Die Allianz zur Finanzierung des Ukraine-Krieges ist einem neuen Problem konfrontiert. Sieben Mitglieder der EU wollen die Enteignung der russischen Zentralbank bei Euroclear verhindern. Damit steht die Anschlussfinanzierung des Krieges auf der Kippe. Zudem droht eine Finanzkrise, an deren Ende der Steuerzahler wieder haftet.
picture alliance / NurPhoto | Emmanuele Contini
Der Verhandlungsmarathon zwischen Vertretern der Ukraine, der EU und Großbritanniens sowie der vermittelnden US-Delegation setzt sich in Berlin fort. Begleitet wird er von altbekannten Phrasen über „Fortschritte“ auf dem Weg zum Frieden und der Versicherung, man habe bereits rund 90 Prozent der Zielmarke erreicht.
Welchen Wert wir diesem Zwischenergebnis tatsächlich beilegen dürfen, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Rechnen Sie mit einem hektischen Hochlauf der Propagandamaschine, mit Drohnen über Flughäfen (und über Wolfram Weimers Anwesen) und mit zunehmendem Druck auf US-Präsident Donald Trump. Denn die militärisch prekäre Lage der ukrainischen Streitkräfte trifft auf eine kaum weniger dramatische finanzielle Lage der Kreditgeber Kiews.
Alles deutet darauf hin, dass der Druck wächst, den gordischen Knoten zu durchschlagen – und zwar eher früher als später, da die Kriegskosten auf beiden Seiten außer Kontrolle zu geraten drohen.
Damit rücken auch die jüngsten Entwicklungen in der Debatte um die Enteignung der russischen Zentralbank und ihrer bei Euroclear geparkten Vermögenswerte erneut in den Mittelpunkt.
Kritische Demarkationslinie
Euroclear könnte sich als persönliches Waterloo für die Ambitionen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erweisen. Diese arbeitet unter Hochdruck daran, die gegenwärtige Krise in einen massiven Machtgewinn Brüssels und damit ihrer EU-Kommission umzumünzen.
Zu den eminenten Kritikern einer Enteignung Russlands, Ungarn, Slowakei sowie Belgien gesellen sich nun auch Italien, Bulgarien, Malta und Zypern. Der Widerstand gegen den Brüsseler Eskalationsversuch wächst täglich.
Auffällig ist dabei der zeitliche Zusammenhang: Seit dem faktischen Rückzug der Vereinigten Staaten aus der Finanzierung der Ukraine tritt die finanzielle Realität Europas ungeschönt zutage. Ohne Zugriff auf die rund 210 Milliarden Euro russischer Vermögenswerte, von denen etwa 25 Milliarden auf die Mitgliedsstaaten verteilt sind, erscheint eine Anschlussfinanzierung des Abnutzungskrieges kaum noch darstellbar.
Sämtliche großen Kreditgeber – Deutschland, Frankreich und Großbritannien – haben ihre Haushalte längst überdehnt und bewegen sich mit Neuverschuldungsraten zwischen vier und sechs Prozent tief im roten Bereich. Das Projekt Ukraine steht unmittelbar vor dem finanzpolitischen Kollaps.
Die Illusion der Enteignung als Rettungsanker
Was im Kern versucht wird, ist ebenso simpel wie riskant: Diese Vermögenswerte, bestehend teils aus Staatsanleihen, teils aus bereits ausgelaufenen Anleihebeständen, also Fremdwährungen, sollen als Sicherheiten für weitere Kredite dienen. Europa steckt längst in einer Schuldenspirale und zapft sämtliche noch verfügbaren Quellen an. Selbst beim Feind macht das Gespann London-Brüssel nicht halt.
Beobachter mit einem Filter für politische Phraseologie und Größenwahn wussten es im Grunde bereits im April des Jahres 2022: Man hat sich im Geiste überoptimistischer Euphorie auf unfassbare Weise verkalkuliert und ein Szenario gezeichnet, in dem das gescheiterte Russland für sämtliche Kriegskosten haftbar gemacht werden sollte. Auf diese Weise hätte man die eigenen Banken elegant aus der Affäre ziehen können, die tief in die Finanzierung der Ukraine verstrickt sind.
Wir kennen dies aus der Geschichte: Banker und Politiker machen auch in Kiew gemeinsame Sache. Man freute sich bereits auf den Tag der Unterwerfung Putins, an dessen Ende ein Regimewechsel in Moskau organisiert worden wäre und gleichzeitig der Prozess der Extraktion der immensen russischen Rohstoffe begonnen hätte. Das europäische Bankensystem wäre bis zu den Dächern rekapitalisiert worden, das Energieproblem final gelöst gewesen.
Dieses Kalkül geht offenkundig nicht auf. Stattdessen wird der Steuerzahler für den Schaden haften.
Die Ukraine als systemisches Risiko
Die Ukraine wäre ohne Kreditgarantien längst insolvent. Ein ungeordneter Zusammenbruch des Staatsgebildes würde sich im europäischen Bankensystem wie ein Nuklearsprengsatz auswirken. Um eine Übernahme dieser immensen Kreditschulden durch die öffentliche Hand wird man so oder so nicht herumkommen. Damit rückt zwangsläufig die Debatte um eine weitere Ausweitung der eigentlich rechtlich ausgeschlossenen Eurobonds wieder ins Zentrum – womöglich direkt eingeführt als europäische Kriegsanleihen.
Mit dem Programm „NextGenerationEU“ ist diese eigentlich verbotene Praxis faktisch bereits Realität geworden. 800 Milliarden Euro hat sich Brüssel auf diesem Wege am Kapitalmarkt beschafft. Diese Mittel befeuern die überdimensionierte Subventionsmaschine Brüssels und sind inzwischen fest in das Mauerwerk der Macht eingefügt, stets mit dem Backstop der EZB ausgestattet.
Brüssel agiert längst selbst als Akteur am internationalen Anleihenmarkt und treibt damit Haftung und Verschuldung der Mitgliedstaaten weiter in die Höhe. Europa hat sich in eine geopolitische wie finanzielle Sackgasse manövriert – eine Entwicklung, die seit Langem absehbar war.
Euroclear und der drohende Vertrauensbruch
Die mit chronischer Realitätsverweigerung verwachsene Inkompetenz der politischen Führung der EU und Großbritanniens entzieht sich rationaler Erklärungsversuche. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich nun Widerstand im Falle von Euroclear regt – auch wenn man in Brüssel bereits nach Wegen sucht, ein entsprechendes Votum notfalls mit einfacher Mehrheit durchzusetzen. Hoffnung macht jedoch, dass es Länder wie Italien gibt, denen bewusst ist, was eine Enteignung der russischen Zentralbankvermögen bei Euroclear für die Finanzmarktstabilität der Eurozone bedeuten würde.
Die Initiative von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, das Gold der italienischen Notenbank vorsichtshalber vor einem möglichen Zugriff durch die Europäische Zentralbank in Sicherheit zu bringen, zeigt, dass man in Rom genau weiß, was auf dem Spiel steht. Italien wäre bestens auf einen möglichen Neustart einer autonomen Währung vorbereitet.
Der Schaden der Enteignung der Russen wäre maximal: ein Super-GAU, ein vollständiger Verlust an Glaubwürdigkeit und an den Regeln des guten Kaufmanns, die im Bankenverkehr und bei internationalen Transaktionen unverzichtbar sind. Das gesamte internationale Geldwesen, das Settlement von Transaktionen und die Zwischenaufbewahrung von Assets, die ihre Eigentümer wechseln, beruhen auf Vertrauen – auf der absoluten und zweifelsfreien Stabilität seiner tragenden Säulen.
Zu diesen Säulen zählen Institutionen wie Euroclear, die den internationalen Transaktionsmechanismus nicht nur absichern, sondern ihn überhaupt erst ermöglichen. Wird dieses Fundament beschädigt, steht weit mehr auf dem Spiel als ein politisches Signal: Es geht um die Stabilität des gesamten Systems.




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Apropos Italien: Wo sind eigentlich die deutschen Goldreserven?
> Beobachter mit einem Filter für politische Phraseologie und Größenwahn wussten es im Grunde bereits im April des Jahres 2022: Man hat sich im Geiste überoptimistischer Euphorie auf unfassbare Weise verkalkuliert und ein Szenario gezeichnet, in dem das gescheiterte Russland für sämtliche Kriegskosten haftbar gemacht werden sollte.
Soweit ich mich entsinne, hier fehlte 2022 solche Filterung? Einige Texte ähnelten an Russophobie dem üblichen ÖRR-Duktus.
Na gut – es gibt welche, die es heute noch nicht verstehen. Dabei wird der totalitären Korruptokratie Westeuropas zugejubelt.
Eine Atommacht, die am Ende für alles haftet. Absurder geht es nicht, denn das hätte die bedingungslose Kapitulation Russlands mit drohendem Einmarsch der Ukraine vorausgesetzt.
Es wird, wenn es dazu kommt, natürlich der deutsche Steuerzahler haften. Merz, der erfolglose Innen-Kanzler, versucht mit aller Macht (Geld, Waffen und deutsche Soldaten), sein Katzentisch-Image in der Weltpolitik aufzupolieren. Ich hoffe, Achtung Fliegersprache (!), er macht damit eine krachende Bruchlandung.
Man könnte sich auch mal die Gedanken eines österreichischen Adligen namens Gregor von Rezzori zu eigen machen, wo er schon lange vor der heutigen Zeit ein Buch herausbrachte mit dem Titel: Idiotenführer durch Deutschland, was eigentlich nichts neues ist, wenn man die heutigen Protagonisten so betrachtet und sich bis dato nichts geändert hat.
Eigentlich sollten diese Verbrecher (Merz, Micron usw) in den Knast landen, weil sie das Brechen wollen und zwar unter dem Rampenlicht. Nur wer ist mutig genug sie dahin zu schicken? Ich sehe nur willige Richter die den Mächtigen gern den Weg frei fegen. Wir leben längst in einer Diktatur die bis jetzt immer weiter das Gesetz und die Vernunft ignoriert, weil sie es kann. Das können wir ja von den Kindererziehung – wenn man die Grenzen nicht früh genug setzt, der kriegt das Problem später nur größer. Euroclear ist dabei nicht die erste Institution die zum Zweck der Kriegsführung missbraucht… Mehr
More infos:
naked capitalism:
https://www.nakedcapitalism.com/2025/12/russian-central-bank-sues-euroclear-over-frozen-assets-will-the-eu-be-hoist-on-the-investor-state-settlement-disputes-isds-petard.html?utm_source=substack&utm_medium=email
substack: gold and geopolitics „the great taking of the russian assets“
https://substack.com/app-link/post?publication_id=4094764&post_id=181692906&isFreemail=true&r=1c55b5&token=eyJ1c2VyX2lkIjo4MDg2MTcyOSwicG9zdF9pZCI6MTgxNjkyOTA2LCJpYXQiOjE3NjU4OTM2NzgsImV4cCI6MTc2ODQ4NTY3OCwiaXNzIjoicHViLTQwOTQ3NjQiLCJzdWIiOiJwb3N0LXJlYWN0aW9uIn0.fb0bL1_fEvr3L01fNpUqQjnXn3Fu_iNyL0OWUN5b3Jw
Diese Enteignung Europas und vor allem seiner Bürger, dürfte von Anfang an der eigentliche Grund dieses Krieges gewesen sein, denn wer darauf besteht, dass er „besser wieder aufbauen“ will (built back better), der muss vorher naturgemäß alles kurz und klein hauen.
Diese EU-Kommissare werden keine Skrupel kennen und die EU-Staaten ins Verderben schicken. Die gehören alle sofort geschasst und enteignet.
> Rechnen Sie mit einem hektischen Hochlauf der Propagandamaschine, mit Drohnen über Flughäfen (und über Wolfram Weimers Anwesen) und mit zunehmendem Druck auf US-Präsident Donald Trump.
Trump hätte wie Reagan Befreier Europas werden können, doch offene Raubzüge wie in Venezuela machen ihn unglaubwürdig. Damit gibt es im gesamten Westen keine unbeschädigte Autorität mehr – BRICS wurde irgendwie alternativlos.