Merz stampft zentrales Wahlversprechen ein: Asylanträge an deutscher Grenze weiter möglich

Friedrich Merz räumt sein eigenes zentrales Wahlversprechen prinzipienlos auf leisen Sohlen ab. Zurückweisung auch bei Schutzanspruch? Das soll nun doch nicht kommen. Merz spürt „humanitäre Verpflichtungen“ statt Pflichten gegenüber seinen Wählern. Völkerrecht vor Grundgesetz ist auch weiterhin die Parole.

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Friedrich Merz tweetet gerade im Zwei- bis Drei-Stunden-Takt. Das scheint das Zeichen eines neuen Regierungschefs zu sein, der noch viel vorhat. Aber dabei kommen eben auch Tweets wie dieser heraus. Die Migrationswende von Schwarz-Rot – ist so etwas auf Dauer überhaupt denkbar? – hat damit einen deutlichen Knacks bekommen. Ein, wenn nicht das zentrale Wahlversprechen der CDU und speziell Friedrich Merz nach den Bluttaten von Solingen, Mannheim und Aschaffenburg ist nun offiziell und weitgehend abgeräumt: die strikte und ausnahmslose Zurückweisung an den Grenzen, egal ob jemand ein „Schutzbegehren“ äußert oder nicht. Denn dieses Schutzbegehren ist, das steht in Grundgesetz und Dublin-Verordnung, eigentlich immer ohne Grundlage, wenn es ein Migrant schon in die EU geschafft hat.

Und doch hält Merz an seiner Fiktion fest, dass er etwas Grundlegendes an der „Migrationspolitik der letzten Jahre“ ändere, dieselbe gar „korrigiere“, im engen Austausch natürlich mit den Nachbarn. Die aber wollen die deutschen Zurückweisungen und „Grenzschließungen“ (bis auf die Dänen im Norden) schlicht nicht und werden sie vermutlich, wenn möglich, administrativ blockieren. Im Inneren steht der Koalitionspartner zur Blockade bereit.

Und so scheint eines sicher: Die deutschen Grenzen bleiben offen, vor allem auch für Menschen, die angeblich einen „Schutzanspruch“ haben, also das Wort „Asyl“ aussprechen können. „Das Schutzversprechen gilt für diejenigen, die einen Schutzanspruch haben“, schreibt nun auch Merz etwas pleonastisch in seinem Tweet vom gestrigen Abend, abgesetzt um 22.36 Uhr, knapp vor Vatertag. Vielleicht dachte er, die Deutschen wären da milde gestimmt oder gar abgelenkt.

Auch die Zahlen an der Grenze sind nicht gerade ermutigend, was die Vermeidung von Asylanträgen angeht. In einer Woche im Mai wurden gerade einmal 729 Versuche des illegalen Grenzübertritts verhindert, darunter nur 32 Mal nach der Äußerung eines Asylbegehrens. Im April gab es insgesamt 52.528 neue Asylanträge. Was ändern da 700 oder 30 Zurückweisungen? Das kann nur ein schlechter Scherz der Regierenden und vor allem des neuen Bundeskanzlers sein.

Merz wird noch viele Male bestürzt sein

Vor der Wahl, unter dem Eindruck des Messerangriffs von Aschaffenburg auf kleine Kinder, begangen am hellichten Tag, hatten Merz und das CDU-Programm noch anders geklungen. „Wer nicht über gültige Einreisedokumente verfügt, hat in Deutschland Einreiseverbot“, schrieb die CDU. Und Merz konkretisierte ausdrücklich: „Das gilt auch für Personen mit Schutzanspruch.“ Jetzt soll wieder das Gegenteil gelten: Schutzversprechen statt Zurückweisung an der deutschen Grenze. „Humanitäre Verpflichtung“ gegenüber der Menschheit statt Verpflichtung gegenüber dem deutschen Wähler. Die fortgesetzte NGO-Finanzierung scheint sich schon auf den mentalen Zustand des Kanzlers auszuwirken. Man könnte auch von zuvielen Nachtsitzungen mit Sozialdemokraten sprechen.

In der Tat hat Innenminister Dobrindt (CSU) einige „Spitzen“ der Ampel-Gesetzgebung zurückgenommen. Den Turbo bei den Einbürgerungen hat er einen Gang zurückgeschaltet: Fünf Jahre statt drei, obwohl früher einmal acht Jahre der früheste mögliche Zeitpunkt waren. Auch bei der Familienzusammenführung ist Dobrindt nur ein Trippelschritt gelungen. Wo Österreich die Verfahren insgesamt ausgesetzt hat, geschieht das in Deutschland nur für „subsidiär Schutzberechtigte“, also eine der minderen Asyl-Kategorien. Die „echten“ „Flüchtlinge“ dürfen weiterhin ihrer syrischen und afghanischen Großfamilien nachholen.

Merz will nun angeblich „Entscheidungen“ treffen, „die dafür sorgen, dass das Land nicht weiter überfordert wird“. Er will aber trotzdem immer noch „humanitär“ sein. Das „Völkerrecht“, das in diesem Fall ein wildgewordenes Anspruchsrecht von Individuen ist, soll weiter gelten. Vermutlich kann keiner schon 26 Tage nach seiner Wahl zum Bundeskanzler weichgekochter sein als Joachim-Friedrich Martin Josef Merz. Und zwischendurch ist er noch „bestürzt“ über weitere Messerangriffe. Und sicher scheint schon jetzt: Merz wird noch viele Male bestürzt sein.

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Kommentare ( 97 )

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johnsmith
1 Monat her

Es war bekannt dass Merz bei Gegenwind schnell zurückrudert und zuverlässig umfällt.

Die dummen CDU-Wähler haben ihn trotzdem gewählt, obwohl die CDU für die großen Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte (Aufgabe DM, Euro-Rettung mit deutschen Steuerzahlermilliarden & Nullzinspolitik der EZB, die zum Wertverlust deutscher Lebens- und Rentenversicherungen führte, überhasteter Atomausstieg nach Fukushima, Grenzöffnung durch Merkel) verantwortlich war.

Selbst Schuld wer nicht AfD gewählt hat. Wie wir jetzt alle nach dem 1000 Seiten-Gutachten des politisch instrumentalisierten Verfassungsschutzes wissen ist an den Rechtsextremismus-Vorwürfen nichts dran, bloße Kritik an der Grenzöffnung & der ungezügelten Migration gilt Linken als rechtsextrem.

Peter Gramm
1 Monat her
Antworten an  johnsmith

man hat ein Bauchgefühl wenn man jemanden sieht. Dieser Mecki als Verfassungsschützer und der Ostimport mit ihrer signalroten Jacke….Das Bauchgefühl sendete Alarm.

Martin Mueller
1 Monat her
Antworten an  johnsmith

Und für den wirtschaftlichen Absturz der letzten Jahre ist auch die Politik verantwortlich.

Ausser Pleiten, Nieten, Pech und Pannen ist da nichts mehr zu erwarten.

Doch@ Schulden machen en masse jetzt auch mit der CDU im Galopp…

HarryDax
1 Monat her
Antworten an  johnsmith

Ich sehe das auch so.
Aber was kann man tun?
Letztens habe ich im TV ein Interview gesehen, da sagte der Reporter, „aber der Verfassungsschutz hat doch gesagt, das die AfD …
Und schon waren alle Still und keine wagte etwas Positives über die AfD zu sagen!
Das ist also unsere Demokratie, die verteidigt werden muss/soll. Ich lache mich schlapp!
Nobel geht unser Land zu Grunde!

Prodigy
1 Monat her

Schuld sind die die ihn gewählt haben in der Hauptsache, Merz sieht aus wie ein Erwachsener und die Altparteienwähler wohl auch jedoch befinden sie sich alle noch im Kleinkindstatus an forderster Stelle der Mann der glaubt er wäre Kanzler und sein debiles Gefolge.

Bambu
1 Monat her
Antworten an  Prodigy

Die Schuld alleinig den Wählern zu geben, ist nicht richtig. Für mich sitzen die Hauptschuldigen in der Führung der CDU. Diese hätten weitaus früher erkennen können, wen sie sich mit Merz eingehandelt haben. Anstatt etwas dagegen zu tun, haben sie für ihn mit gelogen und selbst nach der Wahl anders gehandelt, als sie es versprochen haben. Besonders negativ ist mir Torsten Frei aufgefallen, der vor der Wahl sich bei Lanz gegen die Lockerung der Schuldenbremse aussprach und ganz viele Sparmöglichkeiten sah. Auch in der Migrationspolitik hat er mit treuherzigem Blick das Blaue vom Himmel herunter versprochen, wohl wissend, dass es… Mehr

Waldschrat
1 Monat her
Antworten an  Bambu

Nicht nur die Führung, auch die CDU-Basis hat eine Mitschuld. Es hat mal kurz rumort, jetzt ist wieder Flaute. Die Basis, wenn sie es wöllte, könnte eine Palastrevolution in die Gänge bringen und Merz sowie Helfershelfer dahin jagen, wo er hingehört. Näheres erspare ich mir, hab grad keinen Bademantel.

HarryDax
1 Monat her
Antworten an  Bambu

So ist das doch leider immer. Egal wo und von wem!

HarryDax
1 Monat her
Antworten an  Bambu

Ja, die Wähler sind schuld und das unterstreiche ich!
Weil viele nach Aussehen und so weiter wählen, statt nach Programm. So ist das!
Das ist die Schwäche der Demokratie, gelle!

Max Hermann
1 Monat her
Antworten an  Prodigy

… viele Deutsche lieben den Sozialismus, das ist nun mal so. Den braunen, den roten, den grünroten unter Merkel, jetzt den rotschwarzen unter Merz, in zwanzig Jahren den tiefrotislamgrünen unter Reichinnek, Lang und NN …

jwe
1 Monat her

Die SPD bestimmt und Merz ist Kanzler. Das war so schon vor der Wahl zu erkennen. Mehr war von Merz auch nicht zu erwarten.

Bambu
1 Monat her
Antworten an  jwe

Anders herum wird ein Schuh daraus. Der alte Arbeitgeber von Merz bestimmt und die SPD macht was er will. Deshalb knickt Merz ständig ein, weil genau das sein Auftrag ist. Fallen die Flüchtlinge weg, dann fällt auch für Blackrock nicht so viel ab. Jeder neue staatlich finanzierte Mensch spült ihnen Gewinne in die Kassen, denn sie sind überall dort beteiligt wo Menschen Geld für die täglichen Bedürfnisse ausgeben. In Afrika nutzen ihnen diese Menschen nichts, denn dort bezahlt niemand. Auch in Afghanistan und Syrien nicht, denn da haben sie keinen Fuß in der Tür. Also müssen die Menschen auf die… Mehr

Konstanze Werner
1 Monat her
Antworten an  Bambu

Bereits am 30.09.2013 wurde auf dem Weltwrtschaftsforum ein Strategiepapier vorgestellt, das genau das beinhaltete: Migration als Geschäftsmodell ! Millionen Menschen müssen wohnen, essen, medizinisch versorgt werden … und sie konsumieren. Bezahlt wird das alles über Steuern und Abgaben von uns ALLEN zum Gewinn der wenigen, die Eigentum an Wohnraum, Aktien von Nahrungsmitteln, Pharma, Konsumgüterproduktion….haben. Es ist ein legaler Raub an unserem Sozialsystem.
Linke und Grüne wollen das nicht verstehen.

Chrisamar
1 Monat her
Antworten an  Konstanze Werner

In meinen Augen ist dieser Gedankengang von „neuen“ Konsumenten falsch. Genau mit diesen Argumenten werden die Personen im Rahmen des „Ressetlement-Programm“ nach Deutschland geschickt. Bereits 2014 wurde mir genau diese, in meinen Augen falsche Argumentation von einem Botschafters aus Togo genannt. Würde man den Deutschen Bürgern ihr erarbeitetes Vermögen lassen, könnten diese selbst konsumieren. So hat es einst der brasilianische Präsident Lulla gemacht. Dieser hat den bereits in Einkommensarmut verbrachten, brasilianischen Arbeitern Einmalzahlungen überwiesen. Der Inlandskonsum stieg drastisch an. Die Arbeiter konnten endlich wieder in den eigenen Bedarf investieren. Die Inlandsproduktion verzeichnete einen realen Aufschwung. Die Deutschen Bürger finanzieren den… Mehr

Konstanze Werner
1 Monat her
Antworten an  Chrisamar

Im Jahr 2013 waren die Deutschen zum überwiegenden Teil „gesättigt“.

RauerMan
1 Monat her

Wer erstmal die Wahlversprechen auf die Wirklichkeiten auf sich wirken lassen wollte, hat alles richtig gemacht.

caesar4441
1 Monat her

„Merz stampft zentrales Wahlversprechen ein:“Und was macht die AfD ?

Innere Unruhe
1 Monat her

Ich finde es seltsam.
In einem Rechtsstaat gibt es keine Gefühle. Sie sind in Recht gegossen.
Wie heißt die Staatsform, wo der Herrscher nach Gefühl regiert?

Vladimir
1 Monat her

Gottseidank, ich dachte schon, es würde sich etwas ändern.

Privat
1 Monat her

Wenn die bekloppten Deutschen nicht auf die russischen Warnungen hören wollen, und Angriffswaffen an die elendige Ukraine liefern. Wenn die russische Föderation dann ernst macht- wenn erst die Taurus Fabrik in Bayern Schrobenhausen in qualmend in Schutt und Asche liegt, dann merken die bekloppten Deutschen vielleicht, das sie bei der BT Wahl falsch gewählt haben. Aber dann ist es zu spät.

Privat
1 Monat her

Was für ein jämmerliches Gebilde haben die dummen Deutschen auch gewählt.
Peinlich und erbärmlich.
Und wenn die bekloppten deutschen Pech haben, dann schafft es die Figur Merz auch noch, das naive Deutsche Bürger und eine gewisse Fabrik in Bayern- Schrobenhausen russische Raketen in Form eines angemessenen russischen -Vergeltungsschlages- auf ihr Haupt bekommen.
Das Klappmesser und seine Handlanger – sie steuern genau darauf zu.

CanTrucker
1 Monat her

[“ Wann endlich hört der SCHREIBUNSINN auf, uns weiter zu indoktrinieren, dass wir ein vom Volke in Namen und freiem Willen des Volkes gewählte und erschaffene „REGIERUNG“ und „PARTEIEN-ANGESTELLTE“ haben…WARUM werden höchst-richterliche URTEILE und ALLIIERTEN-GESCHÄFTSVERTRÄGE ja sogar klare Reden von solchem PERSONAL der jeweiligen PARTEI-FIRMEN GmbHs weiterhin ignoriert uns so getan als ob, wie Sigmar Gabriel, Carlo Schmid, Horst Seehofer usw. SIE HABEN ES KLAR GESAGT, DASS es andem so ist und dennoch wird weiterhin von “ WAHLEN-WÄHLERN- WAHLVERSPRECHEN blablabla“ usw. geschrieben und geseibert… Wir, lebende Männer und Weiber, das Volk, als PERSO verkleidet, also versachlichtes PERSONAL einer FICKTIONS-NGO-NATION “… Mehr

Siggi
1 Monat her

Wenn ein notorischer Lügner zusammen mit einem Linksextremen Politik machen will, kann nur Mist rauskommen; wie man sieht. Merz glaubt tatsächlich, mit seinen Lügen durchzukommen. Die Bürger werden sehr schnell erkennen, was das für eine Luftpumpe ist. Merz taug nichts und Klingbeil muss erst einmal erwachsen werden. DAs der einen Ministerposten bekommen hat, ist fahrlässig. Wir haben doch genug Erfahrungen mit solchen Typen gemacht. Baerbock und Habeck stehen doch für das Komplettversagen Inkompetenter Blender. DA schließt sich diese Regierung nahtlos an. Ende des Jahres sind die aufgeflogen und es werden Neuwahlen ins Auge gefasst.

Ralph Martin
1 Monat her

Egal wer gewählt wird, sie machen alle das Gleiche.
Dann von einer versteckten Agenda zu sprechen ist eine Verschwörungstheorie.

elly
1 Monat her

Merz spürt „humanitäre Verpflichtungen“ statt Pflichten gegenüber seinen Wählern.“
seit 2015 „spüren“ Politiker:Innen „humanitäre“ Verpflichtungen gegenüber allen anderen, nur nicht gegenüber dem eigenen Volk.

Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  elly

Sorry, aber wenn das eigene Volk Hilfsbrigaden für die Asylanten organisiert – Deutsch lernen, zum Arzt fahren, übersetzen,… – hat es nichts anderes verdient.
Oder finden Sie, dass Frauen und deren Kinder, die Teddys geworfen haben, irgendeinen Schutz verdienen.?

Der Ingenieur
1 Monat her

Völkerrecht vor Grundgesetz“

Das Völkerrecht sollte er m.E. zuerst einmal beim eigenen Volk anwenden. Als UN-Mitglied ist Deutschland verpflichtet, Artikel 6 der „UN-Menschenrechtskonvention“ einzuhalten:

Jegliche Praxis oder Politik, die das Ziel oder den Effekt hat, die demographische Zusammensetzung einer Region in der eine nationale, ethnische, sprachliche oder andere Minderheit oder eine einheimische Bevölkerung ansässig ist, zu ändern, sei es durch Vertreibung, Umsiedlung und/oder durch die Sesshaftmachung von Siedlern oder eine Kombination davon, ist rechtswidrig.“