Warum das Journalistenherz nach links ausschlägt

Ein Kommunikationswissenschaftler der Uni Leipzig bestätigt: Im Journalismus dominieren linke Haltungen. Das liegt auch daran, dass Konservative den Beruf meiden, während er für linke Weltverbesserer und Aktivisten hoch attraktiv ist.

IMAGO / Shotshop

Wir erleben es tagtäglich, wenn wir in gängige Zeitungen, Magazine oder in die Glotze schauen: Die „Medienschaffenden“ sind politisch zum größten Teil links gestrickt. Das ist neben der Verlagerung des Informationsgeschehens ins Netz der andere maßgebliche Grund, warum die traditionellen Medien Auflage über Auflage, Zuschauer über Zuschauer verlieren. Immer mehr Leute haben es satt, ein linkes „Framing“ und eine linke Bevormundung vorgesetzt zu bekommen.

Nun hat ein mutiger junger Kommunikationswissenschaftler der Universität Leipzig erneut bestätigt, was wir seit mindestens drei Jahrzehnten regelmäßig wissenschaftlich bestätigt bekommen: Es ist Christian Hoffmann (42), der die Ergebnisse seiner Analyse soeben der Neuen Zürcher Zeitung in einem Interview darlegte. Er spricht von einem „Linksbias“ der deutschen Journalisten. Das sei ganz evident und in dieser Eindeutigkeit bemerkenswert. Als Gründe für die Linksneigung sieht Hoffmann die Akademisierung des Journalistenberufes und die ökonomische Krise des Journalismus: Akademiker vor allem Geistes- und Sozialwissenschaftler, seien grundsätzlich eher linksgestrickt, und Konservative bei der Berufswahl eher materiell motiviert. Letztere würden insofern den Journalistenberuf meiden, „während links orientierte Personen eine stärkere Befriedigung aus politischem Aktivismus beziehen. Ein materiell wenig attraktives Berufsfeld mit einem Impetus zur Weltverbesserung sollte daher für linksorientierte Berufseinsteiger attraktiver sein, als für konservative“, schreibt Hoffmann in seiner Analyse. Er hält die Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen für nachvollziehbar und er bezieht sich dabei auf eine Analyse der Parteiaffinitäten von ARD-Volontären (siehe unten). Insgesamt befürchtet Hoffmann, dass die deutsche Presse sich in die linke Spur eines britischen Guardian und einer mittlerweile links-aktivistischen New York Times begebe.

Neu ist diese Analyse freilich nicht. Immer wieder gab es in den letzten drei Jahrzehnten entsprechende Belege. Geändert hat sich am Linkstrend des deutschen Standardjournalismus nichts. Chefredakteure und Verleger kuschen. Die Öffentlich-Rechtlichen werden üppigst zwangsalimentiert, die Politik macht es mit. Und die Printmedien hoffen auf den Geldsegen und das Wohlwollen der Bundesregierung.

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Auch wenn es müßig ist daran zu erinnern, man muss es immer wieder deutlich machen: Dass die Republik in einer Schieflage ist, die das Staatsschiff mindestens seit 2011 (Energiewende), 2015 (Grenzöffnung) und 2020 (Corona) zum Kentern gebracht hat, hat auch viel mit ihrer Apportierpresse zu tun: Merkel und Co. werfen ein Stöckchen, die Journalisten hecheln ihm hinterher. Gelegentlich gewährt dann die Kanzlerin Anne Will und Co. eine Audienz.

Zur Erinnerung ein paar frühere Studien, die freilich auch belegen, dass der Linkstrend immer noch mehr Fahr aufgenommen hat:

  1. Bereits 1994 hatte der spätere TE-Autor Rainer Zitelmann in seinem Buch „Wohin treibt unsere Republik“ berichtet: 15,3 Prozent der Journalisten beschreiben sich als konservativ, christdemokratisch, rechtsliberal; 19,3 Prozent als liberal und 51,2 Prozent als sozialdemokratisch, grün-alternativ, sozialistisch.
  2. Der Berliner Medienwissenschaftler Norbert Bolz sieht die „Medienlinken“ in einem Beitrag für das Hamburger Abendblatt vom 15. September 2010 in einer Parallelgesellschaft. „Ihre Lufthoheit über die Diskurse hat ein Paralleluniversum geschaffen, hat auch die Rhetorik der Politik so tiefgreifend verändert, dass sich eine nicht-linke Politik kaum mehr artikulieren kann.“ Viele sind – Bolz verwendet einen Begriff von Martin Walser – „Meinungssoldaten.“
  3. Der Mainzer Medienwissenschaftler Hans Mathias Kepplinger stellte 2017 fest, dass mehr als 65 Prozent der Journalisten „Grüne“ oder SPD, lediglich 17 Prozent Union oder FDP wählen.
  4. Markus Vahlefeld berichtet 2017 in seinem Buch „Mal eben kurz die Welt retten. Die Deutschen zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung“ von diversen Studien der Jahre 2005 und 2010 zur Frage der Parteienaffinität von Journalisten. Danach verorten sich bei der CDU/CSU rund 9 Prozent, bei der SPD zwischen 15,5 und 26 Prozent, bei der FDP 6,3 bis 7,4 Prozent und bei den „Grünen“ 26,9 bis 35,5 Prozent.
  5. Die Verbandszeitschrift Der Journalist hat im Herbst 2020 eine Umfrage in Auftrag gegeben, um herauszufinden, in welche Richtung der Nachwuchs (Volontäre) bei der ARD tendiert. Das Ergebnis: „Wenn am Sonntag nur die Volontär*innen der ARD wählen würden“, heißt es in der Zeitschrift, „dann sähe das so aus“: 57,1 Prozent für die Grünen, 23,4 für „Die Linke“ (früher SED), 11,7 für die SPD. Nur unter ferner liefen und kaum noch messbar landet die Union bei 3 Prozent und die FDP bei 1,3 Prozent. Die „Sonstigen“ erreichen 3,9 Prozent. Das sind 92 Prozent für Grün-Rot-Rot.

Die Zahlen decken sich weitgehend mit Erzählungen von Insidern aus den „Anstalten“. Diese berichten, dass Bewerber nicht die geringste Chance in den Vorstellungsgesprächen hätten, wenn sie dort auch nur Zweifel daran aufkommen ließen, dass sie die richtige „Haltung“ mitbringen – also eine stramm linke. Das Resultat dieser politischen Monokultur erleben wir alltäglich.

Will sagen: Die Linken bzw. die 68er und ihre Nachfolger beherrschen die Szene der Meinungsindustrie.

U n d : Die Bürgerlich-Liberal-Konservativen haben nichts dagegengesetzt. TE ist hier ein Hoffnungsschimmer. Vielleicht sogar ein Licht am Ende vom Tunnel.

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Kommentare ( 76 )

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Takeda
3 Jahre her

In der Tat, ein dickes Dankeschön für diejenigen, die den Mut aufbringen gegen diese Links-Grüne Meinungsdiktatur anzuschreiben. Allerdings, ist es echt beschämend, das der Liberale, Konservative und zu Teilen sogar der Rechtskonservative so relativ ruhig in seinem Häschenbau verbleibt. Aber nungut, unser allen Sonnenkönigin, Madame Merkel hat im wahrsten Sinne des Wortes ein Regime der Angst entwickelt. Wie im Artikel schon kurz angesprochen, 70% der Deutschen haben Angst offen über gewisse Themen zu sprechen. (Die restlischen 30% sind Links-Grüne Fanatiker oder aber Menschen, die keinerlei politisches Interesse haben) Aber ok, zurück zu Merkel… unliebsame Personen werden im günstigsten Falle geschasst,… Mehr

horrex
3 Jahre her

So alt das Thema/Problem, so bekannt. Vor der „Therapie“ sollte die Analyse/Diagnose stehen. Wenn die Erstere überhaupt noch möglich ist. Wie konnte es nur sooo weit kommen wie es gekommen ist. – Es kam ja garnicht so plötzlich! Ich erinnere mich noch gut daran, dass Roland Tichys bei der WiWo mit seinem „Chefblog“ – das schien mir ziemlich deutlich zu sein – gegangen wurde. (etwa 2006/7?) (Wolfram Engels war verstorben.) Ersetzt wurde RTY durch eine Dame die ziemlich eindeutig eine „Prägung“ in Richtung der „neuen Zeiten“ mitbrachte. –  DAS war der der Zeitpunkt (aller-spätestens!) als mir klar wurde, dass sich… Mehr

christin
3 Jahre her

Den Niedergang der schreibenden Zunft ist unübersehbar und von den Lesern herbeigeführt. Das gleiche würde passieren, wenn die Zwangsabgabe für den regierungsnahen ÖRR abgeschafft würde, aber genau dies ist nicht im Interesse der links grünen Regierung.

ktgund
3 Jahre her

Es gibt dabei natürlich auch eine Art Eskalationsspirale. Die materiell unattraktiven Konditionen können sich nur solche Gruppen leisten, die bereits vom Elternhaus alimentiert sind. Unabhängig von der politischen Präferenz wird man hier selten jemanden finden, der sich von unten hocharbeiten musste. Interessanterweise sind diese Personen, obwohl die Linken sie gerne als Gegenstand ihrer Patronage hätten, zumeist eher liberal oder konservativ ticken, weil sie eben am eigenen Leib erfahren haben, was Leistung bedeutet. Und – auch das sollte man nicht unterschätzen – Arbeiterkinder haben eine ganz andere Erfahrung der „glass ceiling“: sie erfahren schnell, dass Leute mit Netzwerk auf der Überholspur… Mehr

horrex
3 Jahre her
Antworten an  ktgund

Oh wie wahr!
Wer den Kopf raus streckt, Leistung erbringt wird den berühmten Kopf kürzer gemacht. Das gilt zwar nicht nur in diesen „neuartigen“ Netzwerken (Biotopen) Haltungs-Beflissener, dort aber in erster Linie. –

Kuno.2
3 Jahre her

Das was der Herr Hoffmann heraus gefunden zu haben meint, glaube ich nicht.
Es liegt nicht an der Akademisierung, sondern am Zeitgeist überhaupt.
Die Studenten wollen Karriere machen und da beugt man sich eben dem Zeitgeist. Der Fisch stinkt eben immer vom Kopfe her zuerst.

prague
3 Jahre her
Antworten an  Kuno.2

Genau, so glaube ich es auch. Es geht NUR um Karrieren und zukünftige Pfründe, was sie wirklich denken, wird man nicht erfahren. So war es auch in der CSSR, was sie geschrieben und gedacht haben, waren 2 verschiedene paar Schuhe. In den Diktaturen wird gelogen um sich zu schützen und sollte sich das Regieme ändern, haben dann alle, von nichts gewust, so ist der Mensch leider.

Sargas
3 Jahre her

Ökosozialismus und Identitätspolitik. Damit haben die Zukurzgekommenen dieser Welt das ultimative Instrument in der Hand, um über die Leistungsträger und Normalen zu herrschen. Die in Sachen Realismus Zukurzgekommenen, auch bekannt als Journalisten, spielen dabei eine prominente Rolle.
Der sog. Populismus wäre also nur die Reaktion auf die Unterdrückungspolitik der hochorganisierten Minderheiten …

andreask90
3 Jahre her

Was man nicht unterschätzen darf, ist der allgemeine Druck, der auf Kollegen ausgeübt wird. Und es liegt in der Natur der Sache, dass Druck von autoritären Systemen ausgeübt wird. Sehr interessant dazu folgender Link: https://bariweiss.substack.com/p/whistleblower-at-smith-college-resigns

Vox critica
3 Jahre her

Würde das sogenannte linke Engagement wenigstens zu einer allgemeinen Verbesserung beitragen, wie z.B. beim sozialen Elend der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Alles, was aber in jüngster Zeit aus der linken Ecke kommt, ist hochgradig unvernünftig: – Künstliche Fragmentierung der Gesellschaft durch die Erfindung immer neuer, angeblich diskriminierter Minderheiten. – Zerstörung der historisch gewachsenen Sprache durch orwellsche Neusprech-Elemente: Pseudo-Gender-Sprache, Eingriffe in die Grammatik-Systeme der Sprachen, Ersetzung von Wörtern, die zu den ältesten überhaupt gehören, wie Mama und Papa (—> Elternteil 1 und Elternteil), Muttermilch (—> Menschmilch) etc. – Förderung von kulturfremder Massenimmigration und Blindheit gegenüber den negativen Folgen auf ökonomischer, sozialer… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Vox critica
Pro Contra
3 Jahre her

Die MSM haben sich hinter den Brettern ihrer eigenen Weltanschauung verbarrikadiert. Diese Weltanschauung ist absolut und für alle Zeiten gültig. Darin gleicht sie dem Koran, was vielleicht eine Erklärung für die Sympathie für unsere neuen Mitbürger gibt. Wer ausschert, den ereilt die Fatwa, fragen Sie Eva Herman. Dieses System kann man nur von außen bekämpfen. Warum ist Boris Reitschuster nicht mehr beim Focus sondern macht sein eigenes Ding? Er ist sein eigener Chefredakteur und kann dem Seibert so richtig auf die Nerven gehen. Warum sollte sich ein junger konservativer Nachwuchsredakteur bei den MSM bewerben? Selbst wenn er einen Job bekäme,… Mehr

Dozoern
3 Jahre her

Stimmt. Aber, früher gab es unter den klassischen Medien eben doch die klare Zweiteilung: Hier die links -(liberalen) Medien SPIEGEL, STERN und DIE ZEIT mit der ARD. Dort die konservativen Medien FAZ, Münchner Merkur und ZDF. Damit herrschten klare Fronten, die, wie ich mich erinnere, bis in den Gemeinschaftskunde Unterricht am Gymnasium wirkten. Was für ein Spaß für den Lehrer, wenn die unterschiedlichen Standpunkte im Unterricht aufeinander trafen! Oder in einer Fernsehdiskussion sich die Politiker „die Köpfe einschlugen“. Es gab noch konservative Zeitungen! Heute ist daraus ein Einheitsbrei der sozialdemokratischen & grünen Medien geworden. Warum? Weil der Zeitgeist links-grün ist.… Mehr