Grüne Verkehrswende – Deutsche Bahn macht einen Strich durch diese Rechnung

Der sogenannte Deutschlandtakt wurde mal eben auf das Jahr 2070 verschoben. Ursprünglich war angedacht, dass bereits ab 2030 ICE-Züge alle halbe Stunde Deutschlands große Städte verbinden. Damit viele Menschen im Interesse der „Klimaziele“ mit der Bahn fahren. Grüne und Linke sind sauer.

IMAGO / Ralph Peters

Die folgenden Meldungen passen irgendwie doch zusammen: Alle halbe Stunde sollten („sollten“ = Vergangenheit) ICE-Züge ab dem Jahr 2030 Deutschlands große Städte verbinden. Deutschlandtakt wurde das genannt. Und jetzt die Meldung (kein April-Scherz): Aus dem Zieljahr 2030 ist nun das Zieljahr 2070 (in Worten: zweitausendsiebzig) geworden. Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Michael Theurer (FDP), sieht den Deutschlandtakt „in den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt“, wie er laut ZDF sagte.

Dann: Bahn-Chef Richard Lutz (58) soll 2023 eine Erhöhung seines Gehalts von 900.000 auf 990.000 erhalten. Bonus statt fälliger Strafe? Das fragt die Bild-Zeitung.

Weiter: Aktuell hat der Staatskonzern Schulden von über 29 Milliarden Euro. 2017 waren es zehn Milliarden weniger. 2017 übrigens wurde Richard Lutz Bahnchef.

Währenddessen fallen Züge aus. Jeder dritte ICE fährt zu spät. An manchen Tagen sind es weniger als 50 Prozent der ICE-Züge, die pünktlich fahren. Und: Das Bahnnetz ist marode.

Bei der Bahn gingen die Beschwerdezahlen erheblich nach oben. Die SÖP (Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr) registrierte von Januar bis Dezember 2022 insgesamt 3524 Verbraucherbeschwerden – vor allem wegen Zugausfällen und -verspätungen. Das war ein Anstieg um rund 51 Prozent im Vergleich zu 2021 (damals 2330 Schlichtungsanträge).

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Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) verkündet gleichwohl unbeeindruckt und vollmundig, die Bahn habe „oberste Priorität“. Deshalb habe er angestoßen: Digitalisierung, Elektrifizierung, Sanierung, Aus- und Neubau. Aha. Wörtlich dann auch noch: „Damit upgraden wir das Netz zu einem Hochleistungsnetz.“

Zurück zum „Deutschlandtakt“: Er wurde angepriesen als ein Bahntakt, „von dem ein ganzes Land profitiert: Menschen. Wirtschaft. Und Umwelt“. Doppelt so viele Menschen wie bisher sollen zukünftig im Interesse der „Klimaziele“ mit der Bahn fahren. Das hatte übrigens die verflossene schwarz-rote Bundesregierung im Jahr 2018 mit dem „Zukunftsbündnis Schiene“ – um im Bild zu bleiben: auf die Schiene gebracht. Jetzt ist daraus offenbar ein Abstellgleis geworden.

Linke wie Grüne sind natürlich sauer. Das sollten sie aber nicht sein. Denn wenn die Bahn nichts auf die Reihe bekommt, steigen die Menschen wahrscheinlich auf das Lastenfahrrad um. Und das ist noch umweltfreundlicher als die stromfressende und womöglich französischen Atomstrom einspeisende Bahn.

Oder noch besser, wir halten uns mindestens bis 2070 an den Kinderreim von der Kutsch’ und der Schneckenpost. Es würde zur infantilen Politik der „Grünen“ passen.

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Das Verkehrsministerium hat die Berichterstattung des ZDF vom 02.03.2023 mittlerweile als „falsch“ bezeichnet. Der Takt werde nicht verschoben. Es sei von Anfang an geplant gewesen, diesen in Etappen einzuführen. Demnach soll es bereits 2026 einen Takt von 30 Minuten geben, in dem Züge zwischen den Metropolen Köln, Frankfurt, Nürnberg, Mannheim und München abfahren.

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Kommentare ( 24 )

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StefanZ
1 Jahr her

Ich musste, ich wiederhole musste am Freitag mal mit der Regionalbahn fahren. Der Bahnhof, in der Kleinstadt in der ich wohne, ist bereits dauerhaft geschlossen. Es gibt dort zwei Bahnsteige, wobei nur einer als solcher bezeichnet werden kann. Der zweite ist ein wenig aufgehäufter Schotter und für Behinderte und/oder gar Rollstuhlfahrer eine spannende Herausforderung. Ich empfehle hier auch jedem Bundesbürger niemals behindert oder körperlich eingeschränkt zu werden. Sollten Sie dann noch pflegebedürftig werden und zuhause gepflegt werden wollen, wünsche ich viel Vergnügen. Sie werden begeistert sein. Das ist aber ein anderes Thema. Beim Einstieg in die RB fiel mir sofort… Mehr

Niklot
1 Jahr her

Wer fährt denn noch Bahn? Man kommt Stunden später an oder gar nicht, weil man ein Messer in den Rücken bekommt und schon vor Ankuft ausgestiegen wird.

Teiresias
1 Jahr her

„2070“ ist Gutsprech für:“Nie“.

Die grünen Wolkenkuckucksheimphantasien sind finanziell und personell unerreichbar – heute nicht und in Zukunft wegen Deindustrialisierung und Bevölkerungsaustausch noch viel weniger. („Wer halb Kalkutta aufnimmt….“)

Demokratius
1 Jahr her

und keiner von den Journalisten wohnt vermutlich in einem Dorf, wo entweder gar keine oder nur eine unzureichende Verkehrsanbindung besteht zur nächsten Stadt mit Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Apotheken etc., von Kunst und Kultur ganz zu schweigen. .

Berlindiesel
1 Jahr her

Wer braucht den „Deutschlandtakt“? Antwort niemand. Was alle brauchen, sind dagegen (halbwegs) pünktliche, saubere und sichere Züge. Also so wie früher. Der ständige Verweis auf die Schweiz nervt. Erstens ist die SBB auch nicht mehr der leuctende Stern der Pünktlichkeit (da müssen Sie schon nach Japan gehen) und dann hat schon das Bundesland Nordrhein-Westfalen ein größeres und komplexeres Netz als die ganze Schweiz. Da werden immer Äpfel mit Birnen verglichen. Das rechtfertigt keine der Schwächen, die das System Eisenbahn in Deutschland hat und die immer größer werden. Aber die Gründe daür findet man sehr viel eher in der Wohlstandsverwahrlosung der… Mehr

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Wenn die Immigration so weiter geht, haben wir 2070 das aktuelle Bahnsystem von Marokko, Pakistan oder Nigeria. Denn dann ist die Zusammensetzung der Bevölkerung leicht anders.

Berlindiesel
1 Jahr her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Marokko und Nigeria haben bereits ein Hochgeschwindigkeitsnetz, da sollte Sie aufpassen. Indien baut derzeit eins auf, mit eigener Technik (Vande Barath) Lästern Sie besser nicht über solche Lánder. Ruanda hat bekanntlich ein besseres Mobilnetz als Deutschland.

Niklot
1 Jahr her
Antworten an  Berlindiesel

Nahezu jedes Land hat ein besseres Mobilfunknetz als Deutschland. Früher war Deutschland das Maß der Dinge am oberen Ende der Skala. Früher – war.

Budgie
1 Jahr her

Wie weise war doch diese Frau Merkel, als sie sprach: „Wir schaffen das“. Jetzt kommt scheinbar die Zeit der Ergebnisoffenbarungen für die Leistungen, das Bildungsniveau und die Arbeitsqualität der herrschenden Eliten. Ihre Büllerbü-Träume werden beerdigt, und die Wirklichkeit bedeckt die Särge. Und das wird erst der Anfang sein. Auf dem Friedhof der Ideologien und Wahnvorstellungen wird es jetzt eng.

P. Pauquet
1 Jahr her

Draußen sind es 6 Grad -, die Heizung ist ausgefallen incl. Warmwasser. Sie rufen den Heizungsmonteur an, der sagt > geht im Moment nicht, Sie müssen warten, komme irgendwann im Juli 2032. – Auto macht Stress, gibt jeden Moment den Löffel ab. Ab in die Werkstatt, der schraubt Alles auseinander. Dann ruft er Sie an, brauche ein paar Teile, nix Großes. Auto ist fertig Ende Sommer 2038, können Se hier stehen lassen, pro Tag aber 5€ Standgebühr. Im Jahr 2070 kann es gut sein, dass es Deutschland nicht mehr gibt. Und die paar Lumpenträger wissen nicht was „Deutschland“ oder Heizung… Mehr

Positivsteuerung
1 Jahr her

Selbst wenn es funktionieren würde mit dem Deutschlandtakt –
wie soll man mit einem dysfunktionalen Nahverkehr den Fernbahnhof erreichen, und
was macht man gegen „Einmann“?
Schon der Kontakt mit denjenigen, die ihr jährliches Bad vergessen haben, führt bei mir zu einem Meideverhalten.

Ananda
1 Jahr her

Deutschland heute: Infrastruktur zerstören (Verbrennermotor, Überteuerte Energiepreise, Gas- und Ölheizungen verbieten, Immobiliensanierungszwang bis 2030).
Aber keine Alternativen im Petto haben. Na vielleicht fällt es ja Keinem auf wenn nichts mehr geht.
Rot grünes Zwangswolkenkuckuckshausen, wir danken Dir.