Videos zeigen Schlepperrouten nach Österreich und Italien: Nehammer, Orbán und Vučić für verstärkten Grenzschutz

Videos aus diesem Herbst zeigen die aktuellen Routen und Methoden der Schlepper von Rumänien und Serbien bis Italien und Österreich. Österreich erwartet dieses Jahr fast 100.000 Asylanträge. Kanzler Nehammer glaubt nicht mehr an ein einheitliches EU-Asylsystem. Internationale Konventionen gehörten auf den Prüfstand.

IMAGO / Xinhua
Aleksandar Vučić (Präsident Serbien), Viktor Orbán (Ministerpräsident Ungarn) und Karl Nehammer (Bundeskanzler Österreich), 03.10.2022, Budapest, Ungarn

Sechzehn Männer entsteigen dem hinteren Bereich eines PKWs mit ausgebauter Hinterbank, nachdem der Schlepper zuvor einige Male zur Vorsicht gemahnt hat. Im Schein einer grellen Lampe kann man ihre Gesichter genau erkennen. Im Hintergrund rauscht eine Autobahn weiter. Unter dem Video steht „Serbia to Italy game finish clints Happy gernal musa“, zu Deutsch: „Serbien nach Italien, Spiel beendet, Flachkarre (?), Gernal Musa zufrieden“, dann eine WhatsApp-Nummer. Gernal Musa heißt auch der Besitzer des Youtube-Profils. Er scheint der Spiritus rector dieser Aktion zu sein, der verantwortliche Schlepper, und wagt doch, seine Mobilnummer öffentlich zu posten.

Die anderen Videos sind ähnlich tituliert. Es heißt: „Romania to Italy“, „Serbia to Austria“, „Romania to Austria“, „Hungry border crossing“ oder auch „Greece to Serbia“. Wie schon aus anderen Fällen bekannt, handelt es sich um Werbematerial für weitere Schleppungen. Insofern hätten Behörden in allen beteiligten Ländern Anlass genug, um gegen die Videos und deren Urheber vorzugehen.

Aufschlussreich ist, dass Routen angegeben sind, die auch durch andere Länder führen müssen: Weder Serbien und Österreich noch Rumänien und Italien haben gemeinsame Grenzen. Schärfere Kontrollen an den zwei bis drei Grenzen, die überschritten werden, hätten die Schlepper eventuell vor ernstere Probleme gestellt und ihr Geschäftsmodell zerstört. Es ist unerfindlich, warum man solche Kontrollen nicht im Kreis der EU- und Schengen-Mitglieder verabredet. Hier wäre auch Handlungsbedarf für konservative Bannerträger wie Viktor Orbán und Giorgia Meloni. Denn Ungarn wird von den Schleppern offenbar ohne große Probleme durchreist, während die Worte „Italien“ und „Österreich“ den sicheren Endpunkt der Reisen bilden.

Auf manchen Videos sieht man auch Frauen und Kinder. Auch einmal einen älteren Herrn. Die Frauen sehen nicht unbedingt glücklich aus.

Von den Nationalitäten her scheint es sich ebenso oft um Inder oder Pakistani zu handeln wie um Arabischsprachige. Daneben sieht man Männer, die im Grünen eine Auszeit vom „Fliehen“ nehmen, während sie auf das nächste Taxi Richtung Österreich warten. Bald wird man sie auf österreichischen und deutschen Ämtern sehen, wo sie um Asyl bitten oder Leistungen des jeweils zuständigen Sozialsystems beantragen.

Die Website exxpress.at, die einige der Videos veröffentlicht hat, berichtet von explodierenden Kosten im österreichischen Asylsystem, für das im kommenden Jahr „mehr als eine Milliarde Euro veranschlagt“ seien. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs wie der Sicherheitssprecher der FPÖ-Nationalratsfraktion Hannes Amesbauer sinngemäß kritisierte: „Das sind nur die Kosten des Asylwesens im Innenministerium. Die Migrationsbewegung von kulturfremden Menschen aus aller Herren Länder, die hier eigentlich nichts verloren haben, schlägt sich ja zusätzlich auch auf andere Bereiche massiv nieder. Sozialsystem, Bildungswesen und Gesundheitswesen sind beispielsweise stark belastet.“

Die FPÖ will daher endlich Schritte zur „Deattraktivierung Österreichs als Zielland für illegale Wirtschaftsmigranten“ sehen und schlägt konkret die Aussetzung des Asylrechts an österreichischen Grenzen vor, als erste von 23 Maßnahmen. Daneben müsse der Strafrahmen für Schlepperei verschärft werden – auch bezogen auf die eingeschleusten Migranten. Bis Ende September haben fast 72.000 Menschen Asyl in Österreich beantragt. Setzt sich diese Entwicklung fort – und derzeit deutet alles darauf hin –, wird die Zahl der Asylanträge bis Jahresende auf rund 96.000 steigen. Das wären dann mehr als im Jahr 2015 (88.340) und mehr als doppelt so viele wie 2021 (39.930). In anderen Jahren hatte es weniger als 15.000 Asylanträge in Österreich gegeben.

Nehammer: Rechtstexte verändern, um Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen

Derweil ist Bundeskanzler Karl Nehammer zusammen mit dem ungarischen Premier Viktor Orbán nach Belgrad gereist, um zusammen mit Präsident Aleksandar Vučić eine Absichtserklärung für stärkeren Grenzschutz zwischen den drei Ländern zu besprechen. Orbán sagte laut Kronenzeitung: „Wir sollten klarmachen, dass unsere Grenzen nicht zu überqueren sind.“ Nehammer hält das gemeinsame Asylsystem der EU für gescheitert und sieht die Zeit für „neue Formen der Partnerschaften“ zwischen Einzelstaaten gekommen. Insbesondere will er dem „Asyl à la carte“ ein Ende machen. Schutz müsse im nächstmöglichen Land gesucht werden. Konkret will Nehammer den EU-Außengrenzschutz stärken, auch durch ein neues Frontex-Mandat, außerdem Asylverfahren an der Grenze ermöglichen und mehr Rückführungsabkommen mit Herkunftsländern abschließen.

Auch die Diskussion über die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) und die Genfer Flüchtlingskonvention will Nehammer sehr breit führen: „Wir müssen Rechtsmaterien verändern, um die Handlungsfähigkeit des Staates wieder herzustellen.“ SPÖ-Vertreter erwiderten, mit solchen Initiativen wolle der Kanzler nur vom eigenen Versagen ablenken. Auf der anderen Seite sagen die österreichischen Sozialdemokraten aber auch deutlich genug, worin sie ein „Gelingen“ der österreichischen Asylpolitik sähen – jedenfalls nicht im Rückschnitt der Privilegien für Asylbewerber: Die EMRK dürfe nicht in Frage gestellt werden. Außerdem soll eine Veränderung des Rechtstextes im Europarat unrealistisch sein.

Für den Moment scheint das zu stimmen. Österreich entsendet 70 Polizisten an die serbisch-ungarische Grenze und weitere 100 an die serbisch-nordmazedonische Grenze. Auch Flugzeuge zur Abschiebung von Migranten will Österreich bereitstellen. So betreibt man eher Mikromanagement, während für Schlepper und Geschleppte klar bleibt, dass „Österreich“ das erlösende Wort ist und wahlweise durch „Italien“, „Deutschland“ ersetzt werden kann.

Post-Halloween: Innenminister Karner will nach Syrien und Afghanistan abschieben

Nach den jüngsten Randalen zu Halloween hatte Integrationsministerin Susanne Raab gesagt, dass Integration in solchen Fällen „nicht die richtige Möglichkeit“ sei. In Linz und Salzburg hatten fast 150 junge Männer mit umgebauten Feuerwerkskörpern randaliert und sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Die weit überwiegende Mehrheit der Täter waren Asylbewerber und meist außereuropäische Zuwanderer. Innenminister Gerald Karner gelobte, die „Härte des Gesetzes“ auszuschöpfen. Alle Aufenthaltstitel von Nicht-EU-Ausländern sollen geprüft werden. Sogar nach Syrien und Afghanistan will der ÖVP-Politiker angeblich lieber heute als morgen abschieben. 28 Syrer und 14 Afghanen waren unter den Angreifern auf die öffentliche Ordnung. Aber auch der Weg dahin dürfte weit sein und von EU-Paragraphen – gleich Pollern – blockiert. Man wird sehen, was an der neuen ÖVP-Regierungsrhetorik „Placebostrategie“ oder gleich nur Schauspielerei ist, wie die oppositionelle FPÖ sogleich vermutete.

Der erste Poller werden freilich die Grünen in der Wiener Regierung sein, die ihre ablehnende Haltung in Sachen Abschiebungen nach den Halloween-Randalen schon deutlich gemacht haben: „Abschiebungen ins Kriegsland Syrien und zu den Taliban nach Afghanistan sind faktisch und aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Aufgrund der dort drohenden Menschenrechtsverletzungen würde das sowohl gegen die Regeln der österreichischen Bundesverfassung als auch gegen EU-Regeln verstoßen. Das wird auch von allen Gerichten so gesehen.“

Das entspricht freilich nur dem trägen Konsens der westlichen Demokratien, dem zudem bereits von britischen, dänischen und schwedischen Länderberichten widersprochen wird. Die Ansichten von Syrien und – möglicherweise – von Afghanistan beruhen häufig eher auf Klischees denn auf echter Sach- und Landeskunde.

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Kommentare ( 17 )

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17 Comments
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Lotus
1 Jahr her

„Nehammer hält das gemeinsame Asylsystem der EU für gescheitert …“

Nehammer sieht das Offensichtliche. Ein Asyl-„System“ der EU gibt es nicht, es steht höchstens auf irgendwelchem Papier. Faktisch besteht freie Einwanderung. Ganz im Sinne der EU-Kommission und der linksgrünen Ideologen in Deutschland. Gut, dass sich in immer mehr EU-Ländern Widerstand regt. Schlecht, dass sich mit jedem Land, das sich dem gefährlichen Irrsinn verweigert, der Druck auf Deutschland und den Bezahl-Michel erhöht. Die Linksgrünen hierzulande werden keinen Millimeter weichen, bevor der Laden nicht total am Boden liegt.

Innere Unruhe
1 Jahr her

Und wie soll man zu diesen Menschen Vertrauen entwickeln und sie „integrieren“? Warum soll man den Eltern, die ihre Kinder hier unterbringen wollen, den Gefallen tun und ihnen Bildungsmöglichkeiten öffnen? Die Kinder tun einem leid, aber letztendlich sind sie der Grund, warum die Eltern nach Europa wollen. Kinder sollen das Erbe ihrer Eltern atreten. Nicht unserer Eltern und nicht mein Erbe, sondern das übernehmen, was ihnen Großeltern und Eltern vermacht haben – Gesellschaft und Wirtschaft. Es ist falsch, Menschen aus der Verantwortung für sich selbst zu entlassen. Die Asylpolitik tut aber genau das. Es steht jedem Land frei, Aufklärung bei… Mehr

ketzerlehrling
1 Jahr her

Sie sind die Länder mit Aussengrenzen, dann schützt sie, verdammt nochmal und redet nicht soviel. Was Berlin sagt, oder Brüssel, sollte sie nicht interessieren.

Lore
1 Jahr her

Konsequent auf Sachleistungen umstellen, dann hat sich alles bald erledigt.

bfwied
1 Jahr her

Dekarbonisierung, wobei die Deindustrialisierung die Folge ist, willkommene Völkerwanderung, damit die dt. Gesellschaft „verwässert“ wird (Fischer) mit Leuten, die die Sozialsysteme, das Bildungssystem und die gesamte Infrastruktur weit überbeanspruchen, eben natürlich ohne Gegenleistung, das ist das Rezept der selbsternannten wahnhaften „Gutmenschen“, die es nicht kümmert, woher der Wohlstand kommt, den sie ohne Sinnvolles und Produktives zu leisten genießen. Die logische Folge ist der schleichende Ausschluss D.s, denn alle anderen haben bereits die Aufnahme der Völkerwanderung gestoppt, führen zurück oder sind gerade dabei, die Wanderbewegung aufzuhalten. Nur, ausschließlich die Linksgrünen in Deutschl. halten an ihrem zerstörischen Werk fest. Daher wird es… Mehr

Peter Klaus
1 Jahr her

Dringend benötigte Fachkräfte soweit das Auge reicht. Lasst mich raten, alle Anhänger der selben Religionsgemeinschaft, alle noch (fast) minderjährig und der Familien-Clan folgt alsbald? In schā‘ Allāh.

Ernesti
1 Jahr her

Das Gewäsch der politisch Verantwortlichen nach 2015 war insgesamt sinnbefreit und nutzlos. Es waren nur leere Worte von kriminellen Politikern, die sich mehr und mehr als Lakaien der globalen sog. Elite entpuppt haben. Von daher sollte man konsequent sein, und diesen Haufen gar nicht mehr wählen. Es bringt nichts. Was etwas bringt: Die konsequente Verweigerung auf allen möglichen Ebenen.

gelernter Ossi
1 Jahr her

Wieso die Grenzen verstärken? Die braucht ihr doch nur durchzuleiten. Die wollen doch sowieso alle nach Deutschland. „Wir haben hier Platz!“

Die Wahrheit
1 Jahr her

Herzlichen Willkommen in Deutschland, dem Land wo Milch & Honig fließen. Geht es auch ohne Sarkasmus? Nein.

Last edited 1 Jahr her by Die Wahrheit
Klaus D
1 Jahr her

ES geht doch schon lange nicht mehr um asyl sondern um eine völkerwanderung. Das will die politik aber nicht wahr haben!

Chris Groll
1 Jahr her
Antworten an  Klaus D

Die Politik weiß das und es ist so gewollt, aber die Bürger wollen es nicht wahrhaben. Viele galuben immer noch, es kämen Verfolgte über die Grenzen zu uns, die man unterstützen müßte. Wenn diese Bürger mit offenen Augen durch unsere Städte gehen würden, wüßten sie was auf sie zukommt. Leider muß ich sagen, daß ich kein Mitleid mehr habe. Weder mit den Invasoren noch mit den Bürgern dieses Landes. Es kommt alles, wie es kommen muß.

Innere Unruhe
1 Jahr her
Antworten an  Chris Groll

Warum „die Politik“?
Wer einer Partei, die im BT 2015 geschwiegen hat, sein Vertrauen entgegengebracht hat, hat es mindestens genauso gewollt.
Wer am Arbeitsplatz sich politisch korrekt verhalten hat, und die Grenzöffnung unterstützt hat auch.
Wer Spenden gesammelt, gekocht, Deutsch beigebracht hat – all diese Menschen haben mitgemacht, indem sie gezeigt haben, sie wollen diese Leute hier haben.
Jeder sollte sich fragen, was er seiner Tochter antwortet, warum sie nicht alleine ausgehen oder zelten darf.

Chris Groll
1 Jahr her
Antworten an  Innere Unruhe

@Innere Unruhe, was Sie schreiben, habe ich auch in meinem Kommentar gesagt, und zwar daß die Bürger einen großen Anteil der Schuld an dem derzeitigen Desaster haben. Trotzdem wollen es diese Bürger nicht wahrhaben, weil es nicht wahr sein darf.