Argentinien mit erstmaligem Haushaltsüberschuss in 123 Jahren

Während man in Deutschland fest überzeugt ist, Wachstum wäre nur mit neuen Schulden möglich, beweist Javier Milei, dass Schuldenabbau und Wachstum Hand in Hand gehen können. Diesen steinigen Weg sind die Argentinier bereit zu gehen. Die Deutschen auch?

IMAGO / NurPhoto

Argentiniens Präsident Javier Milei hat wirtschaftspolitisch Geschichte geschrieben: Erstmals seit 123 Jahren konnte das chronische Haushaltsdefizit des Landes dauerhaft überwunden werden. Dieser Meilenstein ist das Resultat seiner radikal-libertären Rosskur, die auf Haushaltskonsolidierung, Effizienzsteigerungen und den Abbau staatlicher Ausgaben abzielt.

„Das Defizit war die Wurzel all unserer Übel – ohne es gibt es keine Schulden, keine Emissionen, keine Inflation”, sagte Milei in einer Fernsehansprache. “Heute haben wir zum ersten Mal seit 123 Jahren einen dauerhaften Haushaltsüberschuss ohne Zahlungsausfall. Diese historische Errungenschaft ist das Ergebnis der größten Anpassung in der Geschichte und der Reduzierung der Geldemissionen auf Null.”

Vor allem gelang es Milei im ersten Jahr seiner Amtszeit die galoppierende Inflationsrate deutlich zu drosseln. Milei beschuldigte seinen Amtsvorgänger, den er als “Degenerierten” bezeichnete, 13 Prozent des BIP gedruckt zu haben, um die Wahl zu gewinnen und damit die Inflation angeheizt zu haben. “Heute gehört die Geldemission der Vergangenheit an”, verkündete Milei.

Da im gleichen Zeitraum auch die Arbeitslosigkeit und Armut im Land anstiegen, haben die Argentinier zwar noch einen langen Weg bis zum Wohlstand vor sich, aber eine Mehrheit der Bevölkerung unterstützt die Reformpolitik des Präsidenten.

Die deutsche Liebe zu den Schulden

Die Nachricht vom Erfolg Mileis erreicht auch Deutschland und während in manchen Teilen der Presselandschaft diese Erfolge in Zweifel gezogen werden, ist das Signal für die deutsche Politik überdeutlich. Denn letztlich zerbrach die Ampel exakt an der Schuldenfrage und der damit einhergehenden Behauptung, Wachstum wäre nur mit Neuschulden möglich.

Javier Milei allerdings bewies nun das Gegenteil. Schuldenabbau und Wachstum gehen in Argentinien nun Hand in Hand, wenngleich man sagen muss, dass es ein langer und steiniger Weg ist, den Milei und die Argentinier eingeschlagen haben.

Sollte Deutschland allerdings nicht selbst demnächst den bürokratischen Gürtel enger schnallen, dann wird es sich ohnehin schon bald in argentinischen Verhältnissen wiederfinden. Das hat dann zumindest den Vorteil, dass kaum noch eine Wahl bleibt, wie man aus der Misere wieder herauskommt.


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Kommentare ( 72 )

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bkkopp
1 Monat her

Es gehört ins Bild, dass dieser kurzfristige Erfolg betreffend die Inflation nur möglich war, weil die hier und anderswo sehr weitgehend verachteten und angefeindeten, woken Globalisten der Weltbank und des Währungsfonds den finanziellen Zusammenbruch Argentiniens mit Milliardenprogrammen verhindern, und, einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass nicht Argentinier buchstäblich verhungern, und Schulen für Kinder offen bleiben können. Die kleine Oberschicht, oder die internationalen anarcho-libertären Milliardäre würden dazu nicht bereit sein. Ein nicht unerheblicher Teil der US-Konservativen/Trumpisten würden die multilateralen Organisationen ohnedies nur abschaffen wollen. Die internationalen Plutokraten warten nur darauf, aussichtsreiche argentinische Vermögenswerte und Ausbeutungsrechte möglichst billig bekommen zu können.

a.stricker
1 Monat her

So ist es. Die Krise muss erst noch deutlich schlimmer werden, bevor wir umkehren. Auch bei uns ist der Staats- und quasistaatliche Sektor inzwischen so groß geworden, dass es zu viele Menschen gibt, die von der Krise nichts spüren, bis es richtig knallt. Man kann nur hoffen, dass es z.B: durch einen lokalen Black-Out am besten in Berlin oder einem Knall wie einer Pleite eines großen deutschen Automobilkonzerns früher offensichtlich wird, wohin wir steuern, bevor in jahrezehnelange Agonie verfallen wie Argentinien.

Ohanse
1 Monat her

Friedrich Merz ist von diesem Erfolg „entsetzt“. Aber da hat er sich vermutlich nur falsch ausgedrückt, möglicherweise hat er gar nicht begriffen, wie ein solcher Erfolg zustande kommen kann. Aber Kanzler sein wollen.

Dietrich
1 Monat her

Diesen steinigen Weg sind die Argentinier bereit zu gehen.
Wirklich alle? Kann ich mir nicht vorstellen. Hört sich an wie, alle Wissenschaftler sind sich einig…
Zumindest die nicht, die schon unter der alten Regierung arm waren und nun bitterarm sind. Diese ganzen wirtschaftlichen Rosskuren bezahlen immer dieselben Menschen.

honky tonk
1 Monat her
Antworten an  Dietrich

Was für ein logischer Unfug.Seit etlichen Jahrzehnten ist Argentinien von eine der Toppositionen im Wirtschaftsranking fast nach ganz unten durchgereicht worden.Wem hat das wohl nicht geschadet,genau der Bürokratenklasse und der Politelite,alle anderen Bevölkerungsgruppen sind massiv verarmt.

Dietrich
1 Monat her
Antworten an  honky tonk

Was bitte ist logischer Unfug? Ein neues Schlagwort vom grünroten Mainstream? So wie liberale Faschisten? Sortieren Sie mal bitte Ihre Gedanken, bevor sie Dampf ablassen.
Außerdem kommentieren Sie genau das, was ich gesagt habe.
Mein sprech: „Zumindest die nicht, die schon unter der alten Regierung arm waren und nun bitterarm sind. Diese ganzen wirtschaftlichen Rosskuren bezahlen immer dieselben Menschen.
Ihr sprech: Wem hat das wohl nicht geschadet, genau der Bürokratenklasse und der Politelite, alle anderen Bevölkerungsgruppen sind massiv verarmt.
Nun erklären Sie mir mal, was ihr Problem ist?

Reinhard Lange
1 Monat her
Antworten an  Dietrich

Am schnellsten ist unter Milei die Armut gestiegen. Über die Hälfte der städtischen Bevölkerung ist inzwischen arm. Denke, die freuen sich jetzt unglaublich über den Haushaltsüberschuss. Es ist noch lange nicht der Beweis erbracht, dass Mileis Wirtschaftspolitik den Argentiniern hilft.

Nacktflitzer
1 Monat her

In Deutschland besteht die Chance einer libertären Bewegung gerade bei jungen Menschen, ähnlich wie unter Milei. Sie sind die Verlierer der Umverteilung und sollen den demographischen Wandel und das Schneeballsystem Rente letztendlich bezahlen. Andererseits war die Lage in Argentinien nochmal einige Hausnummern schlechter und damit der Handlungsdruck größer, alle anderen politischen Ansätze hatten nachweislich versagt. Außerdem hatte Milei auch ein wenig Glück, überhaupt ins Amt zu kommen. Daher bin ich für Deutschland erstmal weniger optimistisch. Aber man weiß ja nicht, wie schnell sich die reale Situation verschlechtern wird. Ein Großteil unserer Bevölkerung ist programmiert und für neue Ideen unzugänglich. Wenn… Mehr

Sonny
1 Monat her

Milei macht bis jetzt alles richtig. Hoffen wir, dass die Lobby der Absahner, der Schmarotzer und „Kriegs-“ Gewinnler jegliche Einflussnahme verliert. Die Blaupause, die Milei gerade schafft, wäre in heutigen Zeiten dringend notwendig, um Bürgern klar zu machen, dass der Staat nicht und auf gar keinen Fall der bessere Wirtschafter ist. Denn dort sitzen zu viele Dilettanten, Opportunisten und Selbstbereicherer. Wenn wir in Deutschland 95% aller Steuern abschaffen und den Menschen ihre Wahlfreiheit zurückgeben würden, würde es Investitionen und Innovationen geben, von denen die letzten beiden Regierungen nur träumen können. Wer von seiner harten Arbeit und seinem Willen und Streben… Mehr

verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  Sonny

Habe neulich erst wieder von einer Fr. Dunz erfahren, dass der sog. Mittelstand aus Angst auf seinem Geld hockt und deshalb nicht investiert.
Nun, ich gehöre zu diesem ominösen Mittelstand und ich wurde nicht erst seit Corona (aber auch und gerade deswegen) meiner „Reserven“ beraubt.
Ich kann also gar nicht investieren, so gerne ich das auch wollte.

Michael Palusch
1 Monat her
Antworten an  Sonny

Milei macht bis jetzt alles richtig. Milei als Beispiel für Deutschland ist bestenfalls naiv, wahrscheinlicher aber eher kompletter Unwissenheit und, leider muss ich das sagen, Texten wie diesem geschuldet. Während hierzulande das BIP bei ~2,5% Inflation weitestgehend stagniert und das bereits, völlig zu Recht, schwere Schnappatmung auslöst, werden die „Reformen“ Mileis Argentinien 2024 ein Wirtschaftseinbruch von schlappen 6,5% (!!!) bei einer Inflationsrate von >200% bescheren. de.statista.de Im Jahr 2023 hat das Bruttoinlandsprodukt von Argentinien rund 645,5 Milliarden US-Dollar betragen. Für das Jahr 2024 wird das Bruttoinlandsprodukt von Argentinien auf rund 604,4 Milliarden US-Dollar prognostiziert destatis.de In Argentinien sind die Preise… Mehr

Last edited 1 Monat her by Michael Palusch
Deutscher
1 Monat her

„Denn letztlich zerbrach die Ampel exakt an der Schuldenfrage und der damit einhergehenden Behauptung, Wachstum wäre nur mit Neuschulden möglich.“

Sorry, aber die Ampel zerbrach an Tausend Dingen. Und die nächste Schwampel, Humpel-Hampel oder Pampelmuse wird ebensowenig willens und imstande sein, Politik im Interesse Deutschlands und der Deutschen zu machen. Das ist nicht nur eine ökonomische, sondern eine ganz grundlegende Frage: Verstehen wir uns noch als Nation? Wenn ja, gibt es Hoffnung. Wenn nein, werden wir uns auflösen wie eine Sandburg, wenn die Flut kommt.

rationalist90
1 Monat her

Es ist richtig, dass der Staat Überschüsse erzielen oder zumindest einen ausgeglichenen Haushalt anstreben sollte, da dies langfristig wirtschaftliche Stabilität schafft. Schulden und Investitionsrisiken sollten vor allem Unternehmen tragen, da nur sie durch Innovation und Wertschöpfung diese Schulden produktiv nutzen können. Die keynesianische Idee, dass der Staat durch Verschuldung die Wirtschaft stimulieren sollte, ist falsch, da der Staat keine produktive Wertschöpfung betreibt, sondern Ressourcen umverteilt. Zudem führen staatliche Eingriffe oft zu massiven Fehlallokationen von Kapital, die langfristig Wachstum und Wohlstand gefährden.Zukünftig muss der Staat dringend bei öffentlichen Ämtern sparen, da durch die Verrentung und Pensionen der Babyboomer massive Arbeitskräfte im… Mehr

Okko tom Brok
1 Monat her

“Die Deutschen auch?” Warum wohl spricht man weltweit von “German Angst” und zeichnet den “deutschen Michel” mit Schlafmütze? Geordenete, notwendige Veränderung ist kein “Meister aus Deutschland”. Hier muss es immer erst zum totalen Zusammenbruch kommen, bevor dann radikale Veränderungen einsetzen (1918, 1945, 1989, 20??).

Eddy08
1 Monat her

Nun in Deutschland werden wir davon nichts sehen. Wenn ich mir anschaue wie die Elite die Autoindustrie stärken will, dann wird einem schlecht. Guthaben an öffentlichen Ladesäulen, europäische Subventionen für E-Autos, Anreize zum Kauf von E-Autos…das sind alles Dinge die der Steuerzahler bezahlen muss am Ende. Lasst doch den Markt und den Bürger entscheiden was er haben will, aber nein der ideologische Weg einiger muss jedem aufgezwungen werden. Es ist aber wie bei den Wahlen, der Wille der Bürger wird einfach missachtet, oder wie ist es zuverstehen, dass ein Mensch der die Wahl in seinem Wahlkreis verloren hat, nun MP… Mehr