„Montagsspaziergänge“: Weit über 100.000 demonstrieren in ganz Deutschland gegen Corona-Maßnahmen

Trotz eines teils restriktiven Polizeivorgehens und vieler Demonstrationsverbote gingen am Montag erneut hunderttausend Bürger auf die Straße. Eine Übersicht.

IMAGO / Fotoagentur Nordlicht
Die Corona-„Montagsspaziergänge“ sind weiter im Auftrieb. In weit über 500 Städten im ganzen Bundesgebiet wurde gegen die restriktive Corona-Politik und die drohende Impfpflicht demonstriert. Weiterhin lässt sich kein Organisator feststellen, die Demonstranten verabreden sich vor allem über Telegram-Gruppen dezentral. Das Klientel ist äußerst heterogen. Augenzeugen berichten aber übereinstimmend von immer mehr völlig unpolitischen Menschen sowie zahlreichen geimpften und sogar geboosterten Demonstranten.

Skandiert wurde unter anderem „Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung“, „Wir sind die rote Linie“ und „Wir sind die Wellenbrecher“. Die größten Proteste fanden in Nürnberg, Rostock und Magdeburg statt. Bereits am Samstag und am vergangenen Montag waren deutlich über 100.000 Bürger auf den Straßen.

Die Proteste blieben überwiegend friedlich. In mehreren Städten löste die Polizei die Demonstration auf – so etwa in Magdeburg oder Potsdam. In Bautzen kam es zu vereinzelten Pflastersteinwürfen. In verschiedenen Städten wurden Polizeiketten durchbrochen. In zahlreichen Orten wurden Demonstrationen durch die Polizei entweder unterbunden oder abgeriegelt. In Potsdam wurde die Demonstration aufgrund einer angeblichen Gefährdung der Allgemeinheit kurzfristig verboten, eine Reiterstaffel der Polizei war im Einsatz. In Köln und Lübeck konnte hingegen regulär demonstriert werden, hier blieben die Demonstranten der Polizei zufolge auf friedlich.

— Michael Schreiber (@tioneada) January 10, 2022

Die genaue Zahl der Demonstranten ist schwer zu bestimmen. Die Polizei veröffentlicht Zahlen nur spärlich und fasst sie nicht zusammen, außerdem weichen die Angaben hier wieder teils erheblich von den Eindrücken der Teilnehmer ab. Fasst man lediglich die Polizeiangaben zu den größeren Protesten zusammen, kommt man bereits auf über 70.000 Demonstranten: In Thüringen demonstrierten demnach über 17.000, in Mecklenburg-Vorpommern über 15.000, im südlichen Brandenburg über 7.000, in den Landkreisen Bautzen und Görlitz rund 6.500 Menschen, unter anderem in Wittenberg 1.800, in Halle über 2.400, im Burgenlandkreis 1.800, in Gummersbach 1.800, in Fulda über 1.000, in Nürnberg 3.900, in Bamberg 2.400, in Bayreuth 1.500, in Augsburg 2.000, im Leipziger Landkreis und Landkreis Nordsachsen 5.500, in Lübeck 1.700, in Gifhorn 1.000, in Städten um den Bodensee über 2.000, im Rhein-Neckar-Kreis 2.500 und in Berlin bei verschiedenen Protestzügen rund 4.000 Menschen.

Über 550 Veranstaltungen gab es im Land. TE schätzt die Zahl der Demonstranten auf Basis der vorliegenden Daten sowie zahlreichen Videoaufnahmen und Fotos auf mindestens 100.000, wahrscheinlicher ist eine Zahl deutlich über 150.000. Die flächendeckenden Protestzüge im ganzen Land, auch in Städten unter 50.000 Einwohnern, ist einmalig, zumal das Ganze einen weitestgehend spontanen Charakter hat.


Aus Köln berichtet uns ein Augenzeuge:

„Im Gegensatz zu den knapp 400 am Montag davor beim nach gut 30 Minuten aufgelösten unangemeldeten Spaziergang, war der von diesem Montag angemeldet, so dass sich schon zu Beginn geschätzte 1.000 bis 1.500 Spaziergänger zu nahezu 100 Prozent aus dem bürgerlichen Spektrum gegen 18 Uhr auf dem Roncalliplatz einfanden. Beobachtet und flankiert von einer den Spaziergang sichernden Polizei setzte sich der Zug gegen 18.15 in Bewegung durch die Altstadt, Heumarkt, hoch zum Neumarkt, Richtung Aachener Straße, dann rechts über den Ring und die Magnusstraße nach sieben Kilometern zurück zum Dom. Die Personenanzahl vergrößerte sich dabei zusehends, so dass gegen Ende des Zuges eher 3.000 als 2.500 Spaziergänger geschätzt werden konnten. Alles blieb ruhig und friedlich, so dass zu hoffen ist, dass auch am kommenden Montag, 17. Januar wieder ein angemeldeter Spaziergang genehmigt wird und sich die Teilnehmerzahl weiter erhöht.“

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