Die Union ist abgemeldet und unterwirft sich dem Willen von Grünen und FDP

Die Journalisten-Fragen nach dem Sondierungsgespräch von Union und Grünen zeigen, wo es langgeht: Sie richteten sich an die Grünen. Armin Laschet und Markus Söder interessieren nicht weiter.

IMAGO / Sven Simon
Armin Laschet

Soeben ging das Sondierungsgespräch zwischen der Union und den Grünen zu Ende. Inhaltliche Überraschungen brachte es nicht, zumindest wurden keine öffentlich. Symptomatisch für das Gespräch und für die Stellung der Union ist, dass die Journalistinnen keine Fragen an Armin Laschet und an Markus Söder hatten, sondern nur an ihre Politiker von den Grünen. Deutlich wurde, wer Ansprechpartner und wer abgemeldet ist. 

Die Fragen bezogen sich darauf, ob die Grünen zuerst in ihren Gremien die Gespräche auswerten oder zuvor noch einmal mit der FDP zusammenkommen. Außerdem wollte eine Journalistin wissen, ob für die Grünen der Zustand der Union ein Problem sei und ob sie bereit wären mit einem anderen Kanzler von der Union, wenn die Union also Armin Laschet aus den Spiel nimmt, eine Jamaika-Koalition einzugehen. Derweil spekulieren andere Journalisten schon munter, wer „Laschets Königsmörder“ sein wird. Für die Medien scheint die Jagdsaison eröffnet und, um sich selbst ihre Macht zu beweisen – und nur aus diesem Grund –, würden sie gern Armin Laschet zu Fall bringen. Zumal der CDU-Vorsitzende selbst über den Parcours stolpert. Die einzige Journalisten-Frage, die noch dazu im ruppig-vulgären Ton an die Union ging, interessierte sich nur dafür, ob für die „Durchstechereien“ jemand „rund gemacht und angepfiffen wurde“. So stellt ein Lehrer, der den Beruf verfehlt hat, einen Schulbuben zur Rede. 

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Doch was hat ein Politiker, dessen Statement zur Unterwerfungsgeste gerät, schon anderes zu erwarten? Armin Laschet stellte noch einmal klar: „Die CDU hat diese Wahl nicht gewonnen.“ Dann schätzte er ein, dass das Gespräch in einer guten Atmosphäre verlaufen war und nun die Entscheidung bei den Grünen und bei der FDP läge, als ob Grüne und FDP die Wahl gewonnen hätten, deren Wahlergebnisse tatsächlich weit unter denen der SPD und der Union liegen. Wie man seine Wähler so erniedrigen kann, muss höhere Staatskunst der CDU sein. 

Natürlich liegt man bei einigen Themen nah beieinander, bei anderen nicht. Nah beieinander liegt man offensichtlich in der Klimaideologie. Laschet muss sich in der Karnevalsbütt gefühlt haben, als er mit sorgenumwölkter Stirn von den „Riesenaufgaben“ gesprochen hat, die schnell gelöst werden müssten, so als hätten nicht CDU und auch die SPD – wird gern vergessen – die letzten Jahre regiert. Wenn ein so dringender Handlungszwang besteht, stellt sich doch die Frage, was sollen dann CDU und SPD in der künftigen Reformregierung? 

Laschet betonte noch einmal, wie wichtig ihm der Kampf gegen die AfD ist. Das stimmte die Journalisten aber auch nicht freundlicher. Markus Söder, der gern den zupackenden Staatsmann gibt, stand mit einer Miene da, als wäre ihm jeder Ort auf der Welt lieber, als der, an dem er nunmal stand. Dennoch sagte auch er brav: „Es gab viele Punkte, an denen man sich sehr gut angenähert hat.“ So beim „Klimaschutz“ – und da Annalena Baerbock die „ökologische Transformation“ noch einmal explizit hervorhob, dürfte deutlich sein, was unter „Klimaschutz“ zu verstehen ist. So konnte Annalena Baerbock nicht nur die Gespräche als „konstruktiv und sachlich“ werten, sondern als gemeinsames Anliegen die Modernisierung des Landes bekräftigen. Heißt im Klartext, die Union würde den Weg zur ökologisch-sozialen Marktwirtschaft mitgehen, was man nach Analyse des grünen Wahlprogrammes durchaus als ökologistische Kommandowirtschaft verstehen darf. Doch „ob der weitere Weg so geht, das entscheiden FDP und Grüne“, sagt Laschet.  Also nicht die Union. Macht die Union also alles mit, wenn einzig Grüne und FDP darüber befinden? 

Die Wähler der Union werden sich jedenfalls bedanken, dass sie FDP und Grüne gewählt haben – und sie werden es sich merken für die kommenden Wahlen. 

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Kommentare ( 87 )

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Der Michel
2 Jahre her

Sorry – aber „der Wähler“ wird sich goar nix merken bis zu den nächsten Wahlen“. Die sind in 4 Jahren, bis dahin weiß „der Wähler“ nicht mal mehr, wie die Parteien geheißen hatten, unter denen er diesmal „wählen“ durfte.
Die meisten Zeitgenossen können doch, zumindest was Politik angeht, nichtmal von zwölf bis Mittag denken, wie sich wieder und wieder und wieder zeigt. VIER Jahre? Vergessen Sie’s.

Alexis de Tocqueville
2 Jahre her

„Macht die Union also alles mit, wenn einzig Grüne und FDP darüber befinden?“
Natürlich nicht. Sie macht ausschließlich, was die Grünen sagen. Wie die EKD gehört die CDU zu den Grünen. Wer das noch nicht verstanden hat…

Novillo
2 Jahre her

Naja, die machen nicht unbedingt das was die Grünen sagen. Die Union biedert sich schlicht dem vermeintlichen, grünen Zeitgeist an. Und auch dafür haben sie bereits die Quittung bekommen ?.

Soder
2 Jahre her

Wenn schon, denn schon: Um den Wähler nicht zu täuschen, am besten gleich, offen eine große Koalition/ EINHEITSPARTEI bilden mit CDUCSUSPDFDPSEDGRÜN. Durch Fraktionszwang/Abnicker und der regierungsaffinen „GRÜNSEDGELB-Opposition“ der 19. Wahlperiode, wurde eh grünrot regiert. Die AfD wird auch in der 20. Wahlperiode die einzige echte Opposition sein

Jean B.
2 Jahre her

„Außerdem wollte eine Journalistin wissen, ob für die Grünen der Zustand der Union ein Problem sei und ob sie bereit wären mit einem anderen Kanzler von der Union, wenn die Union also Armin Laschet aus den Spiel nimmt, eine Jamaika-Koalition einzugehen.“ Ich hab schon so oft gesagt und auch auf dieser Plattform, dass die Merkel-Zeit noch nicht zu Ende ist. Die machts nochmal.

conanthebarbarian
2 Jahre her

Der Wähler wird sich nichts merken! In Berlin z.B. wurde RRG wiedergewählt, obwohl in der Stadt auf allen Ebenen das Chaos herrscht, wenn man den Berichten von Berlinern glauben schenken kann, die von dort weggezogen sind.

Dissident
2 Jahre her

Der einzige nennenswerte Unterschied zwischen FDP u. Grün besteht darin, dass die FDP der Klimahysterie (noch) nicht mit Haut u. Haaren verfallen ist. Abgesehen davon stehen beide Parteien für ungezügelte Massenimmigration, huldigen mit Inbrunst dem Regenbogen-Kult und kämpfen tapfer gegen herbeihalluzinierte „Bedrohungen von Räääächz“.

schwarzseher
2 Jahre her

Im Prinzip macht Herr Laschet nichts anderes als Frau Merkel, die sich prinzipienlos jedem anbot, wenn sie so Kanzlerin bleiben konnte. Und letztlich war sie für sich persönlich erfolgreich, auch wenn sie nicht nur die CDU sondern auch Deutschland damit dauerhaft beschädigte. Die peinlichen Anbiederungen des Herrn Laschet bewirken aber genau das Gegenteil. Er macht sich mit jedem Tag nur noch lächerlicher und ist politisch ohnehin erledigt. Ein gut dotierter Posten als Frühstücksdirektor wird sich aber sicherlich finden.

jansobieski
2 Jahre her

Wer das Führungspersonal der Parteien in Deutschland ansieht, erhält einen fokussierten Blick auf den Bildungsniedergang, auf den (unterirdischen) Grad von Ehrlichkeit, Empathie, Heimatverbundenheit, Verantwortungsbewusstsein. Das, was man erkennt, erkennt man aber auch im Großteil der Bürgerschaft. Es ist nicht nur politikbezogen, sonden mittlerweile Standard.

Thorsten
2 Jahre her

Selbst bei mittelprächtiger Intelligenz sollte es klar gewesen sein, dass nach der Wahl es mindestens 2 Dreier-Koalitionen geben könnte, an denen die FDP beteiligt sein könnte.
Es gibt nun neben der (dritten) Deutschland-Koalition auch noch die (vierte) Möglichkeit: CXU, FDP und AfD

Mermaid
2 Jahre her
Antworten an  Thorsten

Richtig! Und je eher die Abgeordneten von CDU und FDP dies merken, umso besser!
DAS ist nämlich das eigentliche Wahlergebnis. Eine Mehrheit eigentlich bürgerlicher Parteien. Diese Mehrheit mag dann zum Kanzler wählen wen sie will. Hauptsache, und so ist es in der Demokratie und vom Grundgesetz auch so vorgesehen, die Politik wird wieder dort gestaltet, wo sie hingehört, nämlich im Parlament!

Irdifu
2 Jahre her

Wer die Nachrichten gestern verfolgte , der konnte sicher sein , dass Politik und seine mitspielenden Puppen ein Riesengrosses Kasperletheater darstellen..Wählerwillen ignorieren und nur die eigenen Pfründe und das Geld der Sreuerzahler im Visier. Die Miniparteien Gelbgrün regieren die nächsten vier Jahre ein durch die Fakepandemie herabgewirtschaftetes Land .Bleibt einem eigentlich nur , das noch vorhandene Geld in Alkohol zu investieren , damit man von dem Dilemma möglichst wenig mit bekommt .Naja , ein paar Kerzen kann man sich noch zulegen , damit man die Flaschen findet , wenns dunkel wird. Unglaublich was in sechzehn Jahren Merkel aus einer weltweit… Mehr