US-Medien: Huawei-Software testet angeblich „Uiguren Alarm“ per Gesichtserkennung

Der chinesische Software-Riese soll laut Medienberichten eine Gesichtserkennungssoftware entwickelt haben, die die ethnische Herkunft von Menschen, im konkreten Fall der verfolgten Uiguren-Minderheit feststellen kann.

imago images / Xinhua

Wie die Washington Post berichtet, testete das chinesische Tech-Unternehmen Huawei in Zusammenarbeit mit dem chinesischen KI-Unternehmen Megvii eine Videoerkennungssoftware, die Angehörige der in China verfolgten ethnischen Minderheit der Uiguren erkennen kann.

Bereits vor einem Jahr berichtete die New York Times über ähnliche Software, die bereits in China verwendet werde. Die Behörden in der zentralchinesischen Stadt Sanmenxia haben demnach ein System eingeführt, das im Laufe eines Monats mehr als 500.000 Mal Menschen daraufhin überprüfte, ob es sich bei diesen um Uiguren handelt. Weiter wurde berichtet, dass Sicherheitsbehörden aus der Provinz Shaanxi schon 2018 ein intelligentes Kamerasystem erwerben wollten, das „die Gesichtserkennung unterstützen sollte, um uigurische / nicht uigurische Attribute zu identifizieren“.

Genau so etwas unterstützt anscheinend auch das System von Huawei und Megvii. Ein entsprechender interner Testbericht war auf der Website von Huawei zu finden, und wurde nach einer Nachfrage dazu entfernt. Über die Google Suchergebnisse ist es hingegen immer noch zu finden.

Screenshot: Google

In dem internen Dokument mit der Bezeichnung “Testbericht zur Huawei Video Cloud Solution und zum dynamischen Gesichtserkennungssystem Megvii” wird ein solches Feature aufgeführt. Es gibt eine Funktion, die die Erkennung der Ethnie ermöglicht – speziell Uiguren werden ins Visier genommen: Unter dem Abschnitt “Offline Videoverarbeitung” wird eine Funktion vermerkt, die ganz offen “Uiguren Alarm” heißt.

Megvii, das Unternehmen, mit dem Huawei dabei zusammenarbeitet, ist bereits zum Ziel von US-Sanktionen geworden, explizit wegen “Menschenrechtsverletzungen bei der Umsetzung von Chinas Repressionskampagne, willkürlicher Massenhaft und hochtechnologischer Überwachung” gegen Uiguren. Auf seiner Website heißt es, dass es Lösungen zum “smarten öffentlichen Sicherheitsmanagement” anbietet. Da heißt es: “Urbane öffentlichen Sicherheit-Management-Abteilungen sind dringend reformbedürftig. Urbane Überwachung, Informationsanalyse und Verarbeitungsfunktionen sind erforderlich, um Informationsbarrieren abzubauen, ein sichereres öffentliches Umfeld zu schaffen und die tiefe Integration von Diensten und sozialer Sicherheit zu fördern.”

Huawei ist im Westen bereits hochumstritten, auch wegen Sorgen vor chinesischer Spionage und Zugriff durch die Hintertür, den man den Machthabern in Peking ermöglichen könnte, wenn Huawei das neue 5G-Netz baut. In vielen Ländern, dem Vereinigten Königreich etwa, wurde Huawei daher vom 5G-Netzaufbau ausgeschlossen.

Heft 01-2021
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Anders in Deutschland, hier stemmte sich die Bundesregierung und insbesondere das Bundeskanzleramt lange gegen solche Maßnahmen. Bundeskanzlerin Merkel erklärte einst im Bundestag: “Ich habe erst einmal Kenntnis davon, […] dass Huawei in vielfältiger Weise bei den 2G-, 3G- und 4G-Netzen eingesetzt wurde […] und dass wir bei der Zusammenarbeit mit Huawei – jedenfalls ist mir das von keinem Telekommunikationsunternehmen gesagt worden – bis jetzt keine Verdachtsfälle hatten.”

Unter Druck aus der Unionsfraktion wurde nun zumindest ein sogenanntes IT-Sicherheitsgesetz beschlossen. Trotzdem ist es unklar, ob das Gesetz zu einem Ausschluss von Huawei führt.

Die neusten Berichte über Huawei legen nahe, dass High-Tech-Überwachung und Spionage bereits in China gegen die eigene Bevölkerung ausgeprägt ist und eingesetzt wird, um ganze Ethnien zu überwachen. Die Uiguren, die vor allem in der Provinz Xinjiang im äußersten Nordwesten Chinas leben, sind eine massiv verfolgte ethnische Minderheit meist muslimischen Glaubens; China hat seit 2017 etwa 380 Lager errichtet, in denen nach Schätzungen von Menschenrechtlern etwa eine Millionen Uiguren interniert wurden bzw. werden. „Kritiker sprechen von Umerziehungslagern, in denen Uiguren mit teils brutalen Mitteln auf die Linie der kommunistischen Partei gebracht werden sollen. Peking bestreitet stets die Existenz von Haftlagern in Xinjiang“, so die Deutsche Welle.

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Kommentare ( 31 )

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Peter Klaus
2 Jahre her

In China leben 55 (!) ethnische Minderheiten – welche andere Minderheit wird von den Chinesen noch in ähnlicher Weise unterdrückt?

Ananda
3 Jahre her

„…, in denen Uiguren mit teils brutalen Mitteln auf die Linie der kommunistischen Partei gebracht werden sollen.“. Ach, die haben deutsches, öffentlich „rechtliches“ Fernsehen?

flozn
3 Jahre her

China will kein zweites Tschetschenien vor seiner Haustür, deshalb die – unbestreitbar extreme – Vorgangsweise.

fatherted
3 Jahre her

Die Chinesen wenden solche Maßnahmen nicht ohne Grund an….das die Uiguren, wie auch die Rohingya in Burma, in den westlichen Medien immer nur als Opfer gesehen werden, ist etwas kurzsichtig. Man muss hinter die Fassaden schauen…da wird aus weiß und schwarz ganz schnell grau.

Schwabenwilli
3 Jahre her

Die Chinesen sind auf dem Weg dazu Probleme zu lösen die auch bei uns inzwischen unseren Alltag bestimmen, wir aber nur ganz verschämt darüber reden dürfen.

EinBuerger
3 Jahre her

Die Lage wird unübersichtlich. Auch für die Mainstream-Journalisten. Einerseits das Narrativ der weltweit unterdrückten Moslems. Andererseits das Narrativ der Super-Kanzlerin. Wenn die jetzt die Unterdrückung von Moslems indirekt unterstüzt, wird es schwierig.

PM99
3 Jahre her

1. Geht es hier vor allem darum, ein sehr erfolgreiches chinesisches Unternehmen aus dem Markt zu drängen, nämlich Huawei. Es geht also um Wirtschaftskrieg.
2. Geht es nicht gegen die Uiguren an sich, sondern gegen uigurische islamistische Terroristen. Interessiert aber keinen im Westen. So war vor 12 Jahren auch Putin böse, als er gegen tschetschenische Terroristen vorging. Die im Westen so heiß geliebten islamistischen Tschetschenen sind ja inzwischen auch hier aktiv z. B. bei der Enthauptung irgendwelcher ungläubigen Lehrer. Tolle Leistung des Westens!

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  PM99

Vollkommen richtig. China ist das neue „Reich des Bösen“ und hat als solches die UdSSR abgelöst. Wer die Mitleid heischenden Uiguren-Stories der MSM glaubt, der glaubte wohl auch an die „gemäßigten Rebellen“ in Syrien.

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  PM99

Die Tschetschenen-Clans hat „Merkelland“ mittlerweile erfolgreich „integriert“. Diese im Kampf gegen die russische Armee und Geheimdienste gestählten „Freiheitskämpfer“ machen in Berlin mit den Araber- und Libanesenclans kurzen Prozess.
Mal sehen ob die „schwarze Axt“ (aus Nigeria) sich mit denen anlegen will …

Marcel Seiler
3 Jahre her

Die mir bekannten US-Amerikaner haben von der Problematik muslimischer Expansion und islamischer Religions-Ideologie keine Vorstellung. Sie vermuten gemäß den Dogmen der politischen Korrektheit, dass alle Aggression muslimischer Gruppen Ergebnis irgendwelcher „Unterdrückung“ sei. Die Uiguren sind damit „arme Opfer der dominanten Chinesen“ (wobei „die Chinesen“ diesmal die Rolle einnehmen, die gewöhnlich der „böse alte weiße Mann“ hat).

Die New York Times spiegelt diese US-amerikanische Perspektive. Europäer mit ihrer eigenen Islam-Erfahrung sollten sich ein eigenes Urteil bilden.

Schwabenwilli
3 Jahre her
Antworten an  Marcel Seiler

Selbst Trump hat Erdogan über Jahre schalten und walten lassen. ein Fehler dass ich auch in den USA noch rächen wird.

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  Marcel Seiler

Ihre Bekannten sind wohl das US-Äquivalent zum hiesigen Gutmenschen. Zum Glück gibt´s auch noch andere US-Amerikaner. Aber denen geht es genau so wie den Islamkritikern hierzulande. Sie werden medial ignoriert oder diffamiert.

Marcel Seiler
3 Jahre her

Ich vermute, die Chinesen wollen die Expansion einer möglicherweise auch gewalttätigen muslimischen Kultur in ihrem Land verhindern. Sie haben in ihrer langen Geschichte schlechte Erfahrungen mit kriegerischen Fremden gemacht, die vom chinesischen Reichtum und der chinesischen Produktivität angezogen, sich daran gemacht hatten, China zu erobern. Sie wollen dies diesmal im Keim ersticken. Ich habe dafür ein gewisses Verständnis.

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  Marcel Seiler

China hat die Lektion aus den „ungleichen Verträgen“ gelernt. Es wird nie wieder ein schwaches China geben und auch Russland, weiß dass es von Neidern umgeben ist – auch wenn sie schwätzen.
=> https://de.wikipedia.org/wiki/Ungleiche_Vertr%C3%A4ge

Imre
3 Jahre her

Das no-spy-Abkommen wäre auch überprüfbar (Techniker mit entsprechenden Protokollgeräten, auch autonatisch) und der Autor dieses Artikels hat gewiss nichts dagegen, eine entsprechende Überprüfung bei der Konkurrenz von Huawei, also den Geräten der großen US-Hersteller vor zu nehmen, oder??!! Ich würde dann gern auf der -wahrheitsgemäßen – Veröffentlichung der Ergebnisse bestehen, einverstanden, Herr Thormann? Sie befürworten dann doch sicher ein gleiches Abkommen mit den USA und dem UK?! Noch eine persönliche Frage: Kandidat für das young-leader-program oder KAS, oder eine ähnliche „Sekte“?