Israel wird ohne Beweise in der Öffentlichkeit vorverurteilt für den Tod einer Journalistin

Es wird wohl wieder einige Zeit verstreichen müssen, bis die Tatsachen kühl und objektiv geordnet ans Tageslicht kommen werden. Der erste Eindruck, wer der Schuldige für den Tod von Shireen Abu Akleh ist, hat sich bis dahin längst in den Köpfen verfestigt.

IMAGO / ZUMA Wire
May 16, 2022, Gaza city, Gaza Strip, Palestinian Territory: Students carry a mock coffin as they hold a symbolic funeral for slain Al Jazeera journalist Shireen Abu Akleh

„Die Wahrheit ist selten rein und niemals einfach.“ Diese Erkenntnis des irischen Poeten des ausklingenden 19. Jahrhunderts, Oscar Wilde, findet aktuell erneut seine weltumspannende Bestätigung am Beispiel Israel und Nahost. Eine erfahrene und durchaus angesehene Journalistin, Shireen Abu Akleh, kommt bei einer Polizeiaktion ums Leben. Bevor eine offizielle, unabhängige Untersuchung beginnt, steht der Schuldige bereits fest: Israel.

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Der aktuelle Vorfall am 11. Mai 2022 in Jenin/Westbank erinnert an den Tod des 12-jährigen Muhammad Al-Durrah am 30. September 2000 in Gaza. Bei einem Schusswechsel zwischen israelischen Anti-Terroreinheiten starb das Kind damals in den Armen seines Vaters. Auch damals wie heute stand der Schuldige medial weltweit unmittelbar nach Veröffentlichung der ersten Videos fest. Es dauerte zwei Jahre, bis mit ziemlicher Sicherheit bewiesen war: Mohammad starb n i c h t durch eine israelische Kugel.

Es waren die deutschen Journalisten Esther Schapira und Georg M. Hafner, die in einer Dokumentation des Hessischen Rundfunks („Drei Kugeln und ein totes Kind – Wer erschoss Mohammed Al-Durah?“) zwei Jahre später zu dem Schluss kamen: Muhammad Al-Durrah konnte aufgrund der Geographie des Tatortes und der Schusswinkel gar nicht von einer israelischen Kugel getroffen worden sein. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass der 12-Jährige überhaupt nicht zu Tode kam. Eine Version, die auch bei den beiden israelischen Untersuchungen in den Jahren 2000 (Shahaf Report) und 2012 (Kuperwasser Report) auftaucht.

Al-Durrah gilt jedenfalls bis heute in den einschlägigen arabischen Kreisen als „Märtyrer“ und nach ihm wurden Straßen und Plätze in Flüchtlingslagern und Städten benannt. Die Ermordung des amerikanisch-jüdischen Journalisten Daniel Pearl durch Terroristen des islamischen Staates (IS) im Jahr 2002 erfolgte nach eigenen Aussagen als „Todesurteil“, um den 12-jährigen „Märtyrer“ zu rächen.

In beiden Fällen, in Gaza und Jenin, die 22 Jahre auseinander liegen, fällt eines zwingend auf: Es wird von Seiten der Medien von Wikipedia über Al Jazeera bis Washington Post alles getan, offensichtliche Fakten wegzulassen oder gezielt eine Argumentation zu verwenden, die nur einen Schuldigen zulässt: Israel. Im aktuellen Fall ist eines unbestreitbar: Die in Jerusalem geborene Journalistin, die einen israelischen Personalausweis mit Wohnrecht in Israel besaß und zugleich US-Bürgerin war, ist tot. Getötet von einer 5,6-mm-Kugel aus einem M16-Gewehr, wie sie von der israelischen Sicherheit verwendet wird. Aber auch die palästinensischen Terroristen verfügen über diesen Schusswaffen-Typ.

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Israel sammelte umgehend nach dem Vorfall alle Waffen der bei diesem Einsatz aktiven Soldaten ein und forderte eine gemeinsame Untersuchung mit der „Palestinian Authority“. Denn nur, wenn alle Waffen und die tödliche Kugel ballistisch objektiv untersucht werden, kann man zuverlässig sagen, wer der Täter war. Genau das verhindert die palästinensische Seite und begründet die verweigerte Zusammenarbeit mit mangelndem Vertrauen in Israels Experten. Nur nebenbei: Die zwei Millionen Palästinenser in der Westbank trinken zum Großteil israelisches Wasser, nutzen israelischen Strom, nehmen lieber die Dienste israelischer Ärzte in Anspruch, Tausende arbeiten täglich in Israel und kaufen dort auch Lebensmittel ein.

Feststellung: Der israelischen Demokratie, dem Rechtsstaat wird misstraut – der weithin als korrupt und terrorfördernd geltenden „Palestinian Authority“ wird politisch und medial weltweit mehr Glauben geschenkt. Und hier spielen sich palästinensische Kräfte als Beschützer eines freien und kritischen Journalismus auf, den sie regelmäßig brutal unterdrücken.

Am Freitag, 13. Mai, kam es dann zu durchaus verstörenden Bildern bei der Beerdigung des Leichnams Abu Aklehs in Jerusalem, wo auch Familienangehörige ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Die israelische Polizei hatte den Auftrag, den letzten Weg der toten Journalistin geordnet ablaufen zu lassen. Der Bruder der Getöteten wollte eine Beerdigung im kleinsten Familienkreis nach christlicher Tradition – die Journalistin gehörte der christlich-orthodoxen Kirche an. Genau das passte den palästinensisch-muslimischen Extremisten nicht in den politischen Kram, die Bitte der Familienangehörigen interessierte sie keinen Deut. Der palästinensische Straßen-Mob versuchte, sich des Sarges zu bemächtigen, um aus der Beerdigung im kleinsten Familienkreis eine politisch-hetzerische Massen-Demo gegen Israel zu inszenieren.

Es ist in der Region kein Geheimnis, dass zwischen den christlichen und muslimischen Palästinensern seit jeher eine angespannte Stimmung herrscht. Städte wie Bethlehem und Nazareth mit einer einst überwiegend christlichen Bevölkerung werden heute eher muslimisch beherrscht. Israelischen Sicherheitskräften wird von der christlichen Bevölkerung immer wieder der Vorwurf gemacht, sie täten zu wenig für die inzwischen bedrohte christliche Minderheit.

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Die Polizei, die in der israelischen Hauptstadt Jerusalem für Ordnung zu sorgen hat, schritt mit großem Aufgebot ein und lieferte den Medien die unvermeidlichen, verstörenden Bilder. Hätten sie nichts unternommen, was in einem Rechtsstaat unakzeptabel ist, und wäre es zu Gewalttätigkeiten gekommen, stünde Israel zu Recht wegen unterlassener Hilfeleistung am Pranger.

Die TV-Bilder haben die deutsche Bundesaußenministerin Baerbock und auch Vertreter der EU mit den Worten kommentiert: Sie seien „entsetzt“. Bei den Terroranschlägen der letzten sechs Wochen, bei denen 19 Israelis willkürlich mit Messern, Äxten und Schusswaffen ermordet wurden, war von einem „Entsetzen“ nichts zu hören. Der Bayerische Rundfunk sprach bei einem terroristischen Überfall mit Todesopfer auf Caféhaus-Besucher in Tel Aviv gar von einer „Kneipenschießerei“.

Feststellung: Fakten zur umfassenden Beurteilung der Gesamtlage werden von Massenmedien weggelassen, zum Beispiel die Tatsache, dass Muslime rücksichtslos eine christlich-orthodoxe Beerdigung störten. Der offen erkennbare Versuch, die Beerdigung zu einer aufrührerischen Massen-Demo gegen Israel umzufunktionieren, wird als gezielte israelische Polizeiaktion gegen die Totenwürde dargestellt.

Es muss wohl wieder einige Zeit verstreichen, bis die Tatsachen kühl und objektiv geordnet ans Tageslicht kommen. Der erste falsche Eindruck, wer der Schuldige ist, gefördert durch Massenmedien und eine oberflächliche Politik, hat sich bis dahin längst in den Köpfen verfestigt.

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Kommentare ( 13 )

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Jan des Bisschop
1 Jahr her

Unsere Empörungsgesellschaft braucht keine Beweise, es gilt der Augenschein. Jeder kommt sofort in seine Schublade. Einwände werden beiseite gewischt, istdoch alles fingiert. Es spielt dabei keine Rolle, wer eigentlich in der Beweispflicht ist. Wie heißt es so schön Semper aliquid heret.

Weiss
1 Jahr her

Einige Israelhasser haben für ihre Gehirnwäsche einen riesigen Gerätekasten zur Verfügung, auf den sie immer wieder sehr geschickt und durchtrieben zurückgreifen können. Deren Techniken werden hier näher erklärt: https://elderofziyon.blogspot.com/2022/05/thinking-past-sale-how-anti-israel.html https://elderofziyon.blogspot.com/2022/05/israel-loses-narrative-after-abu-akleh.html Es ist halt extrem schwierig, gegen die antiisraelische Propaganda anzukommen. Pallywood hat bei diesem Vorfall aus allen Rohren geschossen. Wie genau das bei Abu Aqleh mit der Gehirnwäsche funktioniert hat, wird hier näher mit sehr interessanten Hintergrundinfos dargelegt: https://elderofziyon.blogspot.com/2022/05/abu-aqleh-as-new-al-durah-blood-libel.html Ich bin der Meinung, dass man bei diesem Vorfall um Abu Aqleh keine voreiligen Schlüsse ziehen darf, da eine richtige Untersuchung von der arabische-palästinensischen Seite verweigert wird und ein wasserdichtes Untersuchungsergebnis… Mehr

horrex
1 Jahr her

Spätestens seit ich „Hadsch“ einen fiktiven Roman von Leon Uris (ja, DEM!) las ist mir ziemlich klar was und warum es da w i r k l i c h geht. –
Ohne allerdings auch nur die geringste Ahnung davon zu haben wann und wie das Problem – übrigens auch weltweit – in irgendeiner absehbaren Zeit gelöst werden könnte. –

Ralf Poehling
1 Jahr her

Erstens: Al Jazeera lässt seit Tagen zuvorderst nichts anderes im Nachrichtenlaufband laufen, als den angeblichen Mord der IDF an Abu Akleh. Das ist schon so penetrant auffällig, dass man an beabsichtigte Gehirnwäsche denken muss. Gestern hat man dort die lokalen Vertreter der christlichen Gemeinde gegen die IDF wettern lassen, was meinen ersten Eindruck bekräftigt, dass die palästinensische Seite versucht, einen Keil zwischen Christen und Juden zu treiben. Zweitens: Zitat.“Die in Jerusalem geborene Journalistin, die einen israelischen Personalausweis mit Wohnrecht in Israel besaß und zugleich US-Bürgerin war, ist tot. Getötet von einer 5,6-mm-Kugel aus einem M16-Gewehr, wie sie von der israelischen… Mehr

Marcel Seiler
1 Jahr her

Solange die Palästinenser Terrorismus betreiben, kann es vorkommen, dass Unschuldige nicht nur von diesen palästinensischen Terroristen (die das ja in der Regel beabsichtigen), sondern auch von Israelischen Sicherheitskräften getroffen werden (die genau das nicht wollen). Von den Palästinensern ist auch bekannt, dass sie sich menschlicher Schutzschilde bedienen.

Moralisch ist ein solcher Tod – egal von wem am Ende die Kugel kam – in jedem Fall der palästinensischen Seite anzulasten.

Exilant99
1 Jahr her

Alleine in den letzen drei Tagen gab es mehrere Messerangriffe auf israelische Soldaten, mehrere Ausschreitungen und mehrere Attentate auf israelische Streitkräfte. Unter anderem mit Autos in Menschenmengen. Das ist die Realität in Israel. Jeden Tag Gewalt von Arabern gegen Juden. Jeden Tag. Für die letzten 70 Jahre. Da fragt man sich ernsthaft wieso die Israelis nicht zimperlich sind. Die Politik in Israel kennt de facto nur rechts von der Mitte. Die Linken in Israel haben seit 20 Jahren keinen Halt mehr in der Bevölkerung. Meiner Meinung nach gehen die Israelis noch viel zu weich vor. Das die Journalisten gestorben ist,… Mehr

merlin999
1 Jahr her

Man kann sich von den links-grünen und islamfreundlichen Regierungen in Europa und dem Rest der Welt nichts anderes erwarten, als sich offen gegen den Staat Israel zu stellen und diesen zu verurteilen.

Dies ist Antisemitismus pur und damit so weit RECHTS wie in den 40er des vorigen Jahrhundert, dass jede Beschimpfung eines heute anders Denkenden als echter Demokrat zu deuten ist.

Nur schade, dass sie keine Zeit haben in den Badezimmerspiegel zu sehen. Denn dann würden sie echte Nazis wahrnehmen und sich dafür schämen.

MartinLa
1 Jahr her

Guter Artikel. Selbst wenn eine verirrte Kugel aus einer israelischen Waffe sie traf, so ist doch nicht von einer gezielten Tötung auszugehen. Die Pallywood-Variante erscheint noch glaubwürdiger. Immerhin war es wohl ein Schusswechsel, in der beide Seiten schossen. Warum aber das:
Die TV-Bilder haben die deutsche Bundesaußenministerin Baerbock und auch Vertreter der EU mit den Worten kommentiert: Sie seien „entsetzt“.‘
Welcher Art ist das Entsetzen, die es bei den Terroropfern nicht gab?

haasel
1 Jahr her

Das sind wir mittlerweile gewöhnt, daß mit Hetze und Vorverurteilung angebliche Fakten geschaffen werden! Wenn ich nur an Pegida oder die Querdenker, die Ungeimpften, die bösen Nazis statt die Islamisten etc. das ist das unqualifizierte Verhalten von Regierenden Hand in Hand mit den Medien. Da man nichts ändern kann, winke ich nur noch ab. Vertrauen ist zerstört.

Ferengi
1 Jahr her

In „Irrland“ braucht man halt für die überwiegend freundliche Haltung zum BDS und weiteren antisemitischen Bewegungen (z.B. Fridays for Future) eine Rechtfertigung. Da kommt der angeblich durch Israels Polizei begangene Angriff auf die Beerdigungsfeierlichkeiten der arabischen Journalistin gerade zur richtigen Zeit.