Wolf reißt von der Leyens Liebling und steht jetzt zur Diskussion

Rund 3.000 Tiere reißen Wölfe jährlich in Deutschland. Nun hat einer von ihnen sich am falschen Tier vergangen: dem Lieblingspony von EU-Chefin Ursula von der Leyen. Die stellt jetzt die Wolfshaltung insgesamt in Frage.

IMAGO / Martin Wagner

Wolf reißt 30 Schafe in den Alpen; Wolf reißt 450 Kilo schweres Angusrind in Cuxhaven oder Wolf reißt Schaf nur 20 Meter vom Haus entfernt, Kinder trauen sich nicht mehr raus. Das ist eine kleine Auswahl jüngster Schlagzeilen, wenn es um die Folgen der Ansiedlung des Wolfes in Deutschland geht. Es ist eines der grünen Vorzeigeprojekte – und eines, das typisch für grünes Denken ist: Sie romantisieren, setzen vorindustrielle Zustände um und versprechen, es werde in der Praxis keine Probleme geben. Am Ende stehen verängstigte Einwohner und geschädigte Landwirte.

Blutbad unter Pferden
Von Wölfen, romantischen Städtern und Deichen ohne Schafe
Rund 3.000 Tiere jährlich haben Wölfe laut dem Beobachtungszentrum der Bundesregierung DBB in den vergangenen drei Jahren gerissen. 2020 waren es sogar 4.000. Meistens attackieren Wölfe demnach Schafherden, die in Folge der Züchtung keinen ausgeprägten Fluchttrieb mehr haben. Das führt dazu, dass jeder Attacke mehrere Tiere zum Opfer fallen. Das Beispiel aus Cuxhaven zeigt aber, dass Wölfe auch größere Tiere wie Rinder oder Pferde angreifen. Bisher hat die Bundesregierung diese Angriffe beschwichtigt. Die Tierhalter würden entschädigt und für Menschen bestünde keine Gefahr.

Nun hat ein Wolf das falsche Tier gerissen. Es handelt sich um den Wolf „GW950m“, wie der NDR berichtet. Dem werden bereits 70 getötete Tiere zugeschrieben. Doch das war bisher kein Problem. Jetzt soll GW950m aber bei Hannover „Dolly“ getötet haben. Ein Pony der Familie von der Leyen. Das Lieblings-Pony der Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen (CDU). Das geht natürlich nicht. Schafe von Bauern waren bisher kein Problem – aber das Lieblings-Pony einer hochrangigen Politikerin stellt die Wolfs-Ansiedlung in Frage. Zumal der Kadaver laut Bild nur hundert Meter vom Wohnhaus der Familie lag.

Schon letztes Jahr war GW950m nach einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung zum Abschuss frei gegeben. Doch die Jäger verpassten ihn. Jetzt steht Dollys Mörder wieder unter Artenschutz. Denn die befristete Genehmigung für den Abschuss ist abgelaufen. So einfach kommt GW950m allerdings nicht davon. Mit Ursula von der Leyen hat er sich eine mächtige Feindin geschaffen. „Die Kommission erkennt an, dass die Rückkehr von Wölfen in Gebiete, aus denen sie seit Langem verschwunden waren, sowie ihre wachsende Zahl zu Konflikten führt“, schreibt sie laut Bild dem EU-Abgeordneten Jens Gieseke (CDU). Der unterstütze eine Initiative, die eine weitere Ausbreitung des Wolfes zumindest bremsen will.

Natur pur mit Opferbereitschaft
Peter und der gute Wolf auf artgerechter Jagd
Diese Initiative erhält nun Hilfe von Dollys Frauchen: „Ich habe die Dienststellen der Kommission angewiesen, eine eingehende Analyse der Daten durchzuführen.“ Bisher steht der Wolf unter strengem Schutz. Die Versuche, das Raubtier mitten in dicht bevölkerten Regionen anzusiedeln, laufen seit gut 20 Jahren. Angesichts des hohen Schutzes vermehren sich die Tiere mittlerweile entsprechend – was zu den hohen Verlustzahlen führt. Trotzdem dürfte EU-Chefin von der Leyen im eigenen Land nur wenig Unterstützung im Kampf gegen Dollys Mörder finden.

„Die Bundesregierung plant keine Überprüfung und Anpassung des Schutzstatus des Wolfes abhängig von der Populationsentwicklung innerhalb der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie)“, so heißt es in der Antwort auf eine Anfrage, die jüngst die AfD gestellt hat. Nach der FFH-Richtlinie sei der Wolf in Deutschland eine streng zu schützende Art von „gemeinschaftlichem Interesse“. Obwohl es im dicht besiedelten Deutschland laut DBB mittlerweile 161 Wolfsrudel, 43 Wolfspaare und 21 sesshafte Einzeltiere gibt. Das entspreche insgesamt etwa 1.600 Wölfen. Die AfD hält diese Zahlen für veraltet und geht von einer größeren Wolfsbevölkerung aus.

Wie ernst das von Steffi Lemke (Grüne) geführte Umweltministerium das Thema nimmt, zeigt die Antwort auf die Anfrage. Darin will die AfD wissen, wie viele Tiere durch Wölfe gerissen werden. Lemkes Umweltministerium verweist auf die Antwort auf eine drei Jahre alte Anfrage der FDP. In dieser Antwort auf die drei Jahre alte Anfrage verweist das Ministerium auf einen Link zur Internetseite der DBBW.

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Kommentare ( 85 )

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Mikmi
1 Jahr her

Gerade im Radio, wen wunderts, der Wolf darf abgeschossen werden.
Drum prüfe ständig, wem gehört das Pony, eine Frau vdL. läßt sich das nicht bieten, der schnöde Bauer, dass ist OK.

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

In der Schweiz im Kanton Wallis hat einer der Obermuftis an alle Jäger eine Empfehlung in 4 Worten unerläutert zu Begegnungen mit dem Wolf abgegeben:“Schauen. Schießen, Schaufeln, Schweigen.“

Keine Ahnung, was unsere Jäger denken und tun.

Andy Malinski
1 Jahr her

Wildbestände abgenommen? Das mag an manchen Stellen der Fall sein, aber während bei uns Rehe früher nur in der Dämmerung über die Straßen wechselten, stehen sie heute tagsüber in aller Seelenruhe in den Feldern …

Richy
1 Jahr her

Um das Pony tut es mir genauso leid, wie um jedes andere Nutztier, welches von den Wölfen gerissen wurde. Es gehört aber zur Natur, dass einige Tiere andere zum Überleben fressen. Jedoch ist die Trauer von vdL unangebracht, ist es doch die EU, die dafür gesorgt hat, dass diese Wölfe sich in dieser Anzahl hier ausbreiten können. Und wie in anderen Bereichen der Politik, wo Andersdenkende umgehend als Nazis diffamiert werden, so ist es auch hier bei den Wölfen. Wer gegen die die ungehemmte Population der Wölfe ist, der ist den anderen Nazis schon gleichzusetzen.

stljo
1 Jahr her
Endlich Frei
1 Jahr her

Wolf und eingezäunte/angebundene/im Stall „inhaftierte“ Tiere verträgt sich nicht. Das. hat mit „natürlichen Abläufen“ nichts mehr zu tun und es gab sehr wohl gewichtige Gründe vom Standpunkt des Tierschutzes, den Wolf aus der Kulturlandschaft zu verbannen.

Forist_
1 Jahr her
Antworten an  Endlich Frei

Das ist richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist: Unsere Vorfahren haben aus guten Gründen große Raubtiere aus ihrem Lebensraum verdrängt. Es gibt schlicht keinen sinnvollen Grund für die Wiederansiedlung, ausser dem romantisierten Naturbild der Grünen und ihrer Anhänger, das mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat.

Kuno.2
1 Jahr her

Nein, Menschen werden nicht gefressen, sondern nur dann getötet wenn diese die Territorialgrenze überschreiten. Diese Grenze markiert jeder Rüde mit seinem Urin und wer als Mensch das nicht riechen kann, der bekommt ein Problem.

Kuno.2
1 Jahr her

Waren es nicht die Grünen, die schon vor 20 Jahren auf der Ansiedlung eigens in Osteuropa eingefangener Wölfe bestanden? Ich persönlich gehe schon seit Jahren nicht mehr in den Wald um Pilze zu suchen. Zwar stehe ich nicht auf der Speisekarte der Wölfe, doch darum geht es nicht. Der Wolf denkt territorial und wenn ich ohne es zu ahnen in „sein“ Territorium eindringe, dann könnte ich ein Problem haben.

T. Ruebsal
1 Jahr her

Der Wolf oder die Wölfe haben leider das falsche „Tier“ gerissen …

Endlich Frei
1 Jahr her

Schrecklich, auf welch grausame Art die Opfertiere hier sterben. Da gibt es „Grüne“ da draußen, die meinen, dass sei doch ein „natürlicher“ Vorgang – doch diese Tiere sind Nutztiere, die oft angebunden und angezäunt kaum Möglichkeiten haben, den Wölfen zu entkommen. Somit ist es in einer Kulturlandschaft eben nicht „natürlich“.
Wenn das aber so hingenommen und in dieser Weise argumetiert wird, soll die gleiche Gruppe der Grünen akzeptieren, dass ich mich als Mensch frage, warum ich Vegetarier werden sollte.

J. Braun
1 Jahr her
Antworten an  Endlich Frei

Alle Grasfresser in der Natur sterben so. Das ist einfach ihr Schicksal. Die Fleischfresser hingegen — die nicht von größeren und stärkeren Räubern erlegt werden — verhungern, weil sie nicht genug Beute finden. Das ist die Natur. Nur sind viele Menschen nicht mehr in der Lage, das zu erkennen, weil sie fern der Natur leben. Und wer als Mensch sein Nutztier in der Nacht irgendwo anbindet, der ist schlicht ein Depp und dem gehört Tierhaltung untersagt. Zäune helfen im übrigen gegen kein Raubtier, nicht gegen Wölfe, nicht gegen Luchse und auch nicht gegen streunende Köter.