„ … dem Wohle des deutschen Volkes …“

Mut zum Patriotismus verbindet, nicht Selbstverleugnung!

Heute, am 3. Oktober feiert sie wieder: Deutschlands politische Elite. Diesmal in Kiel, weil Schleswig-Holstein im Moment den Vorsitz im Bundesrat innehat. Das Motto lautet diesmal: „Mut verbindet“. Mut wozu? Ist das Motto etwa eine deutliche Absage an jemanden, der Deutschland mental und ideell gespalten hat? Ist es eine Motivationsspritze für die linke Gutmenschen- und Zivilgesellschaft, die alles, was nicht links ist, ausgrenzt und die die Reihen mutig noch dichter schließen soll? Ist es ein Rüffler für die unbotmäßigen „Ossis“, die immer noch nicht so wählen wollen, wie sie es politisch korrekt tun sollten? Soll gar Mut gegen Selbstverleugnung gemacht werden, Mut etwa zu einem verbindenden Patriotismus? Oder gibt es diesmal von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesratspräsident Daniel Günther wieder etwas zu hören, wie es Kurzzeit-Bundespräsident Christan Wulff am 3. Oktober 2010 in Bremen losließ: „Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“ Es ist solches fast zu befürchten, denn irgendwie wollen Steinmeier und Günther in die Geschichtsbücher eingehen. Und sei es mit der Attitüde: Am deutschen Klima-Wesen und an der Friday-for-Future-Jugend soll die Welt genesen.

Nötig wäre zum 3. Oktober 2019 etwas anderes, nämlich eine kritische Reflexion typisch deutscher Selbstverleugnung. Hier wäre endlich „Aufarbeitung“ angesagt, damit das „runde“ 30er Jubiläum im Jahr 2020 endlich unverkrampft und ohne Aufgesetztes gefeiert werden kann.

Klar, die Deutschen oszillieren gerne zwischen Größenwahn und Selbsthass. Ausgerechnet mit der Wiedervereinigung neigte sich dieses Schwanken in Richtung Selbsthass, zumindest in Richtung Schuld- und Sündenstolz. „Die deutsche Zivilbußfertigkeit ist inzwischen sehr ausgeprägt. Aber sie bläht sich gelegentlich sogar pharisäisch zu einigem Pflichterfüllungsstolz auf und macht geneigt, Subjekte geringer ausgeprägter Schuldbekenntnisfreudigkeit zu tadeln“, so der große Hermann Lübbe 2001. Angefügt sei: Heute kommen wir uns obendrein als die größten CO2-Sünder vor, auch wenn Deutschlands Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß nur zwei Prozent ausmacht. Aber auch dahinter steckt eine Hybris, nämlich die Hybris im Negativen als Fortsetzung des Größenwahns.

Tag der Deutschen Einheit
Die Deutschen – wo sind sie?
Mauerfall 1989, Wiedervereinigung 1990: Damals glaubte kein westdeutscher Linker an die Wiedervereinigung, und kaum einer wollte sie – weder in den 1960er Jahren noch in den 1980er. Willy Brandt (SPD) erklärte in einer Rede am 14. September 1988 die Wiedervereinigung zur „Lebenslüge der zweiten deutschen Republik“. Ein Jahr später, mit dem Fall der Mauer, prägte sich freilich sein Satz ein: „Hier wächst zusammen, was zusammengehört.“ Gerhard Schröder (SPD), damals noch Oppositionsführer im Niedersächsischen Landtag, hielt in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 27. September 1989 (!) eine auf Wiedervereinigung gerichtete Politik für „reaktionär und hochgradig gefährlich“.

In Kreuzberg und in Frankfurt/Main fanden sich zum 3. Oktober 1990 Sprüche wie „Deutschland verrecke!“ oder „Nie wieder Deutschland!“ Jutta Ditfurth (Bündnis 90/Die Grünen) fand – im Neuen Deutschland vom 12. Oktober 1991 – Deutschland „zum Kotzen“. Hinter solchen Formeln läuft später schon mal – ohne einzugreifen – eine Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages namens Claudia Roth (Bündnis 90/Grüne) hinterher. Oder: Robert Habeck: „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.“

Wieder andere stänkern gegen die Nationalhymne. Gegen die dritte Strophe einer Nationalhymne, in deren Namen es zur friedlichen Revolution in der DDR kam und die eine friedliche ist; in ihr fließt kein Blut wie in manch anderen Nationalhymnen. Umso abwegiger war der Versuch der linken Lehrergewerkschaft GEW, die deutsche Nationalhymne in einem Pamphlet öffentlich zu Beginn der Fußball-WM 2006 als „furchtbares Loblied“ zu diskreditieren. Auch die Deutschlandfahne ist immer wieder Objekt des deutschen Selbsthasses. Die „grüne“ Jugendorganisation Rheinland-Pfalz forderte ein deutschlandweites Beflaggungsverbot während der Fußball-EM 2016. Dazu wörtlich: Wir fordern „alle Fans dazu auf, nationalistischem Gedankengut keinen Raum zu lassen! Fußballfans Fahnen runter“. Und seit 2015 ist der Antifa-Spruch üblich geworden: „Bomber Harris do it again!“

Auch scheinen die Deutschen ein – politisch korrekt oktroyiertes – Problem mit den Begriffen „Volk“ und „Nation“ zu haben, dabei ist im Grundgesetz eindeutig vom „deutschen Volk“ und vom „Wohle des deutschen Volkes“ die Rede. In der Noch-DDR hatten Hunderttausende von Demonstranten mit dem Begriff „Volk“ kein Problem. Sie skandierten „Wir sind das Volk!“. Und später „Wir sind ein Volk!“. Eine aus dem „Osten“ kommende Kanzlerin aber definierte Deutschland 2016 wie folgt: Dazu gehören „diejenigen, die schon länger hier leben“ und „die neu dazugekommen sind“. Und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heißt heute einfach nur noch „Die Mannschaft“. Fußballsöldner spielen in ihr mit, die beim Abspielen der Nationalhymne gelangweilt dreinschauen und keine Lippe bewegen. Dieses ambivalente, wenn nicht gar aversive Verhältnis eines Teils der Bundesdeutschen zu ihrem Land ist geblieben: politisch sowie in weiten Kreisen der Medien. Es wird so getan, als gebe es nichts Deutsches, das es wert sei, geschützt und womöglich sogar militärisch verteidigt zu werden.

Das gilt es kritisch zu reflektieren, meine Herren Festredner! Sonst sind Sie glatte Fehlbesetzungen, die ihren Amtseid verleugnen. Dieser lautet – mit oder ohne religiöse Beteuerung: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde ….. So wahr mir Gott helfe.“ (GG Art. 56) Die politische Elite sollte es vormachen, die Medien sollten es begleiten, und Millionen sollten auch ohne offiziellen Eid und wie selbstverständlich mittun. Denn: Mut zum Patriotismus verbindet – wie schon Max Weber schrieb: „Allein die Nation kann die innere Bereitschaft der Menschen wecken, sich solidarisch und selbstlos für das Gemeinwesen einzusetzen.“

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Kommentare ( 154 )

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Fui Fujicato
4 Jahre her

Vielleicht wäre es hilfreich, wenn alle Deutschland- und Deutschenhasser ausgebürgert würden und das Land verlassen müssten. Sollen sie sich doch gefälligst ein anderes Land suchen in dem das von ihnen favorisierte, sozialistische Regierungssystem praktiziert wird. Nordkorea wäre nicht schlecht. Ob sie und ihre Weltrettungspläne dort willkommen wären, steht jedoch auf einem ganz anderen Blatt. Und mit der gewohnten Alimentation sieht`s wohl auch eher mau aus.
Und bei der Einstellung der Parlamentarier gegenüber dem Volk, dem Bürger, dem Souverän, Recht und Gesetz, der FGO, der FDGO und dem Grundgesetz sollte man den „Amtseid“ der Einfachheit halber direkt in Amtsmeineid umbenennen.

WernerT
4 Jahre her

Ergänzung: Deutschlands selbsternannte „Einheitselite“ …
Ich glaube kaum, daß irgend jemand in D diese politische „Kaste“ incl. der mitlaufenden Medien, NGO’s etc. für eine Elite hält :-))

Alter weiser Mann
4 Jahre her

Sehr geehrter Herr Kraus, grundsätzlich stimme ich Ihren Ausführungen vollumfänglich zu. Aber bitte nicht „die Deutschen“. Ich bin auch Deutscher, bekenne mich aber zu Volk und Vaterland, Nation, Fahne (auf die ich als Wehrpflichtiger einen Eid leistete), Grundgesetz und vor allem die unser aller Freiheit ermöglichcnde liberale (also Freiheit schaffende) soziale Marktwirtschaft. Das alles nehmen die Negativelemente an Sozialisten, Kommunisten, Antifa & Co als gegeben für sich in Anspruch und mehr noch. Sie nutzen es für ihre Zwecke aus um ihre Vorstellungen von Gewalt, Unterdrückung, Fremdbestimmung und Volksbeherrschung durchzusetzen. Sie zeigen gerade die Intoleranz, welche angeblich die Anderdenkenden hätten. Haben… Mehr

HaSal
4 Jahre her

DIESES Bild (Frau Merkel mit wütender Mine …) wir wohl niemand vergessen. Ähnlich wie das Gesicht der „Göttin Greta in NY.

j.heller
4 Jahre her

Dass eine Minderheit im Land, nämlich eine hohlköpfige Elite und eine verkommene Antifa, Deutschland und das deutsche Volk abschaffen will ist klar.
Aber WARUM sollte man doch näher betrachten!
Womit soll es ersetzt werden?
Mit DIVERSITÄT!
Diese dritte große Ideologie nach Kommunismus und Faschismus, schleicht sich von hinten in die Gesellschaft ein und bleibt unter dem Radar. Außer Timmermans hält mal dazu mit hochrotem Kopf eine Rede, vielleicht im Suff. In Vino Veritas. Was genau soll Diversität bringen, wo ist sie umgesetzt?

89-erlebt
4 Jahre her

Die Rolle der BK Darstellerin, die sich erneut anmaßend zum Herbst 1989 ausließ, wurde und wird nicht thematisiert. Die Absolventin der Karl Marx Uni Leipzig (im Osten „Das Rote Kloster“ ), ausgestattet mit einem DDR Reisepass – wer hatte solch ein seltenes Reisedokument – und die ach so bezeichnende Wandlung der Frau aus der Sauna hin zur Sprecherin des Demokratischen Aufbruchs des IM Genossen Schnur … all das bleibt weiterhin unausgesprochen, könnte es doch einen Teil der Merkel Jünger verunsichern.

Der-Michel
4 Jahre her

… und mir fehlt noch die Geschmacklosigkeit vom „Tag der offenen Moschee“.

DrMarkusMueller
4 Jahre her

Es ist in der Geschichte einmalig, was in Deutschland passiert, wie nämlich eine ganze politische Klasse unterstützt von den meisten Medien eine Politik macht, die den Interessen des eigenen Volkes diametral gegenübersteht.

Alter weiser Mann
4 Jahre her
Antworten an  DrMarkusMueller

Einmalig in der Geschichte Deutschlands? So enmalig sehe ich es nicht, denn es enspricht dem Verhalten beim braunen Sozialismus (Nationalsozialismus) und beim roten Sozialismus (Stalinismus und Kommunismus). Jetzt nenne ich es den grünen Sozialismus. Eine Mischung aus Nationalsozialismus (Methoden der Volksbehandlung) und sozialistischen Kommunismus (Methoden der Unterdrückung und Wirtschaftsbehandlung).

Thorsten
4 Jahre her
Antworten an  DrMarkusMueller

Beobachten Sie auch das Wahlvolk, dass die politische Klasse immer wieder wählt.

Der Spuk künnte schon fast vorbei sein, wenn in Sachsen und Brandenburg die AfD regieren würde…

Lu Ziffer
4 Jahre her

Ja, erst verkohlt und dann vermerkelt. Der Ostdeutsche erlebt nun leider den Kapitalismus, so wie er es in der Schule gelernt hat und Kohl hatte schließlich Recht, der Lausitzer Braunkohletagebau wird eine blühende Landschaft und auch die Hallen in Limbach-Oberfrohna werden bald verwildernd begrünt. Gefährlich ist nur der dem Osten eigene Patriotismus gegen die da oben, der mit einem gesunden Misstrauen auch nach dreißig Jahren weiter schwelt. Wenn damit auch einige Industrienstandorte in den anderen Bundesländern angesteckt werden, könnte es ungeahnte Wendungen geben. Ob diese dann von der Staatengemeinschaft für gut befunden werden ist fraglich.

Gruenauerin
4 Jahre her
Antworten an  Lu Ziffer

Das muss man differenzieren. Diejenigen, die 1989 in der Mitte ihres Lebens erlebt haben, die sind misstrauisch. Diejenigen, die die DDR als Teenie oder Kind erlebt haben, sind schon verhunzt.

Alter weiser Mann
4 Jahre her
Antworten an  Lu Ziffer

Sie verwechseln da einiges. Das Wesentliche ist, daß es selbst unter Kohl noch eine gewisse soziale Marktwirtschaft gab. Unter Merkel wurde diese vollständig abgeschafft. Dafür wird der Sozialismus wieder schrittweise eingeführt und zwar so was Sie als Kapitalismus empfinden. Es ist aber nicht der Kapitalismus, also die Martkwirtschaft. Was Sie lernten war nur der als Kapitalismus ausgegebene sozialistische Kampfkommunismus.

Dabei ist es einfach: die soziale Marktwirtschaft hat über 50 Jahre bewiesen, daß sie Freiheit und Wohlstand bringt. Der Sozialismus dagegen mußte den totalen Bankrott erklären, und zwar so total, wie es totaler nicht geht. Ähnlich wie beim goebbelschen Krieg.

Sonny
4 Jahre her

Was für eine Wohltat zu lesen, dass es noch Menschen gibt, die mit Recht darauf hinweisen, dass wir stolz sein können auf unser Land, unsere Gemeinschaft und unsere Errungenschaften, und dass nicht nur seit Ende des zweiten Weltkriegs. Unter der Frauschaft Merkels hat dieser Stolz allerdings stark gelitten und es wird nicht besser. Mittlerweile bin ich geneigt anzuerkennen, dass die Deutschen es nicht anders verdienen. Die westliche Dekadenz und Selbstgefälligkeit gipfelt in einer grandiosen Dummheit von Schwätzern und Marktschreiern, die sich in Masochismus suhlen, um einem abstrahierten Ablasshandel zu fröhnen. Alles, was Deutschland erfolgreich gemacht hat, wird von den eigenen… Mehr