Hineingetrieben in Ruinen

Die Grünen wollen ein Klimaschutzministerium, das allen anderen Ministerien, auch dem Finanzministerium, vorsteht. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Partei ihre NGOs aufgerufen, außerparlamentarischen Druck auf die FDP auszuüben.

IMAGO/Chris Emil Janßen

Robert Habeck, der Minister der Bundesrepublik Deutschland werden will, hatte in einem Buch klargemacht, dass er „mit Deutschland noch nie etwas anzufangen“ wusste und es bis heute nicht weiß. Jürgen Trittin werkelte kräftig mit an der Verschwörungstheorie vom Rechtsruck der Gesellschaft, als er in einem Buch, in dem er voll linker Larmoyanz über die Wiedervereinigung bittere Tränen vergoss, über die „Gefahr aus der Mitte“ phantasierte und allen Ernstes behauptete, dass die deutsche Politik nach rechts „rutsche“. Bemerkenswert daran war nur, dass zu diesem Zeitpunkt die Rot-Grünen bereits die Diskurshoheit errungen hatten, auch dank Habermas, der vor Kurzem in einem intellektuell peinlichen Text etwas vom „Extremismus der Mitte“ zum Besten gab. „En Woke“ waren damals auch Transparente auf Demonstrationen gegen die Wiedervereinigung, auf denen man lesen konnte: Lasst uns mit den Deutschen nicht allein. Die Migrationspolitik der Grünen folgt dieser Maxime.

Und wenn nur eins von Claudia Roth bleibt, dann das, dass sie hinter einem Transparent mit der Aufschrift „Nie wieder Deutschland“ mitdemonstrierte – übrigens war ein Deutschland gemeint, das die Berufsfunktionärin königlich alimentiert. Die Grünen haben es geschafft, bestens von dem Deutschland zu leben, das sie zutiefst verachten. Nun stehen die Grünen kurz davor, ihre Träume von den drastischen Veränderungen zu verwirklichen, auf die sich in dieser Partei alle, nicht nur Katrin Göring-Eckardt freuen.

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Einen Schwerpunkt bildet die Massenmigration ins deutsche Sozialsystem und die Schaffung doppelter Rechtsstandards; einen zweiten, noch wichtigeren Hebel bietet die Klimaapokalyptik als Mobilisierungsideologie zur Überführung der deutschen Demokratie in eine Ökodiktatur, nett „klimaneutrale Gesellschaft“ genannt. Luisa Neubauer, die gern sehr laut ausspricht, was die Grünen mehr oder weniger heimlich denken, hat die Systemveränderung, die nur in der Transformation der Demokratie in die Diktatur und der Marktwirtschaft in die Kommandowirtschaft bestehen kann, offen ausgesprochen: „Wir sprechen nicht von der Begrünung der Regierungsarbeit, wir sprechen von vollumfänglichen Systemveränderungen, die anstehen. Ein Weiter-so in ökoliberal ist zum Scheitern verurteilt.“

Deshalb plädiert sie für ökototalitär: „Alle Maßnahmen zur CO2-Reduzierung müssten aneinandergereiht werden, um dann mithilfe der Wissenschaft zu überprüfen, ob das auch wirklich reicht. Wenn nicht, müssen zusätzliche Werkzeuge genutzt werden.“ Bis hin zum Öko-Gulag scheint also alles denkbar zu sein im Klimakampf gegen jedes Zehntel Grad Erwärmung. Wenn Neubauer von der „Wissenschaft“ spricht, spricht sie nicht von Wissenschaft, sondern von Ideologie. Schon die Marxisten beriefen sich übrigens auf die Wissenschaft und nannten es wissenschaftliche Weltanschauung.

In ähnlicher Weise äußerte sich nun Annalena Baerbock mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen: „So wie wir checken, ob Projekte finanzierbar sind, brauchen wir auch einen verbindlichen Klimacheck … Die Aufgabe muss sich quer durch alle Ressorts ziehen. Da darf sich kein Ministerium vor drücken.“ Baerbock will ein Klimaschutzministerium, das allen anderen Ministerien, einschließlich des Finanzministeriums, vorsteht. Der Klimaschutzminister würde damit zum eigentlichen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Grünen ihre NGOs aufgerufen, außerparlamentarischen Druck auf die FDP auszuüben. Statt einer Kulturrevolution bekommen wir eine Klimarevolution, statt Roter Garden bekommen wir Grüne Garden, die zeitgemäß NGOs heißen.

Baerbock gesteht im Grunde selbst ein, dass die Erreichung der Klimaziele nicht im Vordergrund stehe, sondern die gesellschaftliche Transformation, denn sie glaubt, dass sich die Klimaschutzpolitik der neuen Bundesregierung bei den CO2-Emissionen zunächst nicht relevant bemerkbar machen würde. Damit nimmt sie bereits das Scheitern ihrer Politik vorweg und verbindet damit die Notwendigkeit der Verschärfung dieser Politik. Schuld wäre dann natürlich der „Reformstau“ der Vorgängerregierung, denn Grüne können nicht irren und nichts falsch machen. Die FDP ist beim Rennen von Hase und Igel in die Position des Hasen geschlittert.

Missbrauch einer gehypten "Jugend"
Die Radikalisierung der Klimabewegung ist unausweichlich
Die Grünen sind nicht kompromissfähig, ihre einzige Verhandlungsposition lautet, genug ist nicht genug und mehr, immer mehr. Wer außerparlamentarische Kräfte zur Aktion aufruft, weil sich parlamentarische Verhandlungen festgefahren haben, zeigt damit nur seine tiefe Verachtung für die parlamentarische Demokratie. Dem ist jedes Mittel recht, getreu der Maxime, dass der Zweck die Mittel heilige. Die Erfolglosigkeit grüner Politik wird zur Radikalisierung grüner Politik führen, denn an den Grünen kann es nicht liegen, ihre Politik kann nicht falsch sein. Schuld am Desaster wird der Klimafeind sein, der dann mit allen Mitteln zu bekämpfen sein wird, weil er zugleich ein Menschheitsfeind, ein Feind der Jugend und wahrscheinlich homophob, islamophob, rassistisch und „rechts“ ist. Hauptsache, er ist der Feind und an allem Schuld. Doch der Hauptfeind der Grünen ist bei Lichte besehen in Wahrheit die Vernunft.

Die FDP hat den grundlegenden Fehler begangen, das Ideologem der Klimaapokalyptik zu übernehmen. Akzeptiert man das, dann hat man kein wirklich konsistentes Argument gegen die grüne Klimaapokalyptik in der Hand, dann stellt sie die Ultima Ratio dar. Die FDP hätte nie und nimmer die falschen Prämissen dieser Ideologie akzeptieren dürfen, im Gegenteil, sie hätte die Klimaapokalyptik als totalitäre Ideologie entlarven müssen. Das hat sie verabsäumt, dafür wird sie einen hohen Preis zahlen – so wie auch Deutschland. Ihr bleibt zur Stunde nur, hart in den Verhandlungen zu bleiben, lieber ein Scheitern der Ampel in Kauf zu nehmen, als Handlanger einer Politik zu werden, die Deutschland in die Diktatur überführt.

Nach der Herrschaft der Grünen, wenn es so kommt, wie die Grünen wollen, werden wir uns nicht erneut in einem Nachkriegsdeutschland wiederfinden, dafür aber in einem Nachklimadeutschland. Der Gang in die Ruinen unseres Wohlstandes steht uns bevor. Robert Habeck und seine Freunde werden Deutschland drastisch verändern sowie trefflich und überzeugend unter Beweis stellen, dass sie mit Deutschland nichts anzufangen wissen.


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Kommentare ( 82 )

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GG-Sympathisant
2 Jahre her

Ohne ARD UND ZDFwären die Grünen eine Splittergruppe. Jedem Sympathisanten sollte man empfehlen: Den Fernseher ausschalten, und schon ist die Propaganda vorbei

moorwald
2 Jahre her

Die kommende Regierung wird nicht (nur) an ihrer Uneiniglkeit scheitern.
Wir streben mit Riesenschritten auf ein unregierbares Land zu.
So kehrt die Verantwortung von den Gewählten zu den Wählern zurück.

NordChatte
2 Jahre her
Antworten an  moorwald

Lieber moorwald, sind Sie sich da mal nicht so sicher. Diese Gewählten setzen voll und ganz auf die Verdummung und Verblödung ihrer Wähler. Und deren Kalkül wird aufgehen. Wollen wir wetten? Ich habe 1960 noch in der Schule gelernt, dass das Erdklima gewissen Zyklen unterliegt, die von Sonnenaktivitäten und dem Stand der Erdachse abhängen. Unsere Lehrer sagten uns auch, dass sich das Erdklima zur Zeit von einer Eiszeit – unterbrochen von so genannten kleineren Eiszeiten – auf eine Warmzeit hinbewege. Diese Aussagen wurden auch durch Beispiele, Zahlen und Schaubilder unterlegt. Werden diese Erkenntnisse heute noch in den Schulen / Universitäten… Mehr

moorwald
2 Jahre her
Antworten an  NordChatte

Ja, wir haben auch gelernt, daß es mindestens 5 Klimazonen gibt.
Der Furor der „Klimaretter“ verhält sich vermutlich umgekehrt proportional zu deren soliden Kenntnissen, gerade auch in empirischen Wissenschaften…
(„Nordchatte“ auch Nordhesse?…)

H. Priess
2 Jahre her

Wenn die Grünen nach ihren vollmundigen Versprechen jetzt nicht liefern werden ihnen viele von der Fahne gehen. Zu hoffen bleibt, daß die sich dann einfach enttäuscht zurück ziehen und sich nicht radikalisieren. Nun stehen den Träumereien der Grünen knallharte Fakten gegenüber und die lassen sich nicht überein bringen. Schön zu sehen, wie jetzt versucht wird die Kernenergie und die Energie aus Erdgas nicht zu den „erneuerbaren“ Energien zu zählen. Dummerweise sehen das einige EU Länder anders und bauen neue AKW, so wie Polen gleich sechs Stück bis 2043. Ob es da ein Klimaministerium gibt, ob Habeck Finanzminister und das Bärböckchen… Mehr

elly
2 Jahre her

und das Framing läuft an:
Klimaschutz-Index 2022:Deutschland verbessert sich in internationalem KlimarankingIm neuen Klimaschutz-Index dreier Umweltorganisationen belegt Deutschland Rang 13 von 64. (…)Experten fordern Sofortprogramm der neuen BundesregierungZur Klimapolitik Deutschlands sagte Mitautor Jan Burck von Germanwatch, die Politik habe noch keine ausreichende Antwort auf die Frage gegeben, wie man seine Klimaziele tatsächlich erreichen wolle. Deutschland werde mit den bisher beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen seine gesetzlich vorgeschriebenen Ziele für 2030 „krachend verfehlen“, sagte Burck. Es sei die „Feuerprobe“ für die neue Bundesregierung, ob sie mit einem Sofortprogramm die Weichen umstellt.“
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2021-11/klimaschutz-index-2022-germanwatch-un-klimakonferenz-cop26-glasgow

Nibelung
2 Jahre her

Liberalismus und Hardcore-Kommnismus wie ihn die Grünen praktizieren schließt sich doch nach nomalem Verständnis aus und gehen sie trotzdem mit ihnen eine Allianz ein, dann hat das übergeordnete Gründe und wäre nicht verwunderlich, denn sie waren schon immer die Partei der Besserverdienenden und da diese als Globalisten derzeit diverse Gemeinsamkeiten mit den Grünen sehen, sind die Gelben gezwungen auf das Pferd mit aufzuspringen. Von Natur aus würden sie besser zu den Schwarzen und den Blauen passen, da aber letztere unter dem gesteuerten und sehr fragwürdigen Naziimage leiden und auch gegen globalistische Ideen ankämpfen, die die Nation zerstören, müssen die Gelben… Mehr

friedrich - wilhelm
2 Jahre her

……das wäre zu hoffen! dennoch würde ich auf den kanaren wohnen bleiben! die eine wie die andere insel sind wunderschön! schade, daß la palma derzeit s o leidet!
grüße von meiner insel in british columbia auf Ihre insel!

Last edited 2 Jahre her by friedrich - wilhelm
friedrich - wilhelm
2 Jahre her

…..ich habe die jungen autoren schon auf die verfasserin eines artikels über einen kommenden klima – lockdown und seine folgen hingewiesen!

friedrich - wilhelm
2 Jahre her
Antworten an  friedrich - wilhelm

…..man gelangt aber auch direkt auf die webseite der verfasserin:
mariana mazzucato, ucl london.

Juergen P. Schneider
2 Jahre her

Es gibt keinen schlagartigen Ruin. Das was wir seit ca. 15 Jahren beobachten ist eine langsam aber stetig vorangehende Zerstörung unseres Gemeinwesens, die von der Mehrheit unserer naiven und denkfaulen Landsleute erst erkannt werden wird, wenn eine Umkehr kaum noch möglich ist. Das Fatale ist eben der schleichende Prozess, der von vielen schlicht und ergreifend nicht wahrgenommen wird. Sei es die Corona-Hygiene-Diktatur, der Migrations-Irrsinn oder der kommende Klima-Faschismus. Das alles wird von den propagandistisch dauerbeschallten Bürgern als unabwendbar angesehen. Die Mehrheit glaubt das, was ihr unaufhörlich in die Ohren geträufelt wird. Man muss sich nur die naiven Kommentare vieler unserer… Mehr

giesemann
2 Jahre her

Zu glauben, dass eine rasant wachsende Weltbevölkerung weniger CO2 produzieren wird, ist reine Illusion. Also bleibt nur, aus den Riesenmengen CO2, die anfallen, etwas Vernünftiges zu machen: Methanol, vulgo Methylwasser, oder auch „Blindmacher“. Aber nur, wenn mensch das säuft. Methanol ist eine chemische Verbindung aus CO2 und H2 (= Wasserstoff); so kann man den Wasserstoff aus der Elektrolyse von Wasser mit Zappelstrom in Gestalt von H3C-OH = Methanol speichern, siedet bei plus 56 °C unter Normalbedingungen, also Normaldruck bei 20°C Außentemperatur. Und das CO2 ist auch weg. Nebenbei entsteht bei der Elektrolyse von Wasser auch noch Sauerstoff – geben wir… Mehr

H. Priess
2 Jahre her
Antworten an  giesemann

Sie scheinen über einiges Fachwissen zu verfügen deshalb eine Frage: Wenn das CO² so böse und schädlich ist, warum produzieren wir Millionen Tonnen davon künstlich? Warum wird die Produktioen von CO2 nicht genauso verboten wie das FCKW damals? Und wie viele Tonnen sind es denn eigentlich was z.B. Brausehersteller wie Coca Cola oder Linde als größter Hersteller technischer Gase so herstellen? Ich finde nirgendwo belastbare Zahlen bzw. gar keine, es werden immer nur Gesamtzahlen genannt. Meine Fragen sind ehrlich gemeint.

giesemann
2 Jahre her
Antworten an  H. Priess

FCKW sind fluorierte und chlorierte KW = Kohlenwasserstoffe – eine ziemlich aufwändige Synthese. Lediglich als Kühlmittel etwa verwendbar. KW findet man in Rohöl, Treibstoffe wie Benzin, Kerosin und Diesel sind so was (Octan, Nonan, Decan, Kerosin sind flüssig, Pentan, Butan, Propan sind gasförmig – unter Normalbedingungen, usw). Halogeniert, also mit Fluor und/oder Chlor im Molekül wären sie unbrauchbar als Treibstoffe, täten den Motor zerstören und giftige Substanzen bilden wie etwa das „Sewesogift“ (= Tetrachlor-dibenzodioxin; weil voll symmetrisch, ist das stockstabil, reichert sich bei Mensch und Tier im Fettgewebe an). CO2 (Kohlendioxid) entsteht von ganz alleine, wenn Sie Holz verbrennen, Kohle… Mehr

TomSchwarzenbek
2 Jahre her

Ich hoffe, dass die Sozial – und die Freien- Demokraten in der AMPEL diese Deutschland Zerstörer bändigen. Die Wähler werden es ihnen in 4 Jahren danken.“ ???? Ist das Ihr Ernst ? Die Zerstörer sollen sich quasi selber bändigen ? Das Wahlvolk wird überhaupt nichts verfolgen, bewerten, sich über Alternativen Gedanken machen,…….der Großteil wird wieder schleppend, mit gesenktem Haupt und meckernd an die selbe Wahlurne schlurfen und wählen, wie immer. (fürchte ich). Gruß auf die Insel, und falls Sie mal dauerhaft einen Hausmeister ect. suchen sollten…….