Windräder in Frankreich nicht mehr genehmigt – auch rückwirkend

In einer sensationellen Entscheidung wurden in Frankreich sämtliche Genehmigungen für Windräder aufgehoben. Grund: Die Bürger würden in unzumutbarer Weise vom Lärm belästigt. Dort messen die Richter den akustischen Beeinträchtigungen der Windräder einen erheblich höheren Einfluss auf die Gesundheit der Anwohner bei als in Deutschland.

IMAGO / Andia
Windräder in der Bretagne, Frankreich
Wie bereits im TE-Wecker berichtet, hat in Frankreich der Staatsrat die Genehmigungen für Windräder an Land und die Regeln für die Erneuerung von Windparks für illegal erklärt. Das bedeutet, dass keine neuen Umweltgenehmigungen für Windprojekte mehr erteilt werden dürfen, solange nicht neue Protokolle definiert werden, wie akustische Belästigungen von Windrädern eingestuft werden sollen. Dies gilt auch rückwirkend für bereits genehmigte und errichtete Windräder.

Damit hat der Staatsrat einer Klage des Umweltschutzdachverbandes „Fédération Environnement Durable“ (FED) stattgegeben. Die Bürger würden in unzumutbarer Weise vom Lärm der Windräder belästigt. Die FED hat dies als „historische Entscheidung“ gewürdigt und nennt sie „einen großen Sieg für den Schutz der Umwelt, die Gesundheit der Anwohner und die Einhaltung der Gesetze“. Diese Entscheidung folgte einem Antrag der FED und weiteren 15 Verbänden. Der Staatsrat stellte fest, dass die ministeriellen Lärmmessverordnungen keiner Umweltprüfung unterlagen. Dies stellt einen Verstoß gegen das Gesetz dar.

Außerdem betonte der Staatsrat, dass die Entscheidungen zur Genehmigung des Akustikprotokolls nicht von der Beteiligung der Öffentlichkeit abhängig waren und somit gegen die Grundsätze der Beteiligung und Transparenz verstoßen. Tichys Einblick hatte früher schon über den Kampf von Umweltgruppen in Frankreich gegen die Lärmbelästigung von Windrädern berichtet. Dort messen die Richter den massiven akustischen Beeinträchtigungen der lauten Windräder einen erheblich höheren Einfluss auf die Gesundheit der Anwohner bei als in Deutschland.

Doch schon ein wenig verblüffend, wie komplett es dem öko-industriellen Komplex gelungen ist, die gut dokumentierten Gesundheitsgefahren massiv unter den Tisch zu kehren. Eine üble Rolle spielte dabei der Alt-Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der sich einst sogar entschuldigte, weil die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), eine Behörde des Wirtschaftsministeriums, angeblich falsche Berechnungen zur Schallbelastung durch Windräder vorgelegt hatte. Darunter habe deren Akzeptanz „ein Stück weit“ gelitten, so Altmaier in seinem Kotau vor dem grünen Windindustriekomplex damals.

Denn widersprochen hatte in einem Interview seinerzeit der Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie an der Universität Mainz, Christian-Friedrich Wahl. Er leitet die „Arbeitsgruppe Infraschall“ und erforscht seit langem die Wirkung auf Organe und Zellen. Er lässt aufhorchen: „Nach der BGR-Korrektur werden die Beschwerden der Betroffenen nicht mehr im Bereich von größer 90 Dezibel geäußert, sondern bereits im Bereich zwischen 60 und 70 Dezibel.“ Denn der tatsächliche Infraschalldruck bleibt gleich, die Gesundheitsschäden ebenso.

Weiterhin seien die Anlagen der Windindustrie viel größer als vor 20 Jahren, deswegen müssten dringend neue Untersuchungen über die größeren Auswirkungen dieser gigantischen Windräder gemacht werden. Die erzeugen deutlich höhere Infraschalldrücke mit entsprechend gefährlichen Auswirkungen auf Organe und Körperzellen.

Die teilweise 200 Meter hohen Anlagen der Windindustrie überziehen das Land mit einem deutlichen Schallteppich, der von der unteren Hörgrenze bis in den nicht hörbaren Bereich reicht. Doch unser Körper spürt ihn. Biologe Wolfgang Müller hatte in seinem Buch „Krankmacher Windkraftanlagen? – Auswirkungen des Infraschalls auf unsere Gesundheit“ die wesentlichen Ergebnisse aller weltweiten Untersuchungen dokumentiert. Das Buch ist im Buchshop bei TE zu erhalten.

Doch: „Wer sich über die Windenergie informieren will und den Beteuerungen des Bundesumweltministeriums und der Länderministerien mit ihren zugehörigen Landesumweltämtern bzw. Landesanstalten glaubt, wird hinters Licht geführt“, schrieb Müller, der mittlerweile verstorben ist. Es gibt molekulare Mechanismen, mit deren Hilfe Körperzellen mechanische Kräfte erfassen und biochemische Vorgänge in den Zellen anstoßen. Auch Infraschall der Windräder gehört zu solchen mechanischen Kräften. Das bedeutet: Der Körper reagiert äußerst sensibel auf Druckereignisse auch ohne, dass wir es direkt merken. Die Wirkungen machen sich auf längere Zeit bemerkbar.

Es sind Schwankungen des Luftdrucks, die zersetzend wirken. In höheren Schwingungsbereichen nehmen wir sie als akustische Ereignisse wahr wie Sprechen, Musik und Geräusche. Unterhalb einer Schwelle von etwa 20 Hertz können wir sie nicht mehr hören, sie sind dennoch vorhanden und wirken sich auf den Organismus aus. In diesen niedrigen Frequenzbereichen haben diese Schallschwankungen zudem sehr unangenehme Eigenschaften: Sie pflanzen sich über weite Strecken nahezu ungehindert fort. Die werden über weite Strecken bis zu 20 Kilometer in der Luft übertragen. Sie werden zum Beispiel nicht durch Wände abgeschirmt. Deswegen nutzt es Anwohnern nichts, sich in abwärts gewandte Räume zurückzuziehen. Infraschall dringt dennoch hindurch.

Die gleichmäßigen Druckschwankungen entstehen beim Passieren eines Windradflügels am Turm. Hier ändern sich kurz die Druckverhältnisse am Rotorflügel und setzen sich als Welle fort. Wer neben einem Windrad gestanden hat, wundert sich darüber, wie laut es ist. Nicht nur das Rauschen der Rotoren, sondern auch der Lärm aus dem Maschinenhaus an der Spitze ist zu hören. Doch außer diesen hörbaren Maschinengeräuschen emittieren Windenergieanlagen auch tieffrequenten Schall und Infraschall.

„Die Druckschwankungen pflanzen sich bis in die Hohlräume fort, denn die stehen mit der Außenwelt in Verbindung. Diese tieffrequenten Druckschwankungen wirken sich auf die festen Strukturen und Gewebe aus. Darin sind nämlich zahlreiche Rezeptoren, die auf kleinste Luftdruckschwankungen reagieren können.“ Ständig wird das extrem empfindliche Trommelfell und Mittelohr in Mitleidenschaft gezogen. Biologe Müller: „Im Mittelohr messen ständig Rezeptoren den momentan herrschenden Luftdruck, damit ihn das Gehirn mit den Druckschwankungen der Schallwellen verrechnen kann. Dieser Verarbeitungsprozess ist unerlässlich für das Einschätzen und Vergleichen verschiedener Lautheitsempfindungen.“ So wird auch das extrem empfindliche Gleichgewichtsorgan durch die Druckschwankungen des Infraschalls in Mitleidenschaft gezogen.

In Frankreich hatte bereits 2021 ein französisches Appellationsgericht Klägern Recht gegeben, die in der Nähe von Windrädern wohnen, und festgestellt, dass der Betrieb der Anlagen zu Veränderungen des Gesundheitszustandes geführt hat. In einem Berufungsverfahren erklärte das Gericht, dass die Kläger unter dem sogenannten Windturbinensyndrom leiden. Das ist auf tieffrequenten Schall und Infraschall zurückzuführen. Die Kläger haben Anspruch auf einen Schadensersatz in Höhe von 128.000 Euro.

„Nach so vielen Jahren gerichtlicher Verfahren wurde unser Leid endlich anerkannt“, stellten damals die beiden Kläger Christel und Luc Fockaert fest. Sie hatten 2004 im Regionalpark Haut Languedoc ein Bauernhaus gekauft und renoviert. 2008 wurden den beiden sechs Windräder auf den Höhen von Fontrieu vor die Nase gesetzt. Von dem Dorf aus sind die Anlagen zwar nicht zu sehen, wohl aber der Lärm je nach vorherrschender Windrichtung und der Leistung der auf rotierenden Köpfen installierten Windturbinen zu hören.

Die ersten gesundheitlichen Symptome traten nicht sofort, sondern erst im Laufe der Zeit nach und nach auf. Bei jeder mehrtägigen Reise verschwanden die Symptome. Zudem hielt das Gericht auch fest, dass der behandelnde Arzt der Kläger keine Auffälligkeiten in der Vorgeschichte feststellen konnte. Insbesondere wurden keine Kardial- oder HNO-Anomalien festgestellt. Die Kläger waren auch keine Gegner der Errichtung der Windenergieanlagen in der Nähe ihres Wohnhauses.

Fachleute wie der Karlsruher Fachanwalt für Verwaltungsrecht Dr. Rico Faller erwarteten seinerzeit, dass dieses Urteil des „Cour d’appel de Toulouse“ auch in Deutschland Veranlassung geben dürfte, die Rechtsprechung konsequent weiterzuentwickeln. Doch geschehen ist nichts. Anwohner von Anlagen der Windindustrie in Deutschland müssen sich weiter den Gesundheitsgefahren aussetzen – oder wegziehen.

Das steht jetzt wohl auch den Anwohnern der geplanten gigantischen Windindustrieanlagen bevor, die in die Landschaften Bayerns und Baden-Württembergs gesetzt werden sollen.

Weitere Informationen dazu und was dänische Nerze mit dem Infraschall von Windrädern zu tun haben, können Sie am kommenden Sonntag in unserem TE-Wecker hören.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 77 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

77 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Jiriep
1 Monat her

Vermutlich wirkt der, vom Windrad erzeugte, Infraschall ähnlich wie die schnellen Luftdruckschwankungen (auch Infraschall) des Föhns. Dort sind die gesundheitliche Auswirkungen schon seit Längerem annerkannt,

Last edited 1 Monat her by Jiriep
Felix Dingo
1 Monat her

Die rot-grüne Schickeria wohnt in ihren Altbau-Eigentumswohnungen in den Städten, wo man natürlich nichts von den Windrädern hört, weil sie zu weit entfernt sind.

Die Landbevölkerung wird massiv geschädigt und die links-grüne Schickeria genießt ihren Latte Macchiato im Altstadtcafé und schaut verächtlich auf die Landbevölkerung.

Felix Dingo
1 Monat her

Verlieren jetzt alle französischen Windräder ihre Zulassung und müssen stillgelegt werden?

Riffelblech
1 Monat her

Um das intellektuelle Ausmaß der Grünen Katastrophe erkennen zu können lohnt es sich auf jeden Fall die Rede Habecks vor der Mittelstandsvereinigung mal zu lesen . Es ist wichtig diese Rede als Schriftsatz vor Augen zu haben weil es sonst beim bloßen Anhören überhaupt nicht möglich ist den Schwachsinn im Redefluss zu erkennen den Habeck von sich gibt . Und wie soll es bei den Windrädern denn anders sein ? Die Grünen hören keinen Infraschall ,es gibt ihn also nicht ! Komisch ,bloß die Atomare Strahlung merken die ja auch nicht ,haben aber jahrzehntelang dagegen protestiert . So ist denn… Mehr

Der Ingenieur
1 Monat her

Als Begründung für die angeblich notwendige „Energiewende“ wird „die Rettung des Weltklimas“ angeführt, was angesichts unseres im Vergleich zu den USA und Chinas gerade zu lächerlichen Energieverbrauchs völlig absurd ist.

Wenn es wirklich um „die Rettung des Weltklimas“ ginge, könnte die Ampel doch viel mehr bewegen, indem sie diese weltgrößten Schadstoff-und CO2-Emittenten auf diplomatischen Weg dazu bringen würde, wenigstens unsere deutschen Umwelt- und Energie-Standards einzuhalten. Denn jeder US-Bürger verbraucht 5x so viel Energie wie eine Deutscher.

Da das nicht mal versucht wird, beweist doch, dass eine ganz andere Agenda dahinter steckt, nämlich das Ausschalten Deutschlands als Wirtschaftsmacht.

Vladimir
1 Monat her

Produzieren nicht auch alle Motoren, in Flugzeugen, Schiffen, Wärmepumpen, Umwältzpumpen etc. Infraschall? Ganz wiederlich ist auch der Schlagschatten der Winräder. Die wollen doch diese Verspargelung immer näher an die Häuser bauen.

Der Ingenieur
1 Monat her

Nicht nur Infraschall ist ein riesige Gesundheitsgefahr, sondern auch Mikroplastik:

Die Windflügel zerbröseln mit der Zeit, denn Regentropfen verdampfen durch den dortigen extrem hohen Unterdruck schlagartig, reißen dabei Milliarden von Mikroplastik-Teilchen aus deren Oberfläche (Kavitation) und zerstäuben sie in die Luft. Deshalb brechen die Flügel oft schon vor Erreichen der max. Anlagen-Lebensdauer von 20 Jahren (Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke halten dagegen mind. 60 Jahre).

Die Merkel-Regierung beauftragte dazu für zig Mio. Studien, die vor einem Jahr abgeschlossen wurden. Die Ampel hält jedoch anscheinend illegaler Weise die Ergebnisse unter Verschluss.

Last edited 1 Monat her by Der Ingenieur
Kati
1 Monat her
Antworten an  Der Ingenieur

Jede „Windkraftanlage“ erzeugt pro Jahr 50kg Stoffabrieb von den Rotorblättern, der durch den Wind über unsere Äcker verteilt und durch die Atemluft eingeatmet wird. Mikroplastik und Nanoplastik, darunter eine Schicht aus Verbundwerkstoffen und krebserregenden Stoffen.

MarkusF
1 Monat her

Das freut mich für die Franzosen.
Man muss sich auch unbedingt klar machen das Windräder keine Investition sind. Windräder haben eine maximal Lebensdauer von 20 Jahren. In dieser Betriebszeit müssen die nicht recycelbaren Rotorblätter auch noch drei mal erneuert werden.
Die Kosten die Windräder in diesen zwanzig Jahren Lebensdauer verursachen stehen in keinem Verhältnis zum erzeugten Strom; viel zu teuer, nicht wirtschaftlich und alles Andere als ’nachhaltig‘. Der Irrweg Windräder zerstört die Wirtschaftskraft und damit auch die Grundlage für den Bau und Erhalt der teuren Windräder.