Genitalverstümmelung bei Frauen – Akt kulturellen Imperialismus?

Ein Artikel des renommierten British Medical Journal verteidigt Genitalverstümmerung bei Frauen, während er jahrzehntelange weltweite Verurteilungen zu delegitimieren versucht. Die Bundesregierung veröffentlicht hingegen einen Schutzbrief gegen die Praxis. Von Carlheinz Swaczyna

picture alliance / dpa | Wolfram Kastl

Am 10. Dezember stellte das Publikationsportal der Bundesregierung einen Schutzbrief gegen weibliche Genitalverstümmelung zum Download bereit:

„Der Schutzbrief gegen weibliche Genitalverstümmelung informiert über die Strafbarkeit von weiblicher Genitalverstümmelung – auch bei einer Durchführung im Ausland – und über den möglichen Verlust des Aufenthaltstitels. Er dient vor allem dem Schutz vor weiblicher Genitalverstümmelung in den Herkunftsländern während der Ferienzeiten und kann im Reisepass mitgeführt werden. Er kann den Familien helfen, sich dem gesellschaftlichen und familiären Druck in den Herkunftsländern entgegen zu stellen. Zielgruppe sind primär die bedrohten Mädchen und ihre Familien. Weiterhin dient der Schutzbrief aber auch zur allgemeinen Aufklärung“ , heißt es dort.

Aus gutem Grund ist Genitalverstümmelung seit Jahrzehnten in westlichen Demokratien verboten. Dies ist kein Akt kulturellen Imperialismus‘, sondern eine moralische und medizinische Notwendigkeit. Schmerzen, Infektionen, Unfruchtbarkeit, sexuelle Dysfunktion und psychisches Trauma hinterlassen lebenslange Spuren bei Tausenden von Mädchen.

Selbst heute stirbt in den afrikanischen Ländern, in denen die Praxis am weitesten verbreitet ist, insbesondere in Ägypten, Somalia und Mali, alle 12 Minuten ein junges Mädchen an Genitalverstümmelung.

Gerade wegen dieser düsteren Realität übernahm die WHO 1996 offiziell den Begriff ‚weibliche Genitalverstümmelung‘ und ersetzte damit den euphemistischeren ‚weibliche Beschneidung‘, der das Ausmaß der angerichteten physischen und emotionalen Schäden nicht vermittelt.

Doch die Ächtung der Praxis droht durch ebenso woke wie frauenfeindliche „Wissenschaft“ unterlaufen zu werden.

In einem Artikel, der im September 2025 im Journal of Medical Ethics des renommierten British Medical Journals BMJ erschienen ist, wird die Verurteilung von weiblicher Genitalverstümmelung delegitimiert.

In diesem überwiegend und schockierenderweise von weiblichen Autoren verfassten Fachartikel wird nichts anderes propagiert als die Rechtfertigung der barbarischen Genitalverstümmelungen bei Frauen. Der Begriff „Verstümmelung“, im Englischen mutilation soll ersetzt werden durch „Modifikation“, genauer gesagt: „Weibliche Genitalmodifikation“. So soll er mit einer positiven Konnotation versehen werden – als handele es sich um einen Eingriff, der äquivalent zu einer Schönheitsoperation betrachtet werden könnte.

Die Praxis wird als legitime kulturelle Ausdrucksform verstanden. Der Widerstand gegen die Genitalverstümmelung beruhe demnach auf „irreführenden, oft rassifizierten Stereotypen“ und sei daher „westliche Sensationslust“. Die Autoren behaupten, dass der Zusammenhang zwischen Genitalverstümmelung und Trauma „oft eher vermutet als festgestellt ist“ und dass das „Leiden“ den Frauen durch westliche Narrative auferlegt wird. Übersetzt scheint das Argument zu lauten: Nennen Sie diese Handlung nicht gewalttätig, dauerhaft schädlich und überflüssig, denn das könnte kulturelle Sensibilitäten verletzen.

Der Artikel, von 25 Autoren verfasst – von denen viele keine Ärzte, sondern Anthropologen sind –, verteidigt die Praxis ausdrücklich. Hauptautorin ist die Anthropologin Fuambai Sia Ahmadu, die sich als Erwachsene einer Genitaloperation unterzog, offenbar mit dem Resultat, dafür nun Propaganda machen zu wollen. Viele der Mitautoren sind Soziologen.

In bester woker Manier wird argumentiert, „dass eine allgegenwärtige ‚Standardgeschichte‘ die Vielfalt der Praktiken, Bedeutungen und Erfahrungen der Betroffenen verschleiert“. Dieser Diskurs habe unbeabsichtigte, aber gravierende Folgen: den Vertrauensverlust in medizinische Einrichtungen, das Schweigen abweichender oder differenzierter Stimmen innerhalb der Gemeinschaft, rassistische Profilierung und unverhältnismäßige rechtliche Überwachung migrantischer Familien.

Es wird moniert, die Berichterstattung über das Thema sei nicht ausgewogen, Politik und öffentliche Diskussion würden die kulturelle Komplexität nicht berücksichtigen.

Das British Medical Journal riskiert hier seine institutionelle Glaubwürdigkeit, indem es einer Argumentation Platz einräumt, die katastrophale Menschenrechtsverletzungen bagatellisiert. Hier zeigt sich, dass das BMJ, wie inzwischen ein Großteil des englischen Nationalen Gesundheitsdienstes NHS, von einer modischen, zutiefst gefährlichen ideologischen Weltanschauung umfassend eingenommen wurde – einer Ideologie, die ‚kulturelle Narrative‘ über biologische Realität und Identität über Beweise stellt.

Noch scheint sich die Bundesregierung dieser Lesart nicht zu beugen – mit dem Schutzbrief wird möglichen Betroffenen zumindest eine Ressource zur Verfügung gestellt, um das Unrecht womöglich zu verhindern: Ein sicherlich nicht ausreichendes Angebot, aber zumindest ein Versuch der Hilfeleistung, anstatt Mädchen einer grausamen frauenfeindlichen Praxis auszuliefern, indem man diese zum legitimen und bewahrenswerten kulturellen Ausdruck umdeklariert.

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Kommentare ( 36 )

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man without opinion
1 Stunde her

Moin,
und über den möglichen Verlust des Aufenthaltstitels“
Das hätte ich gern sauber auseinanderklamüsert. Kapieren tue ich das jedenfalls erst mal nicht.
Absatz.
Wenn man den Link zum Artikel aufruft, kann man den Arbeitsort der Autoren per Liste abrufen, samt Tätigkeitsthemen.
Da rate ich aber dringend von ab!
Da fehlen auch mir die Worte. „Nichts als die Wahrheit“ Götz George. R.I.P.
LG

Boris G
2 Stunden her

Woher kommt sie eigentlich, diese Lust am Herumschnippeln an den Genitalien kleiner Mädchen und Jungen?
Nicht nur im Fall der Mädchen sondern auch in der Diskussion um die Rituale mit dem Messer am Penis von Jungen haben die medizinischen Fachverbände in Deutschland eindeutig Stellung bezogen. Im Fall der Jungen haben aber die Nichtmediziner gewonnen.

Kaiser
2 Stunden her

25 Autoren.
Den meisten fehlt offenbar schon formal die Qualifikation sich zu diesem Thema zu äußern. Das ist bei Soziologen, Juristen und Theologen oft zu beobachten.
Leider sind diese Menschen trotzdem in der Lage die Meinung zu beeinflussen. Das ist es was sie gut gelernt haben.

h.milde
2 Stunden her

Diese schadwirksamen Sozio, Polito, & GRÜNE Lügenlogen empfehlen, wie diese UnterdrückungsFOLTER & die multitoxischen COVID19-GenExperi-mente, eine flächgendeckende ->LOBOTOMIE via TV & Zensur.
Diese werden durch die fast €uweit durch ZWANGSfinanzierte „Anstalten“ nach dem Willen & Machtanspruch meist linksGRÜNschwarzer Parteien & der €UdSSR getreulich durchgeführt, in trauter Kollaboration mit den Amts & Asylsteuerkirchen & MainSHIT-Medien. wie hierzulande die sog.“ARD & ZDF & DLF“.

R.J.
2 Stunden her

Vielen Dank, Herr Swaczyna. Erlauben Sie mir bitte einige Anmerkungen. Erstens manifestiert sich die Intention des Machwerks bereits im Begriff der „Modifikation“. Die FGM beinhaltet immer die irreversible Entfernung von Teilen, die für das Lustempfinden der Frau eine wesentliche Rolle spielen. Dann wäre auch das (islamische) Abhacken der Hand oder des Fußes, das Abschneiden von Ohren oder Nase usw. im lex talionis eine „Modifikation“. Der Vergleich mit Schönheitsoperation im Erwachsenenalter oder mit der Korrektur von Missbildungen ist abwegig. Zweitens geht es selbstverständlich um das Kriechen vor dem Islam. Die weibliche Beschneidung ist gemäß einer der vier Hauptschulen des Sunni-Islam obligatorisch… Mehr

Last edited 2 Stunden her by R.J.
MartinKienzle
3 Stunden her

Aus dem Artikel: „In diesem überwiegend und schockierenderweise von weiblichen Autoren verfassten Fachartikel wird nichts anderes propagiert als die Rechtfertigung der barbarischen Genitalverstümmelungen bei Frauen.“

Es ist eine allgemeine Fehlannahme, dass Frauen aufgrund der eigenen Weiblichkeit besonders empathische Menschen mit Blick auf Hilfsbedürftigkeit seien, das unter anderem Dr. Hanna Ziegert, Münchner Psychaterin, anschaulich erklärt (https://www.youtube.com/watch?v=UZhdxVNZswA)!

Last edited 3 Stunden her by MartinKienzle
Heptamer
3 Stunden her

Linke, wie erwartet. Übles droht allen, die auch nur noch einen Funken Humanität empfinden. Aber gegen das „Unmenschliche“ in der Ukraine wettern. Was für eine Heuchlerei.

Johann P.
4 Stunden her

Hinter diesen menschenverachtenden Taten und Denkweisen stecken lediglich kranke, perverse Sexualverbrecher, ganz gleich, welche „Religion“ oder Sekte sich dahinter verbirgt. Das ist heute so und das war schon immer so! Der Mensch ist nichts weiter als eine gottlose Bestie, wenn er sich nicht seines Verstandes bedient.

flo
3 Stunden her
Antworten an  Johann P.

Dahinter stecken vor allem archaische Riten, die in der Neuzeit unter der Flagge der Weltoffenheit in moderne Gesellschaften hineingetragen werden (wie auch manch anderes …). „Hauptautorin ist die Anthropologin Fuambai Sia Ahmadu, die sich als Erwachsene einer Genitaloperation unterzog, offenbar mit dem Resultat, dafür nun Propaganda machen zu wollen.“ Ahmadu ist laut Autorenbeschreibung unter dem fraglichen Beitrag Juristin an der Uni Sierra Leone. In diesem westafrikanischen Staat sind laut Wikipedia 70-80 Prozent der Bevölkerung muslimischen Glaubens. Sie hat für UNCEF und das britische British Medical Research Council in Gambia gearbeitet. Sie war in ihrer Laufbahn offenbar auch an der University… Mehr

Peter Pascht
5 Stunden her

Genitalverstümmelung bei Frauen – Akt kulturellen Imperialismus?
Nein.
Es ist „kultureller Terrorismusim Zeitgeist einer „linksextremistischen kulturellen Hegemonie“ – die eine „faschistoide Ideologie der Unterwerfung“ zur „Religion“ erhoben hat.
So wie die Jakobiner Morde in der französischen Revolution im Namen der perversen Pervertierung von „Liberte, Egalite“.

J.Thielemann
5 Stunden her

Politik und öffentliche Diskussion würden die kulturelle Komplexität nicht berücksichtigen…. Bloß gut, dass unsere Einwanderer keine „Inkas der alten Schule“ sind. So ein kleines Menschenopfer alle paar Monate – wer könnte da was dagegen sagen?! Nur Nazis und Fremdenfeinde. Wenn heutzutage mal fix paar Schafe auf der Weide fehlen, ist das kein Beinbruch. Im genannten Fall wäre das schlimmer. Im Modehaus vermisst- oder so. Gut, Babys im Mutterleib darf man auch bei uns schreddern. Wir sind da so gesehen gar nicht soooo weit davon weg. PS: Männliche Küken dürfen seit 2022 nicht mehr geschreddert werden. Es gibt also auch auf… Mehr