Der Ausbruch des Hunga-Tonga und das Schweigen der Klimawissenschaftler

Das Klima unseres Planeten wandelt sich ständig. Eine der Ursachen waren historisch immer wieder gewaltige Vulkan-Ausbrüche. Sind die derzeitigen Wetter-Kapriolen mit auf den Ausbruch des Hunga-Tonga zurückzuführen? Die Klimawissenschaft schweigt dazu - weil es nicht in ihr Narrativ passt, vermutet Fritz Vahrenholt.

IMAGO / Cover-Images

Am 15. Januar 2022 ereignete sich die Eruption des unterseeischen Vulkans Hunga-Tonga im Südpazifik nahe dem Tonga-Archipel. 146 Millionen Tonnen Wasser wurden bis 40 Kilometer in die Stratosphäre hochgeschleudert. * Der Wasserdampf, das mit Abstand bestimmende Klimagas unserer Erde, erhöhte sich in der Stratosphäre um 10-15 %.

Nach Angaben der NASA ist die Hunga-Tonga Explosion die größte bekannte Wassereruption in die Stratosphäre.

Normalerweise schiessen Vulkane wie der Pinatubo Asche und Schwefelverbindungen in die Atmosphäre und führen dadurch zu einer Abkühlung. Der Hunga-Tonga liegt 150 m unter der Wasseroberfläche und hat daher hauptsächlich Wasser hochkatapultiert. Wasserdampf in der Stratosphäre führt zu einer Temperaturerhöhung. Der Wasserdampf verteilt sich auf Grund fehlender Windströmungen in der Stratosphäre langsam, so dass die Spitze der Temperaturerhöhung 1-2 Jahre nach dem Ereignis, also in diesem Jahr, zu erwarten ist.

Nach Susan Solomon, Stratosphärenphysikerin des US-amerikanischen MIT, wird die globale Temperatur 3-5 Jahre lang um etwa 0,05 °Celsius erhöht. Ebenfalls wird in den nächsten fünf Jahren der Niederschlag auf die Erde vergrössert.

Bei einem durchschnittlichen Anstieg der Temperatur der letzten 40 Jahre von 0,014° Celsius pro Jahr wird der Anstieg durch Hunga-Tonga etwa verdoppelt.
Inwieweit die Veränderung der Stratosphäre den Jet-stream und die dadurch entstehenden blockiertem Wetterlagen beeinflusst, wäre eine interessante Aufgabe für unsere Wetterforscher.

Nimmt man hinzu, dass sich im Sommer 2023 ein neuer El-Nino im Pazifik gebildet hat, der üblicherweise die globalen Temperaturen (siehe 1998, 2010, 2016 im obigen Diagramm) um 0,3 bis 0,5 °Celsius erhöht, sind die Juni- und Juli- Rekordtemperaturen auf natürliche Weise (ohne CO2) erklärbar.

Stattdessen erwischte uns eine Lauterbachscher Hitzetoten-Erklärung auf Grund des CO2-bedingten Klimawandels. Kein Wort über El Nino oder Hunga – Tonga in den Nachrichtensendungen des öffentlich – rechtlichen Rundfunks. Es hätte wohl das schrille CO2-Narrativ Anfang Juli zu sehr gestört, wenn auf natürliche Ursachen einer Wetterveränderung hingewiesen worden wäre. (Lauterbach : „Der Klimawandel zerstört den Süden Europas. Eine Ära geht zu Ende.“)

Auch über andere Erwärmungsursachen schweigt man lieber

Ich hatte vor knapp zwei Jahren über eine peer-reviewed Veröffentlichung von Hans-Rolf Dübal und mir in Atmosphere über die Erhöhung der globalen Sonnenscheindauer und den Rückgang der Wolken berichtet. Danach ist die Erwärmung der Erde in den letzten 20 Jahren im Wesentlichen auf eine höhere Durchlässigkeit der Wolken für die kurzwellige Sonneneinstrahlung zurückzuführen. Auf Grund der Strahlungsdaten des satellitengestützten CERES-Projekts der NASA konnten wir feststellen, dass die langwellige Rückstrahlung (der sog. Treibhauseffekt) in diesen 20 Jahren nur zu einem geringeren Teil zur Erwärmung beitrug. Zu ähnlichen Ergebnissen kam ein Team der NASA-Forscher um Norman Loeb.
Eine Diskussion unter Klimawissenschaftlern über dieses überraschende Ergebnis fand noch nicht statt. Nun haben wir – 2 Jahre später- die neuesten Satellitendaten ausgewertet und stellen fest, dass der Rückgang der Wolken anhält und den wesentlichen Teil der Erwärmung ausmacht. Dies gilt auch für Europa. Im Rahmen des Copernicus Programms der EU wurden die Sonnenscheindauer und die Wolkenbedeckung in Europa mit folgenden beeindruckenden Ergebnissen ermittelt: Über 250 Sonnenstunden mehr pro Jahr in den letzten Jahren gegenüber den 80er Jahren bleibt nicht ohne Folgen.

Die Temperatur nimmt mit der Sonnenscheindauer zu. Vergleicht man die Sonnenscheindauer mit der Temperaturänderung in Europa, so ist eine sehr große Übereinstimmung feststellbar.

Was sind die Ursachen der Wolkenverdünnung ? Hier kommen im wesentlichen zwei Faktoren in Frage :

1. der Rückgang der Aerosole (Staubpartikel) auf Grund der Luftreinhaltung in den letzten 30 Jahren. Aerosole können die Wolkenbildung begünstigen. Saubere Luft könnte dazu geführt haben, dass die Bildung niederer Wolken zurückgegangen ist.

2. Die seit 1985 festzustellende Erwärmung des Atlantiks auf Grund der atlantischen dekadischen Oszillation (AMO) die in einem 60 – jährigen Zyklus zwischen Wärme – und Kälteperioden schwingt. Die Korrelation ist hoch.

Welchen Anteil an der Erhöhung der Sonnenscheindauer der Rückgang der Aerosole und/oder die zyklische AMO haben, wird sich in den nächsten Jahren herausstellen. Natürlich könnte auch das CO2 über seinen Erwärmungseffekt zum Wolkenrückgang beigetragen haben. Aber auch dann bleibt festzuhalten, dass nicht die Zunahme der durch CO2 bedingten langwelligen Rückstrahlung der wesentliche Grund für die Erwärmung der letzten 20 Jahre war, sondern die Zunahme der direkten Sonneneinstrahlung auf Grund des Rückgangs der Wolkenbedeckung. Warum geben die Klimamodelle, die die politische Debatte prägen, dies nicht zuteffend wieder?

In Anbetracht der offenen Fragen über den Anteil des CO2 an der Temperaturerhöhung der letzten 20 Jahre muss man über die Rigidität und Rücksichtslosigkeit erschreckt sein, mit der die deutsche und europäische Politik eine Netto-Null Politik für CO2 im Alleingang betreibt und damit die Zerstörung des Wohlstands in Kauf nimmt.

Politik definiert sich zunehmend als Klimapolitik. Daher tragen Klimaforscher eine hohe Verantwortung in unserem Land, in dem sie wie in kaum einem anderen Land einen hohen politischen Einfluss haben. Dabei wird wenig beachtet, dass Klimaforscher sich auf Grund der medialen Nachfrage aufs dünne Eis gesellschaftpolitischer Ratschläge begeben.

So war in den heissen Tagen des Julianfangs der Klimaforscher Mojib Latif ständiger Gast auf allen öffentlich-rechtlichen Kanälen. Er meinte darauf hinzuweisen, „wenn sich das Klima immer weiter ändert, können Sie den Wohlstand auch vergessen. Dann funktioniert nichts mehr auf der Welt…Dabei habe die nächste industrielle Revolution bereits begonnen… Es wird auch um erneuerbare Energien gehen.“ Deutschland könnte aber das Nachsehen haben: „Die Chinesen zum Beispiel sind viel schneller als wir. Wir laufen Gefahr, die neuen Märkte zu verlieren.“
China als Beispiel – ist Herrn Latif entgangen, dass Chinas Marktführerschaft bei Solarzellen, Windturbinen, Batterien und Elektroautos, mit denen sie demnächst Europa überschwemmen werden, im Wesentlichen bedingt ist durch die Erzeugung billigen Stroms auf Basis von Kohle und Kernenergie ? Die CO2-Emissionen Chinas steigen dramatisch, die in Europa sinken bei Strafe des wirtschaftlichen Untergangs. Wie wäre es mit der Idee, dass Europa bei den Gütern, bei denen wir im harten Wettbewerb mit China stehen, die CO2-Emissionen nur insoweit zu reduzieren, wie dies auch China – mit Abstand die größte Exportnation der Erde – zu tun bereit ist ? Die Politik in Deutschland hat der Industrie und den Bürgern den Mühlstein der höchsten Strompreise der Welt um den Hals gehängt. Deutsche Industriestrompreise sind dreimal so hoch wie in China auf Grund der hohen europäischen CO2-Zertifikatskosten, des Ausstiegs aus der Kernenergie und des hohen Anteils an Erneuerbaren Energien hierzulande. Wenn dann ein Klimawissenschaftler bemängelt, dass wir nicht so erfolgreich und kostengünstig sind wie China, frage ich mich, wie gut dieser Mann die vier Grundrechenarten beherrscht.


* Nachtrag/Korrekturhinweis: Leider kam es zu einem Tippfehler. Anstatt 146 Milliarden Tonnen Wasser sind 146 Millionen Tonnen Wasser durch den Hunga Tonga hochgeschleudert worden. Die Zunahme des Wasserdampfs in der Stratosphäre bleibt bei aussergewöhnlichen 10-15 %.


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Kommentare ( 69 )

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Peter Pascht
8 Monate her

Die hauptsächliche Ursache der weniger Wolkenbildung ist die weltweite Waldrodung. Diese ist proportional mit der steigenden Anzahl der Weltbevölkrung. z. Bsp. auf dem nordamerikanischen Kontinent wurden seit 1850, 40% des Urwaldes gerodet. Wolken sind Wassertröpfchen, nicht Wasserdampf. Zur Bildung von Wassertröpfchen braucht es einen genügenden Sättigungsgrad und Aerosole als Kondensationskerne. Der in der Luft befindliche Wasserdampf kann erst Wolken bilden und abregnen nachdem eine genügende Sättigung eingetreten ist. Durch die massive Wasserverdunstung die ein Wald produziert, geht der darüber befindliche Wasserdampf durch Sättigung in Wassertröpfen(Wolken) über. Wolken bilden sich also bevorzugt über Waldregionen und Vegetation. Deswegen regnet es über Urwäldern… Mehr

Last edited 8 Monate her by Peter Pascht
Linkskatholik
8 Monate her

Man google selber einmal „Hunga Tonga climate“.

Nature titielt:
„Der Ausbruch des Hunga Tonga: das bemerkenswerteste Klimaereignis der letzten drei Jahrzehnte
Große Vulkanausbrüche sind bekanntlich die Ursache für plötzliche Klimaveränderungen. Die Auswirkungen des jüngsten großen Ausbruchs des Unterwasservulkans Hunga Tonga am 15. Januar 2022 unterscheiden sich möglicherweise stark von denen früherer Ausbrüche.“

In der oben verlinkten Quelle (EOS-Magazin) liest man:
„Tonga-Ausbruch könnte die Erde vorübergehend näher an 1,5°C Erwärmung heranbringen.“

Nebst weiteren Artikeln zum Thema.

Also wo soll schon wieder der Skandal mit der Klimaforschung sein?

Last edited 8 Monate her by Linkskatholik
Boris G
8 Monate her

Danke für diese kritischen Denkanstöße, Herr Vahrenholt. Sie sind einer der wenigen vernunftgeleiteten Forscher, die sich noch trauen, gegen den Chorgesang der Latifs anzutreten. Dass die Deutschen besonders gerne solchen Sirenengesängen von Fantasten folgen, haben sie im letzten Jahrhundert wiederholt bewiesen. Leider haben sich unsere derzeitigen Steuerleute an Bord die Ohren nicht mit Wachs verstopft und der Kapitän hat sich auch nicht wie Odysseus an den Mast binden lassen. So werden wir demnächst Schiffbruch erleiden und untergehen. Sei`s drum.

Ulrich
8 Monate her

Mojib Latif hat für mich jegliche Glaubwürdigkeit verloren, als er vor Jahren im „Frühstücksfernsehen“, life im Studio anwesend, verkündete, dass er jetzt schnell nach Berlin zur Kanzlerin müsse und der Flieger nicht warten würde. Er wirkte regelrecht „besoffen“ von der eigenen Wichtigkeit. Als ernstzunehmender Wissenscxhaftler unmöglich. Mehr so der Typ „Bin ich jetzt im Fernsehen?“

Hoffnungslos
8 Monate her

Wer sich einbildet, das Klima auf diesem Planeten auch nur beeinflussen zu können, will nicht akzeptieren, wie hilflos der Mensch tatsächlich ist. Die Kräfte, die auf diesem Planeten walten, sind nicht die Menschen. Hybris, nannten die alten Griechen diese menschliche Selbstüberschätzung.

Karl Napp
8 Monate her

Sehr geehrter Herr Vahrenholt, im Juni hatten wir in Deutschland keine Rekordtemperaturen. Es gab tagsüber normal sommerliche Werte von 25 bis 30°, aber für die Jahreszeit ungewöhnlich kühle Nächte, teilweise im einstelligen Bereich. Das setzte sich auch Anfang Juli so fort. Lediglich zur Monatsmitte gab es zwei, drei Tage mit Temperaturpeaks bis zu 38,5°. Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich und auch völlig normal. Am 17.07. hat sich dann das Wetter von Norden her, verbunden mit Regen und Gewittern, abgekühlt auf Werte zwischen 19° an der Küste und unter die zu dieser Jahreszeit übliche Grenze von 30° im Süden, wobei die… Mehr

Delegro
8 Monate her

Der Bericht muss weg. Er spricht gegen die Klimahölle und würde 100.000 ende Politiker, Aktivisten und NGO-Mitarbeiter arbeitslos machen. Was nicht sein darf, darf nicht sein. Und diese Wissenschaftler, die diese Studien gemacht haben sind eh der Teufel persönlich. AfD-Wähler, Querdenker und Alu-Hut-Träger von der schlimmsten Sorte. Bei Haldewang klingelt schon das Telefon. Aufgreifen, verurteilen und wegsperren. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns und gehört eingesperrt.

spindoctor
8 Monate her

Klima ist nun mal das Geschäftsmodell der hiesigen Blockparteien – Regierung mit integrierter „Opposition*).

gmccar
8 Monate her

Die Sache mit den Aerosolen wurde bereits in den 80ern des letzten Jahrhunderts in der Deutschen Ingenieur-Zeitung angesprochen. Allerdings nicht im Bezug auf die Klimahysterie von verhaltensauffälligen Gesundheitsministern.