Der Sommer war nicht groß

Wer den Sommer liebt, ist rechts. Wer die Möglichkeit leugnet, am deutschen Wesen könne das Klima genesen, ist Klimaleugner, also rechtsradikal. Was wirklich lichterloh brennt, ist der politische Verstand. Dringend erforderlich wäre deshalb hitzefrei für Regierung und Parlament.

Die Grünen können mit dem zu Ende gehenden Sommer alles andere als zufrieden sein. Nicht einmal das Wetter hat geholfen, ihren Absturz aufzuhalten. Das Wetter hat sich einfach geweigert, extrem zu sein.

I.

„Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß“, bedankte sich Rainer Maria Rilke in seinem Gedicht Herbsttag. Er schrieb es 1902. Die Temperaturen im August hatten überall im Reich locker 30 Grad erreicht. Eine Klimakatastrophe weiter kann von einem „großen“ Sommer keine Rede sein. Dabei war doch Monate lang ein großer Sommer herbei apokalypsiert worden mit einer Hitzewelle nach der anderen. Etliche vorwiegend regnerisch-kühle Wochen hatte der Sommer zu bieten. Hat sich der Klimawandel lumpen oder haben sich nur die Meteorologen narren lassen? Nein, nicht narren, nur einspannen für propagandistische Zwecke.

II.

Auch 2025 färbten sich die Wetterkarten in den Alarmmedien grundlos feuerrot. Das Wetterwarnwachpersonal empfahl dem für beschränkt gehaltenen Publikum, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sich luftig zu kleiden, schattige Plätze aufzusuchen, und sich möglichst wenig zu bewegen. Temperaturen jenseits der dreißig Grad werden hierzulande als „Hitze“ geschmäht statt als hochsommerliche Wärme begrüßt. Der Unterschied schlägt auf’s Gemüt. Das Wort Wärme verströmt Wohlgefühl, „Hitze“ dagegen klingt nach Bedrohung. Das Leiden an „Hitze“ ist das Gegenteil von „Sommerfrische“. Die beste Anpassung an den Klimawandel wäre ganz einfach. Man müsste sich auf schönes Wetter nur wieder freuen (dürfen). Auch sonnige Tage und tropische Sommernachtsträume lassen sich genießen. Die meisten Deutschen geben viel Geld für Urlaubsreisen in heiße Länder aus.

III.

Es hat Gründe, weshalb selbst ein sehr mittelmäßiger Sommer dazu benutzt wird, Massenhysterie zu schüren. Das Volk soll „Hitze“ als quasi göttliches Strafgericht empfinden. Es hat gefälligst zu büßen dafür, dass es mit seiner maßlosen Gier nach Wachstum und Wohlstand die Atmosphäre ruiniert. Auch Blaualgen in den Seen, Zecken in den Wiesen: alles Klimawandelfolgen. Der Plagen scheint kein Ende. Deshalb: Haltet ein! Kehret um! Wäre das Volk tatsächlich so bescheuert, wie es die Pädagogen der Klimareligion offenbar annehmen, wäre es nicht schade um vom Hitzetod dahin geraffte Ignoranten wie mich. Schon altersmäßig stark gefährdet, fahre ich mit Vorliebe in der tödlichen Mittagshitze mit dem Rad durch die glühende Großstadt und versenge mir den Verstand. Man mag diesen Text als Beweis ansehen.

IV.

Offenbar sind wir in einem veritablen Teufelskreis gefangen. Zwanzig Prozent der gesamten Energie, die die Erdatmosphäre erhitzt, wird durch Klimaanlagen verbraucht. Wird es immer heißer, wird immer mehr Energie für Kühlung benötigt. Immer mehr Strom! Und damit niemand an dieser Stelle auf falsche Gedanken kommt, teilen die Nachrichten in aller Ausführlichkeit mit, dass in Frankreich Atommeiler abgeschaltet werden müssen, weil auch das Kühlwasser aus dem Fluss nicht mehr zum Kühlen taugt.

V.

Auch, wenn es demnächst wieder schüttet, wird man dem Volk das Wetterphänomen als „menschengemacht“ um die Ohren schulmeistern. Es wird systematisch in Panik versetzt, damit es klaglos grünen Utopien zustimmt. Den Bürger zu demoralisieren, darin besteht der eigentliche Green Deal. Am Ende ist dieses Volk tatsächlich hitzeempfindlicher geworden (eine spezielle Form der Wokeness). Wer aber den Sommer liebt, ist rechts. Wer die Möglichkeit leugnet, am deutschen Wesen könne das Klima genesen, ist Klimaleugner, also rechtsradikal. Was wirklich lichterloh brennt, ist der politische Verstand. Dringend erforderlich wäre deshalb hitzefrei für Regierung und Parlament.

VI.

„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“, beginnt übrigens die letzte Strophe von Rilkes Gedicht. Der Dichter scheint ein Prophet gewesen zu sein. Dank der verpfuschten Energiepolitik, der Reglementierungswut und der grünen Deindustrialisierung ist es so weit. An ein eigenes Haus ist nicht mehr zu denken.


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Kommentare ( 48 )

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48 Comments
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Maunzz
3 Monate her

Religionen brauchen Propheten und Gefolgsleute (Apostel). Der Mittelrhein hat seit Jahrtausenden im Sommer weniger Wasser und trotzdem wird jedes Jahr die Sau durch die Dörfer getrieben, bei Bingen sähe es besonders schlimm aus. Hier zwischen Bonn und Düsseldorf fliesst der Rhein seit jeher gefährlich, dass im Jahr 2025 Badeverbote verfasst werden mussten, weil es immer mehr bildungsarme Bürger gibt, die den Rhein als harmlosen und klimawandelbetroffenen Badeort wahrnehmen. Für die Probleme des DDR-Sozialismus war immer der Kapitalismus der Anderen verantwortlich. Nach vierzig Jahren hatte man genug, auf die versprochenen Wunder und Veränderungen zu warten. Man ging zum vermeintlichen Urheber der… Mehr

Joe
3 Monate her

Heute keine verständnisvollen Worte zur CDU, lieber Herr Herles, wie kommt es?

H. Priess
3 Monate her

Schon jetzt wird die Mär verbreitet, wir hätten einen der heißesten Sommer der letzten 25 Jahre gehabt. Sowas darf ungestraft in den Medien veröffentlcht werden! Ich befürchte, daß diese Apologeten und Apologetinnen diesen Schwachfug wirklich selber glauben. Die sind so in ihrem Irrglauben verfangen, daß es für sie gar keine andere Wahrheit mehr geben kann. Früher hat man falsche Propheten aus der Stadt gejagt oder wenn sie Pech hatten um 30 cm in der Höhe gekürzt. Ich will damit nicht zur Gewalt aufrufen aber kann es nicht eine Selbstverpflichtung der Medien geben Schwachsinn nur noch in einer gesonderen Rubrik zu… Mehr

Vallis Blog
3 Monate her
Antworten an  H. Priess

Die tausenden Hitzetoten dieses Sommers können ja nicht mal beerdigt werden! Wegen des Bodenfrostes.

kb
3 Monate her

Das einzige was wirklich lichterloh brenn ist der politische Verstand – aber auch bei denen, die die einzige Partei, die wirklich eine Änderung dieses ganzen Irrsinns herbeiführen will als unappetitliche schmähen.

November Man
3 Monate her

Ein ordentlicher Wetterbericht soll das zu erwartende Wetter voraussagen und keine politischen Botschaften verkünden. Aber mit politischen Botschaften verdienen diese Leute vermutlich mehr. Es ist wie bei Corona. Zum Schluss stellt sich heraus, dass sie gegen Bezahlung alle gelogen haben. Solche Leute müssen dringend freigestellt werden.

Reinhard Schroeter
3 Monate her
Antworten an  November Man

Keiner der Experten, wie sie sich nannten, der gegen Geld gelogen hat und die Leute hinter die Fichte geführt hat, ist bis heute freigestellt, geschweige denn zur Versntwortung gezogen worden !
Hoffen und Harren hält so manchen zum Narren.

November Man
3 Monate her

Und die deutschen, gut bezahlten, politisch motivierten Panik-Meteorologen haben, wie im letzten Jahr schon, den heißesten Sommer aller Zeiten vorausgesagt. Und für nächstes Jahr werden sie es wieder tun. Wettervorhersage durch Zufallsgenerator. Gerade mal 10 schöne Tage mit um die 30 Grad hat es bislang dieses Jahr gegeben. Der Herbst steht schon vor der Tür. Wir zahlen einfach zu viel Co2-Steuer. Deshalb wird es nicht warm, sondern immer kälter. Also abschaffen den Unsinn. Wenigsten das Geld sollten wir uns sparen und dafür weit im Süden Urlaub machen. Dort ist es schöner und wärmer.

RJacob
3 Monate her

Der Titel seiner wöchentlichen Kolumne trifft den Nagel auf den Kopf, die CDU/CDU wird schweren, turbulenten Zeiten entgegen gehen, CDU Sprech: wir haben es nicht gewusst, lockt keinen Hund hinter dem Ofen vor, alles bekannt, die meisten in Wirtschaft, Medien, Verbänden, Politik sowieso haben mitgemacht, der wirtschaftliche Abwärtstrend nun das dritte Jahr in Folge. Diese intellektuell Minderbemittelten können gar nicht anders als weiter so, denn was hinter der Schatten Wand zum Vorschein kommen wird ist verheerend

Deutscher
3 Monate her

Nicht nur die Grünen, sondern auch die Union, die deren Klimafantismus teilt.

HDieckmann
3 Monate her

Solange die Öffentlich-Verächtlichen die Öffentliche Meinung zum Thema „Klima“ machen, wird der Wahnsinn weitergehen. Vernünftige Politiker und Journalisten, kritische Wissenschaftler sowie Fachleute aus Wirtschaft und Technik haben – wie bei Corona – keine Chance. Und es gibt ja nicht nur den Klima-Wahnsinn. Ungesteuerte Zuwanderung, gescheiterte Energiewende, unterbleibende Corona-Aufarbeitung, Gender-Gaga, Krampf gegen Rechts und Vorbereitung eines neuen Krieges gegen Russland sind weitere Symptome einer kranken Gesellschaft. Wenn wir das Geschehen verstehen wollen, müssen wir nach historischen Parallelen suchen: Den Anfängen der NS-Zeit, Mao´s Großem Sprung nach vorn und den Blutspuren der Religionen und des Kommunismus.

Spyderco
3 Monate her
Antworten an  HDieckmann

,,Solange die Öffentliche Meinung zum Thema „Klima“ machen, wird der Wahnsinn weitergehen.“

Falsch.Solange es eine signifikante Anzahl an Menschen gibt,die ,,die Öffentlich-Verächtlichen“unkritisch konsumieren,,wird der Wahnsinn weitergehen.“

Last edited 3 Monate her by Spyderco
Guzzi_Cali_2
3 Monate her

Perfekt formuliert. Vielleicht dämmert ihm gaaaanz langsam, daß er als beinharter CDU-Jünger womöglich das nächste Opfer der Linksgrünwoken sein könnte, denn so naiv, zu glauben, daß jene die CDU am Leben lassen würden, kann keiner sein. Appeasement bedeutet im Hinblick auf die Linksgrünwoken nur, daß man hofft, als Letzter gefressen zu werden. Wer denen Paroli bieten will, muß aufstehen. Solange die CDU Leute wie Merz, Wüst, Günther oder gar Wadephul in ihren Reihen duldet, ist sie dem Untergang geweiht. Wer meint, ein derartig lächerliches, stromlinienförmiges Jüngelchen vom Schlage eines Linnemann könne die CDU retten, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.

verblichene Rose
3 Monate her
Antworten an  Guzzi_Cali_2

Entschuldigung, aber Merz, Wüst, Günther, Wadephul & Co. werden nicht in deren Reihen geduldet, sondern die SIND die CDU!