Frankreichs grüne Bürgermeister starten kulturelles Umerziehungsprogramm

Die Abschaffung von „toten Weihnachtsbäumen“ auf öffentlichen Plätzen, die Verabschiedung einer „Charta der Baumrechte“ und die Verunglimpfung der Tour de France – Frankreichs grüne Bürgermeister stellen sich gegen Traditionen der Bürger.

In Frankreich erregen die jüngsten Ankündigungen der gerade erst ins Amt gekommenen Stadtoberhäupter der ökologischen Partei EEVP („Europe Écologie – Les Verts“) die Gemüter. Immerhin acht von 42 Stadtparlamenten französischer Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern (unter anderen Lyon, Strasbourg, Bordeaux, Besançon, Tours, Annecy und Grenoble) wurden bei den letzten „Municipales“ im Mai 2020 von den Grünen erobert.

„Das radikale Abdriften der grünen Bürgermeister“

Der Figaro titelt „Das radikale Abdriften der grünen Bürgermeister“ und kritisiert die Äußerungen des Lyoner Bürgermeisters Grégory Doucet, der die soeben stattfindende Tour de France als „machohaft und umweltschädlich“ bezeichnete und die mögliche künftige Streichung des beliebten Sportereignisses in den Raum stellte. Wenige Tage zuvor schon hatte die französische Presse über Doucets Weigerung berichtet, an dem jahrhundertealten traditionellen katholischen Bittruf „Vœu des Échevins“ von 1643 teilzunehmen, bei der die Jungfrau Maria um eine Abwendung der Pest angefleht wurde und dem der jeweils neue Lyoner Stadtregent normalerweise beiwohnt. Doucets Begründung seiner Absage: „Nach meiner Interpretation der Regeln der Laizität überlasse ich es den Gläubigen, daran teilzunehmen“. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, am Tag nach dem wichtigen katholischen Ereignis den Grundstein für eine Moschee in Lyon zu legen.

Doucet ist kein Einzelfall. Nach dem Willen des Grünen Pierre Humic, der Bordeaux regiert, soll es auf dem Platz Pey Berland zwischen Kathedrale und Rathaus keinen Weihnachtsbaum mehr geben: „Wir werden keine toten Bäume auf den Plätzen der Stadt aufstellen. Das ist ganz und gar nicht unsere Auffassung von Begrünung“, verteidigt Humic seine Entscheidung und fügt hinzu: „Ende 2020 werden wir die Charta der Baumrechte verabschieden“. Schon wurde die Online-Petition „Bordeaux will seinen Weihnachtsbaum behalten“ – mit großem Zuspruch – in Gang gesetzt. Was Humic daraufhin veranlasste, je nach Ausmaß der Petition eine „Befragung“ der gesamten Stadtbevölkerung zu diesem Thema anzusetzen, wie er ankündigte.

Politische Ökologie als säkulare Religion

Der Journalist Ferghane Azihari warnt im Figaro: „Die jüngsten polemischen Stellungnahmen der grünen Bürgermeister sind weniger harmlos, als sie erscheinen: Sie wirken an einer Ideologie mit, die versucht, die Menschenrechte einzuschränken“. Er verweist auf den amerikanischen Publizisten Henry Louis Mencken, der den „Puritanismus als zwanghafte Angst bezeichnete, dass irgendjemand irgendwo glücklich sein könnte“. Genau das sei die Haltung, „die diese neue säkulare Religion – die politische Ökologie – inspiriert“. Daher, so Azihari, sei es nur noch „eine Frage der Zeit, bis die Grünen die Gärtner, die Blumenhändler oder die Tischler vor einen internationalen Strafgerichtshof bringen“.


Dieser Beitrag erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.

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Kommentare ( 77 )

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a.bayer
3 Jahre her

Der Puritanismus als zwanghafte Angst, das irgendwo irgendjemand glücklich ist! Offenbar sieht der Redakteur des „Figaro“, dass grüne Politik nie als rational zu begreifen ist, sonders als Ergebnis tiefsitzender emotionaler „Verwerfungen“. Oder wie erklären Sie sich sonst diese lustvolle Schikanösität, die –immer gerichtet an die Adresse der autochthonen Bevölkerung und an den französischen Beispielen gut erkennbar– zum Markenkern grüner Politik gehört? Wie unglücklich genau war deren Kindheit? Was hat man denen getan? Kann man da helfen? Wir brauchen dringend eine Debatte, warum „die“ so sind!

Deutscher
3 Jahre her

Jetzt ist es den Grünen also zu „machohaft“ wenn Männer Radeln oder es im leistungssportlichen Kontext stattfindet.

Man sieht also: Egal, wleche Zugeständnisse man den Grünen macht, sie geben sich nie zufrieden und erfinden immer weitere, noch absurdere Forderungen. Denn Fordern ist deren Hauptgeschäft und einzige Lebenserfüllung. Was soll nur werden, wenn eines Tages alle Wünsche dieser Infantilen erfüllt sind? Müssen sie sich dann kollektiv von einer Klippe stürzen?

Es kann darum nur einen Umgang mit den Grünen geben: Keine Zugeständnisse, keine Kompromisse.

Deutscher
3 Jahre her

„Die Grünen gegen das Radeln? Wahrhaftig eine Kulturrevolution.“

Allerdings. LOL
Vielleicht verbieten die Grünen bald, Herrenfahrräder und Radlerhosen herzustellen, damit Männer nicht so machohaft wirken beim Radeln.

Man sieht: Egal, was man den Grünen auch an Zugeständnissen macht, sie geben sich nir zufrieden und erfinden immer weitere, noch absurdere Forderungen. Denn Fordern ist deren Hauptgeschäft und alleinige Lebenserfüllung. Infantilismus pur.

tube
3 Jahre her

die 8 Bürgermeister sollten kein Grund sein pauschal über die Franzosen herzuziehen. So einfältig sind sie nun auch nicht. LePens Front National ist stärkste Partei in Frankreich und stellt viel mehr Bürgermeister als die GrünLinken, wenn auch oft in kleinen und mittleren Städten.

Stefferl
3 Jahre her

Und die meisten Grünen haben noch nie auch nur eine einzige Pflanze großgezogen. Die Landwirte, denen sie alles verbieten wollen, aber sehr wohl.

FranzJosef
3 Jahre her

Die Wahlbeteiligung lag doch unter 50% ! Wenn die Leute keine Perspektive mehr sehen, gehen sie nicht mehr wählen. In Duisburg-Marxloh lag die Beteiligung bei den jüngsten NRW-Wahlen bei bei 16,59 Prozent ! Noch Fragen Kienzle ?

FranzJosef
3 Jahre her

Hier sind die französischen Grünen mal ihren deutschen Grünen zuvor gekommen. Aber so ähnlich wird es auch hier kommen. Der vielfach gefeierte Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner, auch ein Grüner, hat ja schon die Tradition der Gipfelkreuze auf den (bayerischen) Bergen in Frage gestellt. Die hätten dort nichts zu suchen. Was er selbst aber auf den Bergen zu suchen hat, hat er leider nicht in Frage gestellt.

Stefferl
3 Jahre her
Antworten an  FranzJosef

Gut. Reinhold Messner hängt sich ja auch tibetische Gebetsfahnen überall in seiner Burg auf. Ich kenne tatsächlich viele Leute, die von sich selbst sagen, sie würden nicht an Gott glauben. Dafür hängen sie sich dann die tibetischen Gebetsfahnen auf den Balkon und stellen überall Buddha-Figuren auf. Wenn die wüssten, dass es im Buddhismus unendlich viele Götter gibt….

Oleron
3 Jahre her

Allez les bleus!!!!Endlich haben die links-grün verdrehten Politclowns ein neues Terrain erobert. Da könnt ihr euch freuen, liebe Franzosen…nix mehr mit Weihnachtsbaum oder igittigitt etwa Weihnachtsmarkt, Fernreisen oder Fleischkonsum…c’est fini!!!!! Jetzt gibt’s stattdessen Zuckerfest, für jeden Franzosen einen Koran und einen Gebetsteppich gratis. Und wenn die Umerziehung abgeschlossen ist, dann hüpfen die Latte Macchiato Besoffenen, Porsche fahrenden ,wohlstandsverwöhnten Nichtsnutze gemeinsam mit ihren vollkommen verblödeten deutschen Nichtsnutzen zum Gesang von Greta. Ich freu mich mit Frankreich….denn Europa muss zusammenwachsen.

Rambatuba
3 Jahre her

Nur in einer untergehenden Zivilisation ist so etwas Dekadentes wie die Grünen denkbar und möglich.

Anti-Merkel
3 Jahre her

Wer, im Gegensatz zu den Grün*innen, tatsächlich etwas sinnvolles für die Umwelt tun will, hört auf, jeden Tag die Gesichtswindel AKA Merkelmaulkorb AKA „Mund-Nasen-Schutz“ zu tragen und zu wechseln, und alle 5 Minuten die Hände zu desinfizieren.
So viel umweltfeindliches Desinfektionsmittel wie heute hat es nie gegeben, die Müllberge durch Einwegmasken und die Wasserbelastung durch Waschmittel für Mehrwegmasken werden ein echtes Problem.
Aber das ist den Grün*innen in Deutschland und Frankreich egal, das wollen sie sogar ausbauen.

meckerfritze
3 Jahre her
Antworten an  Anti-Merkel

Vielleicht denken sie ja anders darüber, wenn sie an einer Drägerwerk hängen und nicht mehr selbst atmen können, weil asoziale schmuddelige Arschlöcher ohne Maske die chinesische Seuche verbreiten.

Katja Mueller
3 Jahre her
Antworten an  meckerfritze

Hier verbreitet niemand etwas. Abgesehen davon, dass ihre Sprache ziemlich unverschämt ist, fordere ich sie auf, zu recherchieren. Richtig tief und ausgiebig. Alle Papiere der Virologen aus aller Welt sichten, sich eine Timeline anzulegen, wann was passierte und wann Drosten mit welchen Unterlagen den Test entwickelte. Dann weiter zu den Beipackzetteln der Tests und zu den Firmen, die den Test vetreiben. Dann zur WHO und ihren Pandemieregeln. Dann zu den Kochschen Postulaten und RNAs. Usw. Zur Vorerkrankungen der jeweiligen Menschen. Zur Bettebelegung in allen Ländern. Zu den vorangegangenen Impfungen. Dann alle Papiere des RKI wöchentl. durcharbeiten und ins Verhältnis setzen.… Mehr

Ulrich
3 Jahre her
Antworten an  Katja Mueller

Es ist das Schöne hier bei TE, dass auch meckerfritze mit seinen Ansichten in einer zugegebenermaßen unterirdischen Ausdrucksweise zu Wort kommt. Er ist einer der vielen, die die die kluge und weitsichtige Politik der Partei- und Staatsführung vorbehaltlos begrüßen (man schaue auf die Wahlergebnisse) und die Maske sicher auch in den heimischen 4 Wänden tragen (man weiß ja nie, was die Chinesen dem Virus noch so Hinterhältiges beigebracht haben). Er ist für mich ein lebendes Beispiel, warum so viele Deutsche ihren jeweiligen Führern bis zum Ende (1945/1989) gefolgt sind, um dann mit Sätzen wie „Wenn wir das gewusst hätten.“ oder… Mehr

maxmink
3 Jahre her
Antworten an  meckerfritze

Ich bin 72 Jahre alt, lebe in einem Land in dem fast niemand eine Maske trägt und das z.Zt. das einzige Land in der EU mit den wenigsten an Covod19 Erkrankten auf der Intensivstation ist und das z.Zt einzige Land in dem die Infiziertenzahlen sinken.
Ich habe noch nie eine Maske getragen und muß mir nicht von einem asozialen **

Peter Gollong
3 Jahre her
Antworten an  maxmink

In welchem glücklichen Land leben Sie?

maxmink
3 Jahre her
Antworten an  Peter Gollong

In Schweden! Ja ja genau dort wo am Anfang der Pandemie sehr viele Menschen gestorben sind.
Allerdings hat das nichts mit der schwedischen
Corono-Strategie zu tun.
Auch mit strengsten Lockdown und Maskenpflicht hätte die Zahl der Verstorbenen wohl nicht darunter gelegen.
Inzwischen steht Schweden sehr gut da, dank seiner Strategie.
Was Corona angeht hat Schweden jedenfalls fastalles richtig gemacht.