Umfrage: Mehrheit wünscht sich härtere Urteile der Justiz

Mehr als die Hälfte der für den "Roland Rechtsreport" Befragten empfinden Urteile gegen jugendliche Straftäter als zu milde. Und generell seien "positive Aussagen zur deutschen Justiz eindeutig in der Minderheit".

IMAGO / Panthermedia

Eine Umfrage des „Roland Rechtsreport 2021“ aus dem Hause Roland Versicherung in Zusammenarbeit mit dem Allensbach Institut legt einen deutlichen Vertrauensverlust in die deutsche Justiz an den Tag. Befragt wurden für den Report im November vergangenen Jahres 1.286 Personen. Auch im Report werden zwar zunächst ein paar vermeintlich positive Ergebnisse nach vorne gestellt – so soll das Vertrauen in die Bundesregierung 2020 im Vergleich zum Vorjahr von nur 33 auf immerhin 57 Prozent angestiegen sein – aber dann überwiegen die negativen Einschätzungen der Lage.

Kritik an der deutschen Justiz und dem Rechtssystem macht sich insbesondere in bestimmten Bereichen Luft: Die größte Kritik, so der Report, „übt die Bevölkerung an den Verfahrensdauern. 83 Prozent haben den Eindruck, dass viele Verfahren zu lange dauern. 74 Prozent halten zudem die Gerichte für überlastet.“

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Das allerdings dürfte keine Frage eines Eindrucks oder einer emotionalen Gefühligkeit der Deutschen sein, Staatsanwälte, die an den Brennpunkten arbeiten, so wie der Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel, haben den Offbarungseid der Justiz mehrfach im Interview mit TE zu Protokoll gegeben. Der Bürger nimmt demnach sowieso nur wahr, was die Justiz längst attestiert hat.

Weiter im Report: Ein Großteil der Befragten äußert Zweifel an der Gleichbehandlung vor Gericht. Und erschreckende 62 Prozent sind der Auffassung, dass man seine Erfolgsaussichten vor Gericht erhöhen kann, wenn man sich einen bekannten Anwalt nimmt. 58 Prozent glauben, dass Gerichtsurteile von Ort zu Ort unterschiedlich ausfallen, also von der politische Landschaft abhängen.

Die Kritik ist damit aber lange nicht beendet: Auch die Verurteilungen selbst werden als zu milde betrachtet. Und das insbesondere bei jüngeren Straftätern. 57 Prozent wünschen sich ein härteres Durchgreifen gegenüber jugendlichen Straftätern. Mehr als die Hälfte der Befragten empfinden die Urteile als zu milde. Und als wäre das alles nicht schon alarmierend genug, stellt ein großer Teil der Befragten die Gesetzgebung gleich mal komplett in Frage, wo 53 Prozent der Interviewten zu dem Schluss kommen, dass ein normaler Bürger nicht in der Lage wäre, die komplizierten Gesetze überhaupt zu durchschauen.

Der Report kommt zu dem Schluss: „Gegenüber diesen kritischen Stimmen sind positive Aussagen zur deutsche Justiz eindeutig in der Minderheit.“ Gerade einmal 32 haben noch „großen Respekt“ vor Richtern. Und noch die erschreckend geringe Zahl von 31 Prozent gibt an, davon überzeugt zu sein, dass bei deutschen Gerichten alles mit rechten Dingen zugehen würde. Ostdeutsche haben übrigens nach wie vor ein deutlich verringertes Vertrauen in das Rechtssystem, die Medien und die Exekutive als ihre westdeutschen Landsleute.

Auf einem Nebengleis erstaunlich sind die geradezu verheerend geringen Vertrauenswerte für Institutionen wie Gewerkschaften (noch 50 Prozent), die Verwaltung (49 Prozent), die Zeitungen (44 Prozent), die Wirtschaftsunternehmen (33 Prozent) und mit der roten Laterne in der Hand abgeschlagen die Kirchen (31 Prozent).

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Kommentare ( 26 )

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Deutscher
3 Jahre her

Aber klar, dass trotz allem die Regierung an Beliebtheit dazugewinnt. Mich wundert nur, woher der niedrige Vorjahreswert kommt, denn seit ich mich erinnern kann, ist Merkels Popularität und die ihrer Bediensteten damals schon mit einem Rekordhoch gestartet und hat dann stetig zugenommen. Sie müsste eigentlich bei gefühlten 350% liegen, also fast so beliebt, wie es Honecker, Stalin oder Mao waren. 9-minütige Apllausorgien unterstreichen dies.

Last edited 3 Jahre her by Deutscher
Sonny
3 Jahre her

Wundert Sie das Ergebnis?
Ich schätze mal, bei der Hochrechnung auf die Gesamtheit aller Bürger Deutschlands in Zahl statt Prozent, würden sich die Ergebnisse noch deutlich verheerender zur Schau stellen.
„…stellt ein großer Teil der Befragten die Gesetzgebung gleich mal komplett in Frage, wo 44 Millionen Menschen in Deutschland zu dem Schluss kommen,…“

Physis
3 Jahre her

PS.: ich bin manchmal so müde, dass es mir nichtmal mehr erlaubt, die Tränen zu weg zu wischen…

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  Physis

Ich kenne diese Erschöpftheit. Dann ist es gut, sich mal für ein paar Tage der Beschäftigung mit diesen Themen zu enthalten. Die Akkus sind leer und brauchen eine Ladepause.

Last edited 3 Jahre her by Deutscher
Nriedrich Fietzsche
3 Jahre her
Antworten an  Physis

Heilsam für mein Mindset ist nebenst dem sportlichen Ausgleich auch der politische Aktivismus. Ich kann keine näheren Details nennen, doch habe ich bspw. durch das Anbringen von provokativen, aber faktenbasierten Plakaten schon Erfolge erzielt (für Aufruhr bei hiesigen Parteien und der lokalen Presse gesorgt). Steter Tropfen höhlt den Stein.

Physis
3 Jahre her

Entschuldigung, aber ich nehme mir jetzt IRGENDEINEN Beitrag und nutze ihn dazu, hier einmal etwas DEUTLICH machen zu wollen! DEUTLICH schlecht steht es nämlich mit der Durchsetzungsfähikeit einiger WENIGEN, die sich hier die Seele vom Leib abschreiben! Wofür schreiben wir alle hier ergo? Es geht nämlich AUSDRÜCKLICH (nicht nur in diesem Kommentar!) nicht darum, jemandem die Hand ab zu schlagen, weil er gestohlen hat, sondern darum, dass man ein Urteil fällen MUSS! Und das dann in all seiner Konsequentz auch vollführen sollte! An dieser Stelle vermisse ich aber, dass Herr Wallasch mit seiner nicht an zu greifender Selbstgeflälligkeit vergessen hat,… Mehr

Korner
3 Jahre her

In Berlin gibt es kaum noch Urteile gegen Jugendliche. Erstens weiß man schon gar nicht mehr wohin damit. Die Knäste dort platzen seit 1970 aus allen Nähten, da haben auch dei paar Anbauten in Tegel nichts gebracht, neu bauen will man aus ideologischen Grünen nicht, also erzeugt man in ungeahnten Mengen Intensivtäter. Viele von denen laufen frei rum, wofür man in den 80-gern noch 10 Jahre in Tegel verschwunden wäre. Das einzig befriedigende an dieser Entwicklung ist, dass sie sich selbst richtet. Ist dei Menge der Kriminellen entsprechend groß, wird vom Wähler politisch gegengesteuert. Noch einmal mag der Merkel der… Mehr

akimo
3 Jahre her

Kenn en Sie die Alterskohorte der jetzigen Richter? Das waren die langhaarigen Dutschke-Jünger neben Ihnen im Hörsaal. Die sich von Joschka Fischer die Fachbücher in der Karl-Marx-Buchandlung klauen ließen – und RAF Terroristen stolz Unterschlupf boten. Das war die Meinhof ‚die Ulli‘. Was will man erwarten von denen?

AlNamrood
3 Jahre her

Das Problem ist dass es eine Obergrenze an Härte gibt die nach arabischen und afrikanischen Standards immer noch extrem milde wirkt. Mehr als wegsperren können wir die Leute nicht und die Gefängnisse sind bereits voll.

Korner
3 Jahre her
Antworten an  AlNamrood

Voll ist gut. Seit 1970 herrscht in Deutschland eine Ausnahmeregelung zur Überbelegung in den Haftanstalten. Was da vor sich geht, grenzt an türkische Haftverhältnisse. Was meinen Sie, warum man darüber nichts hört und vor allem nichts sieht. Die Menschen wären entsetzt darüber und die linke Mischpoke käme in arge Erklärungsnotstände, bei all der vorgegaukelten PC. Die Grundrechte, die die linke Brut täglich fordert, gilt in Deutschland für Strafgefangene nicht. Die werden einfach vergessen.

Manfred_Hbg
3 Jahre her
Antworten an  AlNamrood

Nicht nur die Gefängnisse sind voll bzw übervoll/-belegt. Das ganze Justizsysteme ist „voll“ bzw überlastet! Was dann auch der Grund dafür ist, dass immer mal wieder durchsackt das irgendein Straftäter aus der U-Haft entlassen werden mußte weil die Justiz dessen Fall übersehen/vergessen hatte oder keine Zeit für die Bearbeitung der Akte gefunden hatte.

Wobei ich hier auch vermute, dass die milde(re)n Urteile auch mit der Überbelegung in den Gefängnissen zu tun hat weil die Gefängnisse sonst aus allen Nähten platzen.

nirak46
3 Jahre her
Antworten an  AlNamrood

„Mehr als wegsperren können wir die Leute nicht“
Um unsere Gefängnisse zu entlasten, wäre es das einzig Richtige, diese Verbrecher in ihr Heimatland abzuschieben mit einem Einreiseverbot auf Lebenszeit..
Das verstehe ich unter „Zeichen setzen“…..
Das würde sich bestimmt schnell herumsprechen und die Verbrechen würden sich minimieren….
Wir würden davon profitieren: Rechtsanwälte, Polizei, Gerichte etc. wären nicht mehr überlastet…

imapact
3 Jahre her

Auch die Justiz ist zum ausführenden Organ linksgrüner Ideologie geworden.
Man schaue sich beispielsweise die von der Justiz ausgesprochenen Abschiebeverbote nach Griechenland oder nach Afghanistan an. Im letzteren Fall wurde das Verbot damit begründet, daß coronabedingt (!) die Jobchancen (…) sehr schlecht wären. Die Justiz hat damit eigenmächtig das Asylgesetz weiter ausgehöhlt und Migration aus Wirtschaftsgründen zum Asylgrund hochgestuft.
Weiteres Beispiel sind die allzu milden „Strafen“ gegen minderjährige Gewalttäter, Totschläger und Messerstecher, sobald sie bestimmten Gruppen zugehören.

Amerikaner
3 Jahre her

Man sollte Richer wählen können. So wie man einen Bürgermeister wählt.

In Berlin und Bremen können die dann gerne Scharia-Richter wählen und andernorts eben jemanden, dessen Rechtsvorstellungen von den Bürgern geteilt werden.

Mein Eindruck von der Justiz in Deutschland ist eher die eines Protokollanten. Man hält Straftaten protokollarisch fest, verweigert aber zu jedem Zeitpunkt ernsthafte Konsequenzen.

Mausi
3 Jahre her

Der Anwalt soll bekannt sein: Am besten bekannt u weiblich. Und wenn nicht bekannt, dann doch zumindest weiblich. Besonders in Scheidungsverfahren.