Nuklearer Schutzschirm für Europa: Nach Merz fordert Spahn Atomwaffen

Jens Spahn fordert, ernsthaft an einen europäischen Nuklearschirm zu denken – unter deutscher Führung. Andernfalls drohe Deutschland auf der weltpolitischen Bühne unbedeutend zu werden. Was er nicht sagt: Frankreich und Großbritannien könnten bereits jetzt 500 Nuklear-Sprengköpfe zünden.

IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Wenn man keine nukleare Abschreckung bereitstellen kann, wird man zum „Spielball der Weltpolitik“, sagte Spahn in einem Interview mit der Welt. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag fordert, Europa müsse unabhängiger von den USA werden und langfristig eine eigene nukleare Abschreckungsstrategie entwickeln. Die bisherigen Vorkehrungen, etwa durch in Deutschland stationierte US-Atombomben, seien auf Dauer nicht ausreichend.

Mehr Eigenverantwortung, mehr Kosten

Spahn will, dass Deutschland entweder stärker an den Nukleararsenalen Frankreichs und Großbritanniens beteiligt wird – oder sogar gemeinsam mit anderen EU-Staaten eine eigene atomare Komponente aufbaut. „Das wird viel Geld kosten. Aber wer Schutz will, muss ihn auch finanzieren“, betonte der CDU-Politiker. Ein mögliches Modell sei eine „rotierende Verantwortung“ zwischen den EU-Mitgliedstaaten im Bereich nuklearer Abschreckung.

Mit seinen Äußerungen greift Spahn auf, was CDU-Chef und Kanzler Friedrich Merz bereits im Februar ins Spiel brachte. Damals forderte Merz Gespräche mit Großbritannien und Frankreich über „nukleare Teilhabe oder zumindest nukleare Sicherheitsgarantien“ für Deutschland.

Kritik: „Realitätsfern“

Fachleute reagierten teils scharf auf Spahns Vorstoß. Stefanie Babst, ehemalige stellvertretende NATO-Generalsekretärin, nannte den Vorschlag „realitätsfern“. Dem Deutschlandfunk sagte sie: „Frankreich und Großbritannien warten sicher nicht darauf, dass Deutschland ihre Atomwaffen demnächst mitverwalten möchte.“ Bekanntlich haben diese beiden Nationen mehr als 500 Atomsprengköpfe für U-Boote und für ihre Luftstreitkräfte im Arsenal – sie könnten also theoretisch St. Petersburg und Moskau 250-mal vernichten.

Tatsächlich besitzt Deutschland keine eigenen Nuklearwaffen, ein Erwerb wäre nicht nur politisch höchst umstritten. Dennoch zeigt die Debatte: Innerhalb der CDU wächst die Sorge, dass Europa im Ernstfall zu abhängig von den USA ist – insbesondere angesichts der Unsicherheit über den außenpolitischen Kurs von US-Präsident Donald Trump.

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Kommentare ( 59 )

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59 Comments
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Haeretiker
18 Tage her

„Wenn man keine nukleare Abschreckung bereitstellen kann, wird man zum „Spielball der Weltpolitik“, sagte Spahn in einem Interview mit der Welt.“
Das sagen die Mullahs im Iran und der kleine Dicke in Nordkorea auch. Da weiß man, in welcher Klasse der so spielt. Dass er keinen Wehrdienst leistete, ist dann auch nicht überraschend.

Deutscher
18 Tage her

„Spahn fordert, ernsthaft an einen europäischen Nuklearschirm zu denken – unter deutscher Führung.“

😂
Unter Führung eines Deutschlands, das derzeit nicht mal die Mädchen in den Freibädern schützen kann…

Hier wird nur auf die nationale Pauke gehauen, weil die Union bitter drauf angewiesen ist, das totale politische Versagen im Inland durch scheinbaren Glanz auf dem internationalen Parkett zu übertünchen. Leider fallen die Unionswähler auch auf diese billige Nummer rein.

Last edited 18 Tage her by Deutscher
wackerd
18 Tage her

Atomwaffen sind reine Vergeltungswaffen für den Zweitschlag, den der Erstschlag provoziert. Damit kann man keinen Krieg gewinnen und (!) überleben. Das müsste auch Masken-Deal-Spahn wissen – oder einfach mal nachdenken. Und abschreckend wirkt Deutschland doch sowieso, wer hat Lust, Deutschland zu besetzen: Millionen Islamische, Gendergaga und non-binäres Geschwafel, zerfallende Infrastruktur, etc. Im Übrigen: Null Bodenschätze und kaum noch interessante Industrie und techn. Innovationen. Dann lieber die dumme Kuh Deutschland melken, so lange nicht alles so dahinsiecht wie der Hauptstadt-Slum Berlin.

Aegnor
18 Tage her
Antworten an  wackerd

Ggü nicht atomar bewaffneten Staaten können sie auch Erstschlagqualität haben. Eine A-Bombe auf eine mittlere Großstadt und der Gegner wird bedingungslos kapitulieren. Quasi das Hiroshima-Szenario. Dazu kommen die taktischen Atomwaffen fürs Schlachtfeld.

Michael Palusch
18 Tage her
Antworten an  wackerd

“ Das müsste auch Masken-Deal-Spahn wissen“
Masken waren gestern, heute sind Rüstungsaktien der heiße Chice.

Falke53
18 Tage her

AKWs abschalten wegen der nuklearen Gefahr. Atomwaffen beschaffen – keine nukleare Gefahr. Genau mein Humor!

Manfred_Hbg
18 Tage her

Bevor Spahn (CDU) – oder sonstwer – von einen eigenen Atomwaffenarsenal am schwätzen und träumen ist, sollte besser erst mal dafür gesorgt werden, dass unser konventioneller Waffen-Park vollumfänglich funktionfähig gemacht, aufgerüstet und modernisiert wurde sowie das auch unsere BW-Lagerstätten mit Munition und Ersatzteilen vom kleinsten Schräubchen über Geschützrohre bis zur Schiffsschraube und Radaranlage voll aufgefüllt ist.

Hier gäbe es also für Spahn genug zu tun. WOBEI er sich dann aber auch gleich noch um die scheinbar verpraßten Milliarden Steuergelder für seine Masken-Deals kümmern und sein dbzgl Tun voll umfänglich aufklären sollte.

EinBuerger
18 Tage her

„Europa“ wird sich nie mehr selbst verteidigen können. Das hängt auch an seiner Gestalt. Wie bei Immobilien gilt bei Staaten: Lage, Lage, Lage. Deutschland liegt in der Mitte Europas. Sollte Deutschland Atomwaffen anstreben, wird Polen bei uns einmarschieren. Polen lässt das niemals zu. Auch die anderen Staaten Europas werden das niemals zulassen. Europa besteht seit 1.000 Jahren aus verschiedenen Staaten, die sich gegenseitig in Schach halten und nicht zulassen, dass einer über die anderen herrscht. Das hat Europa auch groß gemacht. Aber diese Staaten sind im Vergleich zur USA oder China und Indien klein. „Europa“ wird immer einen Beschützer oder… Mehr

V. Essel
18 Tage her

Gebt BITTE, BITTE nie einem deutschen Befehlshaber eine, wie auch immer geartete, Kernwaffe in die Hand.
Deutschland hat seine Finger von den Bomben zu lassen, die momentane Verantwortungslosigkeit und Hirnlosigkeit, mit der Entscheidungen (für die Karriere, die Genossen, GEGEN das Volk) getroffen werden, ist an Leichtsinn und gedanklichem Unvermögen nicht zu übertreffen.
Ich bin kein ängstlicher, eher ein rationaler Mensch. Aber wenn ich solche Worte von Jens Spahn und auch anderen, teilweise Militärs, höre, wird mir doch ganz flau im Bauch.

Aegnor
18 Tage her

Weil die Franzosen nur darauf gewartet haben, ihre Kontrolle über ihre Lebensversicherung und den einzigen Grund warum sie überhaupt international noch jemand ernst nimmt, an EU-Brüssel oder gar den Erzfeind Deutschland, zu übertragen. Was raucht der Herr Spahn eigentlich? Die werden vielleicht das deutsche Geld nehmen, aber sicher niemals ihre A-Waffen abgeben. Und Deutschland kann gar keine eigenen A-Waffen bauen – nicht nur wegen dem Sperrvertrag – sondern auch weil genau diese Franzosen (und Briten und Russen und Polen) ein atomar bewaffnetes Deutschland niemals zulassen werden. Eher würden die mit dem Erstschlag drohen…

Last edited 18 Tage her by Aegnor
ashoka
18 Tage her

„Nuklearer Schutzschirm für Europa: Nach Merz fordert Spahn Atomwaffen“
Ja, da wäre der Jens der richtige Einkäufer nach seinem Maskendeal. Oder nur ein Ablenkungsmanöver?

Schwabenwilli
18 Tage her

Wir brauchen keine nukleare Bewaffnung Herr Spahn, wir brauchen innere Sicheheit.