Israels Aussöhnung mit UAE: Bundesregierung zeigt sich kleinkariert

Die meisten muslimischen Staaten blicken wohlwollend nach Israel angesichts der Normalisierung der Beziehung mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrein. Doch das politmediale Berlin nimmt die Nachricht tendenziös bis feindselig auf.

imago Images/ZUMA Wire

Die Vereinten Nationen und die Europäische Union haben es jahrzehntelang versucht, sie haben Roadmaps geschrieben und Milliarden an Steuergeldern im Nahen Osten versenkt. Aber den Durchbruch hat der ungeliebte Donald Trump erreicht. Innerhalb eines Monats haben zwei ölreiche muslimische Staaten, UAE (Vereinigte Arabische Emirate) und Bahrein, ihre Beziehungen zu Israel vertraglich normalisiert. Vieles spricht dafür, dass weitere Nachbarn folgen werden. Der ebenfalls ungeliebte Benjamin Netanyahu hat dafür keine einzige der jahrzehntelang geforderten PLO-freundlichen Bedingungen erfüllt. Das Ereignis im Vorgarten des Weißen Hauses wurde in der gesamten arabischen Welt via Al Jazeera, in den USA und Israel auf fast allen nationalen Kanälen live übertragen. In Deutschland kamen die Medien nur sehr schwerfällig in Gang, Live-Sondersendungen fielen gänzlich aus.

Auch frühere Bundeskanzler und Außenminister pflegten eine kühle Distanz zu Israels Regierungen. Aber wie unprofessionell die Regierung Merkel jetzt mit Netanyahu und seinem Wegbereiter in Washington umgeht, das ist einzigartig in der Nachkriegsgeschichte und offenbart Schwäche. Sie haben nicht den Mut und die innere Größe, Washington und Jerusalem für eine zweifellos überragende politische Leistung zu gratulieren, ihnen Respekt zu zollen. Beleidigt schauen sie weg. Die „bösen Buben“ im Weißen Haus und in Jerusalem haben immerhin erreicht, was seit Jahrzehnten von der westlichen Welt und ihren Unterstützern erhofft wurde: die Eröffnung eines breiten Friedenspfades in der moslemischen Welt. Wie kleinkariert müssen die Damen und Herren der Bundesregierung inklusive Bundespräsident gestrickt sein, wenn sie von einer seltsamen emotional verursachten Sprechstörung befallen werden.

Koschere Küchen in Dubai

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Gerne hätte man die Reaktionen der Bundesaußenminister der letzten 15 Jahre zu den Ereignissen in Washington gehört. Wo waren am Fernsehabend des 15. September 2020 die selbsternannten Nahost-Experten, die uns jahrelang Israel auf Abwegen und die Zwei-Staaten-Lösung als unabdingbare Voraussetzung für einen Frieden erklärt haben? Wie interpretieren sie beispielsweise Details wie die Ankündigung des größten Hoteliers in Dubai, der sich auf israelische Touristen einstellt und koschere Küchen in seinen Häusern einrichtet? Oder zu der erklärten Absicht, die Corona-Pandemie gemeinsam zu bekämpfen?

Zur gleichen Zeit, als im Weissen Haus Geschichte geschrieben wurde, saß die halbe Bundesregierung und ein Ex-SPD-Kanzler bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Zentralrates der Juden in Deutschland. Alle Redner beklagten einen wachsenden Antisemitismus. Keiner von ihnen – Juden und Nichtjuden – fand Worte für den aktuellen Friedensdeal in Nahost, ausgehandelt durch das Team Trump. Auch der Zentralratsvorsitzende hat nicht den Mut zu sagen, was offensichtlich ist: 17 Antisemitismusbeauftragte (Bund und Länder) sind schön und gut, aber nur eine vernünftige – auch kritische – Nahost-Politik, die Hand in Hand mit Israel agiert, entzieht Judenhassern den Boden für einen politisch motivierten Antisemitismus von rechts und von links. Der US-Präsident weist seit über drei Jahren beispielhaft den Weg.

Trump hat den Kirchen in Deutschland durch die Bezeichnung „Abraham Accord“ für den aktuellen Friedensdeal ein Trittbrett offeriert. Keiner der hohen Geistlichen hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um auf die grundlegend-verbindende Bedeutung Abrahams für die drei monotheistischen Religionen hinzuweisen. Ein Wort, dass wir alle Kinder Abrahams sind, hätte doch schon gereicht. Wie armselig und mutlos muss die Stimmung bei den verstummten Herren in ihren Soutanen sein?
1973, wenige Wochen nach dem Yom-Kippur-Krieg fuhren in Deutschland Fahrräder auf den Autobahnen. Die Angst ging um, dass die arabischen Öl-Scheichtümer und der Iran den westlichen Industrienationen den Ölhahn zudrehen. Israel wurde damals nur noch bemitleidet. Die Tage des Judenstaates schienen gezählt. Inzwischen ist die Ölwaffe der arabischen Staaten stumpf geworden. Das Öl der Zukunft heisst Datenkontrolle, Künstliche Intelligenz und Cyber-Security. Die Fähigkeiten dazu liegen vorwiegend in den USA, China, Russland und Israel. Deutschland hat ein Datenschutzgesetz, das so sinnvoll ist wie ein Regenschirm gegen einen Tsunami.

Wer von den EU-Geldgebern der letzten Jahrzehnte sagt der palästinensischen Führung in Ramallah und Gaza: game over? Das alte Terror-Spiel ist zu Ende. Dass das Schiesspulver von PLO, Hamas und Hisbollah seit langem tropfnass ist, dürfte kein allzu großes Geheimnis sein. Der erfolglose Versuch, am Abend der Unterzeichnung des UAE-Bahrein-Israel-Friedensdeals in Washington Raketen von Gaza in Richtung Tel Aviv zu schießen, beweist die grenzenlose Hilflosigkeit der palästinensischen Führung. In den im Weißen Haus unterzeichneten Verträgen wird eine Zwei-Staaten-Lösung ebenso wenig erwähnt wie Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines palästinensischen Staates oder ein Rückkehrrecht von Flüchtlingen. Selbst die grün-motivierte Heinrich-Böll-Stiftung in Jerusalem, die Ramallah fast jeden Wunsch erfüllt, attestiert der Palästinenser-Führung „komplettes Versagen“. Der nächste Test steht vor der Tür: Donald Trump und Benjamin Netanyahu sind für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagen. Wie reagieren Bundesregierung und Opposition in Berlin? Drei Mal darf geraten werden.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 51 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

51 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Freestyler
3 Jahre her

Zeigt Trump auf dem Photo etwa den black power salute? Der Typ ist wirklich einmalig.

Deus exiguo metalli
3 Jahre her

So naiv bei der Beurteilung Merkels (et cetera) im Hinblick auf Juden und Zionisten, sowie deren Hinführung zu Israel, darf man doch nach den Erkenntnissen über die Zusammenarbeit des 3. Reiches und Hitlers in Bezug auf die Kreation Israels nicht sein.
Es geht um die Realisation alter Pläne.
Dabei ist Frieden hinderlich und „Antisemitismus“ Mittel zum Zweck.

Rainer mit ai
3 Jahre her

Wie wird Nancy Pelosi reagieren, sollte Trump den Nobelpreis erhalten? Wahrscheinlich sitzt sie dann gerade beim Frisör.

Luzifer
3 Jahre her

Diese vor Eitelkeit strotzende Versager-Truppe in Berlin, die zusammen nicht einmal das schwarze unter dem kleinen Fingernagel an Intelligenz hervorbringt um sich mit Donald Trump zu messen, wird natürlich ihre auswendig gelernte „Merkel-die Göttliche-Doktrin“ : „das ist unverzeihlich, das muss sofort rückgängig gemacht werden“ im Chor daher plappern. Denn Trump, das Feindbild unseres Vorschuss von Außenminister und dem übrigen Merkel-Regime einschl. des Bundesspaltungspräsident, muss ja ebenso behandelt werden wie die AfD im Zusammenhang mit der Wahl in Thüringen.

Skadi
3 Jahre her

Die Scheichs sind auch eher Geschäftsmänner als Politiker. Die sprechen die gleiche „Geschäfts“sprache.

fatherted
3 Jahre her

Obama bekam den Friedensnobelpreis vorab….nur weil er schwarz war….danach führte er einen unbarmherzigen Bombenkrieg per Drohnen, sah live zu wie ein altersschwacher Terror-Boss liquidiert wurde (traute sich nicht ihn vor Gericht zu stellen), konnte Putin nicht leiden und ist maßgeblich für die Aufrüstung Russlands verantwortlich weil er Russland als „Mittelmacht“ bezeichnete, hatte übrigens die erste Amtszeit auch nichts für Merkel übrig….weil die ihn vor seiner Wahl zum Präsi nicht am Brandenburger Tor reden ließ sondern nur am Alexanderplatz (haben viele schon vergessen). Dafür war er im Pariser Klimaschutzabkommen….forcierte aber massiv die Fracking-Industrie in den USA die ganze Landstriche verseuchte, führte… Mehr

Nibelung
3 Jahre her

Trump wird in dieser Frage der Anerkennung Israels durch diverse muslimische Staaten in die Geschichte eingehen, das werden auch die deutschen Provinzler nicht verhindern können. Im übrigen kann man es für ein Gerücht halten, daß nach dem Abgang von Bismarck bis heute jemals ein Deutscher Politiker dessen Format erreicht hat, was uns hier erzählt wird ist doch schon seit Jahrzehnten in jede Richtung total gefärbt um den Eindruck zu erwecken, wir würden das Geschehen beeinflussen, das mag richtig sein im negativen Sinne. aber ansonsten werden wir doch schon seit 100 Jahren herumgeschubst oder ausgenützt, mehr aber auch nicht. Demzufolge war… Mehr

Magdalena
3 Jahre her

Was die Palästinenser nicht gut heißen, wird unsere links gestrickte Regierung wohl kaum begrüßen. Um dennoch das gebotene Maß an Anstand und Respekt gegenüber Trump und Netanyahu zu zeigen, fehlt Merkel und Co das Format. Darüber hinaus zeigen die Abkommen zwischen Israel, den VAE und Bahrain, die ganz ohne das Zutun der Wichtigtuer in der EU zustande kamen, dass die alten Freund-Feind-Schemata nicht mehr überall passen. Das Weltbild der linken „Eliten“ kommt durch Trump gewaltig ins Wanken und das ist gut so.

Werner Pfetzing
3 Jahre her

Israel war schlecht beraten, Steinmeier am 22.1. wegen des Gedenkens an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz überhaupt in’s Land zu lassen.

Solche Freunde, die einen guten Draht zum Mullah-Regime haben, braucht der Judenstaat nicht.

Schon bei der Einreise hätte man ihm auf dem Flughafen Ben Gurion ein Ticket nach Teheran spendieren sollen.

Donar
3 Jahre her

Nix für ungut. Die Vereinigten Arabischen Emiraten und ebenfalls Bahrein hatten nie Krieg mit Israel. Das macht soviel Sinn wie wenn die Vereinigten Staaten in Nordamerika wegen dem Vietnamkrieg mit Boliven einen Frieden schließen. 😀

Sollte Israel nicht mit den Palästinensern oder Syrien oder dem Libanon oder dem Irak etc. Frieden schließen? Sprich, dahin wo man gerne auch mal hinfliegt/hinfährt um Menschen umzubringen Das Ganze wirkt geistig durchdacht wie eine schlechte Show für geistig wenig Mobile.

Freestyler
3 Jahre her
Antworten an  Donar

Und weil das so unbedeutend ist, kochen die sogenannten „Palästinenser“ auch vor Wut. Ist klar, Donar.

Die IDF bombardieren militärische Ziele in Syrien, Irak, Libanon und Gazastreifen aus gutem Grund. Mir scheint es passt Ihnen nicht, dass sich die Juden wehren. War Ihnen vielleicht das Verhalten von 1933-1945 lieber?

Was den Nahen Osten betrifft, haben Sie offensichtlich einen Durchblick, der weltweit seinesgleichen sucht.