E-Autos: Keine Kohle für Stromer

Endlich mal Stärke zeigen! Bundeswirtschaftsminister Gabriel will die Koalition auf Subventionskurs für Elektro-Autos bringen. Eine dümmere Entscheidung ist kaum vorstellbar.

Tesla. Neues Lieblingsspielzeug der Reichen.
Rund um das feine Schloßhotel in Kronberg im Taunus wohnen die meisten Millionäre und Milliardäre Deutschlands. Einmal jährlich gibt es da eine Luxusmesse. Auffallend: Vor dem Schloß parkten mehr Elektro-Renner von Tesla  als Porsches. Und auf der Schloßterasse  wollten die Millionärs-Jungs lieber im Tesla probesitzen und nicht im neuesten Daimler.

Das neue Spielzeug der Reichen

Elektro-Autos sind das neue Spielzeug der Superreichen – und jetzt will Wirtschaftsminister Gabriel unbedingt E-Autos fördern: Möglichst viele sollen eines fahren. Wer eines kauft, soll 5.000 € Zuschuss erhalten. Bisher sind die Stromer kein Hit für Otto Normalverbraucher, weil der nicht für  für jeden Anlass das passende  Autos in der Garage hat: Strom für nah, Diesel für weit, E-Auto zum Kronberger Golfclub. Die Stromer beschleunigen zwar rasant, fahren leise und stoßen in der Stadt keine Schadstoffe aus – das machen nur die weit entfernten Kraftwerke, aus denen der Strom kommt. Schmutz ist eben eine Frage des Standorts, und der Strom kommt ja bekanntlich aus der Steckdose. Solange Deutschland allerdings die Grundlast der Energieversorgung über Braunkohleverstromung erzeugt, so Berechnungen von Renault, ist die Öko-Bilanz der E-Autos insgesamt negativ. Wobei unbestritten die Belastung in Ballungsräumen sinkt. Die Entscheidung für den Kauf eines E-Autos sollte daher nicht überbewertet werden: Es gibt viele Modelle, wer´s mag, der soll; Spaß ist immer schon eine wichtige Kategorie beim Autokauf gewesen. Die Alltagstauglichkeit allerdings spielt die entscheidende Rolle für den Normalverbraucher mit kleiner Garage.
Denn wegen der geringen Batterieleistung fahren Stromer nur kurze Strecken. Und das teuer: Selbst für einen „Hybriden“ in der Golf-Klasse, also in Verbindung mit einem Verbrennungsmotor zum aufladen für unterwegs, kostet die Batterie rund 5.000 €. Nach drei bis 6 Jahren ist sie kaputt, rechnet der Physiker Frank Endres von der TU Clausthal vor, einer der letzten Batteriewissenschaftler in Deutschland. Aus. Ende. Die Subvention löst sich an einem ganz bestimmten Tag in Luft auf: Wenn die neue Batterie eingebaut werden muss.

Der Engpaß bleibt die Batterie

Elektromotoren und Steuerung sind ausgereift – aber die Batterie bleibt Herzstück und Engpass. Billigere und bessere sind nicht in Sicht. Zwar will Gabriel für das geschenkte Geld die Industrie verpflichten, die Batterieforschung doch wieder aus Taiwan und den USA zurück nach Deutschland zu holen. Die Batterie-Wissenschaft wurde ein Deutschland vor 20 Jahren praktisch eingestellt; braucht keiner, hieß es damals im allwissenden Forschungsministerium. Anschließend wurde die Elektrochemie an den Unis weitgehend abgewickelt. Das kommt eben davon, wenn man Beamten und Politikern die Entscheidung überlässt.
Kein Wunder, das bislang nur rund 25 000 Stromer durch Deutschland kurven. „Nichts ist so schwer wie die erste Million, das lernen jetzt auch Politiker“, hat Daimler-Chef Dieter Zetsche darüber gespottet. Tatsächlich – die allermeisten Autokäufer außerhalb von Kronberg warten lieber auf das Billigbatterie-Wunder – das aber frühestens in einigen Jahrzehnten alltagstauglich sein wird.
Bis dahin also soll Geld, sehr, sehr viel Geld vom Steuerzahler zum Steuerzahler umverteilt werden, damit die Bundesregierung ihr selbstgestecktes  Ziel erreicht: 1 Million Elektroautos bis 2020. Keiner weiß, warum 2020 und warum 1 Millionen – außer dass die Zahl rund und groß ist und magisch wirkt. Aber Politiker geben gerne den allwissendenWirtschaftskapitän, der zeigt wo´s langgeht und die Wirtschaft hält dabei gern die Hand auf.

Bitte fördert E-Autos, liebe Norweger

Zwar schenken auch andere Länder wie Frankreich E-Auto-Käufern bares Geld; in Norwegen sogar 12.000 €. Aber auch dort sind  Stromer kein Renner. Was nützt das Geld im Sack, wenn man am kalten Fjord liegen bleibt, weil das Auto an die Steckdose muss, die es nirgends gibt? Und es gibt keinen Grund, es nachzumachen. Es ist ja wunderbar, wenn der norwegische Staat mithilft, ein E-Auto aus deutscher Produktion zu kaufen. Vielen Dank, liebe Norweger. Im übrigen verdient die Auto-Industrie prächtig, allein VW so um die 8 Milliarden. Wozu da Subventionen? Auch das Arbeitsplatz-Argument zieht nicht. Technische gesehen sind E-Autos sehr viel einfach als Verbrennungs-Autos. Die E-Merkmale sind bestechend: Kein Getriebe, kein komplizierter Antriebsstrang, weniger Gewicht und ein tieferer Schwerpunkt, was komplizierte Fahrwerkstechnologie überflüssig macht. Ein schneller Sieg der E-Autos wäre so gesehen der jähe Tod für einige Hunderttausend Arbeitsplätze. Müssen wir den auch noch herbeisubventionieren? Sobald tatsächlich Batterien zur Verfügung stehen, geht es ganz schnell – und ganz ohne Staatsknete. Der Markt regelt es, und nicht Gabriel, und das weiß die Automobilindustrie. Sie kann sich darauf einstellen. Oder andere Antriebssysteme entwickeln, war da nicht mal die Brennstoffzelle?
So erleben wir, wie Politiker und Auto-Lobby bei einem neuen Antanz-Trick. Sie tanzen den Stromer um uns das Geld aus der Tasche ziehen. Denn warum sollen wir Steuerzahler dafür bezahlen, dass besonders wohlhabende Steuerzahler sich noch ein neues Autos kaufen?
Dieser Beitrag erschient kürzer auch in Bild am Sonntag

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