Leben im rechtsfreien Raum: Eine Kindheit am Görlitzer Park

Im Görlitzer Park in Berlin herrscht schon seit langem kein Gesetz mehr. Drogendealer beherrschen den Kiez, die Bevölkerung ist eingeschüchtert, gedemütigt, ausgesetzt. Unsere Autorin ist dort aufgewachsen - hier erzählt sie ihre Geschichte.

IMAGO / Jürgen Held

Der Görlitzer Park in Kreuzberg hat sich weit über die Berliner Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht: Für die einen als Kriminalitätsschwerpunkt, Drogenparadies oder No-Go-Area und für die andern als hippe Multikulti-Oase. So oder so schafft er es immer wieder in die Schlagzeilen – daran hat auch der Ausbruch des Corona-Virus nichts geändert. Im Gegenteil: Durch die fehlenden Touristen, die erst vereinzelt wieder die Stadt für sich entdecken, scheint dem ein oder anderen so langsam ein Licht aufzugehen, dass in unserem Kiez doch nicht alle von der rot-grünen Toleranzpolitik – oder sagen wir lieber: ihren Folgen – begeistert sind. Die Berliner Zeitung veröffentlichte erst vor kurzem eine Reportage über die stetig steigenden „Kiezkonflikte“ von Anwohner und Drogendealern. Schön, dass das mal jemand benennt, aber eins muss klar sein: Die Stimmung kippt nicht erst seit Corona. Die Probleme sind seit Jahren unverändert – es wollte bislang nur niemand hören oder sehen.

Im April 2020, nur kurz nachdem die ersten Corona-Fälle in Berlin bekannt wurden, wurde der sogenannte „kriminalitätsbelastete Bereich“ vom Görlitzer Park auf den umliegenden Wrangelkiez bis zum Schlesischen Tor ausgeweitet. Der Grund: eine „deutliche Zunahme erheblicher Straftaten […], die das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung besonders beeinträchtigen, beispielsweise Raubtaten und offensiver Betäubungsmittelhandel“. Und davon kann ich wirklich ein Liedchen singen. Bei uns stehen seit Jahren an jeder Straßenecke Drogendealer, die auch außerhalb des Parks völlig unbehelligt ihren Geschäften nachgehen. Man kommt keine paar Meter weit ohne angepfiffen, angeraunt oder derbe angemacht zu werden. „Yo, what´s up. You need something?“, „Mariuhana, Koks, Ecstasy?” oder auch „Ey beautiful, you need a boyfriend?” – und das sind noch die harmlosen.

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Vielleicht kann man sich vorstellen, dass es unter diesen Umständen grade nachts und besonders als junge Frau eine echte Tortur ist, allein den kurzen Weg vom Auto bis zur Haustür zu überwinden. Und das war grade im ersten Lockdown tatsächlich besonders schlimm. Plötzlich waren all die kleinen Cafés, Restaurants und Geschäfte, die einem wenigstens ein kleines bisschen Sicherheit spenden konnten, geschlossen. Die meisten normalen Leute blieben zuhause, man sah fast nur noch Obdachlose, Dealer und schwerst psychisch gestörte Menschen auf der Straße – das Elend wurde so offensichtlich, dass man es gar nicht mehr leugnen konnte. Es wurde sichtbarer, war aber nicht neu. Schon bevor der Lockdown kam, und auch jetzt, wo die Restaurants zum Glück wieder geöffnet haben, saß ich unzählige Male nachts in meinem Auto und konnte nichts anderes tun als fünf, zehn oder zwanzig Minuten still zu sitzen und zu warten, bis ich mich endlich traute auszusteigen. Bis die Dealer vor meiner Tür ihr Geschäft abgewickelt hatten. Oder bis der psychotische – mit sich selbst, Jesus oder dem Geheimdienst redende – Typ, der grade versucht hatte meine Autotür aufzureißen, nach einem wütenden Schlag gegen meine Fensterscheibe enttäuscht von dannen gezogen war.

Und auch dann ist die Gefahr nicht gebannt. Ich habe immer, wenn ich nachhause komme, Angst, dass jemand in meinem Hausflur steht und schon auf mich wartet. Mir ist das schon passiert, genau wie es fast all meinen Freundinnen passiert ist. Bei zwei Bekannten von mir werden in regelmäßigen Abständen die Haustüren von Dealern, Obdachlosen oder Junkies aufgebrochen oder einfach brutal aufgetreten, bis das Schloss nachgibt. Sie suchen ein warmes Plätzchen oder Schutz vor dem Regen, um zu schlafen, sich in Ruhe einen Schuss zu setzen oder einen Deal zu machen. In der Regel kann man sich zwar mit einem richtig miesen Gefühl und zugehaltener Nase noch schnell an ihnen vorbei stehlen, im Haus einer früheren Freundin von mir, ist das aber auch schon anders ausgegangen – und daran muss ich immer denken. Ihre Nachbarin wurde im Hausflur überfallen, mit einem Messer bedroht und beinah vergewaltigt. Ein anderer Nachbar wurde nur ein paar Monate später wortwörtlich zum Krüppel geschlagen und sitzt seitdem für immer im Rollstuhl.

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Seit etwa 10 Jahren steigt die Zahl der Diebstähle, Gewaltverbrechen und Überfälle im und um den Park kontinuierlich an. In den Jahren 2012 und 2013 gab es insgesamt drei Delikte wegen Tötungsversuchen und zusammengenommen 184 Fälle gefährlicher Körperverletzung. 2014 waren es allein schon 178. Es gab vier Tötungsversuche und 172 Raubtaten. 2012 gab es drei, 2013 vier und 2014 sechs Vergewaltigungen im und um den Park. Im März 2015 führte der damalige Innensenator Frank Henkel (CDU) dann die sogenannte „Null-Toleranz-Zone“ im Görli ein, um gegen die Kriminalität anzukämpfen. Damit war ab sofort jedes Gramm Gras strafbar und so nicht nur die Dealer, sondern auch die Konsumenten belangbar. Gleichzeitig wurde die Polizeipräsenz extrem erhöht. Schon damals hatten Aktivisten nichts Besseres zu tun, als sich über „regelrechte Jagdszenen“ im Park zu beschweren und der Polizei „racial profiling“ vorzuwerfen. Der damalige Leiter der Polizeidirektion 5, Stefan Weis, wies das mit den Worten zurück, dass es nach den Erkenntnissen der Polizei nun mal so sei, „dass im Görlitzer Park 95 bis 98 Prozent der Dealer Schwarzafrikaner sind“ – was ich, von dem Fakt abgesehen, dass heute ein paar mehr Araber dabei sind, nur bestätigen kann.

Kinder spielen mit Ecstasy-Pillen 

2017 wurde das Projekt für gescheitert erklärt. Man hatte in den 18 Monaten zwar knapp 6.200 Straftaten festgestellt, 41 Gefängnisstrafen, 67 Bewährungsstrafen, zahlreiche Jugendstrafen sowie 337 Geldstrafen verhängt, konnte des Problems aber trotzdem nicht Herr werden. Es fehlte politischer Wille, Geld und ein richtiger Plan. Die an sich sehr begrüßenswerte Maßnahme hatte nämlich ein mehr als bittere Begleiterscheinung: Die Dealer kamen aus dem Park heraus und verteilten sich in den umliegenden Wohnstraßen, wo die Null-Toleranz-Regel nicht galt. Und da sind sie bis heute geblieben. Jetzt kann man den Drogendealern nicht mehr aus dem Weg gehen, in dem man den Park bei Tag und Nacht meidet.

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Dieses Jahr sind allein bis Juni 584 Straftaten im Görlitzer Park registriert worden, womit der Görli es abermals auf die Nr. 1 der gefährlichsten Parks Berlins geschafft hat. Schon jetzt zählt die Polizei u. a. 71 Körperverletzungen, 72 Diebstähle und drei (bekannt gewordene) Sexualdelikte. Aber nicht mal die sexuellen Übergriffe auf Frauen und Mädchen scheinen für Empörung zu sorgen. Auch in dem Bericht der Berliner Zeitung wurden sie mit keinem einzigen Wort erwähnt. Dafür zitiert man lieber irgendeine Rentnerin, die sagt, dass in echt die „weißen Väter“ und „alten Männer“ an den Konflikten schuld seien und ihr die „Jungs“ – sie meint die Drogendealer – leidtun. „Vor denen muss ich keine Angst haben, die haben Respekt vor Kindern, und wenn sie doch mal was sagen, dann sind sie freundlich.“ – ist klar. Ich will der Dame ja wirklich nicht zu nahetreten, aber angesichts solcher Ignoranz würde ich sie zu gerne fragen, ob sie eigentlich in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut hat. Die meisten „Jungs“ sind zwischen 20 und 35. Da passt man mit Ü-60 nicht mehr ins Beuteschema.

Davon abgesehen, sollten sich aber auch ältere Frauen nicht zu sicher fühlen. Erst vor zwei-drei Monaten wurde eine etwa 60-jährige Frau am Park von einem Dealer mit dem Messer abgezogen und hatte Glück, dass ein paar Türken dem Typen hinterherrannten und ihn so lange festhielten, bis die Polizei kam – während sie nur panisch daneben stehen konnte und herumschrie, dass der Typ ihr Handy hat. Aber nicht nur alte, weitgehend wehrlose Frauen, selbst Rollstuhlfahrer wurden von den freundlichen Jungs schon um ihre Portemonnaies erleichtert. Und apropos Kinder:

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Ich habe schon etliche male gesehen, wie kleinen Kindern von 10-11 Jahren Kokain angeboten wurde. Ich war 12, als mir das erste Mal ein Drogendealer an den Hintern fasste und mich im Schwitzkasten festhielt, sodass ich nicht weglaufen konnte. Was meinen Sie, was das mit einem kleinen Mädchen macht? Und selbst den ganz Kleinen tun die Drogendealer und ihre Konsumenten etwas, wenn vielleicht auch indirekt. Im Görli gibt es mehrere Spielplätze mit großen Sandflächen, auf denen Kleinkinder schon divers Drogenbesteck und Ecstasy-Pillen ausgebuddelt, angefasst und in den Mund genommen haben. Vor ein paar Jahren schaufelte ein kleines Mädchen Kokain-Kugeln aus dem Sand und nahm sie mit in die Kita. Diese Kinder hätten sterben können.

Doch alles kein Grund, etwas zu unternehmen. Auch unsere Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann (Grüne) hat nichts Besseres zu tun, als Autos den Kampf anzusagen und die Drogendealer in Schutz zu nehmen. Schließlich dürfen die armen Burschen nicht diskriminiert und aus dem Park ausgeschlossen werden. Nein, wir lassen uns lieber von irgendwelchen bekloppten Künstlern ein Dealerdenkmal bauen, machen Ausstellungen zu ihren Ehren und malen rosa Dealerparkplätze auf die Parkwege. Und unsere Polizei? Die steht seit Einführung des Antidiskriminierungs- bzw. Anti-Polizei-Gesetzes sowieso unter dem Generalverdacht „Rassismus“. Der Görlitzer Park ist seit Jahren ein beinah rechtsfreier Raum und es ist kein Fünkchen politischer Willen erkennbar, daran etwas zu ändern – man kapituliert lieber gleich vor dem Verbrechen und lässt die Anwohner im Stich. Wenn das durch Corona tatsächlich ein paar Leuten mehr auffallen sollte, dann hat die irrationale Pandemie-Politik wenigstens einen positiven Effekt gehabt.

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Kommentare ( 84 )

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84 Comments
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Flik Flak
2 Jahre her

Ubi bene, ibi patria.

Flik Flak
2 Jahre her

Warum muss ich gerade an diese Zombie Serie denken?

H. Hoffmeister
2 Jahre her

Frau Schwarz,
leider haben Sie nur die Option wegzuziehen und bei der nächsten Wahl die verantwortlichen Politiker abzuwählen.

Forist_
2 Jahre her

Die Kritik der Autorin an den Zuständen in und um den Görlitzer Park kann ich nachvollziehen und teile ich. Zu ihrer persönlichen Lage empfehle ich ein gutes Tierabwehrspray auf Capsaicin-Basis eines deutschen Herstellers, der auch den größten Teil der deutschen Behörden ausrüstet. Dazu noch ein paar inerte Trainingssprays zum üben mit Freundinnen, sowie eine sehr helle, robuste Taschenlampe mit der man auch ohne Angst vor Sachschaden zuhauen kann. Das Spray gehört in die schwache (d.h. meist linke) Hand, weil es da nur um Feinmotorik geht. Weitergehende, taktisch hilfreiche Optionen wie etwa einen Schlagstock hat unsere Regierung zum Schutz der Banditen… Mehr

Forist_
2 Jahre her
Antworten an  Forist_

Der KWS wird sicher, wenn auch widerstrebend, auf Antrag ausgestellt werden. Allerdings sind SRS (Schreckschuss, Reizstoff, Signal) Waffen weitgehend nutzlose Gegenstände. Die Wirkung auf Nulldistanz, also aufgesetzt, ist ziemlich verheerend, weshalb in den letzten Jahrzehnten die Gebrauchsgasdrücke immer wieder herabgesetzt wurden, ebenso wurden zur Behinderung illegaler Umbauten immer aufwändigere Laufsperren vorgeschrieben und verbaut. Beides führt dazu, daß vorne gar nicht so arg viel herauskommt. Ein gutes Tierabwehrspray wirkt auf etwas Distanz (sinnvoll bis zu 3 Meter, Herstellerangaben meist eher 5..6 Meter), es ist im rechtlichen Sinn keine Waffe, weil vom Hersteller zu einem anderen Zweck bestimmt. Das bedeutet, Sie können… Mehr

Forist_
2 Jahre her
Antworten an  Forist_

Noch eine Ergänzung aus aktuellem Anlass:

https://www.bz-berlin.de/berlin/berlin-erhoeht-die-waffengebuehren

Forist_
2 Jahre her
Antworten an  Forist_

Das wird jetzt doch eher technisch 🙂 Man kann natürlich alles zur Waffe machen wenn man sich irgendwie behelfen muss. Mit einem üblichen Kugelschreiber verletzt man sich eher selbst wenn der zerbricht, und wenn man einen besonders geeigneten mitführt kann man auch ein für den Zweck passendes Werkzeug nehmen. Die Kritik an Tierabwehrsprays teile ich nicht. Zur nicht ausreichenden Wirksamkeit von SRS Waffen habe ich mich bereits geäußert, aber entsichern muss man solche die zur Selbstverteidigung wenigstens dem Prinzip nach brauchbar sind, nicht (alle modernen Revolver, möglicherweise auch Pistolen mit teilvorgespanntem Schlagbolzenschloss). Das Risiko, im Erfolgsfall für den Angreifer gehalten… Mehr

Forist_
2 Jahre her
Antworten an  Forist_

Alles klar, das hatte ich dann wohl falsch verstanden. Ich habe keine weiteren Einwände.

VollbeschaeftigtmitNichtstun
2 Jahre her

Also ick glob det och, wat di da erzählt. Aber ich finde das super so wie es ist. Wie der Danish sagt, „geliefert wie bestellt“. Was rumjammern? Kenne selbst genug Leute in Berlin aus fast 30 Jahren Aufenthalt. Wenn man mit denen diskutiert (ist überhaupt nicht möglich) verhalten die sich wie Kinder, die ihre Hände vor den Augen halten und damit ausdrücken, „Ich bin gar nicht da. Ich rede nicht mit Dir.” Wer vernünftige Aussagen macht, Argumente hat, ist gleich rechts und der ist ausgeschlossen von jeder Diskussion, die eh nicht stattfindet. Also immer schön weiter so. Sind doch alles… Mehr

Detlev Schmidet
2 Jahre her

Ich kann mich darüber nicht aufregen. Die Leute haben doch die Grünen mehrheitlich dorthin gewählt. Sie wollen es also nicht anders. Basta.

Manfred_Hbg
2 Jahre her

Öhm, es müßte/sollte einen Politiker geben, der mal die damalige Rede von Ernst Reuter in etwas veränderte Form ausruft um der Welt zu zeigen welch Irrenhaus Deutschland samt der Hauptstadt Berlin geworden ist …….:

„Ihr Völker der Welt. Schaut auf diese Stadt und erkennt, daß ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt“

(Zynism/Iro/Sark off)

Archaeopteryx
2 Jahre her

Beim Lesen der Kommentare ist mir aufgefallen, dass sehr viel von den Grünen als Verursacher der im Artikel eindrucksvoll beschriebenen Mißstände geredet wird. Außerdem wird immer wieder impliziert, dass der Wegzug aus dem grünen Irrenhaus Kreuzberg das Leben wieder lebenswert machen würde. Ich fürchte aber, dass beide Gedanken zu kurz gegriffen sind. Sicher sind die Grünen die Schlimmsten – wo diese realitätsblinden Fanatiker regieren, geht es am schnellsten bergab. Aber im Rest der Republik sind die Entwicklungen im Prinzip die gleichen. Ja – auch dort, wo die Grünen politisch relativ wenig zu sagen haben, wie hier im tiefschwarzen Bayern. Nur… Mehr

Horst
2 Jahre her
Antworten an  Archaeopteryx

Ja. Aber was ist die Alternative? Ich bin zu alt zum Auswandern. Mein Viertel hier in Hamburg fällt wie ein Stein im Wasser, es wird ohne Übertreibung von Monat zu Monat schlimmer. Sichtbar schlimmer. Bessere Stadtteile sind extrem teuer geworden, also muss ich gehen. Hier mag ich nicht mehr sein. Und wenn ich 2-3 Jahre „gewonnen“ habe, bis mein Zielort auch so heruntergekommen ist – dann ist das doch was. Illusionen habe ich nicht, dieses Land, seine Gesellschaft und der erreichte Wohlstand wird aufgerieben.

Archaeopteryx
2 Jahre her
Antworten an  Horst

Ich kann Sie nur zu gut verstehen. Und um ganz ehrlich zu sein: Ich weiß auch nicht, was die Alternative ist. Das unendlich Traurige an der Sache ist, dass das alles nicht so sein müsste… Es ist ja nicht so, dass diese ganze Entwicklung unser unvermeidbares Schicksal wäre. Im Gegenteil: Sie ist das konkrete Ergebnis einer politischen, medialen und gesamtgesellschaftlichen Kultur der Feigheit, die noch nicht einmal bereit ist die bloße Existenz dieser Probleme offen einzugestehen. Statt dessen wird wegschaut, beschönigt und verleugnet, dass es schon fast groteske Züge annimmt. Wir erinnern uns: Das eigentliche Problem sind die Tunnel (sagt… Mehr

kasimir
2 Jahre her
Antworten an  Archaeopteryx

Ja, das habe ich meinem Neffen, der gerade studiert auch geraten. Wenn er seinen Abschluß hat, kann er sich ja in Norwegen oder der Schweiz bewerben. Auch die baltischen Länder (Estland) werden ja immer interessanter, gerade bei IT und Elektronik haben sie enorm aufgerüstet. Oder, was mir immer sympathischer wird: Dänemark (da weiß man aber immer nicht, ob es so bleibt, könnte bei einem evtl. Regierungswechsel wieder kippen, wie schnell das geht, hat man ja in Österreich gesehen)…

kasimir
2 Jahre her
Antworten an  Horst

Horst, Sie könnten ja beispielsweise auch an die östliche Ostsee (Rügen oder Stralsund) umziehen, dort ist es noch einigermassen zivilisiert und sicher. Waren vor 3 Jahren auf Rügen (und davor auch schon öfters) und es war immer gut und lebenswert. Für Sie als Nordlicht ist das wahrscheinlich passender als ein Dorf in Bayern oder Österreich. Wir (Ex-Berliner) wohnen jetzt in einer großen Stadt im Süden Österreichs und hier ist es noch gut. Kein Vergleich zu Berlin, Hamburg oder Köln. Auch in Wien würde ich derzeit nicht wohnen wollen. Und ich vermisse Berlin manchmal, aber wir werden sicher nicht mehr zurückgehen,… Mehr

Archaeopteryx
2 Jahre her
Antworten an  Archaeopteryx

In der Tat – es ist exakt so, wie Sie es beschreiben: Während die braven Normalbürger vollends damit beschäftigt waren fleißig zu arbeiten, Werte zu schaffen und für die eigene Familie zu sorgen, haben die 68er es sich lieber in der anstrengungslosen Parallelwelt „Akademia“ bequem gemacht. Und als Nebeneffekt haben sie dadurch Zugriff erhalten auf Generationen von beeinflussbaren jungen Leuten in einer prägenden Lebensphase, die anschließend – nach der stramm linken „Kaderausbildung“ – sukzessive die gesellschaftlichen Schlüsselpositionen übernommen haben… Bloß der Normalbürger hat von alledem nix gemerkt – der war ja, wie gesagt, viel zu beschäftigt diese akademischen Parallelwelten durch… Mehr

fatherted
2 Jahre her

Ist doch in den Ballungsräumen die Regel. Görlitzer Park ist doch nur die Spitze des Eisbergs….fast jede „Grünfläche“ wird zum dealen verwendet. In einer ruhigen Allee in Frankfurt am Main konnte man über Jahre hinweg ganze Generationen von Jung-Dealern beim Verkauf und Verteilung von Drogen beobachten….täglich. Die Polizei war informiert und hat in 3 Jahren….ich glaube 2 halbherzige Razzien durchgeführt…..nach ein paar Stunden waren alle Protagonisten wieder vor Ort. Insofern….Görlitzer Park ist fast schon überall….

Juergen P. Schneider
2 Jahre her

Geliefert wie bestellt. Die Mehrheit scheint diese Zustände ja zu genießen. Anders lassen sich die Wahlergebnisse der grünen Hirnis doch wohl nicht erklären. Wer diejenigen wählt, die eine solche Verwahrlosung zu verantworten haben, ist selber bereits verwahrlost. Man kann der Autorin nur empfehlen wegzuziehen. Eine Heimat, in der man nur in Angst leben kann, ist keine Heimat.