ZDF im „Kampf gegen Rechts” bis in den Kinderkanal: Auf den Straßen toben derweil Linksautonome 

Als Nachweis für einen Themenschwerpunkt Linksextremismus in Deutschland wird der 29. November 2019 in Aussicht gestellt. Da allerdings geht es ausschließlich um die Geschichte der RAF, um die Mythen der 68er, um Hausbesetzer und Herrhausen.

imago images / snapshot
Dem Kollegen Boris Reitschuster ist am 4. November anlässlich linksradikaler Krawalle in Berlin, wo tausend Polizisten nicht ausreichten, Ausschreitungen im Zaum zu halten, eine Diskrepanz aufgefallen, auf die er seine Follower per Twitter aufmerksam machte.  

Aufgefallen war Reitschuster, das parallel zu den Krawallen der Info-Kanal des ZDF seine Sendezeit von 18:00 Uhr bis 0:00 durchweg dem „Kampf gegen Rechts“ gewidmet hat. Er kommentierte: „Ein ganz normaler Sendetag in einem ganz normalen öffentlich-rechtlichen Sender.“  

Das Programm am 02. November 2019 ging laut Screenshot von Reitschuster auf Twitter so:

Völkische Siedler – Schattenwelten auf dem Lande 

Störfall AfD –Das Netz der Rechten

Chemnitz – eine Stadt zwischen Trauer und Hass

Rechtsrock in Deutschland – Das Netzwerk der Neo-Nazis

ZDF-History 

Die Welt der Reichsbürger – Träumer, Aussteiger, Extremisten

Die Arier 

Nun ist das tatsächlich eine geballte Ladung an Informationen zu einem bestimmten Themenkreis der die tatsächlichen Bedrohungen an diesem speziellen Tag nicht 1:1 abbildet, geschweige denn begleitet, oder höchstens insoweit, dass es eben auch hier um Extremismus ginge. 

Wir sprachen dazu mit Thomas Hagedorn von der Presse und Information des ZDF, der erklärte: „ZDFinfo hat die Doku „Rechtsrock in Deutschland“ im Rahmen eines Schwerpunkts zum Thema Rechtsextremismus mit insgesamt zehn Dokus gesendet. Der 24-Stunden-Doku-Sender bietet immer wieder thematisch zusammenhängende Dokus im Block – diese Schwerpunktsetzung ist ein Kernelement von ZDFinfo.“

Also zwar ein „ganz normaler Tag“, aber normal in dem Sinne, dass bei ZDFInfo Programmschwerpunkte „programmiert werden“ und zwar am 2. November explizit rund um eine spezielle und aufwendige Produktion zum Rechtsrock, die zur Primetime um 20:15 Uhr ausgestrahlt wurde und dann von weiteren Dokumentationen, die sich ebenfalls mit Rechten und Rechtsradikalismus in Deutschland befassen, gerahmt wurde. Ein Thementag, der dann in voller Länge gleich noch mal am 07.11.2019 (Screenprint s.u.) wiederholt wird, am Morgen mit dem Zweiten Weltkrieg startet, am Vormittag und Mittag dann vier Folgen „Die neuen Nazis“, weiter mit „Die gezielte Manipulation – Fake-News-Macher im Netz“ und „Staatsfeinde in Uniform“ bis das Programm s.o. vom Thementag 02.11. wiederholt wird. 

Hagedorn verweist auf weitere Schwerpunktabende zu anderen Sendeterminen beispielsweise zum Thema „Klima“ oder wie aktuell einem historischen Schwerpunktthema aus der frühen Neuzeit, wenn es um die Tudor-Dynastie geht, eine Dokumentation, die entsprechend ebenfalls von weiteren passenden Programmpunkten begleitet würde.

Die Pressemitteilung zur ZDFInfo-Schwerpunkt Dokumentation „Rechtsrock in Deutschland“ erzählt von 320 rechtsextremen Konzerten „vor allem in Mitteldeutschland“. Mitteldeutschland oder Ostdeutschland? Der Sender entscheidet sich in seiner Pressemitteilung für die traditionelle Bezeichnung, denkt also die ehemaligen deutschen Ostgebiete noch mit, so nämlich ist der Begriff Mitteldeutschland einmal geprägt worden und dann nach 1990 im Zuge der Wiedervereinigung zu Ostdeutschland geworden. 

Im vergangenen Jahr sollen rund 35.000 Rechte und Rechtsradikale solche Konzerte besucht haben. Ob es hier möglicherweise Mehrfachnennungen gibt, weil ein Rechtsrockfan gleich mehrere Konzerte im Jahr besucht hat, ist der Pressemitteilung zur Doku über Mitteldeutschlands Rechtsradikalenrockszene nicht zu entnehmen.  

Boris Reitschuster bemerkte also eine Diskrepanz zwischen dem aktuellen Erleben der Menschen auf der Straße, wenn gewalttätige und -bereite Linksextremisten über tausend Polizisten an sich binden können, ohne dass diese massiven Einsatzkräfte Krawalle verhindern könnten und zehn Dokumentationen im Block an so einem Tag, die den Alltag der Menschen dokumentieren sollen und doch für den Moment andere Schauplätze besuchen. Im Osten bzw. in der Mitte von Deutschland, dort, wo die AfD von einem Viertel der Wähler ihre Stimme bekommen hat. 

Eine AfD, die eben von diesem ZDF im Kinderkanal „Logo“ via Comicstrip zu einer „unbeliebten“ Partei erklärt wird, die Dinge vertritt, mit der alle anderen Parteien „nicht einverstanden sind“. Die AfD versuche „zum Beispiel den Menschen absichtlich Angst vor Flüchtlingen zu machen“. Die anderen Parteien „finden das nicht in Ordnung“. Sind sich also einig. 

„Ein weiterer Grund, warum die anderen Parteien die AfD ablehnen: In der AfD gibt es einige Menschen, die rechtsextreme Ansichten haben. Rechtsextreme denken, dass nicht alle Menschen gleich viel wert sind. Sie finden z.B. das Menschen, die aus anderen Ländern stammen in Deutschland nichts zu suchen haben und hassen Menschen mit anderen Hautfarben oder Religionen. Die anderen Parteien finden solche Ansichten falsch.“  

Interessanterweise hat der Kinderkanal des ZDF wohl irgendwann die URL zu diesem Film geändert. Zuerst hieß es da: „Logo erklärt, warum die AfD so unbeliebt ist“ https://www.zdf.de/kinder/logo/logo-erklaert-warum-die-afd-unbeliebt-ist-100.html , mittlerweile steht in der Adresszeile offenbar bereinigt: „…erklärt, warum keine Partei mit der AfD zusammenarbeiten will.“ https://www.zdf.de/kinder/logo/logo-erklaert-warum-keine-partei-mit-der-afd-zusammenarbeiten-will-100.html. Beide Links führen zur gleichen Zielseite – lediglich Version 1 wandelt sich in der Adresszeile dann im Redirect auf wundersame Weise in Version 2. 

Das ZDF macht also schon den Kleinsten klar, wer die Guten und wer die Bösen sind, während die Eltern gleich zehn Dokumentationen zu Rechtsradikalen in Mittel- und nicht in Ostdeutschland um die Ohren bekommen, während draußen in Berlin 1.000 Polizisten aufpassen müssen, nicht von Linksextremisten verletzt zu werden. Der Focus berichtet unter der Schlagzeile: »„Bin um mein Leben gerannt“ Entsetzen nach linken Krawallen in Berlin« und der Tagesspiegel legt nach: „Randale bei Berliner Linken-Demos“ während die Welt titelt: »„Berlin: Getto der Gewalt“ – Politiker verurteilen Krawalle von Linksautonomen.«

Und dann wollten wir von ZDFInfo noch wissen, wann es denn nun einmal den Schwerpunkt Linksextremismus im Programm gäbe, wie er gerade auf den Straßen der Hauptstadt passiert. Das ZDF verwies in einer weiteren Email auf die schon mehrfach auf ZDFInfo gesendeten Dokus „Radikale von links – Die unterschätzte Gefahr“ und „Deutschland radikal – Internet, Hetze, Gewalt“.

Und dann wird es noch einmal unfreiwillig spaßig, wenn uns als Nachweis für einen Themenschwerpunkt Linksextremismus in Deutschland der 29. November 2019 in Aussicht gestellt wird. Da allerdings geht es ausschließlich um – tatsächlich – die Geschichte der RAF, um die Mythen der 68er, um Hausbesetzer und Herrhausen. 

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 87 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

87 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
StefanSch
4 Jahre her

Immerhin haben die ÖR gut gelernt von ihrer Framing-Studie. Man muss nur den richtigen Rahmen setzen und das Falsche in einer Endlosschleife wiederholen. Das macht man am Besten gleich bei den Kindern, denen es unmöglich ist diese Propaganda zu durchschauen.

Das sich die Verantwortlichen nicht schämen, ist bezeichnend.

freiwild
4 Jahre her

Meine Tochter schaut genauso wie der Rest der Familie kein Nordkorea-TV und – Radio. Nur selektiv Netflix und Prime. Hier muss man auch schon sehr aufpassen. z.B der Pipi und Tina-Film von 2017 (Tarek, der Mädchenschwarm und seine arme kleine „Flüchtlings“-Schwester).

Melli
4 Jahre her

Das einseitige Programm kann ich nur bestätigen. Egal wann man einschaltet..Hitlers dies, Hitlers das, Hitlers Jenes, Hitlers Unterhose…deshalb halten wir es schon lange mit Peter Lustig „Abschalten“.
Btw. wenn wunderts, wo doch bekannt ist, das selbst da die Antifanten beschäftigt sind. So lange die Gelder weiter fliessen (Demokratie leben usw.usf.) wird der Sumpf nicht trocken gelegt. Ich befürchte , es muss erst noch schlimmer werden,bis auch der letzte Michel wach wird. Aber dann könnte es zu spät sein.

Ein Mensch
4 Jahre her

Ich kann sie beruhigen Herr Wallasch, die meisten kleinen wissen gar nicht das es zdf und Spartenkanäle von denen gibt. Wenn mein Enkel sich etwas anguckt das sind es Trickfilme. Ich kenne auch keine Erwachsenen die sich solchen Mist angucken, es werden also nur die erreicht die diesen Schwachsinn sowieso glauben.

Kassandra
4 Jahre her

Lara Berger, bei Maas und Oppermann ist diese Aussage: „Alle Menschen sind gleich viel wert“ zunächst aufgetaucht und auch da wurde nicht geklärt, was damit denn ausgesagt werden solle:
https://twitter.com/ThomasOppermann/status/1093215640297660417
https://twitter.com/Arnd_Diringer/status/1093792192374759424

non sequitur
4 Jahre her

Mittlerweile hat der völlig haltlose Kampf des Gemeinwohlfunks gegen Räächts die gleichen grotesken Züge wie der einstige Kampf der SED gegen den Faschismus angenommen.
Die Kinder, die mit diesem Popanz indoktriniert werden, sind dem wehrlos ausgeliefert. Jedoch kann ich Erwachsene nicht für voll nehmen, die dieser fadenscheinigen Grütze erliegen.

StefanB
4 Jahre her

Weil‘s thematisch passt noch dieser Hinweis: Der Münchner Fersehsender TELE 5 unterstützt aus Überzeugung in der Sache das Filmprojekt „FINSTERNIS – wir machen den Mund auf!“. Dazu stiftet TELE 5 einen Social Spot für die Crowdfunding-Kampagne FINSTERNIS. Die Story des geplanten Propagandafilmchens ist absolut hanebüchen und stellt die Realität auf den Kopf: „Darum geht es in FINSTERNIS: Die Teenager Jannick und Maximilian, die aus denkbar unterschiedlichen sozialen Verhältnissen stammen sind auf Kollisionskurs mit der Welt. An Heiligabend entführen sie, fast unfreiwillig und aus Wut, einen jungen Migranten. Endlich haben sie Macht über etwas. Doch das ist auch ihre Gefahr. Gleichzeitig… Mehr

Regina Lange
4 Jahre her

Ich bin wirklich ein Fan von Dokumentationen (die Tudors habe ich mir tatsächlich angesehen), aber leider wird das Angebot immer einseitiger! Es kommen wirklich in Endlosschleife die Dokus „Hitlers Helfer, Hitlers Frauen, usw! Fehlt nur noch Hitlers Blondie oder Hitlers Stubenfliege! Und wenn Hitler mal nicht Thema ist, ist er es eigentlich doch! Denn dann geht es wie oben aufgeführt um „neue Nazis, Rechtsrock, AFD (die sind ja alle Hitler), Reichsbürger, usw.! Die Agitationsmaschinerie läuft im ÖRR 24 Stunden am Tag! Schrecklich! Die Verantwortlichen sind wirklich reif für die Couch. Normal ist das nicht!

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  Regina Lange

Hitlers Einfluss auf Techno kennen Sie nicht? Hitler als Jazzer? Hitler als Stichwortgeber Martin Luthers? Hitler als Vorlage für die Kreuzigung Jesu Christi? Ist Hitler Harry Potter?
Abwarten – da geht noch was!

Leroy
4 Jahre her

Also ich habe noch nie eine Zusammenrottung von Rechtsradikalen gesehen. Was ich aber sehe, sind die linken Bübchen mit schwarzem Hoodie und Tüchlein im Gesicht, die immer in Gruppen auftauchen aber never ever alleine auf die Straße gehen. Wenn sie alleine unterwegs sind tragen sie Jach Wolfskin Klamotten und lustige Kopfhörer, damit sie nicht erkannt werden.

Sani58
4 Jahre her

…Und genau so geht Diktatur.
# ZDF (Info)