Wahlsonntag im Saarland – Ruhe vor dem Sturm

Überschriften, deren Anspruch der Text nicht einlöst, sind keine Werbung für ein Blatt oder anderes Medium.

Überschriften, deren Anspruch der Text nicht einlöst, sind keine Werbung für ein Blatt oder anderes Medium. „Was ist DEUTSCH?“ als Ankündigung von „Finanzminister Wolfgang Schäuble und der Publizist Peter Siebenmorgen sprechen über ihre Werte“ findet auf dreieinhalb Seiten, davon zweieinhalb Fotos, keinen Gegenwert.

Wams: „Was ist heute deutsch?“ Schäuble übernimmt von Richard Schröder: „Nichts Besondere, aber etwas Bestimmtes.“
WamS: „Die Union hat lange nicht mehr Wahlkampf mit Schwarz-Rot-Gold gemacht, jetzt tauchen die Nationalfaben wieder auf Plakaten auf. War da nicht eine Leerstelle bei der Union?“
Siebenmorgen: „Nicht nur die Union, alle etablierten Parteien sind um die ganze Begriffsfamilie ‚deutsch‘ herumgeschlichen. Der letzte Wahlkampf, in dem der Begriff ‚deutsch‘ eine signifikante Rolle spielte, war der von 1976. Die SPD warb mit ‚Modell Deutschland‘ und die Union mit ‚Aus Liebe zu Deutschland‘ …“.
WamS: „Was fehlt bei uns? Wo genau eine Schippe Patriotismus drauflegen?“
Siebenmorgen: „Wir sollten falsche Alternativstellungen vermeiden – es geht nicht um die Frage: Deutschland oder Europa.“
Schäuble: „Richtig.“
Wenn dieses Gespräch in der WamS typisch für das Buch ist, müssen wir es nicht lesen.
Das WamS-Interview mit Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen verspricht im Titel wirklich nicht mehr, als es hält: „Wir haben Libyen im Blick“. Auf seine Aussage kurz vor den Anschlägen von Paris angesprochen, „es sei unwahrscheinlich, dass sich Terroristen unter Flüchtlinge mischen“, dass es aber so gekommen sei, sagt Maaßen: „Wir haben überlegt, wie eine Terrororganisation handelt, wenn sie am schnellsten und leichtesten einen Erfolg will. Weniger haben wir im Blick gehabt, dass der IS auch politisch agiert und den Flüchtlingstreck gezielt diskreditieren will. Die beiden Pariser Attentäter etwa, die als Schutzsuchende kamen, waren für diesen Anschlag nicht notwendig.“
Tja, Herr Maaßen, wenn deutsche Sicherheitsbürokraten unterstellen, dass der IS bürokratisch denkt wie sie, hat der Verfassungschutz ein Problem. Und wenn Sie von zwei Attentätern reden, „die als Schutzsuchende kamen“ statt, die sich als Schutzsuchende ausgaben, haben Sie ein zweites Problem.
Der kurze WamS-Bericht über den EU-Feiergipfel in Rom – „Europa feiert ohne Briten“ – hat immerhin eine realistische Unterzeile: „Zwangsoptimismus beim 60. Geburtstag der Römischen Verträge“. Dass die WamS Pro-EU-Demonstrationen nicht hochjubelt, wie es Fernsehen und andere Medien tun, enthebt sie der Informationspflicht, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um PR-Aktionen etablierter Organisationen handelt.
Zur heutigen Wahl im Saarland beschränkt sich die WamS auf Allgemeines. Die kurze Meldung wirkt wie der Politikteil insgesamt als Ruhe vor dem Sturm.

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Kommentare ( 10 )

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malnachfragen
7 Jahre her

Die deutschen Sicherheitsbehörden wollen einem hier nicht wirklich erzählen, dass sie das Miteinwandern von Terroristen über die Routen illegaler Migration nicht haben kommen sehen? Und die meinen nicht ernsthaft, dass sei nur deswegen genutzt worden, um den „Flüchtlings“treck zu diskreditieren und nicht etwa, weil man damit schlicht vollkommen unbemerkt ins Land konnte, inkl. Totalversorgung bei falscher Identität? Wenn das wahr wäre, dürfte man sich ernsthaft fragen, warum der Lohn dieser Leute bei mehr als einem symbolischen Euro pro Stunde liegt. Im Übrigen hat man langsam den Eindruck, dass deutsche Sicherheitsbehörden nichts können außer aus Versehen schreddern und nichts bemerken oder… Mehr

NoName
7 Jahre her

Ja Herr Maaßen, die Terroristen arbeiten nicht wie ein deutsche Behörde. Und die warten auch nicht bis der Koran in gendergerechter Sprache rauskommt.

„IS wollte den Flüchtlingstreck diskreditieren.“ Was für eine alberne
Verschwörungstheorie. Die nutzen den einfach. Und Flüchtlinge sind das
eh nicht, sondern illegale Einwanderer. Das wird Herrn Maaßen wohl in
10 Jahren auch auffallen.

Frei nach Trappatoni: „Verfassungsschutz spielen wie Flasche leer. Was erlauben Maaßen.“

Hätten Sie Anstand Herr Maaßen: Montag morgen Rücktritt, freiwillig, ohne Bezüge.

Mathematikerin
7 Jahre her

Am Schluss von „Was ist deutsch“ bemerken Robin Alexander und Wolfgang Büscher für die WamS:

Für gefallene Soldaten der Bundeswehr gibt es einen Ehrenhain draußen bei Potsdam, im Wald, „in jedem anderen Land stünde er mitten in der Hauptstadt“.

Das fand ich respektabel und mutig.

Die Antworten von Siebenmorgen und Schäuble erinnerten mich an den haarsträubenden Umgang mit den Menschen, die in Deutschland von Terroranschlägen betroffen waren: wir sollten …, aber …

Dann kam mir Thatcher in den Sinn, die der Überzeugung war, es gehöre zum Deutschsein ein eklatanter Mangel an Empathie.

Silverager
6 Jahre her
Antworten an  Mathematikerin

Es ist bezeichnend für den Zustand unseres Landes, dass das Aussprechen von eigentlichen Selbstverständlichkeiten als „mutig“ bezeichnet wird.
Während in anderen Hauptstädten der gefallenen Soldaten an zentraler Stelle gedacht wird, haben wir mitten in der Hauptstadt einen Hain, bestehend aus unförmigen, mausgrauen Betonklötzen, die alle, die schon länger hier leben, an ihre immerwährende und nie endende Schuld erinnern sollen.

Leitwolf
7 Jahre her

“ Das WamS-Interview mit Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen verspricht im Titel wirklich nicht mehr, als es hält: „Wir haben Libyen im Blick“. Auf seine Aussage kurz vor den Anschlägen von Paris angesprochen, „es sei unwahrscheinlich, dass sich Terroristen unter Flüchtlinge mischen“, dass es aber so gekommen sei, sagt Maaßen: „Wir haben überlegt, wie eine Terrororganisation handelt, wenn sie am schnellsten und leichtesten einen Erfolg will. Weniger haben wir im Blick gehabt, dass der IS auch politisch agiert und den Flüchtlingstreck gezielt diskreditieren will. Die beiden Pariser Attentäter etwa, die als Schutzsuchende kamen, waren für diesen Anschlag nicht notwendig.“ Tja, Herr Maaßen,… Mehr

NoName
7 Jahre her
Antworten an  Leitwolf

Herr Maaßen ist eben auch so eine hochqualifizierte Fachkraft, na ja zumindest hochbezahlt.

Silverager
6 Jahre her
Antworten an  Leitwolf

Ein Kluger kann sich dumm stellen.
Umgekehrt ist es schwieriger.
Wie wir wissen, gehört der Maaßen nicht zu den Klugen.

Harry James mit Armbrust
7 Jahre her

Was hat dieser Artikel denn nun mit der Wahl im Saarland zu tun? 😉

Gerd Körner
7 Jahre her

Der Sturm ist ausgefallen! Business as usual.

Gerd Sommer
7 Jahre her

Tara erste Hochrechnung ist da Merkel wird von der Raute zu Ackermanns V = Viktoria wechsel, nur sollte sie die Kursentwicklung der deutschen Bank im Hinterkopf behalten…