Lasst mich in Ruhe!

"Geht mir aus dem Gehege, sofort. Ich möchte Olaf nicht unterhaken. Ich will nicht wissen, wie oft und wie lange Robert duscht. Eher möchte ich mit Christine aus allen Rohren zielen. Auf alle Vorhaben wie diese, die allzu übergriffig kommen."

IMAGO/photothek

„Wir werden als Land durch diese Krise nur gut durchkommen, wenn wir uns unterhaken, wenn wir gemeinsam uns auf Lösungen einigen“, sagte Bundeskanzler Scholz nach dem Treffen seiner „Konzertierten Aktion“ gegen die Inflation: „Wichtig ist mir die Botschaft: Wir stehen zusammen.“

Kinder an der Macht? Nein! Wirre tun’s auch. 

Und sie schämen sich noch nicht einmal, wenn sie von „Miteinander“ und „Zusammenhalt“ schwadronieren und Ratschläge für die individuelle Lebensführung geben. Unsereins hingegen soll mindestens Duschscham empfinden.

Ich halte es da mit Helmut Markwort vom Focus: nicht mit mir!  Menschen mit höheren Moralstandards finden das natürlich degoutant. Peter Matthias Gaede, einst Chef von „Geo“, also ein Kollege Markworts, findet, ein wenig Duschscham täte gar nicht weh, sondern könnte „ein Beitrag zu einer gesamtgesellschaftliche(n) Geste der Vernunft und Solidarität sein“.  

Schon klar: politische Fehler, wie die unter Merkel gestiegene Abhängigkeit von günstigem russischen Gas, beantworten wir gesamtgesellschaftlich solidarisch. Mit einer Geste – Gaede weiß offenbar, dass es um nicht mehr als das geht. Um einen symbolischen Akt, der nichts bewirkt.

Doch warum eigentlich soll das Volk politische Fehler mit Wohlverhalten belohnen und patriotisch zusammenstehen? So was wie ein Volk oder Patriotismus soll es doch eigentlich gar nicht geben. 

Nun, eines stimmt natürlich. An der ideologisch begründeten und schon seit Jahren verfehlten deutschen Energiepolitik ist in der Tat Putin schuld – doch nicht, weil er uns den Saft abzustellen droht, den wir doch sanktionsmäßig eh abzulehnen haben. 

Nein: weil er diesen Irrsinn in langen Jahren zuverlässiger Gaslieferungen überhaupt erst ermöglicht hat. 

Ohne russisches Gas aber fliegt der Schwindel von der „Energiewende“ auf. Mit den sogenannten „Sanktionen“ haben unsere politischen Geistesgrößen nicht Putin geschadet oder gar der Ukraine geholfen, sie haben sich noch nicht einmal ins eigene Knie geschossen. Nur in unsere. Und nun dürfen sie plärren, dass Putin seine Gaslieferungen durch NordStream 1 drosselt – als ob es NordStream 2 nicht gäbe. Ach, habt mich doch gerne.

Das Szenario für Herbst und Winter steht im Grunde fest. Die Hälfte der 40 Millionen privater Haushalte heizt mit Gas, das russische Gas stellte davon mehr als 50 %.  Im Notfall der Rationierung müssen die Privathaushalte bevorzugt werden. 

Ade, Industriestandort Deutschland. Dem helfen keine Notstromaggregate.  Und auch nicht, sich bei Olaf unterzuhaken.

A propos Olaf und die „gesamtgesellschaftliche Geste der Vernunft und Solidarität“. Ist es nicht einigermaßen schamlos, dass sich das Parlament mitten in einer derart handfesten Krise und bei galoppierender Inflation schnell noch einen Schluck aus der Pulle genehmigt und die Diäten erhöht hat? Während sich Ottilie Normalverbraucherin vorwerfen lassen muss, egoistisch zu sein, wenn sie im Winter nicht frieren will?

Und wussten Sie schon, dass uns Olaf mit seinem Kanzlergehalt von 362 000 Euro im Jahr an der Spitze in Europa liegt? Und fragen Sie sich auch, warum wir eines der mitgliederstärksten und damit teuersten Parlamente weltweit haben? Und wem es eigentlich nützt, außer den vom Glück Betroffenen, dass Abgeordnete Parteigenossen und Glaubensfreunde in lukrative Posten hieven?

Ich weiß, ich wiederhole mich: aber die verfassungsfeindlichen Bestrebungen, Regierung und Politiker zu delegitimieren, verächtlich zu machen, Vertrauen zu zerstören, gehen ganz allein von Politikern und Regierung aus. 

Doch wir wollen dankbar sein. 

Immerhin kann ich demnächst mein Geschlecht ändern. Voila. Die nächsten Spitzen stammen dann von Cord Stephan.

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Kommentare ( 40 )

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Fieselsteinchen
1 Jahr her

Unterhaken und zusammenstehen, damit es sich leichter friert? Jede gegenteilige Meinung wird runtergemacht, kritische Stimmen zur Impfung waren asozial und 2G-Diskriminierung und jetzt: “Wir haben uns alle lieb!” Piep, piep?!
Die haben doch nicht mehr alle!
Vielleicht richten Herr Scholz oder Herr Habeck in ihren Domizilen Wärmestuben und Suppenküchen ein? Dann können wir uns nochmal sprechen. Aber danach sieht es nicht aus!

StefanZ
1 Jahr her

Ich dusche derzeit was das Zeug hält. Morgens, Mittags, Abends und sogar Nachts. Zwischendrin bade ich und fahre stundenlang sinnlos mit meinem Diesel-PKW durch die Gegend. Bei diesen Politikern und dieser Politik, werde ich eher früher als später unter einer Brücke enden. Da muss ich doch noch jede Minute auskosten und nutzen. Ach ja die Welt, die geht doch sowieso unter. Wer bitteschön, soll denn da noch etwas retten? Und Nein, ich bin nicht unverantwortlich. Ich bin nur Realist! Wer mal die Augen aufmacht und sich diese Welt im Jahr 2022 so richtig anschaut, kann zu keinem anderen Schluss kommen.

ekki
1 Jahr her

es sollte oberstes menschenrecht werden, in ruhe gelassen zu werden. ganz im ernst! dies gilt vor allem für den staat, solange man keine wirkliche straftat begeht. heute kann ja schon bei einem „falschen“ like die polizei ins haus kommen… der staat soll als freie republik eine gute! infrastruktur, innere und äussere sicherheit, eine unabhängige! justiz und eine grundlegende soziale sicherheit für nichtarbeitsfähige menschen bereitstellen, mehr aber auch nicht. dafür würde ein niedriger steuersatz ausreichen, am besten so einfach gestrickt, dass es jeder versteht, ohne ausnahmen und subventionen. ansonsten sollte dieser staat freie und mündige bürger frei machen lassen, unternehmerisch und… Mehr

StefanZ
1 Jahr her
Antworten an  ekki

Der „Staat“, dass sind alle Bürger dieses Landes. Das ist mittlerweile leider in Vergessenheit geraten. Die Staatsdiener, sind mittlerweile eher die Herren und schalten und walten wie sie wollen. Der Wille des Bürgers, wird nur noch alle paar Jahre als Alibi im Zuge von Wahlen abgefragt. Die bestehende Parteienstruktur, wurde durch die 5%- Hürde und die praktizierte Parteienfinanzierung gut abgesichert. Der immer mehr ausufernde Beamtenapparat und das völlig überdimensonierte Parlament, sind ein klarer Beweis dafür. Aufgabe wäre es eigentlich, die Kosten für den Bürger so gering wie möglich zu halten und stets sorgsam mit den vorhandenen Steuergeldern umzugehen. Finden Sie… Mehr

a.bayer
1 Jahr her

Die Idee, das Geschlecht zu ändern, ist außerordentlich zweckmäßig! Männer frieren ja nicht so schnell wie Frauen.

misa
1 Jahr her

Der eifrige Schildbürgermichel wird wahrscheinlich In der Zukunft von den „Verantwortungsträgen“ aufgefordert jeden Flatus gewissenhaft zu sammeln und in dann in Jutetüten zur Füllung der Gasspeicher an zentrale „Bürgergassammelstellen“ abzugeben. Für die Eifrigen wird es Auszeichnungen geben.
Wer hätte gedacht, dass die Deutschen so viel Verständnis für diese kafkaeske Politikermangement haben ? Oder macht man ein psychologisches Experiment à la Milgram? Die Politiker wären dann die Stromschlagverteiler und das Volk die Stromschlagempfangenden. Ich diskutiere viel mit meinen Mitmenschen und verstehe meine geistig inerten Mitbürger nicht mehr.

elly
1 Jahr her

vielleicht wachen die Leute langsam auf, dass nur noch Narrative das Geschehen bestimmen. Richtig bewusst wurde mir das mit dem Narrativ „Risikogruppen schützen“, das vermittelte sioooo Vielen das Gefühl gut zu sein, fürsorglich und edel. Die Kehrseite dieses Narrativs war die Entmündigung der Ü60 Jährigen, durfte aber nicht gesagt werden. Die Ü60er hatten gefälligst dankbar zu sein, weil alle nur für sie verzichteten. Gaucks „wir können schon mal ein bisschen frieren für die Freiheit“ hatte nicht den gewünschten Effekt. Solidarität ist verbraucht, wir waren solidarisch mit den notleidenden Südländern, den crashenden Banken und deren Bosse, dann solidarisch mit der ganzen… Mehr

Horst Hauptmann
1 Jahr her

Wenn Politiker „wir“ sagen, dann meinen sie „ihr“.

F.Peter
1 Jahr her

Frau Stephan, Menschen die in diesem Land leben und sich noch ein wenig Anstand und Empathie bewahren konnten trotz der Zustände, haben es derzeit ziemlich schwer. Und wenn man sich zurücklehnt und ein wenig Rückschau hält, welch enorme Anstrengungen und welch ein Verzicht in der Vergangenheit notwendig gewesen ist, dieses Land soweit nach vorne zu bringen und jetzt erleben muss, wie das alles leichter Hand vernichtet wird, dann kann einem nur noch speiübel werden. Zudem noch die Anmaßung etlicher sogenannter Politiker, die mit den Bürgern umgehen, als wären wir hier in einem nicht überdachten Kindergarten! Es ist nur noch sehr… Mehr

W. Mueller
1 Jahr her

Bürger haften für ihre Regierung!
Das muß immer wieder klargestellt werden, denn den wenigsten Wählern scheint das in vollem Umfang bewußt zu sein – sonst würden sie doch wohl fähigeres Personal für die Wahrung ihrer Interessen bestimmen?

IJ
1 Jahr her

Danke Frau Stephan für diese kurzweilige Aufbereitung der „Widersprüche des real-existierenden Öko-Sozialismus“.