Corona-„Spaziergänge“: Demonstranten belagern Kretschmer bei CDU-Regionalkonferenz

Die Proteste gegen die Corona-Politik gehen weiter. Im Westen ist Frankfurt der Hotspot – in Hessen wie in Bayern wird ein neuer Anlauf für eine Impfpflicht ab Herbst anvisiert. Im Osten in Oschatz versammeln sich hunderte Wütende, um Michael Kretschmer bei einer CDU-Regionalkonferenz „angemessen willkommen zu heißen“.

IMAGO / Political-Moments

Seit 23 Wochen finden in Deutschland großflächige Proteste gegen die Corona-Politik statt. In Frankfurt wurde das Fußgänger-Paradies am Mainkai und dem Eisernen Steg unmittelbar am Römer zum Protestgebiet. Die Versammlungen erreichen nicht mehr die Dimensionen von Januar und Februar, doch noch immer zieht es mehrere tausend Menschen jedes Wochenende auf die Straßen. Die Corona-Politik bleibt bei den Demonstrationen dominierend, das Themenfeld weitet sich jedoch aus. Immer größere Bedeutung nimmt der Ukraine-Krieg ein. Doch selbst die „Frühsexualisierung der Kinder“ und das „Recht auf Bargeld“ werden thematisiert.

In Hamburg versammelten sich am Samstag nach Angaben der Polizei rund 700 Personen. Das Thema der Demonstration lautete: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg – Stoppt den Virus und Kriegswahn, für Frieden und Abrüstung“. „Was verschweigen die Medien?“ stand auf einem Plakat an der Spitze des Aufzugs. Auf weiteren Transparenten waren Slogans wie: „Pieksdienst Verweigerer“, „Soll die WHO über dich entscheiden?“ oder „Meinung unbequem=Bürger rechtsextrem“, zu lesen.

— ❌derDoxograf 🇩🇪🕊️🗽🛡️ (@doxograf) May 21, 2022

In München demonstrierten letzten Mittwoch nach Teilnehmerangaben 2.000 Bürger. Auch diesen Mittwoch dürfte die Zahl der Demonstranten wieder im vierstelligen Bereich liegen. Polizeiangaben liegen nicht vor. In dem Protestzug waren dutzende Schilder zu sein. Auf diesen standen Parolen, die ein breites politisches Feld abdeckten. Bürger fragten: „Brauchen Kinder eine Notzugelassene Impfung?“ Andere setzten sich „Für den Erhalt des Bargeldes“ ein. „Angst soll gefügig machen, wehrt euch“, forderte ein weiterer Bürger. Am Samstag wurde in München nicht „spaziert“. Dafür wurde von mindestens mehreren hunderten Personen das „Festival der Freiheit“ gefeiert. Dort traten verschiedene Musiker auf. Einer von ihnen sang: „Blaue Pille Illusion – so kontrollieren sie Millionen“.

In Reutlingen dürften um die 1.000 Bürger zusammengekommen sein. Polizeiangaben liegen auch hier nicht vor. Die Demonstranten schwenkten Kanada-, Deutschland- und Regenbogen-Flaggen. Auf anderen Fahnen waren Friedenstauben oder der Slogan „N´ scheiss muss ich“ zu erkennen. Ein anderer Versammlungsteilnehmer meinte: „Angst ist ein Mittel der Macht“. Der Protest positionierte sich gegen die „Ausgrenzung von Ungeimpften“.

In Bad Nauheim rief ein Bündnis aus der „Allianz pro Grundgesetz, Hanau steht auf, Büdingen steht auf, Ortenberg läuft“ und der Kleinstpartei „die Basis“ zum Protest auf. Erwartet wurden rund 600 Versammlungsteilnehmer. Die Demonstranten fordern unter anderem „Friedensgespräche statt Kriegspropaganda“, die „sofortige bedingungslose vollständige Wiederherstellung aller Grund- und Menschenrechte“ und die Aufhebung sämtlicher Corona-Maßnahmen. Im Aufzug hielten zwei Personen ein Banner mit dem Slogan: „Preußen gegen Nazis“ in der Hand. Ansonsten protestieren die Demonstrationsteilnehmer „gegen den Missbrauch der Digitalisierung zur Kontrolle der Menschen“ und plädierten für ein „ein Recht auf natürliche Kindheit ohne Genderwahn und Frühsexualisierung“.

Ungemütlich wurde es am Dienstag für den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer in Oschatz. Schon in den vergangenen Wochen wurden öffentliche Auftritte von Spitzenpolitikern von wütenden Protestlern begleitet. Bei Kretschmer scheint hingegen schon die Ankunft an einem der Öffentlichkeit bekannten Ort Protest auszulösen. Der sächsische Ministerpräsident nahm lediglich an einer CDU-Regionalkonferenz teil. „Dagegen gibt es Bürgerwiderstand“, erklärten die „Freien Sachsen“. Sie riefen dazu auf, „Kretschmer angemessen willkommen zu heißen und deutlich zu machen, dass wir Bürger genug von dieser Politik haben“.

Hunderte Bürger folgten diesem Aufruf. Mit Fahnen der „Freien Sachsen“ und diversen Plakaten mit Aufschriften wie „Bürgerprotest“ oder „Kretschmer verhaften!“ versammelten sie sich vor der Oschatzer Stadthalle. Kretschmer ging den Demonstranten aus dem Weg und betrat die Stadthalle durch einen Hintereingang. Die Demonstranten reagierten hierauf mit lautstarken „Volksverräter“-Sprechchören.

Nach der Regionalkonferenz kam es aber doch noch zu einem Aufeinandertreffen der übriggebliebenen Demonstranten mit dem Ministerpräsidenten. Buh-Rufe waren zu vernehmen. Ein Teilnehmer trat näher an Kretschmer heran und fragte ihn: „Herr Kretschmer, Sie regieren mit den Grünen, warnen aber in NRW vor den Grünen, sind Sie schizophren? Ich mache mir Sorgen um Sie, Herr Kretschmer, reden Sie doch mit mir!“

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