt zu missbrauchen. Die jahrzehntelange kalte Progression hat die Macht vom Volk zu den Parteien verschoben. Dazu hat Merkel und mit ihr eigentlich die gesamte linksgrünschwarze polimediale Entourage gefühlsbesoffen eine so dermaßen irre internatinale „wir-sind-‚wieder‘-wer“ Feel-Good (Zwangs)Migrationssause verstanstaltet, dass der Kater nicht nur auf… Mehr

Last edited 1 Monat her by teanopos
wegmitdenaltparteien
1 Monat her

Wenn Sie es nicht ausdrücklich in Ihrem Artikel erwähnt hätten, hätte kein Mensch gedacht das Pinocchio auch dort war. Weiß jemand was der da wollte????

Last edited 1 Monat her by wegmitdenaltparteien
Lars Baecker
1 Monat her
Antworten an  wegmitdenaltparteien

Sich zur Abwechslung mal von jemand anderem als Klingbeil demütigen lassen.

Kassandra
1 Monat her

Hart getroffen, der Wackel-Dackel Auftritt von Merz in Sharm el Sheik – einschließlich der Wartephasen, die seine Flugzeit von hier nach dort und von dort nach hier verlängerten: https://philosophia-perennis.com/2025/10/14/wackeldackel-aufritt-von-merz-in-sharm-el-sheikh/

Ohanse
1 Monat her

Ein politischer Trittbrettfahrer ist der Pinocchio. Und so hat er sich auch behandeln lassen. Kein Widerwort, kein Aufbegehren. Der weiß genau, daß er ungeeignet ist.

KorneliaJuliaKoehler
1 Monat her

Selbstverständlich haben Trump und Netanyahu den Erfolg nur gemeinsam geschafft. Über den Auftritt von Trump kann man nur sagen, das ist eben Donald! Ein „affront terrible“, wie er typischer nicht sein kann. Er zeigt ganz offen und undiplomatisch, was er denkt und ist sehr überzeugt von sich! Das ist auch eine Form von Ehrlichkeit. Jedenfalls hat er mehr Rückgrat und Ehrlichkeit im kleinen Finger, als die ganzen Bonzen und Regierungschefs der EU Clique zusammen. Bis auf Orban natürlich, der eine der wenigen Staatschefs ist, der für die Interessen seines Volkes eintritt. Ich finde wirklich nicht alles gut und richtig, was… Mehr

Milton Friedman
1 Monat her
Antworten an  KorneliaJuliaKoehler

> Über unser „Spitzenpersonal“ Das liegt natürlich auch am politischen System. In den USA können auch Nicht-Berufspolitiker Staatschef werden (also so wie es sich in einer Demokratie gehört). In Deutschland ist der Zugang zur Exekutive gekapert durch Parteien, man kommt nur über sie hinein. Das bedeutet: Spenden, Spenden sammeln, Netzwerken, Klüngel und Lange-Dabei-Sein. Ohne Mitgliedschaft in einer Jugend- oder Vorfeldorganisation: ausgeschlossen. Merz: JU, Klingbeil: Antifa Wenn dann die Jahre kommen, während derer man sich entscheiden muss zwischen „Krebse ich zum Hungerlohn als Entourage eines Berufspolitikers oder bei einer parteinahen NGO herum“ oder „Lerne ich was Gescheites und verdiene mein Einkommen… Mehr

Last edited 1 Monat her by Milton Friedman
Mindreloaded
1 Monat her

Jetzt ist es amtlich, BK Merz ist international the „german sausage“…

Dr. Rehmstack
1 Monat her

Die Friedensnobelpreisträgerin widmet ihren Friedensnobelpreis Donald Trump. Kann sich jemand erinnern, dass sich jemals ein Komitee lächerlicher gemacht hat?

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Dr. Rehmstack

Ja. Als sie das Ding Obama umhängten.
Schon vorher bekam ihn AlGore und mit ihm das IPPC, wegen des Klimas. Wiewohl das auf gefakten Daten beruht, die gesamte Berechnerei.
Oder die UN, schon 2001.
Sie sollten das also besser lassen – wenn man sich die Liste so durchsieht: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Friedensnobelpreistr%C3%A4ger
Immer eine Million Euro glatt mit dabei…
.
Nur Merkel fehlt.
.
Wie beim Karlspreis aus Aachen auch: mehr, die uns schaden als solche, die tatsächlich zum Wohle der Menschheit agieren. Da ist sie übrigens dabei: https://www.karlspreis.de/de/preistraeger-innen/alle-preistraeger

Last edited 1 Monat her by Kassandra
Barbarossa
1 Monat her
Antworten an  Kassandra

Sehr richtig. Der Friedensnobelpreis hat sich spaetestens seit Obama und dem IPPC erledigt. Es waere in etwa so, als wuerde ploetzlich der Nobelpreis fuer Physik an einen Flat Earther verliehen.

Milton Friedman
1 Monat her
Antworten an  Kassandra

Ich genieße diese Friedensnobelpreisverleihungen wie guten Wein.

Obama… einfach nur weil er Afro-Amerikaner ist… herrlich, immer wieder ein Genuss sich daran zu erinnern. Seine Drohnen-Exekutionen von US-Bürgern im Ausland das geschmacklich passende Pairing.

Oder wenn man die Erinnerung an Al-Gore wieder öffnet. Dieses Aroma des Internet-Erfindens, abgerundet durch die jedes Jahr besser mundende Note des ausbleibenden Klima-Armageddons.

Zwei Flaschen die Freude machen.

Last edited 1 Monat her by Milton Friedman
MariaundJosef
1 Monat her

Ich wüsste zu gerne, was für eine Abschlussnote in „ Jura“ dieser Merz verbockt hat. Eine „ ausreichend“?? Einer wie er, hätte sich bei einem guten bis sehr guten Abschluss, sicherlich einen „Doktorvater“ gesucht um zu promovieren. Hat es nicht gereicht dafür? Ein eitler Mensch wie er, legt doch sicherlich Wert darauf. Aber vielleicht wird es noch ein „ honoris causa“.. 😉 Dieser Mann bringt Schande und Scham über uns!

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  MariaundJosef

Weshalb nicht wie bei vuzG an einen Co-Schreiber denken?

Deutscher
1 Monat her

Wie zu erwarten wieder ne Menge antiamerikanischen Unfugs in den Kommentaren, wohl von Leuten, die den 8. Mai noch nicht verdaut haben. Sie glauben immer noch, dass es ihnen besser ginge, wenn Deutschland den Krieg gar nicht oder wenigstens nur gegen die Sowjets verloren hätte.

Siggi
1 Monat her

Der Merz fiel nur durch seine Spaghettisierung irgendwo am Rand stehend auf. Zu melden hat der genau nichts. Deutschland ist international auf dem Niveau von vielleicht Kuba.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Siggi

In Kuba ists wenigstens warm, wenn es an Energie mangelt…