Wie souverän ist die Bundesrepublik?

Merkel hat keine Antwort auf die Umbrüche in dieser Welt. Sie guckt zu. Müde und routiniert. Aber zu sagen hat sie nichts.

Die einst als mächtigste Frau der Welt verlobhudelte Katastrophe, wird als Zerstörerin der Europäischen Einheit in die Geschichte eingehen, und das in einem Augenblick, in dem Europa gar nichts anderes übrig bleibt, als sich seiner selbst zu besinnen.

I.

Merkels Botenjunge ist nicht zu beneiden. Das Kerosin hätte er besser gespart. Aber Antrittsbesuche müssen nun mal sein. Wie ein geprügelter Hund stand Maas in den Kulissen der Macht und sonderte schmallippige Statements ab. Souverän ist anders. Niemand nahm ihn ernst in Washington DC. Das ist keine Häme, sondern Bedauern. Niemand nimmt Deutschland noch ernst am Potomac. Die Bonner Republik unter Besatzungsstatut war de facto souveräner als die Berliner Republik, souverän in doppeltem Sinne, weil sie mitreden durfte.

II.

Natürlich ist Trumps präpotentes Gehabe eine Präpotenz der Schwäche. Mutter der Katastrophe ist die amerikanische Invasion im Irak. Sie hat die Region destabilisiert, den islamischen Terror befördert, den Iran gestärkt. Die Dummheit der letzten Weltmacht hat Trump geerbt. Seine America-first-Politik ist kein Mittel gegen den Verlust der imperialen Vorherrschaft Amerikas.

III.

Merkel ist zur selben Zeit dort gewesen, wo die Zukunftsmusik spielt, in Peking. Schon zum elften Mal, aber auch sie ist dafür nicht zu beneiden. Pragmatisch im Sinne der deutschen Exportwirtschaft. Klar. Doch souverän ist etwas anderes.

Souverän wäre es, wenn die deutsche Bundeskanzlerin nicht nur so etwas wie eine Haltung hätte, sondern auch konkrete Vorschläge. Wenn sie klar definieren würde, was deutsche Interessen sind, über die Exportwirtschaft hinaus. Wenn sie sich nicht bloß hinter der EU verstecken würde. Merkel hat keine Antwort auf die Umbrüche in dieser Welt. Sie guckt zu. Müde und routiniert. Aber zu sagen hat sie nichts.

IV.

China ist das Gegenmodell der offenen Gesellschaft. Dies ist der neue Kampf der Systeme. Kommunismus gegen Kapitalismus war gestern. Kapitalismus ist kein Synonym für Freiheit mehr. Der autoritäre Überwachungsstaat macht sich den digitalen Kapitalismus radikaler zu eigen als jemals die Marktliberalen. China ist der eigentliche Antipode unserer Vorstellung von Freiheit, nicht Trumps USA. Die Mehrheit der Deutschen glaubt dennoch an Äquidistanz.

V.

Europa bleibt gar nichts anderes übrig, als sich seiner selbst zu besinnen. Damit zu den hausgemachten Fehlern, die verheerender nicht sein könnten. Italien ist auf dem besten Weg, den Euro zu erledigen. Ist das eine gute Nachricht oder eine schlechte? Es wird so oder so furchtbar. Italiens neue Regierung wird die Überschuldung mit neuen Schulden beantworten. Es ist die Fortsetzung der Politik der italienisch regierten Europäischen Zentralbank mit anderen, noch unverfroreneren Mitteln. Auf Kosten der Sparer und Steuerzahler in der Mitte der deutschen Gesellschaft, die ohnehin schon ausgebeutet werden von Merkels verschwenderischem Steuerstaat.

VI.

Nach dem Muster Griechenlands wird Italiens absehbares Desaster nicht zu überwinden sein. Merkels Mantra, „scheitert der Euro, scheitert Europa“, ist schlichter Blödsinn. Die europäische Vereinigung ist davon nicht abhängig. Im Gegenteil: Weil der Euro ein politisches Projekt ohne ökonomische Grundlagen ist, muss er scheitern. Nun gilt: Bleibt der Euro, scheitert Europa. Die Frage wird am Ende nur noch sein, wer steigt zuerst aus? Die noch halbwegs Gesunden oder die unheilbar Kranken? Der Süden oder der Norden? Notdurft oder Notwehr?

VII.

Merkel würde sich am liebsten als Retterin des Euro feiern lassen. Sie hat in dieser Frage nie geführt, nur immer die Probleme verschleppt und die Lage verharmlost. Sie verspielt den Wohlstand mit der Schuldenkrise im Euro-Raum, mit der Energiewende, mit der Masseneinwanderung in den deutschen Sozialstaat. Sie leidet an Realitätsverlust oder Überforderung oder beidem. Verrückt, dass die Deutschen das alles defätistisch hinnehmen und weiter Merkel wählen (oder wählen würden).

VIII.

Aber es geht in der gegenwärtigen Weltlage nicht nur um den Euro. Wer, zum Teufel, verteidigt noch die Werte des Westens gegen die Unfreiheit von Diktatoren und Ideologen, gegen Ignoranten und Wahnsinnige? Der Irrsinn dieser Welt ist doch nicht mit Apathie zu bekämpfen. Merkels Regime ist mittlerweile ein Regime der Apathie. Aber auch Apathie kann Freiheit und Wohlstand zerstören.

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Kommentare ( 103 )

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103 Comments
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FreiheitstattEU
5 Jahre her

„Wer, zum Teufel, verteidigt noch die Werte des Westens gegen die Unfreiheit von Diktatoren und Ideologen, gegen Ignoranten und Wahnsinnige?“ schreiben Sie Sehr geehrter Herr Herles, was sind denn die beschworenen westlichen Werte im Jahre 2018? Rechtsstaat? Demokratie? Presse- und Meinungsfreiheit? Individualität? Rechtsstaat und Meinungsfreiheit wohl zumindest in UK nicht mehr: Die skandalöse politisch motivierte Inhaftierung des politischen Aktivisten und Bloggers Tommy Robinson am 25.05.2018 samt der Hintergrundumstände zeigen beispielhaft wo Europa steht. Das gilt mE völlig unabhängig davon in welchem Maße man dessen Ansichten teilt oder nicht. Jeder, der gegen den Mainstream argumentiert oder es wagt Misstände und Gefahren… Mehr

Malaparte
5 Jahre her

Wunderbar Herr Herles. Aber: „Merkels Regime ist mittlerweile ein Regime der Apathie. “ So apathisch kommt mir das Regime in Sachen „Flüchtlinge, Migration oder Gedöns“ gar nicht vor. Da ist enorme Bewegung drin, ins Landesinnere natürlich. Da wird munter weiter eingeschleust, jetzt erst recht. Und, die große Staatsratsvorsitzende hat doch 1,5 Millionen neue Wohnungen binnen weniger Jahre versprochen. Mit billigem Bauland für Kommunen, schlankerem Baurecht und transparenteren, standardisierten Mietspiegel.“ Der Nonsens wurde brav von den MSM veröffentlicht und selbstverständlich nicht analysiert oder gar hinterfragt. Mir allerdings stellt sich die Frage, ob die Dame noch Zurechnungsfähig ist.

5 Jahre her

Diejenigen, welche bereits vor Jahren Kritik an der Kanzlerin und ihrer Politik äußerten werden immer noch diskreditiert oder in die rechte Ecke gestellt. Aber es ist nicht nur die Kanzlerin, welche seit Jahren eine falsche Politik macht und Deutschland sowie die Europäische Union ruiniert. Es sind die etablierten Parteien und ihre alten Politiker, welche gedanklich und zum Teil auch charakterlich nicht für ihr Amt geeignet sind. Dies hat etwas mit unserem System zu tun und der Tatsache, dass Fehlverhalten nicht geahndet werden und derartige Personen noch höhere und verantwortungsvolle Posten erhalten. Ein typisches Beispiel ist die Verteidigungsministerin Ursula von der… Mehr

Gerro Medicus
5 Jahre her
Antworten an  [email protected]

„Dies hat etwas mit unserem System zu tun und der Tatsache, dass Fehlverhalten nicht geahndet werden und derartige Personen noch höhere und verantwortungsvolle Posten erhalten.“ Ja, das auch, aber es hat auch sehr viel damit zu tun, dass es möglich ist und war, dass ungebildete und von jeder Ahnung unbeleckte Personen, die sich mittlerweile in fast allen Parteien nach oben gearbeitet haben, in Machtpositionen gelangen konnten. Der Marsch der 68er durch die Institutionen hätte verhindert werden müssen. Dafür ist es jetzt leider zu spät. Und da die Spät-68er und Linken auch vor Gewalt nicht zurückschrecken, wenn es um die Verteidigung… Mehr

Winni
5 Jahre her

Herr Herles sie haben das Florett beiseite gelegt und den Säbel herausgeholt. Verständlich und richtig. Jetzt fehlt noch ein Schritt oder glauben Sie ernsthaft, daß die CDU oder die SPD sich wenden würden oder nur Merkel der Grund allen Übels sei?

Harry Charles
5 Jahre her

BITTE HERR HERLES, erwähnen Sie die Frau doch nicht immer. Sie versauen einem den ganzen Abend. Komme grade von einem wunderschönen Tag in Gottes freier Natur zurück. Wenn man dem Wellenspiel eines klaren Gewässers zuschaut, den Wind in den Blätter rauschen hört, den unschuldigen Tieren zukuckt-da kann man gut vergessen. Nur 2 Globalisierungswindmühlen haben die Idylle etwas gestört. Aber heutzutage muss man schon froh sein, wenn es nur 2 sind. Herr Herles, es dürfte Ihnen als hochgeschätztem Spitzenjournalist doch nicht schwer fallen, einschlägige Themen aufzugreifen. Die Hiobsbotschaften in unserer Gesellschaft springen einem ja geradezu ins Gesicht. Unerträgliches allerorten, Feminismus, Gender,… Mehr

Die Zahnfee
5 Jahre her

Mir fallen keine konstruktiven Ideen oder zukunftsfähige Taten ein, die ich in Verbindung mit dieser Chefin bringen könnte. In einer erfolgreichen Firma könnte ich sie mir in keiner Funktion vorstellen. Zum Wohle des Volkes und Schaden von ihm abwenden, dafür braucht es realistische Vorstellungen und Umsetzungen, statt zu schweigen und zuzuschauen. Es reicht nicht, um persönlich neugierig und nur als Zuschauer anwesend zu sein. – Und mal ganz allgemein: viele Politiker – ob alt oder jung – haben festgefahrene Strukturen. Bekanntermaßen verfestigen sie sich im Alter. Da bleibt es auf der Strecke, sich mit Neuerungen inhaltlich auseinander zu setzen und… Mehr

Endstadium0815
5 Jahre her

Ja, Herr Herles!

Ursula Schneider
5 Jahre her

Ich habe das Gefühl, lieber Herr Herles, dass Ihnen – wie übrigens auch den meisten anderen bei TE – langsam Humor und Ironie ausgehen und nur noch blanker Sarkasmus bleibt. Kein Wunder bei dem ganzen Schlamassel, der sich immer mehr zur Katastrophe auswächst …

jansobieski
5 Jahre her

Aufgrund der Titelfrage, wie souverän Deutschland sei habe ich mir mehr Antworten versprochen, als die, dass es gut wäre, dass Merkel eine Haltung hätte und eigene Vorschläge mache. Das Problem liegt tiefer, es begrenzt sich nicht auf Merkel. Außerdem bin ich nicht Ihrer Meinung, dass der Euro scheitert. Es wird nämlich so kommen, dass die Staatlichkeiten aufgelöst und im Rahmen des europäischen Bundesstaats dann alles aufgeht. Damit sind auch alle Erlöse und Schulden vergemeinschaftet. Auch dann wird der Deutsche, der sich bis zur Vernichtung selbst hasst, noch jubelnd Merkel wählen.

W aus der Diaspora
5 Jahre her
Antworten an  jansobieski

nur, dass Merkel dann nicht mehr wählbar ist 🙂

Dreiklang
5 Jahre her
Antworten an  jansobieski

Der Deutsche hasst nicht sich selbst. Er glaubt vielmehr an das Gute im Menschen, insbesondere im Deutschen natürlich. Er macht dabei leider nur den Fehler, das Gute auch in Merkel zu sehen. Er hat kein Verständnis für Menschen (böse Zyniker), die in Merkel keinVertrauen haben. Der Deutsche empfindet das als unmoralisch. Umso schlimmer, dass nun eine Partei im Bundestag ist, die keinerlei Respekt vor den Errungenschaften Merkels zeigt.

Absalon von Lund
5 Jahre her

Manche Dinge sind unvermeidbar. Wenn etwas falsch gestrickt ist, dann hält es eben nicht. Die EU muß zerstört werden wie der EURO, damit Europa neu beginnen kann. Dazu ist ADM die ideale Kanzlerin. Sie ist im real existierenden Sozialismus aufgewachsen und hat die Zerstörung eines Staates quasi von der Pike auf gelernt. Von Unternehmesführung und Marktwirtschaft hat sie definitiv keine Ahnung. Auf wen soll man aber bauen bei einem Neuanfang. In Deutschland würde ich aufgrund persönlicher Erfahrungen auf die Bürger der ehemaligen DDR setzen, die unter ihrer sozialistischen Katatstrophenregierung immer höchst kreativ das Beste draus gemacht haben und die, anders… Mehr