Rot-grün-dunkelrote Koalition verhandelt in Berlin

Der Zug nach „Bullerbü“ fährt zum Schaden der Stadt weiter ins Chaos. Die SPD-Spitzenkandidatin Giffey führte die Berliner hinters Licht. Und die Opposition, die gibt es nicht.

IMAGO / Political-Moments

In Berlin setzt sich heute eine Spielzeugeisenbahn der besonderen Art in Gang. SPD, Grüne und Linkspartei legen den Fahrplan für eine neue Etappe auf dem Weg nach „Bullerbü“ fest. Über das Ziel ist man sich alles in allem einig: Die deutsche Hauptstadt als Modell für die rot-grüne Regierung von morgen; und dieser Traum ist dann wirklich ein Abbild von „Bullerbü“, dieser Märcheninsel der Glücklichen und Entschleunigten, wie sie sich nicht nur die weltbekannte Astrid Lindgren wünschte, sondern auch die Spitzenkandidatin der Grünen Bettina Jarasch im Berliner Wahlkampf.

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In diesem Traum weiß sich die Wohlstandslinke mit ihrer ebenso auf Lebenszeit verbeamteten Wählerschaft, wie mit großen Teilen der SPD und der Linken, einig. Da sind weitgehend autofreie Innenstadtbezirke, in denen sich die große Zahl der von staatlichen Hilfen abhängigen Bürger an exotischen Ständen veganer Kost und anderen Symbolen einer antibürgerlichen Gegenwelt erfreuen können. Auf die Kaufkraft breiterer Schichten kommt es ja nicht an. Da man ja selbst überwiegend zu den Besserverdienenden gehört, stört einen das nicht. Oberstes Ziel ist die Umerziehung der vielen unglücklich Verirrten, von den Springer-Zeitungen verblödeten Konsumidioten zu einer Art neuem Mensch. Der soll gefälligst weniger konsumieren, möglichst mit dem Fahrrad unterwegs sein und natürlich wenig Energie verbrauchen.

Wenn das Wohnen in Zukunft, also in „Bullerbü“, dann auch im Standard nicht mehr ganz so hoch ist, wie es in den meisten Räumlichkeiten heute ist, so sind die Mieten niedrig. Privates Eigentum an Wohnraum ist längst abgeschafft. Was ist dieser Luxus schon gegen die Unfähigkeit der Berliner Verwaltung, die schon heute ein Totalausfall ist, die mit der Betreuung der vielen kommunalen Wohneinheiten sehr schnell kapitulieren müsste? Die Folgen sind: Verfall, Verschmutzung – kurzum: Niedergang. Jeder, der es nicht mehr kennt oder sich nicht mehr erinnern will, sollte sich einmal die Bilder der grauen Häuserzüge in Ostberlin und den Städten der DDR nach der Wende ansehen. Aber wie heißt es doch so schön: „Wie man sich bettet, so liegt man.“ Der Wähler hat es offenbar so gewollt.

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Oh nein – das weiß man ja gar nicht. Die letzten Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Berlin und zu den Berliner Bezirksparlamenten waren ja auch so ein Schildbürgerstreich, wie man ihn sich in den kühnsten Fantasien nicht vorzustellen vermochte. War die Wahl in ihrer Durchführung überhaupt rechtmäßig? Muss sie vielleicht sogar wiederholt werden? Das alles weiß man erst nach der Entscheidung der Gerichte über die vielen anhängigen Klagen. Aber was ist schon das Recht gegen die kunterbunten Ideologien der „Vereinigung der Gutmenschen“.

Ebenso wenig stört es offensichtlich die Berliner Bürgerschaft, dass die Wahlsiegerin und SPD-Spitzenkandidatin Giffey bis zur letzten Minute den Eindruck erweckt hat, sie werde keine Fortsetzung des rot-grün-roten Chaossenats anstreben. Wieder einmal gilt: „Gestern versprochen, heut’ schon gebrochen.“

Doch viele Jahre sind bekanntlich eine lange Zeit, in der vieles vergessen wird. Die Berliner CDU – wer ist das eigentlich, und was macht sie? – könnte ja zur Mahnung mit dem Slogan „Franziska mit dem blonden Haar, belügt Berlin ein zweites Mal“ aufwarten. Doch dafür sind die Berliner Christdemokraten zu vornehm und vor allem zu feige. In jeder Stadt mit einer Opposition, die diesen Namen verdient, würden die Bürger längst mit der Forderung nach Neuwahlen durch die Straßen ziehen – nicht in Berlin!

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Was sind nun die Konsequenzen? Berlin wird auch unter dieser Regierung seinen substanziellen Niedergang fortsetzen. Investoren machen von jetzt an um diese Stadt einen großen Bogen. Man denke allein an den Bildungsstand der Schulen, der an vorletzter Stelle nur noch übertroffen von Bremen abhängt. Von den katastrophalen Zuständen der Verwaltung kann jeder, der mal ein Auto anmelden wollte oder ein neues Dokument benötigte, ein garstig Lied singen.

Hinzu kommt die Verwahrlosung immer größerer Stadtteile. So langsam erfüllt sich der Traum von Armut, Assozialität, Kriminalität bei – und das alles gehört zusammen – wachsender Gleichheit und Entindividualisierung der Gesellschaft. Darüber kann auf Ewigkeit auch nicht die nicht zu bestreitende Attraktivität Berlins in Kultur, jugendlichem Lebensgefühl und Unkonventionalität hinwegtäuschen. Studenten und hippe Typen schaffen keine materiellen Werte. So unromantisch das auch klingt; Erträge kommen nur aus Investitionen privater Unternehmer. Wer auf deren Interessen und Bedürfnisse keine Rücksicht nimmt, geht früher oder später unter der Knute von Zuschüssen in die Knie.

Wobei sich schon jetzt die Frage stellt, wie lange noch die wohlhabenden Länder, wie vor allem Bayern und Baden-Württemberg, zu diesem Aderlass für das „hippe und linke Berlin“ bereit sind – diese größer werdenden wirtschaftlichen Probleme und die finanziell kleiner werdenden Spielräume. Den Luxus rot-grüner Fantasien kann man sich dann nicht mehr leisten.

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Kommentare ( 24 )

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Biskaborn
2 Jahre her

Die Wirtschaft ist längst auf Schmusekurs mit den Linken und Grünen. Baden-Württemberg und Bayern sind weitgehend auf Linkskurs gebracht, die zahlen gerne für das Berliner Experiment. Die Menschen in Berlin wollen mehrheitlich genau so eine Regierung, ihnen gefällts, sonst hätten wir ein anderes Wahlergebnis. Zuletzt, die Einsprüche gegen die Wahlen sind absolut erfolglos. Ziemlich viele naive Aussagen und Annahmen in diesem trotzdem sicher richtigen und interessanten Artikel!

StefanB
2 Jahre her

Bayern und Baden-Württemberg sind doch Gesinnungsgenossen der asozialen Berliner Weltverbesserer, indem sie klaglos immer schön den Länderfinanzausgleich zahlen und die Berliner Sozialisten und Kommunisten damit in ihrer Bullerbü-Blase weiterträumen lassen. Genau genommen sind die ebenfalls auf dem Berliner Weg, was sich z.B. im Abstieg des Bildungssystems von BW schon länger ganz offen zeigt.

kasimir
2 Jahre her
Antworten an  StefanB

Ja, das stimmt. Das Bildungssystem in Deutschland ist in fast jedem Bundesland dermaßen unter Niveau gesunken, daß man sich nur noch schämen kann. Sachsen und Thüringen sind noch besser gestellt, aber auch dort geht es abwärts. Würde mal grob schätzen, daß jeder Realschüler nach Beendigung der Schulzeit vor 20 Jahren mehr Bildung hatte als die heutigen Abiturienten. Das schlägt sich nun mittlerweile auch auf die Universitäten und Hochschulen nieder, wo viele Studenten im ersten Semester erst mal einen Mathematik-Aufbaukurs von 6 Monaten benötigen, um ins Studium einsteigen zu können… Die Studenten aus Asien und den ehemaligen Ostblockländern freuts, haben sie… Mehr

Phil
2 Jahre her
Antworten an  kasimir

Qualifizierten Jobs? Gibt es sowas in Absurdistan noch…?

Manfred_Hbg
2 Jahre her

Zitat: „Man denke allein an den Bildungsstand der Schulen, der an vorletzter Stelle nur noch übertroffen von Bremen abhängt.“

> Ähm,, soweit ich weiß und wenn ich mich nicht völlig täusche, ist doch neben Berlin auch Bremen eine Stadt mit sehr großem Migrantenanteil. Und hiervon ausgehend und mit Blick auf obiges Zitat die (zynisch-ironische) Frage: Könnte es so reiiiin zufällig möglich sein, dass der -vor allem muslimische- Migrantenanteil in einer Stadt Auswirkung auf den Bildungsstand an den Schulen hat? Denn das würde dann auch obiges Zitat erklären.

kasimir
2 Jahre her
Antworten an  Manfred_Hbg

Klar, das spielt natürlich auch eine Rolle. Aber eben auch solche Punkte wie Lehrermangel oder schlechte Ausstattung der Schulen (kaputte Turnhallen und Sportplätze, immer mehr Schwimmhallen schließen, kein ausreichendes W-Lan und Computer usw.)… Vermutlich greifen da mehrere Aspekte ineinander. Und natürlich auch, daß Leistung in Deutschland nicht mehr gefragt ist. Den Kindern wird von klein auf vermittelt, daß alle gleich wären und jeder gut, so wie er ist. Alle kommen durch…

Deutscher
2 Jahre her

Immer wieder schön, dieses gewinnende Lächeln auf den Gesichtern vertrauenswürdiger Politikerinnen.

Schwabenwilli
2 Jahre her

Jetzt ist es halt wieder mal soweit, Deutschland dreht durch. Die daraus resultierende Konsequenz konnten wir zwei mal im letzten Jahrhundert mitbekommen.

axel58
2 Jahre her

Für den Großteil der Stadtteile Berlins die gerne so „woke“ leben möchten hätte ich eine Lösung.Wie in dem Film „Klapperschlange“ der 80er Jahre eine riesige Mauer umzu,Selbstverwaltung ohne Länderfinanzausgleich,natürlich mit Lebensmittel Versorgung und dann sollen sie in ihrem „Bullerbü“ glücklich und zufrieden leben.

country boy
2 Jahre her

„wie lange noch die wohlhabenden Länder, wie vor allem Bayern und Baden-Württemberg, zu diesem Aderlass für das „hippe und linke Berlin“ bereit sind“
In Stuttgart regieren die Grünen. Und die sind schon seit Jahren dabei, den Abstieg von Baden-Württemberg zu organisieren.

Medienfluechtling
2 Jahre her
Antworten an  country boy

Ich bin jedes Mal erstaunt wieviel Unternehmen es in dieser Gegend gibt. Die Autobahnen sind voll mit LKWs. Denen geht so schnell nicht das Geld aus… Und erst recht nicht dem Finanzamt (Staat).

Anti-Merkel
2 Jahre her

Wenn die Wahl wiederholt wird, ändert sich dabei nur, dass die Grün*innen noch etwas mehr Stimmen stehlen und es Grün-rot-rot statt Rot-grün-rot wird… Vielleicht durften deswegen die „Unregelmässigkeiten“ aufgedeckt werden.

Frank v Broeckel
2 Jahre her

Was fällt Ihnen als konservative Berlinerinnen und Berliner zur Ihrer notorisch linksgedrehten Nomenklatura innerhalb der Stadt Berlin und der Gei(s) sel Gottes als Berliner Innensenator zur dauerhaften Bestrafung der gesamten Berliner Bevölkerung ein?

Durch pausenloses Herumnörgeln ihrerseits verschwinden diese Leute ja schließlich trotzdem niemals wieder!

Ziehen Sie also einfach SELBST dauerhaft zu mir in die Sächsische Schweiz als Rückzugsgebiet für bedrängte Indigene Alteuropäer!

Klaus Kabel
2 Jahre her

Wenn es der Wählerwille ist und vielleicht ein paar unbedeutende Unregelmäßigkeiten bei der Wahl, dann passt das schon und sie haben, was sie wollen. Afrikanische Drogenhändler, Stadtteile in türkischer Hand, Kriminalität, Migranten ohne Ende, Aktivisten, Antifa, Hausbesetzer, kein Geld für Schulen, keine Bildung – alles was das Sozialistenherz höher schlagen lässt, Sozialismus pur. Mir persönlich ist das egal, allerdings sollte man Berlin, dem deutschen Caracas, den Geldhahn abdrehen. Und nicht verkehrt wäre es, die Insel der glückseeligen mit einer Mauer zu schützen. Einmal rund um die Stadt statt mittendurch. In diesem Sinn: Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Rot Front!

Last edited 2 Jahre her by Klaus Kabel