Orbán attackiert Selenskyj: „Netzwerk der ukrainischen Kriegs-Mafia aufgedeckt“

Harte Abrechnung von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán mit der im Korruptionsskandal zerbröselnden ukrainischen Regierung: Es sei „Wahnsinn“, wenn die EU weiter Geld nach Kiew schicke.

IMAGO / NurPhoto

Für Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán ist der Korruptionsskandal in Kiew ein Anlass für massive Kritik an der ukrainischen Regierung und an Präsident Wolodymyr Selenskyj. Orbán lässt dazu folgendes Statement auf Facebook veröffentlichen: „Ein mit Präsident Selenskyj auf tausend Arten verbundener ukrainischer Kriegs-Mafia-Ring wurde aufgedeckt. Der Energieminister ist bereits zurückgetreten, und der Hauptangeklagte hat das Land verlassen.“

Und der Ministerpräsident (62) kritisiert weiter: „In dieses Chaos wollen die EU-Spitzen das Geld der europäischen Steuerzahler weiter hineinschütten. Damit das, was nicht an der Front verschossen wird, von der Kriegsmafia gestohlen werden kann. Wahnsinn. Danke, aber das wollen wir Ungarn nicht. Das Geld der ungarischen Bürger schicken wir nicht in die Ukraine. Es ist hierzulande besser aufgehoben: Allein diese Woche haben wir die Unterstützung für Pflegeeltern verdoppelt und über die 14. Monatsrente entschieden.“

Dann attackiert Orbán noch ganz konkret Selenskyj: „Erst recht wollen wir nach all dem nichts von den finanziellen Forderungen und Erpressungen des ukrainischen Präsidenten wissen. Es wäre höchste Zeit, dass man auch in Brüssel endlich versteht, wofür das Geld ausgegeben wird.“

Der Korruptionsskandal – das ist bisher bekannt

Die ukrainischen Anti-Korruptionsbehörden haben eine groß angelegte Ermittlungsaktion gegen ein weit verzweigtes Netzwerk gestartet, das im Energiesektor des Landes aktiv gewesen sein soll. Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um einen der größten Korruptionsfälle seit Beginn des Krieges. Die Ermittlungen, die intern den Codenamen „Operation Midas“ tragen, richten sich gegen Geschäftsleute und Beamte, die im Verdacht stehen, systematisch Bestechungsgelder kassiert und öffentliche Aufträge manipuliert zu haben.

Ermittlungen und Rücktritte
Vergoldete Toiletten, gestapelte Dollarnoten – ein Korruptionsskandal, der Selenskyj zu Fall bringen könnte
Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht das staatliche Energieunternehmen Energoatom, das die gesamte Kernenergieversorgung der Ukraine verantwortet. Den Ermittlern zufolge sollen bei zahlreichen Aufträgen illegale Provisionen geflossen sein – in der Regel zwischen zehn und fünfzehn Prozent des jeweiligen Vertragswerts. Das mutmaßliche Gesamtvolumen der Bestechungsgelder wird auf rund hundert Millionen US-Dollar geschätzt. Die Praxis sei offenbar über Jahre hinweg etabliert gewesen und habe auch während des Krieges weiterbestanden.

Als Hauptverdächtiger gilt der Unternehmer Timur Mindich, der enge Verbindungen zum Umfeld von Präsident Wolodymyr Selenskyj haben soll. Mindich soll kurz vor Beginn der Ermittlungen das Land verlassen haben – er soll in Israel oder möglicherweise auch in Österreich sein. Die Behörden prüfen derzeit, ob auch andere Personen aus der politischen Führung oder aus staatlichen Betrieben in das System verstrickt sind.

Die Enthüllungen haben zu erheblichen politischen Erschütterungen geführt. Energieministerin Svitlana Hrynchuk trat nach Bekanntwerden der Vorwürfe zurück, während der Justizminister Herman Galushchenko, der das Energieministerium zuvor geleitet hatte, vorläufig suspendiert wurde. Diese Rücktritte markieren den schwersten politischen Schaden für die Regierung Selenskyj seit Monaten.

Trump überlässt die Ukraine Europa
Orbán zum Niedergang Selenskyjs: „Ich habe ihn gewarnt“
Präsident Selenskyj selbst betonte öffentlich, dass „maximale Integrität“ in allen staatlichen Prozessen notwendig sei, und versprach, die Untersuchungen vorbehaltlos zu unterstützen. Er erklärte, niemand dürfe sich im Krieg oder im Frieden über das Gesetz stellen. Dennoch ist der Vorfall ein Rückschlag für das Ansehen der Regierung, die seit Beginn des russischen Angriffskrieges darum bemüht ist, der Welt ein Bild von Reformwillen und Transparenz zu vermitteln.

Auch internationale Partner, insbesondere in der Europäischen Union, reagieren besorgt. Die Ukraine ist in hohem Maße auf westliche Unterstützung angewiesen, sowohl finanziell als auch militärisch. Die neuen Enthüllungen werfen daher unangenehme Fragen auf – nicht nur über die Wirksamkeit der ukrainischen Anti-Korruptionsmaßnahmen, sondern auch über die Kontrolle der milliardenschweren Hilfsgelder, die das Land aus dem Ausland erhält.

Während die Ermittlungen weiterlaufen, steht die ukrainische Regierung unter großem Druck, glaubhaft zu beweisen, dass sie gegen Korruption konsequent vorgeht. Denn die Stabilität des Landes hängt nicht nur von der Front, sondern auch vom Vertrauen der Partner im Westen ab.

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Kommentare ( 95 )

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Peter Pascht
29 Tage her

Orban steht in der Tradition des ungarischen „kulturellen Realitätsverlustes“. Auch heute noch hängt Orban der Illusion nach, der Vertrag von Versailles „das verdammte Trianon“, von vor über 100 Jahren könnte rückgängig gemacht werden, für jene Territorien die Ungarn von den Nazis im „Wiener Schiedspruch“ wieder zurück bekommen hat, aber von den Siegern des 2WK wieder genommen wurden. Nun träumt Orban mit seiner „Reanexion“ davon in einer Allianz mit Putin die an die Ukraine und Rumänien verlorenen Territorien wieder zurück bekommen zu können. Das ist seine Motivation seiner Putin Sympathien und seiner Aussenseiterrolle in Europa. Dieser Illusion Orbans folgen nicht wenige… Mehr

Aljoschu
1 Monat her

Wir sollten unbedingt prüfen, wie sich der Reichtum von Leuten wie Ursula von der Leyen, Friedrich Merz u.a. während ihren Amtszeiten verändert. Ich vermute, er steigt kontinuierlich und rasant an.

Klaus Uhltzscht
1 Monat her
Antworten an  Aljoschu

Man nehme das Monatspolitikergehalt mal 12 mal Anzahl Dienstjahre. Dann kommt man auf den theoretischen Kontostand. In der Praxis sind es aber ein paar Millionen mehr, wie bei Jens Spahn. Weiß auch nicht, wieso.

Albert Pflueger
29 Tage her
Antworten an  Klaus Uhltzscht

Was ist mit dem, was dem Lebensunterhalt gedient hat? Bei mir sieht eine solche Rechnung deutlich anders aus.

Sonny
1 Monat her

Keine Überraschung.
Während der Westen über die Gefährlichkeit von putin palavert, stopfen sich NGO´s und kriminelle Subjekte die Taschen voll. Nirgends ist das so einfach wie in einem Kriegsland.
Ich gehe jede Wette ein, dass dieser mindich schon lange vor Bekanntwerden entsprechende Fluchtpläne vorbereitet hat und einen Großteil des gestohlenen Geldes in anderen Ländern „in Sicherheit gebracht hat“. Viele andere werden ihm folgen.
Das Geld aber gibts nicht zurück. Und tschüß Ihr Millionen Euronen aus der EU.

Vallis Blog
1 Monat her

Das kyrillische Alphabet, auch das ukrainische, kennt kein H. Ein mit dem deutschen H vergleichbarer Buchstabe wäre vielleicht das X geschriebene „CH“ wie in Rachmaninow. Ein Hennadi ist also immer ein Gennadi, ein Herman ist German. Eine Frau Hrynchuk heisst richtigerweise Grynchuk. Die Währung der Ukraine ist dann auch Grivna, nicht Hrivna. Grivna mit G wie Garbage. Deshalb will der Komiker in Kiew auch immer Dollar oder Euro. Keinen Müll. Könnte man wissen, wenn man mal mit Ukrainern abseits der Polit- und Oligarchenebene reden würde.

CasusKnaxus
1 Monat her

HP hat wieder einen gelassen -ich riech nämlich nix

karlotto
1 Monat her

Timur Mindich , Kolomoisky hat den Krimsekt schon kalt gestellt.
Die Selenskys ,wohnen übrigens um die Ecke.
Jede Hand kann hilfreich sein , beim Geldzählen.

Ernst K.
1 Monat her

Was erwartet man denn von einem Oligarchenstaat? Daß er plötzlich sauber wird, nur weil er sich im Krieg befindet? Blauäugigkeit pur, und die Folgen der sog. Erkenntnis? Weniger Hilfen? Schnellerer Vormarsch der Russen?
Die einfache ukrainische Bevölkerung tut mir leid. Sie hätte Besseres verdient.

Aljoschu
1 Monat her
Antworten an  Ernst K.

Hallo! Die verteidigen „Unsere“ Demokratie und Freiheit!

Klaus Uhltzscht
1 Monat her
Antworten an  Ernst K.

Auch die Völker der EUdSSR tun mir leid. Die korrupte Ukraine kommt ja in die EUdSSR.

Michael M.
1 Monat her

Das gute an diesen ihren Ergüssen ist, dass man sich die Zeit sparen kann diesen Mist zu lesen, einfach Daumen runter und gut is …
Das genauso wie mit den Vorschlägen/Einschätzungen der grünlinken Ahnungslosen, immer das genaue Gegenteil davon machen dann liegt man hundert prozentig richtig 🥳🤡🤯.

OJ
1 Monat her

Es ist so, so schade und ärgerlich dass wir keinen einzigen Politiker haben, der so ist wie Orba’n❗

Grandler
1 Monat her

Irgendwo war zu lesen, dass die in den abgehörten Telefongesprächen der ukrainischen Beteiligten russisch gesprochen haben.
Ich sage ja immer, der grosse Unterschied zwischen Ukrainern und Russen ist mir noch nicht aufgefallen.

CasusKnaxus
1 Monat her
Antworten an  Grandler

Jepp alle meine ukrainischen Arbeitskollegen Ende der 90er Jahre machten alle auf „wir ukraine“ -aber wenn ich sie fragte, in wat sie sich unterhalten untereinander, da hieß es immer Russisch. Obwohl sie mit Russen nix zutun haben wollten, sie haßten sie. Ich fragte „na habt ihr denn keine eigene Sprache?“ Betretenes Schweigen. Na denn Druschba Tawarisch