Hat Lauterbach bei der Kürzung des Genesenenstatus gelogen?

Als das Robert-Koch-Institut im Januar den Genesenenstatus plötzlich kürzte, stritt Gesundheitsminister Karl Lauterbach ab, davon vorab unterrichtet worden zu sein. Den Schwarzen Peter schob er RKI-Chef Lothar Wieler zu. Doch eine E-Mail des RKI suggeriert das Gegenteil.

IMAGO / Chris Emil Janßen

Für viele war es im Januar ein willkürlicher Akt: Über Nacht änderte das Robert-Koch-Institut (RKI) den Genesenenstatus von Corona-Infizierten von sechs auf drei Monate ab. Die Änderung erfolgte am 15. Januar 2022 auf der Webseite des Instituts. Pikant: Nur kurz zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) diese Vollmachten des RKI verteidigt, Bundestag und Bundesrat stimmten über ein neues Corona-Gesetz ab. Lauterbach sprach davon, die Bundesländer vorher über Änderungen zu unterrichten. Doch nur Stunden nach der Abstimmung kürzte das RKI den Genesenenstatus in Eigenregie.

Länderchefs und Bundestagsabgeordnete zeigten sich erbost, fühlten sich hintergangen. Die Bürger nahmen es mitten in der 2G-Phase der Corona-Krise in einer Melange aus Überraschung und Unmut wahr. Lauterbach verteidigte sich: Er sei davon „nicht unterrichtet“ gewesen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nahm seinen Dienstherrn in Schutz. Lauterbach habe nichts von der Änderung am 15. Januar gewusst. Ein Ministeriumssprecher sprach von „Kommunikationsproblemen“ zwischen BMG und RKI. Der Schwarze Peter ging an RKI-Chef Lothar Wieler.

Doch nach Informationen der Welt am Sonntag ist diese Geschichte zweifelhaft. Vielmehr liegt der Wochenzeitung eine E-Mail vor, die die Version des Gesundheitsministers erodiert. Bereits am 11. Januar, also drei Tage vor Lauterbachs Rede im Bundesrat und vier Tage vor der Änderung, hatte das RKI eine Nachricht an das Ministerium versandt. Die Forschungseinrichtung bat um ein „zeitnahes Treffen“, da Details der Änderung noch nicht klar seien: Sollten die drei Monate ab Symptombeginn oder ab Test gelten? Und sollte in der Regeländerung vom „3. vollendetem Monat“ oder von 90 Tagen die Rede sein?

Laut Welt am Sonntag blieb die E-Mail nicht unbeantwortet. BMG und RKI arbeiteten diese Details nach „mündlicher Rücksprache“ ab. Die Zeitung bekam diese E-Mail jedoch erst nach monatelanger Verzögerung ausgehändigt. Transparenz sieht bekanntlich anders aus – und „Kommunikationsprobleme“ gab es offenbar nur in Richtung Öffentlichkeit. Wegen seiner Corona-Infektion hat Lauterbach bisher keine Stellungnahme abgegeben.

Es bleiben damit nur zwei Schlüsse übrig: Entweder hat der Minister keine Ahnung, was in seinem Haus läuft, selbst wenn es um Entscheidungen geht, die über die Freiheit von Millionen Bundesbürger bestimmen. Oder der Minister hat schlicht gelogen; in dem Fall hätte er wissentlich den Bundesrat getäuscht, um Vollmachten für das RKI zu erwirken. In beiden Fällen steht die Befähigung Lauterbachs, ob er für das Amt geeignet ist, neuerlich zur Debatte.

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Kommentare ( 33 )

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Stephan M.
1 Jahr her

Die Antwort läßt sich mit zwei Buchstaben geben. Ob er dafür auch die Verantwortung übernehmen kann, hängt davon ab, inwieweit er Wahrheit von Lüge, Realität von Wunschvorstellung etc. unterscheiden kann. Beides erscheint mir mittlerweile fraglich, wie beim Gros der Berufspolitiker.

Nowoke
1 Jahr her

Man kann es nicht fassen. Bei der größten Affenhitze latschen sie mit den Mapfen draußen rum oder alleine im Auto. Im Supermarkt genauso und es sind viele Jüngere und mittleren Alters.
Im Ticker vorher gelesen: Lauterbach empfiehlt den Älteren nicht auf neue Impfstoffe zu Warten.
Logisch! Bei DER Resterampe!
Gottseidank ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering ihm mal über den Weg zu Laufen.

Johann Thiel
1 Jahr her

„Hat Lauterbach bei der Kürzung des Genesenenstatus gelogen?“
Das ist keine Nachricht.
Eine Nachricht ist es erst dann, wenn herauskommt wann er nicht gelogen hat.

Rene Meyer
1 Jahr her

Dies zeigt, dass gelogen, getäuscht, manipuliert, kurz: Propaganda betrieben wird. Was muss man tun, um eine totalitäre, alles kontrollierende Herrschaft einzurichten? Angst verbreiten, die Gesellschaft spalten, die Menschen vereinzeln, einen Sündenbock erfinden, das Denunziantentum fördern, zensieren, Propaganda betreiben! Was davon wird hier und jetzt (nicht) gemacht?

Last edited 1 Jahr her by Rene Meyer
Juergen P. Schneider
1 Jahr her

Dr. Seltsam kann machen, was er will, seine treuen Fans, die man bei 30 Grad Außentemperatur mit Schafsmaske durch die Fußgängerzonen schleichen sieht, werden ihm die Treue halten. Die Mehrheit der angstgestörten deutschen Impffanatiker wird sich auch ein fünftes, sechstes und siebentes Mal anstellen, um die quartalsmäßig fällige Genbrühe verabreicht zu bekommen. Das Problem sind eben nicht die Idioten, die uns regieren, sondern das Millionenheer obrigkeitshöriger Untertanen, die so gut wie alles mit sich machen lassen. Die deutschen Reiseweltmeister sind in ihrer Mehrheit eben ein Haufen provinzieller Deppen, die nicht erkennen, dass in den Nachbarländern der Corona-Spuk längst vorbei ist.… Mehr

AnSi
1 Jahr her

Ich bezweifle a) dass er tatsächlich und ungelogen 4x gegen C geschlumpft wurde und b) dass er dieses C überhaupt hat! Alles billige Tricks um die Suppe an den Gender zu bringen! Das Zeug muss raus und die Impfpflicht durch die Hintertür her. Koste es, was es wolle.
Diesem Lügner traue ich keinen Millimeter über den Weg! Allen anderen auch nicht. Keiner von denen ist wirklich geschlumpft. Keiner!

K.Behrens
1 Jahr her

Herr Wieler ist gelernter Tierarzt, möglicherweise verwechselt er seine treue Herde aus Schafen, Kleintieren auf dem Lastenfahrrad, sonstige Tiere in Taschenformat Gucci mit einer Herde Kühe, wo man als robuster Tierarzt schon mal mit einem Kondom bis zur Schulter „Geburtshilfe“ leistet. Man bewegt sich also eher in Kreisen der großen Tiere. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Gespräche eines paranoiden Lauterbach und robusten Tierarzt Wieler nicht besonders erfolgreich sind! Es gibt in Deutschland eine gehorsame Massenbewegung, die liefert ihre jüngste Erkältung direkt per „smartphone“ an einen Tierarzt. Dieser Tierarzt lässt über das Robert-Koch-Institut seine Weisheit „Corona“ verbreiten, die… Mehr

Aljoschu
1 Jahr her

Ich hab echt keinen Bock mehr auf diese imbezilen Taugenichtse im Bundestag und dem Kabinett des Dr. Olaf Mabuse, die mir permanent vorschreiben wollen, was ich zu essen, wie ich zu heizen, wie ich mich zu bewegen, was ich in mich zu spritzen lassen habe, was ich sagen darf und was nicht! Ich bin erwachsen, habe fünf Kinder ohne Hilfe des Staates großgezogen (ja, das Kindergeld hab ich genommen), habe studiert und mein Geld durch harte Arbeit verdient. Ich brauche keinen infantilisierten Vormund. Vor Corona, den Affenpocken und der Grippe hab ich keine Panik, ich weiß mich zu schützen. Macht… Mehr

zweisteinke
1 Jahr her
Antworten an  Aljoschu

Genau so sieht das aus. Ich habe auch keine Angst vor irgendwelchen Infektionen.
Vor dieser sog. Regierung und ihrem Tun habe ich hingegen recht große Angst.

voruebergehend_irritiert
1 Jahr her

„Die Forschungseinrichtung bat um ein „zeitnahes Treffen“, da Details der Änderung noch nicht klar seien: sollten die drei Monate ab Symptombeginn oder ab Test gelten?“ … und ich dachte bislang, dass es eine der Aufgaben des RKI sei, die wissenschaftlichen Grundlagen zu erarbeiten, von denen dann sachgemäße politische Entscheidungen abgeleitet werden… nicht umgekehrt, indem politische Vorgaben die Aussagen des RKI determinieren. Umso relevanter, als dass sich ja auch juristische Entscheidungen auf die Aussagen des RKI berufen. Sollte der Inhalt der zitierten E-Mail verifiziert sein, wäre dies schlicht ein weiteres Indiz dafür, dass die Dinge hier gerade nicht so laufen, wie… Mehr

LadyGrilka55
1 Jahr her

Ob es sich in diesem Fall um Unwissenheit oder Täuschung handelt, ist letztlich egal. Schon die Tatsache, dass Herr Lauterbach noch kurz vor seinem Eingeständnis, dass es doch „Impf“schäden gibt („aber selten“, schon das war nicht zutriffend), behauptete, die „Impfung“ sei „mehr oder weniger nebenwirkungsfrei“, sollte zum Zweifel an seiner Eignung für seinen Posten führen, denn zu diesem Zeitpunkt war schon lange bekannt, dass es diese Schäden gibt. Bereits im Dezember 2021 führte VAERS, die Datenbank der WHO, 2,5 Millionen gemeldete „Impf“nebenwirkungen auf. Dunkelziffer unbekannt. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass 2021 allein in Deutschland 2,5 Millionen Menschen wegen „Impf“nebenwirkungen den… Mehr