Frank-Walter Steinmeier hielt eine Festrede auf das „Wort zum Sonntag“, das seit 1954 jeden Samstag von der ARD ausgestrahlt wird. Diese Festrede könnte so schön sein, wenn da nur nicht diese blöde Realität wäre.
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Das „Wort zum Sonntag“ ist nach der „Tagesschau“ das zweitälteste Format des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Im November 2024 feierten 120 hohe Vertreter aus Politik, Kirchen, Medien und Gesellschaft sein 70-jähriges Bestehen in München.
Eine Festrede hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dieser lobte in höchsten Tönen das vierminütige „Wort zum Sonntag“, das wöchentlich von circa 1 Million Zuschauern gesehen wird. Steinmeier sagte:
„Das Wort zum Sonntag wirft ethische und gesellschaftlich relevante Fragen auf, entwickelt Gedanken – mit Ruhe und in einer warmen und sorgsamen Sprache. Das können wir heute, in einer Zeit, in der wir eine zunehmende Verrohung der Sprache nicht nur in den sogenannten sozialen Medien erleben, gar nicht hoch genug schätzen! Eine Demokratie braucht Debatten, aber wir müssen diese Debatten mit Respekt vor dem anderen führen. Wenn wir diesen Respekt nicht bewahren, wenn immer mehr Hetze und Diffamierung unsere Debatten prägen, ist letztlich unsere Demokratie gefährdet. Umso wichtiger ist ein Anker wie das Wort zum Sonntag, das sich dieser Enthemmung in der Sprache, im Diskurs entgegenstellt.“
Gut und böse werden von Steinmeier klar und dualistisch voneinander getrennt und verortet: Auf der guten Seite steht das „Wort zum Sonntag“ der ARD, ein Anker der „warmen und sorgsamen Sprache“; es zeichnet sich laut Steinmeier durch Debatten mit Respekt vor dem Gegner aus.
Auf der anderen Seite stehen die sozialen Medien mit einer „Verrohung“ und „Enthemmung“ der Sprache. Sie sprühen vor „Hetze“ und „Diffamierung“ und gefährden unsere Demokratie.
Schauen wir vom bundespräsidialen Elfenbeinturm einmal in die realexistierenden Tiefen des Wortes zum Sonntag, dann kann man dort sein blaues Wunder erleben. Lassen Sie mich nur einmal drei kleine evangelisch verantwortete Kostproben der „warmen und sorgsamen Sprache“ mit „Respekt vor dem Gegner“ zitieren:
„Wir müssen die Parlamente stürmen. In denen Neofaschisten sitzen und uns in Schreckstarre verfallen lassen genauso wie das Corona-Virus (…) Mit Verlaub: Ich könnte kotzen!“
(7. März 2020).
„Vielleicht kommt es daher, dass ich als Pfarrerin Menschen beerdigen muss (…) Schütze deine Mitmenschen wie dich selbst, lass dich impfen. Auch wenn du Angst hast, tue es für dich, und tue es für deinen Nächsten (…) Gott hat uns den Verstand geschenkt“
(1. Mai 2021).
Das heißt im Klartext: Jeder, der sich nicht impfen lässt, ist ohne Verstand und für Beerdigungen verantwortlich.
„Und das Gift wirkt weiter. Wo ein rechtsradikaler Aktivist verharmlost wird als ein Konservativer, der die Jugend begeistert habe (Charlie Kirk). Und jetzt wird es noch absurder: Allein, dass man sagt, was ist, führte zur Unterstellung, dass man eine Ermordung rechtfertigt. Das ist die totale Verdrehung. Diabolos, der Verdreher, so nennt die Bibel den Teufel“
(20. September 2025).
Hier werden ganz locker Menschen als Giftspritzer und Teufel dämonisiert, die die ÖRR-Berichterstattung von Dunja Hayali und Elmar Theveßen über das Attentat auf Kirk kritisieren.
Diese Hass- und Hetzworte zum Sonntag haben die sprachliche Wärme eines Eiswürfels. Auch inhaltlich schaffen solche Worte keine Orientierung:
Zum einen desorientieren sie die Zuschauer, denn vermeintlich undemokratische Parteien sollten in einem Rechtsstaat nicht durch den Sturm auf das Parlament (= Bürgerkrieg) beseitigt werden, sondern durch eine nüchterne und rationale Anklageerhebung beim Bundesverfassungsgericht.
Zum anderen verbessern solche pastoralen Un-Worte nicht die Abwägungskompetenz der Zuschauer, weil sie lediglich das wiedergeben, was der rot-grüne Mainstream sowieso auf allen Kanälen propagiert. Eine Debatte wird so gerade nicht mit Respekt geführt, sondern mit arroganter Besserwisserei abgewürgt. Kulturprotestantismus war früher mal. Heute ist Papageien-Protestantismus angesagt.
Es ist mir ein Rätsel, wie Steinmeier in seiner Festrede behaupten kann, dass solche kirchliche Einseitigkeit unser Land bereichern würde:
„Ja, wir brauchen diese Stimme (Singular!) der Kirchen, ihre gesellschaftliche Intervention. Gerade in einer Zeit der Krisen, in einer Zeit, in der Veränderungen immer schneller stattfinden und viele Menschen sich verunsichert und überfordert fühlen, können sie Orientierung geben.“
Wie kommt das „Wort zum Sonntag“ auf evangelischer Seite zustande?
In der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) werden über die drei Filter Gemeindekirchenratswahl, Kreissynodenwahl und Landessynodenwahl sämtliche liberal-konservativ orientierte Christen rechts von der Merkel-CDU in kirchenleitender Verantwortung aussortiert. Dieser EKD mit enormer gesellschaftspolitischer Schlagseite gehören 94 Prozent des großen evangelischen Medienkonzerns GEP (= Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, Frankfurt). In der GEP sind die evangelischen medialen Kampagne-Interessen gebündelt. Auch das „Wort zum Sonntag“ wird von diesem Medienkonzern verantwortet. Alle Sprecher sind handverlesene Geistliche, die in den politischen Grundfragen die Interessen der EKD/GEP vertreten.
Damit wird deutlich: Es geht im „Wort zum Sonntag“ gesellschaftspolitisch in erster Linie nicht um Vielfalt, nicht um Theologie, nicht um warme Sprache, nicht um eine Debattenkultur mit Respekt, auch nicht um eine Förderung von Demokratie und Rechtsstaat. Es geht um die Macht, die eigene Moral als einzigchristliche unters Volk zu bringen.
Evangelische Stimmen, die sich in diesem Machtkartell nicht wiederfinden, müssen auf alternative Kanäle ausweichen. Ich danke von ganzem Herzen Roland Tichy, dass er bei Tichys Einblick einigen von diesen Stimmen Raum schenkt.
Der christliche Glaube hat spirituell seinen Anker in Jesus Christus. Ethisch aber lässt er sich nicht auf eine einzige alternativlose Linie bringen. Es ist das Kennzeichen der Christen, dass sie in Bezug auf Impfung, AfD und Charlie Kirk sehr unterschiedlich ticken. Eine rotgrüne Gleichschaltung der Kirche ist wie jede andere kirchlich-parteipolitische Gleichschaltung der Selbstmord der evangelischen Kirche. Da hilft dann auch kein evangelischer Bundespräsident mehr, der in Festreden versucht, mit verzweifelten Klimmzügen das „Wort zum Sonntag“ in den Medien-Himmel zu hieven.




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Zum Glück ist Gott omnipotent, auch ohne Kirchensteuer. Gott braucht keine Kirche, um geglaubt zu werden. Aber die Kirche braucht Gott, um zu überleben. Und genau daran scheitert sie vielerorts. Aussagen wie „Gott ist queer“ und Vulven malen auf dem Kirchentag sind keine christlichen Botschaften sondern klare Haltungsbetonungen hin zum Zeitgeist! Ein katholischer Bischof bekommt in Frankreich nur 1400 Euro im Monat. Während ein katholischer Bischof und die Kardinäle hierzulande mit 12.000 Euro direkt vom Staat wie Beamte bezahlt werden! Die Kirchen lassen sich wie der ÖRR bis zum St Nimmerleinstag für eine Vereinbarung bezahlen, die sich schon längst durch den gesellschaftlichen… Mehr
Dem Autor geht es berechtigter weise ums Prinzip. Aber 1 Mio. Zuschauer zur besten Sendezeit scheint doch sehr wenig. Zumal ein großer Teil schon beim vorherigen Sendeangebot weggedöst sein dürfte. Bzw. die Zeit nutzt um Bier zu holen, bevor eine Sportsendung beginnt. Mit den Aussagen der Pastorinnen verhält es sich somit eher wie mit denen von Herrn Steinmeier: sie werden gehört aber nicht mehr wahrgenommen. Sie sind letztendlich sinnlos in die Welt geschwätzt.
Herr Steinmeier fordert das ein, was die Brandmauer nicht gewährt. Was Links nie gewähren will. Was RRG nur soweit gewährt hat, wie es musste. Wer hat denn die Gewalt in unser Leben gebracht? Mit gewalttätigen Demos? Mit der grenzenlose Zureise von „Kulturen“, in denen Ehre und Blutrache sehr lebendig ist? Wer mobbt andere Lebensstile? Wer will die Macht über die Kinderbetten, hat sie bereits? Wer tritt in Unis auf und verhindert Vorlesungen? Er jammert über das, was seine Partei vorsätzlich mit herbei geführt hat. Er jammert über das Pendel, das auch in die andere Richtung ausschlägt. Es sei denn, es… Mehr
Gut erkannt.
Eigentlich berichten sie, wann immer sie den Mund auftun, über eigene Schandtaten – die sie in Projektion anderen zuordnen wollen.
Jaja, die Guten haben es schwer. Die Ärzte müssen impfen, sogar am Sonntag zum Sonntagstarif, und die Pfarrerin muß beerdigen. Aber die kann die Termine wenigstens auf die Bürozeiten verlegen.
In der aufgeklärten Zeit sprechen sie die Leute nicht an wie es sich Bürgern gegenüber gehört, sondern sie tun immer noch so, als hätten sie Analphabeten vor sich, in der Tonalität wie zwischen Großgrundbesitzern und seinem abhängigen Personal und übersehen dabei ganz, daß auch sie nur dem Schoß der Mutter entsprungen sind und somit Gleiche unter Gleichen sind und genauso sterben, wie jeder andere auch und da sollte man sich nicht erheben, weil es eine Fehleinschätzung ist. Die Kirchen als solche verkünden das Wort des Herrn, was ebenso daneben liegt, indem man sogar versucht die Bibel weichgespült und verständlich herüber… Mehr
Schröders früherer Bürovorsteher ist eine peinliche Schande für Deutschland. Wenn ich ihn sehe könnte ich kotzen.
frank-walter steinmeier hat überaus deutlich gemacht, dass der immens kostspielige Posten einen Bundespräsidenten absolut überflüssig geworden ist.
Auch da hatte der Osten wieder einiges voraus. Das Amt eines Präsidenten hielt man in Ost-Berlin schon Anfang der 60 erJahre des letzten Jahrhunderts für unnötig und zu kostspielig. Man hat es einfach abgeschafft
Gerade in den sozialen Medien kann ich Vielfalt lesen. Ich kann Leute, die Hass und Hetze posten, blockieren. Ich kann mich mit den Konstruktiven austauschen und von ihnen inspirieren lassen, und sehen, wie es in anderen Ländern zugeht.
Beim ÖR muss ich Hasser und Hetzer zwangsfinanzieren. Über den Wahrheitsgehalt brauchen wir auch nicht zu reden.
Es spricht nicht für eine Person, wenn sie den ÖR braucht, um sich Gehör verschaffen zu wollen.
Erweitert:
dort treten die auf, die RegierungsAgitProp von seiner „schönsten“ Seite zu verbreiten sich willig zeigen.
Die anderen kommen dort so gut wie gar nicht vor.
Ist das erste Zitat, „Parlamente stürmen“ wirklich aus dem Wort zum Sonntag ? Das wäre doch ein Fall für den sog. Verfassungsschutz.
Ja. Dort ist jetzt einer aus der Türkei Präsident – und da welche auch unsere Grenzen „stürmen“ ist das wohl „bewilligt“.
Die Postille der Damaligen hieß ja auch schon „Stürmer“ – und ich muss daran denken, sehe ich demnächst welche gegen rechts demonstrieren, dass ich ihnen erkläre, dass die NationalSOZIALISTEN mehr als link waren!
Steinmeier ist kein „evangelischer Bundespräsident“, sondern von Hause aus Kommunist.