Gysi, Ramelow und Bartsch: Wie aus der „Aktion Silberlocke“ nun eine „Mission Silberlocke“ wird

Unerschütterlich überzeugt ist das Links-Trio von seiner Ende Oktober 2024 gestarteten „Aktion Silberlocke“, um die Partei Die Linke trotz aktueller 3-Prozent-Prognosen in den Bundestag zu bringen. Seit dem Ampel-Aus fühlt sich das Links-Trio schier ersatzreligiös beseelt, aus der „Aktion“ eine „Mission“ zu machen.

picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Es steht wahrlich nicht gut um Deutschland. Aber steht es – nur mal als Frage – so schlecht, dass dieses Deutschland im Bundestag über den 23. Februar 2025 hinaus unbedingt einen Immer-wieder-MdB Gregor Gysi (dann 77), einen Wieder-MdB resp. In-Spe-Ex-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (dann 69) und einen ZK-KPdSU-Moskau-rer-oec-Promovierten MdB Dietmar Bartsch (dann 66) braucht? Auf dass die – dank Sahras BSW-Kaderpartei – dahinsiechende „Linke“ mit diesem Trio unter erneuter Untertunnelung der 5-Prozent-Hürde weitere zwanzig bis dreißig Ex- und Post-SED-Freaks als Bundestagsabgeordnete (MdB) mitzieht?

Das genannte Trio meint jedenfalls, dass die Republik dieses Trio braucht, auf dass die drei ihre Vision eines Retro-Eintritts der „BRD“ in den exhumierten und zu neuem Leben erweckten Posthum-Arbeiter-und-Bauernstaat DDR wenigstens ideologisch und bald auch ökonomisch vollenden und nach Chile vermelden können: „Erich, Auftrag erfüllt!“ Oder geht die Meldung nur an Angela M.? Ramelow zumindest steht schwer in M.s Schuld, hat sie ihn doch im Februar 2020 mit einem Anruf aus Südafrika in seinem Amt als (Minderheits-)Ministerpräsident im Freistaat Thüringen für weitere gut vier Jahre gerettet.

Unerschütterlich überzeugt ist das Trio jedenfalls von seiner Ende Oktober 2024 gestarteten „Aktion Silberlocke“, um die „Linke“ trotz aktueller 3,0-Prozent-Prognosen in den Reichstag zu liften. TE hat am 27. Oktober davon berichtet.

Seit dem Bruch der „Ampel“-nun-fort-„Fortschrittskoalition“ vom 6. November fühlt sich das Links-Trio sogar schier ersatzreligiös beseelt, aus der „Aktion“ eine „Mission“ zu machen. So jedenfalls sagte es Kahlkopf-Silberlocke Gysi am 20. November. Vor der Bundespressekonferenz setzt er sich nach dem Anciennitätsprinzip an die rhetorische Spitze des Trios und sagt: Am Vorabend hätten die drei gegessen und Wein getrunken und dann „noch frecher“ als vor Wochen beschlossen, aus der „Aktion Silberlocke“ eine „Mission Silberlocke“ zu machen. Denn, so Gysi (dessen Ausscheiden aus dem Bundestag angesichts des rhetorischen Dritt-Liga-Niveaus der Bundestagsmehrheit ein kleiner Verlust wäre): Wenn die Links-Partei aus dem Bundestag ausscheide, dann gebe es dort und in den Medien „keine linken Argumente“ mehr. Er meint damit unter anderem die Themen „soziale Gerechtigkeit“, „Migration“, „Gleichstellung der Frau“, „ökologische Nachhaltigkeit“ usw. Da seien, warnt Gysi, angesichts einer Rechts-Entwicklung in den USA und so weiter „linke Argumente“ dringend nötig. Und wegen der AfD ohnehin. Ramelow assistiert im ersatzreligiösen Stil: Das sei die „Botschaft“, die der „Seniorenexpress“ biete.

„Botschaft“, „Mission“: Es sind bedeutungsschwangere Begriff. Wobei „Mission“ alles sein kann. Auch eine Mission in den Weltraum ist ja eine Mission. So sah es am 12. April 1961 schon Juri Gagarin in seiner Raumkapsel „Wostok“. Er war ebenfalls pseudoreligiös unterwegs. Jedenfalls stellte er nach der Landung fest, dass er kein höheres Wesen im Orbit gefunden habe, aber an den „Marxismus“ glaube.

Die Chancen des Panik-Trios und die Folgen für den Parlamentarismus

Zum aktuellen Missionarstrio zurück und zur Erinnerung – das weiß das Trio zu gut: Die Ex-SED war seit 1990 immer wieder am Dahinsiechen. 1990 erreichte sie nur 2,4 Prozent, stellte aber 17 direkt gewählte MdBs. 2002 erzielte sie 4,0 Prozent und nur 2 direkt gewählte MdBs. Bei der Bundestagswahl vom September 2021 entging die 2007 zur „Linken“ umgetaufte Partei knapp dem parlamentarischen Exitus: Sie erreichte nur 4,9 Prozent, konnte aber mit drei direkt gewählten Abgeordneten die 5-Prozent-Hürde umschiffen und in den Bundestag einziehen. Die drei direkt Gewählten konnten damit 36 weitere MdBs mitziehen. Die drei waren: Gregor Gysi in Treptow-Köpenick mit 35,5 Prozent, Gesine Lötzsch in Berlin-Lichtenberg mit 25,8 Prozent und Sören Pellmann in Leipzig-Süd mit 22,8 Prozent.

Gysi könnte 2025 wieder in Treptow-Köpenick antreten; dort hat er ja Kultstatus; Bartsch könnte wie bisher in Rostock und Ramelow als Noch-geschäftsführender-Ministerpräsident Thüringens in Erfurt oder im Wahlkreis mit der linken Universität Jena antreten.

Jedenfalls könnte es im Bundestag nach dem 23. Februar politisch (!) recht divers zugehen. Folgende Partei – so sie nicht am Einzug ganz scheitern – können als Mini-Gruppen oder Mini-Fraktionen in den Reichstag einziehen: die Freien Wähler (FW) mit 3 bis 4 Prozent, die „Linke“ mit 3 Prozent, die FDP mit 5 bis 6 Prozent, das Bündnis Sahra Wagenknecht mit 5 bis 7 Prozent. Dann säßen im Bundestag 9 Parteien: CDU, CSU, AfD, SPD, Grüne und die genannten vier. Oder die vier Genannten kommen samt einigen Splitterparteien nicht zum Zug. Dann sind mehr als 20 Prozent des Volkes nicht in der Volksvertretung repräsentiert. Dann kann es auch sein, dass ein Bündnis, das in der Summe 39 Prozent der Wählerstimmen vertritt, die Regierung stellt.

Das sind schöne Aussichten für den Parlamentarismus. Oder man muss sich eben auch in Deutschland an italienische Verhältnisse gewöhnen. Thüringen und Sachsen machen es schon mal vor.


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Kommentare ( 29 )

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29 Comments
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Rob Roy
9 Tage her

Einer der größten Fehler der deutschen Wiedervereinigung war es, die neuen Bundesländer nicht zu entSEDfizieren und im Westen die Sympathisanten des Sozialismus weiter agieren zu lassen.

Juergen Semmler
9 Tage her

In Gorilla- „Silverback“- Kostümen verkleidet als tanzende Maskottchen mit Gorilla-Urschrei bei Klein- oder Großveranstaltungen wären die drei Salon-Kommunisten auch auf SED-Parteitagen noch ein Hingucker, ja sogar das Highlight gewesen.

Aber so wie auf dem Titelfoto erinnert mich das nicht an Aufbruchstimmung, sondern eher an eine Abschieds-Tournee oder besser noch an einen letzten Trauermarsch zum Friedhof, um den LINKEN die letzte Ehre zu erweisen.

Spyderco
10 Tage her

Der Parteitag der Linken hat gezeigt,daß die Generation,,Silberlocke“keine Rolle mehr spielt.
https://youtu.be/zbJ_A788-2c?si=_tIUXRAtJ3CKcRxT

ISC
10 Tage her

Die beiden Verbrecher Bartsch und Gisy könnte man nach den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses zum SED Parteivermögen gleich in den Knast entsorgen. Keine Ahnung warum das unterblieben ist. Wahrscheinlich hatten sie zu viele Stasi Untersuchungsergebnisse über aktuelle westdeutsche Politiker damals. (Es sind mehrere solche deals

Rob Roy
9 Tage her
Antworten an  ISC

Allein das Bar- und Anlagevermögen der SED betrug 6 Milliarden Mark der DDR. Bei einem Umtausch von 2 zu 1 immerhin um die 1,5 Milliarden Euro.
1,5 Milliarden. Von denen das meiste dank des Buchhalter-Genie Gregor Gysis in dunkle Kanäle geflossen ist. Man hat damit bewährte treue Genossen versorgt und linke Netzwerke am Laufen gehalten. Anders ist der Erfolg der SED-PDS-WASG-Die-Linke nicht zu erklären.
Hätte nach 1945 die NSDAP noch weiter existiert, hätte sie vermutlich auch weiterhin Wähler gefunden.

Joerg Gerhard
10 Tage her

Ich bin wahrlich kein Freund der Kommunisten oder des Sozialismus/Kommunismus.
Aber im Gegensatz zum Gros der anderen Politiker in D sind Gysi und Bartsch wenigstens authentisch und/da meist ehrlich. Sie legen den Finger oft und im Falle Gysis intelligent, eloquent und unterhaltsam in tatsaechliche Wunden und haben deshalb auch m.M. nach eine tatsaechliche, berechtigte, notwendige und positive Korrektivfunktion in ‚unserer Demokratie‘.
Zu Ramelow eruebrigt sich allerdings jeder Kommentar.

Deutscher
10 Tage her
Antworten an  Joerg Gerhard

Die beiden sind vor allem Diätenmillionäre. Haben sich als authentische Kommunisten einen privaten Reichtum aus Steuergeldern angehäuft, von dem die Arbeiter, aus deren Taschen er stammt, nur träumen können.
Da haben Sie Ihre ehrlichen Gysi & Bartsch!

Last edited 10 Tage her by Deutscher
Michael Palusch
10 Tage her
Antworten an  Deutscher

Das kann man denen aber kaum vorwerfen. Das Problem ist hier, dass es keine Begrenzung der Mandatdauer eines Abgeordneten auf zwei oder drei Legislaturperioden gibt. Gegen Leute aus der CDU oder SPD, die sich seit mehreren Jahrzehnten im BT herumdrücken oder denen, die noch nie was anderes gemacht haben, sind Gysi und Bartsch ja fast schon Waisenknaben. Wenn sich alles fügt, hat z.B. Jens Spahn (CDU) allerbeste Chancen, Wolfgang Schäubles (CDU) Mitgliedsrekord im BT von 51 Jahren (!) zu knacken.

Last edited 10 Tage her by Michael Palusch
Protestwaehler
10 Tage her

Wie verzweifelt muss man sein um sich mit derartigen Tricks einen Platz im Parlament erschleichen zu wollen… allerdings auch ein Schicksal dass diese Partei mehr als verdient.

Deutscher
10 Tage her

7%-Bodo ist auf jeden Fall ein Anwärter auf den Titel „Bestgekleideter Politiker Deutschlands“, wie er hier wieder souverän unter Beweis stellt…😂

Michael Palusch
10 Tage her
Antworten an  Deutscher

Naja, 13% waren es am Ende dann doch noch für den Bodo, 7%, eigentlich 6%, das war die Kanzlerpartei.

Deutscher
10 Tage her
Antworten an  Michael Palusch

Dann heißt er fortan -18%-Bodo, so viel hat er nämlich verloren.
😊

Deutscher
10 Tage her

Vor allem 7%-Bodo als größter Wahlverlierer aller Zeiten, ist ein Garant für das Gelingen der Mission…😂
…mal ganz abgesehen davon, dass Gysi nicht mal über ne Silberlocke verfügt.

taliscas
10 Tage her

Ich glaube nicht an den Erfolg dieser alten Knaben. Es läuft im gesamten Westen auf eine Revolution hinaus und die folgt keinen alten Flatulenzen, sondern nur jungem, frischem Blut mit Enthusiasmus und geschmeidigem Verstand. Ewig gestrigen Knackern folgen nur ewig gestrige Besitzstandswahrer. Ihre Zeit ist abgelaufen, ihr Platz neben Merkel und Komplizen im Wartesaal zur ewigen Verdammnis.

Spyderco
10 Tage her
Antworten an  taliscas

Meinen Sie mit,, jungem, frischem Blut mit Enthusiasmus und geschmeidigem Verstand“diese Kandidaten der Linken?
https://youtu.be/zbJ_A788-2c?si=JO_x148d5iTvrPlv

LiKoDe
10 Tage her

Man wird sicherlich bei Linke, BSW und Freien Wählern gucken, wo bisher Direktmandate gewonnen wurden oder gewonnen werden können.

Mit Gysi und Bartsch sind zwei authentische Kandidaten für die Linke am Start; ob aber ein Hr. Ramelow in Thüringen jetzt noch ein Direktmandat erreichen kann, ist mehr als fraglich.

Läuft der Bundestagswahlkampf insgesamt so, wie er es bestenfalls sollte, werden vor allem Grüne und FDP geschwächt.

Der CDU bleibt dann nur noch die Auswahl der SPD als Koalitionspartner. Denn eine Koalition der CDU mit der AfD könnte es vielleicht in 8 oder 12 Jahren geben.