Italien: Salvini könnte pünktlich zur Strandsaison wieder regieren

Die Politik-Analysten der Citigroup entwerfen ein Szenario für eine baldige Rückkehr Matteo Salvinis an die Macht. Auch mit Überläufern aus der regierenden Bewegung der Fünf Sterne sei zu rechnen.

Cosimo Martemucci/SOPA Images/LightRocket via Getty Images
Matteo Salvini

Das größte Finanzdienstleistungs-Unternehmen der Welt, die Citigroup, hat in einer Mitteilung an ihre Investoren und Kunden ein Szenario der wahrscheinlichen Entwicklung in Italien gezeichnet. Demnach würden Matteo Salvini und seine Lega noch eine Weile auf der Woge der Beliebtheit getragen und es könnte im Frühjahr tatsächlich zu Neuwahlen kommen. Daraufhin werde Salvini „pünktlich zur Papeete-Saison“ wieder in die Regierung zurückkehren. Die ironische Bemerkung spielt darauf an, dass sich der frühere Innenminister dafür rechtfertigen musste, dass er während des Hochsommers die freien Tage mit seinem Sohn in Milano Marittima am Strand – Papeete Beach genannt – verbrachte.

Weiter heißt es im Citigroup-Bericht, „in dem Land, in dem Niccolò Machiavelli geboren wurde, steckt der Teufel oft im Detail“ – soll heißen: das „Fraccaro-Gesetz“, im Oktober verabschiedet, soll im Januar in Kraft treten, es besagt, dass die Anzahl der Abgeordneten verringert werden soll. Verhindern könnte das noch ein Referendum. Aber für die Kürzung der Menge der Parlamentarier haben sich selbst die gelben Fünf Sterne (Cinque Stelle) und Premier Giuseppe Conte immer ausgesprochen. Es werden jedenfalls im Senat bereits Unterschriften gesammelt.

Vor den Wahlen in der Emilia-Romagna
Mitterechts-Bündnis von Salvini bei 50,6 Prozent
Ohne ein Referendum jedoch, betont der Kurzbericht, würde im Januar die Reform in Kraft treten, die die Abgeordneten von 630 auf 400 und die Senatoren von 315 auf 200 reduziert. Wenn danach Neuwahlen stattfinden sollen, wäre damit auch ein neues Wahlgesetz zur Bestimmung der Wahlkreise nötig. Dann könnte es sogar sein, dass eine Wahl erst 2021 stattfinden kann. Wenn es stattdessen jedoch zu einem Referendum käme, würde es einige Monate dauern. Experten und Fachleute meinen, dass es vor diesem Termin wegen unterschiedlicher Meinungen und Debatten bereits zu einer handfesten Regierungskrise kommen könnte. Demnach würde es Neuwahlen noch unter dem alten System geben.

Das heißt, die Zahl der Parlamentarier würde weiterhin bei 915 bleiben, anstatt auf 600 zu sinken. Und auf der Grundlage des gegenwärtigen Wahlmodus, würde die Liga ihre Senatssitze im Vergleich zu den gegenwärtigen 52 wahrscheinlich sogar verdoppeln.

Die Lega könnte daher, genauso, wie es andere Parteien mit Parlamentariern bereits taten in der Vergangenheit, „neue Parlamentarier anziehen, insbesondere jene der 5-Sterne-Bewegung (107), die sich widerstrebend bereit erklärten, die Koalitionsalliierten zu wechseln, um an der Macht zu bleiben, oder jene der Forza Italia (62).“ Klar, es geht um Macht, deren Ausübung und Erhalt, das ist attraktiv.

Alles deute auch daraufhin, so wie die Umfragen derzeit aussehen und wie Salvini mit der Lega derzeit agiere – aktiv, engagiert, nah an den Problemen der Leute und des Landes – , dass ein möglicher Sieg der Lega bei den kommenden Wahlen in der Emilia Romagna, einer Hochburg der PD, für  „weitere Spannungen in der Regierungsmehrheit“ sorgt. Dann folgen noch die Wahlen in Kampanien, wo die Cinque Stelle eine böse Überraschung erleben dürften.

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Käme es tatsächlich so, dann könnten einige verärgerte Sterne-Abgeordnete, die eigentlich Teil der Regierung mit der Demokratischen Partei sein sollten, die Partei verlassen und in der „gemischten Gruppe“ mit dem Präsidenten der Republik sitzen, um wahrscheinlich Neuwahlen auszurufen, weil weder Cinque Stelle noch PD in der Bevölkerung ein großes Standing hätten. Unterdessen fürchten die Regierungsparteien derzeit, könnten sich einige Parlamentarier der Lega anschließen und damit „den Prozess der Regierungsfindung dann erleichtern“. So wäre Salvini pünktlich zur Strandsaison und den Sommerferien in Italien wieder in der Regierung.

Viele wollten die Lega und besonders Salvini bereits abschreiben, nachdem sich die neue gelbrote Regierung um Conte gebildet hatte, nur um Neuwahlen und einen möglichen Erfolg Salvinis zu vermeiden. Salvini jedoch verstand es mit den Seinen, präsent zu bleiben, in dem sie die neue Regierung mit einer authentischen Opposition, sowie dem Zeichen, man hätte nie an Ämtern und in den Sesseln geklebt, vor sich her trieb. Eine Regionalwahl nach der anderen gewinnt die Lega mit ihrem Leader aus Mailand. Wie meinte einst Niccolò Machiavelli, der Philosoph und Diplomat, „eine Eroberung weckt den Durst nach einer weiteren Eroberung“. Der Durst des Matteo Salvini und seiner Wähler scheint noch nicht gestillt zu sein.

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Kommentare ( 14 )

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Farbauti
4 Jahre her

Man muß hier nix herbeischreiben. Hätte… Könnte…Würde…Wäre…
Einfach abwarten,

fatherted
4 Jahre her

Wunschdenken….auch in Italien halten die Parlamentarier an Ihren Sitzen fest. Das sich verärgerte Abgeordnete der 5 Sterne abwenden….glaub ich nicht. Auch die Mehrheit bei Neuwahlen für eine Mitte Rechts Bündnis sehe ich noch nicht….leider ist es in Italien fast wie in Deutschland…..jeder meckert….und dann wählen doch alle die MSP.

Gambrinus
4 Jahre her

Ich bin dankbar für jeden Bericht aus Italien. Das fehlt in den anderen Zeitungen. Drücken wir ihm mal die Daumen…

Dieter Kief
4 Jahre her

Ach Gottchen ist das in Italy alles kompliziert!

Perlentaucher10
4 Jahre her

Strandsaison ist gut. Ich verstehe den Begriff allerdings anders. Ich habe sie am Strand ankommen und schnell verschwinden sehen.

Regina Lange
4 Jahre her

Horror pur fürs Brüsseler Zentralkomitee, für Merkel, für Macron, für die hl. St. Martin – Rackete und all die guten Menschen dieser Welt!
Ich hoffe, dass es so kommt und freue mich jetzt schon auf viele lange Gesichter!

Mein Name ist Lohse
4 Jahre her

Mit der neuen Schwarz-Grünen Regierung in Österreich werden Herr Maas, Herr Habeck und Frau Baerbock schon schwangerengerechte Leopard 2 am Brenner in Stellung bringen…..

HWM
4 Jahre her
Antworten an  Mein Name ist Lohse

Bei der jetzigen Einsatzbereitschaft
kommen die Leo´s noch nicht mal bis
Kufstein, die restlichen 5 müssen doch
Putin im Baltikum “ in Schach halten „.

Gjergj Kastrioti
4 Jahre her

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass die derzeitige Regierung in Italien das Ende des Jahres 2020 nicht erleben wird. Salvini wird bei Neuwahlen stärker als bisher als Sieger hervorgehen!

Leonor
4 Jahre her

So wird es kommen.
Realität setzt sich immer durch, das werden die Brüsselianer noch lernen müssen.
Die “Eliten Party“ist bald vorbei!

Dieter Kief
4 Jahre her
Antworten an  Leonor

Immer daran denken – Salvini ist finanztechnisch kein Realist, sondern ein kühler Abzocker – da warten erhebliche Verpflichtungen auf uns, wenn Salvini weiter seine kreditfinanzierten Solazialausgaben wie angekündigt wachsen lassen dürfte.

ShaundasSchaf
4 Jahre her
Antworten an  Dieter Kief

Kief
Als wenn das noch eine Rolle spielen würde, wem wir deutsches Steuergeld in den Rachen schmeißen.
Wenn es darum geht, wer die Zeche zahlt, sind fast alle Abzocker.

Oberbayer
4 Jahre her

Das würde den Brüsselianern aber gar nicht gefallen.

schwarzseher
4 Jahre her
Antworten an  Oberbayer

Allein schon deswegen drücke ich Salvini beide Daumen.