Auf Deutsche in der NATO setzten die USA einst – nun auf beide nicht mehr

Die neue Nachkriegsordnung entsteht nicht in Berliner oder Brüsseler Diplomatenstuben, sondern in den Kontoren amerikanischer Investoren und den Korridoren des Kremls.

picture alliance / TASS | Kristina Kormilitsyna

Die Kommunikation mit dem US-Pentagon sei „cut off“, meldete Generalleutnant Christian Freuding der Öffentlichkeit über ein Interview mit „The Atlantic“.

Weiß der Inspekteur des Heeres es wie seine Posaunenpolitiker nicht? Niemandem trauen die USA von Berlin bis Paris und London bis Madrid. Nicht erst Trumps New America, sondern schon lange davor. Die spanischen Sozialisten-Regierungen sehen die USA in KP-Chinas Hand. Frankreichs Regierungen trauten sie vor und nach de Gaulle nicht über den Weg. Dem Windbeutel Macron erst recht nicht. Seit Tory- und Labour-Regierungen vor den eingewanderten Moslems ihrer ehemaligen Kolonien in Großbritannien kapitulieren, denen in London auch nicht mehr. US-Vice-Vance ätzt von der ersten islamischen Atommacht, dem Kalifat UK. Überdies haben sie in Westeuropa gar keine Streitkräfte – von ein paar Spezialeinheiten abgesehen.

It’s the economy, stupid

International träumt Old Europe in Old-School-Diplomatenkategorien. New America macht Deals – Geopolitik durch handfeste Geschäfte. Das Wall Street Journal will von einem 300-Milliarden-Deal wissen mit eingefrorenen russische Geldreserven, Nord Stream 2 und arktischen Rohstoffen zwischen Steve Witkoff, Jared Kushner und Kirill Dmitriev – Geschäftsleuten im Auftrag ihrer Regierungen ohne Staatsamt.

EU-vdL und ihre Außen-Kallas wollen die eingefrorenen Russland-Milliarden der Ukraine geben. Putins Dealmaker Dmitriev will diese Milliarden US-Firmen geben, um US-russischen Investitionen für einen US-geführten wirtschaftlichen Neustart der Ukraine zu dienen. Für Russland bedeutete das die Rückkehr in die Weltwirtschaft, bezahlt mit seinem blockierten Geld. Witkoff wertet die Konstruktion als historische Friedenschance. Unübersehbar hat Investment-Banker Kirill Dmitriev in Stanford und Harvard studiert und seine Karriere bei McKinsey begonnen.

Selenskyj hatte versucht, Trump mit Explorationsrechten im Donbass zu ködern. Jetzt liefert Dmitriev dasselbe Angebot, aber aus der Position des Stärkeren, denn Russland hat große Teile des Donbass bereits in der Hand. Das Angebot, Russen und Amerikaner bohren dort zusammen nach Gas und Rohstoffen, finden Dmitriev und Witkoff gut. Drill baby, drill.

Witkoffs Philosophie und die von Trump: Wohlstand ist die beste Kriegsbremse und der stabilste Friedensmotor. Dividenden des Friedens sind größer als die des Kriegs, ist die Formel. Russlands Rohstoff-Reichtum soll die Eintrittskarte sein in die nächste Weltordnung: Arktische Transportkorridore, Öl- und Gasprojekte, seltene Erden, Mineralien. US-Konzerne, Asset-Manager und Kreml-Netzwerke sortieren sich für den Tag X. Manager reden mit Staatskonzernen über Gas-Beteiligungen, Investoren über Öl-Assets, Pipeline-Fenster und verhandeln Rohstoff-Konzessionen. Handels- und Lieferketten werden jetzt als Claims abgesteckt.

Westeuropäer blockieren, USA und Russland kassieren

Laut Wall Street Journal wirbt ein Trump-Großspender um Kauf und Reaktivierung von Nord Stream 2 im Zuge eines Insolvenzverfahrens. Werbeargument für Europa:  Ein US-Eigentümer ist sicherer. Geopolitische Wirkung: Europa bekäme wieder Gas aus Russland, aber durch eine US-Pipeline. Europa hinge beim russischen Gas nicht von Russland ab, sondern von Amerika.

Die Kluft zwischen dem US-Deal-Denken und dem EU-Sanktionen-Trampelpfad unterstreicht der zeitgleiche Beschluss der EU eines stufenweisen Verbots für Flüssigerdgas (LNG) und Pipeline-Gasimporte aus Russland bis zum vollständigen Verbot ab Ende 2026 und Herbst 2027. Die Westeuropäer wollen blockieren, USA und Russland kassieren.

Die neue Nachkriegsordnung entsteht nicht in Paris, London, Berlin oder Brüssel, sondern in den Kontoren amerikanischer Investoren und den Korridoren des Kreml. Dmitriev und Witkoff folgen wie Trump kühler Wirtschaftslogik: Tempo und Ergebnis zählen, behäbige Diplomatie adé. Um die Hoheit über Rohstoffe, Lieferketten und Kapital geht es, nicht um die Lufthoheit bei Berufsdiplomaten-Versammlungen.

Derselbe Kulturwandel von der Berufsdsiplomatie zur Deal-Time darf auch zwischen USA und China und Indien und so weiter ausgegangen werden. In den Golfstaaten trifft Trumps Deal-Philosophie sich mit der arabischen Basartradition. So radikal unterschiedlich Islam und Christentum sind, als Kaufleute sprechen Trump, MBS und wie sie alle heißen, eine Sprache.

Die Hanse trieb einst mit aller Welt Handel ganz ohne eine Zentralregierung wo auch immer. Gewiss, das ist Geschichte. Aber wer sagt, dass sie nicht auf andere Weise aufersteht? Nach EU und UN und Konzernkommunismus.

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Kommentare ( 1 )

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November Man
42 Minuten her

„Überdies haben sie in Westeuropa gar keine Streitkräfte – von ein paar Spezialeinheiten abgesehen.“
Der Herr Vizepräsident Vance kennt unsere Antifa nicht. Das sind bezahlte, äußerst gewalttätige, brutale linksextremistische Spezialeinheiten der Kartellbande. Die greifen alle an, die prügeln auf alles ein was nicht erkennbar Linksextremistisch ist. Auch deshalb gehören diese Anarchisten, wie in den USA, als terroristische Organisation verboten.