Ölpreis: Die globalen Rohölmarktstrukturen fracken!

Kleinkarierte Mäkeleien und negative Prophezeiungen

Fracking wäre giftig, umweltschädlich und viel zu teuer. Die immer wieder geäußerte Hoffnung der Teuer-Öl-Fraktion: Dass die Frackingindustrie bei einem Barrelpreis von weniger als 70 Dollar, sukzessive ohnehin unrentabel und damit eingestellt werde. Warum also nicht gleich? Das Allerschärfte: Erste linke Stimmen, die sich früher um die Kaffeebauern in Nicaragua „gekümmert“ haben, sorgen sich jetzt um das Wohl und Weh der Ölscheiches und um die Staatshaushalte der Ölproduzenten, die ihre üppigen Sozialsysteme nicht mehr finanzieren könnten. Nun sind die Öleinnahmen in den Produzentenländern nicht gerade gerecht und demokratisch verteilt. Es gibt wenige Habende und die geben nur zähneknirschend einen Bruchteil von ihrem märchenhaften Reichtum ab, um das Volk ruhig zu stellen. Unsere Anteilnahme verdienen sie nicht.

Es ist schon einigermaßen komisch, wer sich nun ausgerechnet um das tägliche Brot der Scheichs meint kümmern zu müssen. Wer zufällig auf einem Grundstück wohnt, unter dem in tausenden Meter Tiefe sich Öl befindet, müsste doch eigentlich teilen, und zwar gerne. Denn das linke Idol Jean-Jacques Rousseau formulierte doch vorausschauend:  „Die Früchte gehören euch allen, aber der Boden gehört Niemandem“. Die Saudis und ihre Freunde lassen Öl zu einem Einstandspreis von im Schnitt deutlich unter zehn Euro pro Fass fördern. Das ist die wahre Sollgröße, die Maßzahl, an der alles hängt. Ein angemessener Aufschlag von 30 % und die Richtung würde stimmen – Luft nach unten. Und alle, die sich jetzt vernehmen lassen, mit dem einen Zweck den Preisverfall beim Öl moralisch zu kritisieren oder als ökonomisch äußerst bedenklich zu dramatisieren, sollten sich von ihren Hirngespinsten schnellstens trennen und auf den Boden der Realität kommen.

Denn das gesamte Gefüge des Weltrohölmarktes ist bereits zerbrochen und das ist gut so. Damit bestätigt sich eine alte Weisheit der Volkswirtschaftslehre, wonach Kartelle wie  jetzt das Opec-Kartell, an ihren inneren Widersprüchen zerbrechen: Denn während die Saudis mit ihrer 10-Dollar-je-Barrel-Regel schon ab 11 Dollar bereits Profit scheffeln, geht an anderen, den teuren Förderorten bereits bei 70 Dollar das Licht aus.

Man muss den Paradigmenwechsel nur erkennen und die Chancen ergreifen. Es mag sein, dass die saudi-arabische Strategie derzeit von der Hoffnung getragen ist, durch vorübergehende Preisnachlässe die Frackingkonkurrenz zu ruinieren Tatsächlich ist die Kriegskasse der Saudis mit beinahe unerschöpflichen Devisenreserven gut gefüllt.

Dagegen hilft nur: Der Westen muss seine Marktmacht erkennen. Es ist ausschließlich seine Nachfrage, die aus den armen Wüsten-Scheichs unermesslich reiche Öl-Scheichs gemacht hat. Seit China und Indien als große Nachfrager auf dem Weltmarkt hinzugetreten sind, hatte der Preisanstieg vorübergehend sogar zusätzliche Argumente.  Nur – trotz der enorm gestiegenen Nachfrage ist der Preis des Rohöls nicht entsprechend explodiert.Dies hat einen guten Grund: Es gibt in Wahrheit auch ohne Fracking bereits auf absehbare Zeit genug Öl. Die Angstkomponente, die die Ölverbraucher zu stets zahlungswilligen Kunden degradiert hat, hat durch das Aufkommen der Frackingindustrie nur noch weiter an Boden verloren. Die Konsumenten haben jeden Grund, selbstbewusster aufzutreten.

Den Preiskampf, den die Saudis jetzt führen, ist zum Scheitern verurteilt. Jetzt die Öffentlichkeit gegen Fracking einschwören zu wollen, ist zweifellos von einer gewissen Niedertracht. Für die Ölproduzenten am persischen Golf ist es ein heilsamer Schock, wenn der Ölpreis nicht in den Himmel wächst und sie endlich etwas dafür tun müssen, dass die Menschen in ihren Ländern solide Arbeitsplätze in profitablen Unternehmen bekommen, statt sich als Kapitalrentner aushalten zu lassen.

Und für die Verbraucherländer im Westen ist ein radikal gekürzter Ölpreis ein wirtschaftlicher Segen, weil die Produkte und die Dienstleistungen günstiger werden und wirtschaftliches Wachstum massiv gestützt wird. Der Westen soll überall auf der Welt, vor allem mit seinem Geld helfen und dafür ist es nützlich, wenn er über die entsprechenden Mittel verfügt. Die Verfügungsgewalt über große Geldmengen, die in den Öl produzierenden Ländern viel zu sehr verpulvert werden und deren Lenkung nach wenig sinnvollen Gesichtspunkten geschieht, ist nicht erstrebenswert. Einfach nur Geld kassieren und sonst nichts und den Rest der Welt zahlen lassen, schafft Verwerfungen, die dem Weltwirtschaftswachstum kontraproduktiv entgegen stehen.

Der radikal gekürzte Ölpreis ist ein wirtschaftlicher Segen

Im Westen werden die Chancen, die sich auf dem Energiemarkt auftun, nicht annähernd richtig erkannt und entsprechend auch nicht wahrgenommen. Die Energie-und Rohstoffkosten sind in einem  energiearmen Land wie der Bundesrepublik ein ganz wesentlicher Faktor. Alle Welt schreit, dass bei der Vergabe der Fussball-WM nach Katar Bestechung im Spiel gewesen wäre. Aber man sollte auch die Frage stellen dürfen: Was soll man denn mit nutzlos herum liegendem Geld denn sonst anfangen, wenn man die Fussball-WM gern hätte?

Umweltbelastend herunter gekühlte Fussballstadien für ganze drei Wochen sind sicher keine weltökonomische Errungenschaft. Die Denkschemata, in denen die westliche Welt in Sachen Erdöl eingeklemmt ist, müssen aufgebrochen, sie müssen „gefrackt“ werden.

Lassen Sie sich als nicht beirren: Nur ein niedriger Benzinpreis ist ein guter Benzinpreis. Vertrauen Sie ihrem spontanen Gefühl an der Tankstelle.

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