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Mo, 15. Dez 2025
Italien: Die große „Ursula“-Koalition soll Salvini verhindern picture alliance / ANSA | Filippo Attili/US Palazzo Chigi
Lega im Umfragehoch
Italien: Die große „Ursula“-Koalition soll Salvini verhindern

Giuseppe Conte ist als Ministerpräsident Italiens zurückgetreten. Aber auch nicht ganz weg. Weil in Neuwahlen ein Erfolg des Mitte-Rechts-Bündnisses um Matteo Salvini möglich ist, setzen manche nun auf eine nach der Kommissionspräsidentin benannte Pro-EU-Koalition.

VON Giovanni Deriu | 27. Januar 2021
Ärztekammer: Patienten sollen Ärzte melden, die Corona verharmlosen IMAGO / Westend61
Aufruf zur Denunziation
Ärztekammer: Patienten sollen Ärzte melden, die Corona verharmlosen

Die Ärztekammer Nordrhein warnt vor Ärzten, die Corona verharmlosen. Der WDR macht daraus eine Story: "Wenn Ärzte Corona verharmlosen - oder gar leugnen". Eine lustige Realsatire, wenn sie nicht so real wäre.

VON Max Mannhart | 27. Januar 2021
Worum es beim sprachlichen Gendern wirklich geht picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow
Der*Die Nächste bitte
Worum es beim sprachlichen Gendern wirklich geht

Gendern oder nicht gendern – das ist heute keine sprachliche Frage mehr, sondern eine politische, aber keine frauenpolitische. Es geht nur noch um Macht, genauer: symbolische Macht im öffentlichen Raum.

VON Helmut Berschin | 27. Januar 2021
Klaus Schwab – verloren in Verschwörungstheorien picture alliance/KEYSTONE | SALVATORE DI NOLFI
Weltwirtschaftsforum WEF
Klaus Schwab – verloren in Verschwörungstheorien

Der Chef des Weltwirtschaftsforums sieht sich selbst als Opfer, dessen Sätze "böswillig ausgelegt" würden. Eine Verschwörung ist das von ihm vorgezeichnete Programm des "Great Reset" wirklich nicht. Aber missverständlich auslegbar ist es auch nicht. Man muss es nur lesen.

VON Klaus-Rüdiger Mai | 27. Januar 2021
Clubhouse-App: die neue Plattform für die Moralelite IMAGO / Political-Moments
All Exclusive
Clubhouse-App: die neue Plattform für die Moralelite

Ein neues Internetphänomen: Eine App, in die man nur hineindarf, wenn man wichtige oder pseudowichtige Freunde hat, die dazu einladen. Dort trifft sich die politische "Elite", um peinliche Geheimnisse auszuplaudern oder auch hemmungslos vor tausenden Zuhörern zu lästern.

VON Elisa David | 27. Januar 2021
Die Industriekonjunktur kann den Arbeitsmarkt nicht retten IMAGO / Chris Emil Janßen
ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt erneut
Die Industriekonjunktur kann den Arbeitsmarkt nicht retten

Die deutsche Industrie boomt trotz Corona - und entlässt weiter Mitarbeiter. Der Arbeitsmarkt wird vor allem durch die Lockdown-Folgen für den Handel schwer belastet. In den kommenden drei Monaten planen viele Handelsunternehmen Entlassungen.

VON Redaktion | 27. Januar 2021
Merkel in der großen weiten Welt picture alliance/KEYSTONE | SALVATORE DI NOLFI
World Economic Forum
Merkel in der großen weiten Welt

Im virtuellen Davos spricht sich die Bundeskanzlerin wolkig für eine gerechte internationale Verteilung von Impfstoff aus, der in Deutschland knapp ist. Merkel scheint sich selbst für die Uno-Generalsekretärin zu halten.

VON Klaus-Rüdiger Mai | 27. Januar 2021
340 Euro Bußgeld: Altenpflegerin fährt zehn Minuten zu früh zur Arbeit IMAGO / 7aktuell
Nächtliche Ausgangssperre in Stuttgart
340 Euro Bußgeld: Altenpflegerin fährt zehn Minuten zu früh zur Arbeit

Ein unglaublicher Vorgang. Weil eine Altenpflegerin etwas früher zur Arbeit gefahren ist - nämlich um 04:50 Uhr - wertete die Polizei das als unnötigen Verstoß gegen die Ausgangssperre. Und verhängte ein saftiges Bußgeld.

VON Gastautor | 27. Januar 2021
Fake-Nuss: Die FAZ erfindet einen europäischen Atom-Ausstieg
Die Realitätsüberprüfung nicht bestanden
Fake-Nuss: Die FAZ erfindet einen europäischen Atom-Ausstieg

Die Behauptung „Europa steigt aus der Atomkraft aus“ in der Überzeile schrumpft im Artikel zur Forderung eines Mitarbeiters einer aktivistischen Klimapolitik-Agentur, „Europa“ solle das tun.

VON Alexander Wendt | 27. Januar 2021
Das Wunder der deutschen Industrie – und ihre Abhängigkeit von China imago images / regios24
Trotz Corona
Das Wunder der deutschen Industrie – und ihre Abhängigkeit von China

In krassem Gegensatz zu kontaktintensiven Dienstleistungen boomt die deutsche Industrie wieder. Die Hauptimpulse kamen aus dem Ausland. Speziell aus China. Mittlerweile sind vor allem deutsche Autokonzerne weitgehend vom chinesischen Markt abhängig. Insofern kann nicht überraschen, was VW-Chef Diess beim WEF sagte.

VON Dr. Helmut Becker | 26. Januar 2021
Was ist wirklich im Kapitol passiert? imago images / ZUMA Wire
Rekonstruktion einer surrealen Revolte
Was ist wirklich im Kapitol passiert?

Der Sturm auf das Kapitol hat etwas verwirrendes: Einerseits Bilder der Brutalität, manch andere Eindringlinge wirken aber eher wie Museumsbesucher. Abseits von schockierenden Videos - wie lässt sich die Gewalt quantifizieren?

VON Max Roland | 26. Januar 2021
Rainer Wendt bleibt Chef der Polizeigewerkschaft – gut so! imago images / Sven Simon
Diese Wahl muss nicht wiederholt werden
Rainer Wendt bleibt Chef der Polizeigewerkschaft – gut so!

Er ist in der rotgrünen Medienlandschaft nicht gern gesehen: Gut, dass Rainer Wendt wieder zum Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft gewählt wurde.

VON Steffen Meltzer | 26. Januar 2021
Merkel will eine Art Pandemie-Mauer um Deutschland errichten IMAGO / IPON
CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Merkel will eine Art Pandemie-Mauer um Deutschland errichten

Angesichts des Impfchaos wird die Kritik an der Bundesregierung immer lauter. Wie reagiert die Bundeskanzlerin? Sie setzt weiter auf Angst und Härte. An den Grenzen will Angela Merkel jetzt auch noch die letzten Reise-Möglichkeiten nehmen. 

VON Redaktion | 26. Januar 2021
Zweifel an Handelsblatt-Bericht zur geringen Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs IMAGO / Schöning
Zahlen verwechselt?
Zweifel an Handelsblatt-Bericht zur geringen Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs

Das Handelsblatt meldete, dass die Bundesregierung von einer Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs von nur acht Prozent ausgehe. Die Zahl scheint aber eine Verwechslung zu sein. Andere Zweifel am AstraZeneca-Impfstoff bleiben allerdings.

VON Redaktion | 26. Januar 2021
WHO: Ein positiver Test ist ein positiver Test und sonst nichts imago Images
Tägliche Statistiken auf falscher Grundlage
WHO: Ein positiver Test ist ein positiver Test und sonst nichts

Nun ist es höchste Zeit, dass Regierungen die täglichen Statistiken sofort an die WHO-Richtlinie angleichen und die lockdowns aufgrund des Wegfalls der Begründung beenden.

VON Gastautor | 26. Januar 2021
Brauns Absage an die Schuldenbremse: Ohne Rückendeckung der Kanzlerin kaum vorstellbar picture alliance/dpa/dpa-Pool | Michael Kappeler
METZGERS ORDNUNGSRUF 04-2021
Brauns Absage an die Schuldenbremse: Ohne Rückendeckung der Kanzlerin kaum vorstellbar

„Schwarze Null“ und solide Haushaltspolitik gehörten viele Jahre zum Unions-Markenkern. Macht die Unions-Fraktion jetzt die Kehrtwende der Kanzlerin mit?

VON Oswald Metzger | 26. Januar 2021
Das große Schrumpfen: Bittere Zahlen für „Stern“ und „Focus“ imago images / Steinach
Magazin-Auflagen 2020
Das große Schrumpfen: Bittere Zahlen für „Stern“ und „Focus“

Viele alte Medien-Marken verlieren Leser – nicht nur wegen Corona. Es gibt aber auch Gewinner.

VON Redaktion | 26. Januar 2021
Mit Heribert Prantl auf der Barrikade für die Grundrechte Screenprint Servus TV / Talk im Hangar-7
Gegen die Alternativlosigkeit
Mit Heribert Prantl auf der Barrikade für die Grundrechte

Wenn es um Grundrechte geht, stehen Leute auf einer Seite, die sonst nie einer Meinung sind: so wie Heribert Prantl und unsere Kolumnistin.

VON Cora Stephan | 26. Januar 2021
Corona verwandelt das Land der Toleranz in einen Polizeistaat imago images / ANP
Niederlande:
Corona verwandelt das Land der Toleranz in einen Polizeistaat

In den Niederlanden kommt es zu auch gewaltsamen Demonstrationen und harten Polizeieinsätzen. Will Regierungschef Mark Rutte sich kurz vor den Wahlen als Bewahrer von Recht und Ordnung inszenieren, um Geert Wilders und seine Freiheitspartei (Partij voor de Vrijheid’) auf Abstand zu halten?

VON Syp Wynia | 26. Januar 2021
Anti-Lockdown-Krawalle in den Niederlanden und in Dänemark imago images / Ritzau Scanpix
Gewaltsame Ausschreitungen
Anti-Lockdown-Krawalle in den Niederlanden und in Dänemark

In den Niederlanden und in Dänemark kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen nach dem Inkrafttreten schärferer Corona-Maßnahmen.

VON Gastautor | 26. Januar 2021

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15. Dezember 2025

Durchblick schenken #23

Bäume erschüttern das CO2-Dogma

Von
Holger Douglas

Das Bild weiter unten zeigt die Baumscheibe einer Eiche aus einer Kiesgrube in Fischbeck bei Hameln. Sie stammt aus der Zeit um 5100 v. Chr., und sie zeigt weit mehr als nur unterschiedliche Holzfasern. Die konzentrischen Jahresringe sind wie die Seiten eines alten Buches – jedes Jahr ein neuer Eintrag, jede Linie eine Notiz über das Wetter. Breite Ringe erzählen von warmen, feuchten und wachstumsfreundlichen Jahren, schmale Ringe verraten Trockenheit, Kälte oder andere Wachstumsbremsen.

In der gemäßigten Klimazone legen Bäume jedes Jahr eine Schicht aus Früh- und Spätholz an. Das Wachstum der Bäume vollzieht sich im Übergangsbereich zwischen Rinde und Holz in der sogenannten Kambialzone. Dort finden die Zellteilung, -streckung und -ausdifferenzierung statt, indem nach innen Holz- und nach außen Rindenzellen angelegt werden. Dadurch nimmt der Baum an Umfang zu, und die Zweig- und Wurzelspitzen verlängern sich. Auf das Wachstumsgeschehen wirken endogene Faktoren wie genetische Anlagen, Wuchshormone, klimatische und ökologische Einflüsse mit sehr unterschiedlicher Dauer und Intensität ein, sodass sich Schwankungen sogar innerhalb eines Tages, aber auch von Monat zu Monat und, wie wir hier sehen, von Jahr zu Jahr feststellen lassen.

Am Querschnitt eines Baumes lässt sich die Abfolge dieser Jahresringe bereits mit bloßem Auge erkennen. Sie verraten den Dendrochronologen – Wissenschaftlern, die sich auf die Baumringdatierung spezialisiert haben – viel über die Zeit, als der Baum wuchs. Häufig erkennt man bereits ohne Mikroskop, dass die Jahresringbreite von Jahr zu Jahr mehr oder weniger deutlich schwankt. Die Aufeinanderfolge engerer und breiterer Jahresringe ist häufig so charakteristisch, dass man von Jahresringmustern sprechen kann.

Die Dicke eines Jahresrings ist wie ein jährlicher Gesundheitsbericht des Baumes. In günstigen Jahren – mit ausreichend Wasser, Wärme und Sonnenlicht – teilt sich das Kambium, die dünne Schicht zwischen Rinde und Holz, besonders rege. Zuerst entstehen im Frühjahr große, dünnwandige Frühholzzellen, die viel Wasser leiten und dem Ring seinen helleren, breiten Abschnitt geben. Später im Jahr, wenn die Witterung trockener oder kühler wird, bildet der Baum kleinere, dickwandige Spätholzzellen (die dunkleren), die stabilisierende Festigkeit bringen.

In ungünstigen Jahren – bei Trockenheit, Kälte, Schädlingsbefall oder Nährstoffmangel – reduziert der Baum die Zellproduktion drastisch. Es entsteht ein schmaler Ring mit wenig Frühholz und stark begrenztem Spätholzanteil. Weil dieses Wachstums eine direkte Reaktion auf das Wetter ist, lassen sich aus der Abfolge breiter und schmaler Ringe präzise Rückschlüsse auf Klimaverlauf und Extremereignisse ziehen – manchmal bis auf den einzelnen Sommer.

Dendrochronologen können aus diesen Mustern erstaunlich präzise lesen. Sie vergleichen Ringe vieler Bäume einer Region, bauen daraus Referenzkurven und erhalten so eine lückenlose Chronologie, die oft viele Jahrtausende zurückreicht. Selbst Bauhölzer in Fachwerkhäusern oder uralte Eichenstämme aus Mooren und Flusskies können in diese Zeitreihe eingefügt werden.

Die Forscher sprechen gern von „Fieberkurven der Bäume“: Wer die Ringreiten über viele Jahre aufzeichnet, erhält eine zackige Linie. Diese Kurven zeigen nicht nur einzelne Ausreißerjahre, sondern – wenn sie von Hunderten oder Tausenden Bäumen gemittelt werden – das große Auf und Ab des Klimas.

Großräumige Synchronizität

Und das Erstaunliche: Sogar wenn man Jahresringmuster aus weit auseinanderliegenden Regionen vergleicht, finden sich verblüffende Übereinstimmungen. Die führenden Dendrochronologen Burghart Schmidt und Wolfgang Gruhle konnten nachweisen, dass Bäume in Skandinavien, Spanien, ja sogar in Ozeanien zu denselben Zeiten gleichförmig oder ungleichmäßig wuchsen. Diese großräumige Synchronizität lässt sich nicht durch lokale Wetterlagen erklären – sie deutet auf einen globalen Taktgeber.

DER PODCAST AM MORGEN
Jahresringe gegen Alarmismus – 3000 Jahre Klima, wie es wirklich war – TE-Wecker am 7. Dezember 2025
Hier kommt der von den beiden Wissenschaftlern entwickelte Homogenitätsindex ins Spiel. Er misst, wie sehr das Wachstum von Bäumen einer Region in einem bestimmten Zeitraum parallel verläuft. Hohe Homogenität bedeutet: einheitliche klimatische Bedingungen über große Flächen, wie sie etwa bei langanhaltenden Feucht- oder Trockenphasen auftreten. Niedrige Werte deuten auf ein „zerfranstes“ Wetterbild mit starken regionalen Unterschieden hin.

Vergleicht man die HG-Kurven mit den C14- und Beryllium-10-Kurven, die als exakte Spiegel der Sonnenaktivität gelten, ergibt sich ein klares Bild: In Zeiten geringer Sonnenaktivität mit hoher kosmischer Strahlung sind die HG-Werte hoch – das Klima ist feuchter und ausgeglichener. Bei hoher Sonnenaktivität sinken die HG-Werte, und es wird trockener, oft begleitet von klimatischem „Chaos“ mit plötzlichen Extremen.

Die Jahresringe werden so zu Zeugen von 3000 Jahren Klima-Achterbahn: Der feuchtwarmen römischen Warmzeit folgte die spätantike Trockenphase mit Ernteverlusten, Siedlungsrückgang und dem Beginn der Völkerwanderung. Das hochmittelalterliche Optimum brachte eine neue Blütezeit von Landwirtschaft und Kultur, die anschließende kleine Eiszeit Missernten, Hungersnöte und Gletschervorstöße. Die neuzeitliche Erwärmung wird begleitet von hoher Sonnenaktivität. Mit dieser Beobachtung wird das CO2-Dogma vom Sockel gestoßen: Nicht der Mensch, sondern die Sonne ist der dominierende Klimaregisseur.

Aus den Baumringdaten und den HG-Kurven schälen sich nicht nur Rückblicke, sondern auch mögliche Zukunftslinien heraus. Besonders deutlich ist ein 60-Jahres-Zyklus, der vermutlich mit den Konjunktionen von Jupiter und Saturn zusammenhängt. Diese beiden Gasriesen zerren in bestimmten Konstellationen stärker am Magnetfeld der Sonne – und genau in solchen Jahren zeigen sich in den HG-Kurven und den Niederschlagsdaten markante Wendepunkte: um 1900/10, 1950/60 und 2020/22. Alle drei Perioden waren geprägt von Wetterkapriolen und ungewöhnlicher Trockenheit oder Feuchte.

CO2 verliert den Schurkenstatus

Folgt der Zyklus seinem bisherigen Muster, könnte die Phase 2030 bis 2050 ein Maximum an „ruhiger Sonne“ bringen – verbunden mit mehr Niederschlägen, stabilerem Wetter und tendenziell sinkenden Temperaturen. Das würde die aktuelle Erzählung einer ungebremst vom CO2-getriebenen Erwärmung massiv infrage stellen.

Wenn die Sonnenaktivität den Löwenanteil der Klimaveränderungen steuert und CO2 nur einen kleinen Zusatzbeitrag liefert, dann steht die gesamte derzeitige Klimapolitik auf wackeligen Füßen. Milliardeninvestitionen in Dekarbonisierung und Energiewende könnten wirkungslos verpuffen, während natürliche Klimafaktoren unbeachtet bleiben. Allerdings blendet der Weltklimarat (IPCC) den solaren Einfluss nahezu aus.

Das Bild wird mittlerweile immer klarer: Die Sonne gibt seit Jahrtausenden den Rhythmus vor. Wenn sie „schläft“, werden Klima und Wetter ruhiger, feuchter, oft kühler. Wenn sie „aufdreht“, nimmt die Trockenheit zu, und das Wetter wird unbeständiger. CO2 ist in diesem Konzert eher eine Nebenstimme – weit davon entfernt, der Dirigent zu sein.

Die Baumringe liefern den Beweis für die Aktivität der Sonne – Jahr für Jahr, Ring für Ring.

Burghart Schmidt / Holger Douglas, 3000 Jahre Klima-Achterbahn. CO2 ist nur ein Sündenbock. Neusatz-Verlag. Nachauflage in veränderter Ausstattung: Klappenbroschur, 124 Seiten, mit zahlreichen vierfarbigen Abbildungen, 18,00 €.


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15. Dezember 2025

Alter schützt vor Torheit nicht

Tatort Wien: A wie Altenpflege, T wie Todesengel, Y wie Yugoslawienkrieg

Von
Emil Kohleofen

Ohne die großzügige Zurverfügungstellung eines gerade fertiggestellten, blitzsauberen Blindenheims im 14. Wiener Bezirk als Drehort hätte der ORF wohl auch noch den schlechten baulichen Zustand von Alters – und Pflegeheimen thematisch in diesen Krimi einbauen können. Aber auch ohne diesen Punkt, nicht in alphabetischer Reihenfolge: Überalterung, Pflegenotstand, Fachkräftemangel, ICD-Defibrillatoren (siehe Tatort Zürich), Unlauterer Einsatz von Beruhigungsmitteln und Gewalt in der Pflege, Ehrenamt, „Problematische“ Jugendliche, Gewalt in der Familie, Auflösung der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns und nicht zuletzt Diskriminierung von alternativen Ernährungsformen (Veganismus).

Zwar gibt Ingo Scheel vom Nachrichtenportal n-tv zu, dass in dem Sonntagskrimi „natürlich auch die Themen…eines Sozialdramas im Erklärungsmodus…verabreicht werden,“ aber, so sein Eindruck, „in ansprechender Dosis.“ Dem darf man widersprechen, denn gefühlt wird hier mit wenig Fingerspitzengefühl eine Liste abgearbeitet. Deren Genese könnte man sich ohne viel Fantasie an Hand der Schilderung von Regisseur Harald Sicheritz beim Interview mit dem „Standard“ ausmalen: „die Entscheidung, ob ein Drehbuch verwirklicht wird oder nicht, fällt bei den Damen und Herren vom (Künigl-) Berg (Sitz des ORF, Anm.) in spannenden, geheimen Redaktionssitzungen.“

Anrührend, wie sich die beiden alten Haudeginnen Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) kurz vor dem Ruhestand (nur noch zwei Episoden „Tatort Wien“ bleiben ihnen 2026) vom Drehbuch dorthin dirigieren lassen, wo die Realität des Alterns wie nirgendwo sonst unbarmherzig einschlägt; In der Einsamkeit eines Altenheims. Launig und tiefgehend philosophieren die Beiden über die „Bummerl“ (Wienerisch, in etwa A..-Karte“) des Altwerdens, spielen Karten (Bauernschnapsen, eine Form von „66“) mit den Heimbewohnern und zanken sich um Lutschbonbons.

Im Pflegeheim „Laetitia“ ist der gehbehinderte 73jährige Danijel Filipovic (Roman Frankl) während eines Feueralarms und anschliessendem Stromausfall im gerade für ihn eingelassenen Bad ertrunken. Die Untersuchung ergibt, dass da jemand nachgeholfen hat. Filipovic war nicht grade beliebt, kaufte sich von dem, was abzüglich der 80 % fürs Heim noch von seiner Rente übrigblieb, zum Ärger seiner Tochter Linda (Gabriela Garcia-Vargas) Liebesdienste von Ramona (Claudia Kottal) vom „Studio Happy“. Stritt sich mit dem vorbestraften Serbischen Landsmann Ivica Djuric (Aleksandar Petrovic), der in dem Heim Fusspflege anbot.

Aber reichen solche Querelen, um den hilflos im Badelift hängenden pensionierten Haustechniker in seinem eigenen Badewasser ersäufen zu wollen? Die Ermittler zweifeln, verdächtigen schon Pfleger Horst Windisch (Michael Edlinger) oder die überarbeitete Krankenschwester (Beruhigungsmittelsüchtige Patricia Quiambao, gespielt von Nina Fog) sich hier als „Todesengel“ eines lästigen Patienten entledigt zu haben.

Zwar rücken die finanziellen Probleme von Linda mit ihrer veganen Bäckerei „Veggerl“ (läuft eben nicht “super“) sowie der vom Vater versetzte Schmuck der Mutter und Ivica Djuric’ (trainiert ehrenamtlich eine Judogruppe) Vorstrafen wegen Drogendelikten und Körperverletzung nochmal in den Fokus, aber erst die minutiöse Dokumentation der Bewegungen der Verdächtigen am Tatabend bringt die Lösung. Mit dem von Assistentin Meret Schande (Christina Scherrer) angefertigten Papp-Modell des Pflegeheims (offenbar hat man bei den Wiener „Kieberern“ genug Zeit, Talent und Material für solche Basteleien) gelingt der Beweis, dass sich Bewohnerin Anna (Elfriede Schüsseleder) und Linda im Flur während des Feueralarms nur hätten begegnen können, wenn Anna geradewegs aus dem Badezimmer, also vom Tatort, gekommen wäre.

Kriegsverbrecher im Ruhestand

Anna gibt zu, in Filipovic schon vor längerem einen berüchtigten Folterer aus einem Internierungslager im Bosnienkrieg erkannt zu haben, der dort wegen der Verabreichung von Stromstössen an die Gefangenen den Spitznamen „der Elektriker“ getragen habe. Sie plante, ihn mit einem ins Badewasser geworfenen Fön umzubringen, was aber durch das Auslösen der Fehlerstrom-Sicherung des Heims vereitelt wird. Ihr Freund Fritz (Johannes Silberschneider) gesteht Eisner und Fellner, dass er sich durch Filipovic an seinen brutalen Vater erinnert gefühlt und deshalb den Mord mit geplant und schließlich vollendet habe, in dem er den Hilflosen an den Beinen unter Wasser zog und anschließend den Fön versteckte.

„t-online“ versteht den Tatort als „Anklage gegen ein überlastetes System“ in dem „das Drehbuch gesellschaftliche Widersprüche und Missstände beleuchtet, konkret: den Pflegeberuf als Berufung ohne ausreichende Ressourcen. Denn schon in den ersten Minuten wird deutlich: Hier fehlt Personal, hier fehlt Zeit.“

Rache geniesst man am besten gekühlt

Die wesentlich verkürzte Moral könnte lauten: Die Aburteilung von Verdächtigen sollte man der Justiz überlassen…und wer Selbstjustiz übt, sollte überlegen, ob er dem Täter damit nicht die Buße, die das Leben für ihn bereits ausgeteilt hat, erspart.

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15. Dezember 2025

No Go

Islamistischer Anschlag in Sydney: Empörung über lachenden ZDF-Moderator

Von
Josef Kraus

Am 14. Dezember kamen bei einem antisemitischen, offenbar islamistischen Terroranschlag am Bondi Beach Strand in Sydney 15 Juden zu Tode; sie feierten das jüdische Chanukkafest. Darüber zu berichten verlangt gerade von den „Öffentlich-Rechtlichen“ wie dem ZDF besondere Ernsthaftigkeit, Objektivität, Selbstdiziplin und Konzentration.

ZDF-Moderator Carsten Rüger (54) fehlte es in der Sendung „ZDFheute LIVE“ an offenbar allem, was in der Darstellung eines solchen Mordens notwendig ist. Rüger interviewt etwa sieben Minuten lang den ZDF-Südostasien-Korrespondenten Johannes Hano, der soeben aus Australien kommend in Singapur angekommen ist.

Nicht allerdings in der Mediathek zu sehen ist, wie Carsten Rüger bei der Befragung seines Kollegen Johannes Hano für kurze Zeit in Lachen ausbricht. Rüger ging wohl davon aus, dass die Sendung nicht 1:1 gestreamt wird.

Nun kann es ja sein, dass einem Menschen zumal in einer emotional besonders belastenden oder in einer besonders stressigen Situation unbewusst und unkontrolliert eine paradoxe, völlig unpassende, auch pietätlose Übersprungshandlung unterläuft. Selbst auf Beerdigungen oder Gedenkfeiern kommt das immer mal wieder vor.

ABER: Bei „Profis“ im Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunk (ÖRR) muss man das ausschließen können. Da ist so etwas kein Ausrutscher, den nur ein paar Umstehende registrieren und zumeist taktvoll ignorieren. Im ÖRR indes haben nur Leute etwas zu suchen, die sich in jeder Hinsicht unter Kontrolle haben. Carsten Rüger hatte sich am 14. Dezember in der „ZDFheute-LIVE“-Sendung nicht unter Kontrolle. Er reiht sich damit ein in ein ÖRR-, hier ein ZDF-Kollegium, das sich regelmäßig danebenbenimmt. So jedenfalls wenden sich immer noch mehr Zwangsgebührenzahler von den ÖRR ab. Da mögen diese mit ihrem Gang nach Karlsruhe noch so jammern, sie hätten zu wenig Geld für seriöse Arbeit.

Überfällig wäre Abspecken!
Öffentlich-Rechtliche wollen beim Verfassungsgericht höhere Zwangsbeiträge einklagen

Wird Carsten Rügers Lacher Konsequenzen haben? Wahrscheinlich nicht. Irgendein Chefredakteur wird „dududu!“ sagen, ihm kumpelhaft auf die Schultern klopfen und empfehlen, die im Netz zu Recht laufende heftige Kritik abzuschütteln.

Eine öffentliche Entschuldigung des Herrn Moderators und des ZDF-Intendanten Norbert Himmler aber ist das Mindeste, was man erwarten kann.

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15. Dezember 2025

Tichys Einblick 01-2026

IfW-Ökonom Kooths: Bundesregierung traut der Marktwirtschaft nicht

Von
Redaktion

Kiel. Ein „tiefsitzendes Misstrauen“ gegenüber Marktprozessen und ein Herumdoktern an Symptomen statt Ansetzen an den Ursachen der Wachstumsschwäche Deutschlands, wirft der Ökonom Prof. Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Bundesregierung vor. „Das Grundproblem ist ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber Marktprozessen. Das erklärt all die Eingriffe, die wir hier sehen, ob beim Industriestrompreis, auf dem Arbeitsmarkt – Stichworte: Vorschriften zu Mindestlöhnen, Entgelttransparenz oder Tariftreue –, aber auch bei Technologievorgaben und -verboten“, kritisiert Kooths, der im IfW das Forschungszentrum Konjunktur und Wachstum leitet, im Gespräch mit Tichys Einblick. „All diesen Eingriffen gemeinsam ist die Vorstellung, dass nicht Märkte die beste Lösung finden, sondern dass sie von der Politik vorgeschrieben werden müssen, bis hinein in die Preisbildung und damit in den Wesenskern des marktwirtschaftlichen Systems.“

Die Regierung gehe nicht an die Ursachen heran. „Sie adressiert nie die Ursachen der Wachstumsschwäche, sondern immer nur die Symptome. Und deshalb zieht eine Intervention die nächste nach sich. Das führt dazu, dass der Staat sich immer weiter verheddert in einem Geflecht von Interventionen, die am Ende keiner mehr überblickt. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die ökonomische Dynamik. Und genau das erleben wir gerade.“

Auch die Einführung eines subventionierten Strompreises für die Industrie werde das Standortproblem nicht lösen. Es sei klar, dass sich der Staat diese Subventionierung auf Dauer nicht leisten könne. „Deshalb wird sie auch niemanden dazu bewegen, hier in neue energieintensive Industrien zu investieren. Allenfalls kann man damit die Abwanderung der heimischen Unternehmen etwas hinauszögern.“ Der Eingriff ins Preisgefüge sei falsch. „Grundsätzlich ist es grundfalsch, wenn der Staat in die Preisbildung eingreift. Denn ein Preis hat nicht von der Politik gesetzt zu werden – er muss sich frei am Markt bilden können, sonst kann er nicht leisten, was er soll.“ Sinnvoll sei „eine ganz andere Energiepolitik“.

Kooths: „Solange man an der bisherigen Ausrichtung festhält und gleichzeitig versucht, über einen Industriestrompreis die Symptome mit Subventionen zu überdecken, macht man ein Fass ohne Boden auf. Dann fließen auf Jahre hinaus Subventionen dort hinein, und alle Beteiligten wissen, dass diese Lösung auf Dauer nicht durchzuhalten ist.“

Der gesamte Interview in Tichys Einblick 01-2026 >>>

15. Dezember 2025

TE-Recherche

Geld von Weimer: Was verschweigt Friedrich Merz?

Von
Alexander Heiden

Wer Berufspolitiker verstehen will, darf nicht nur auf das hören, was sie sagen. Mindestens genauso wichtig ist das, was sie nicht sagen. Den Satz, liebe Leser, merken wir uns bitte kurz. Wir werden ihn gleich noch brauchen.

Schnell noch die Ausgangslage zur Erinnerung: Die Weimer Media Group (WMG) gehört zu jeweils 50 Prozent unserem Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und seiner Ehefrau Christiane Goetz-Weimer. Die WMG veranstaltet seit Jahren am Tegernsee den sogenannten „Ludwig-Erhard-Gipfel“ (LEG). Da gibt es mehrere Vorträge von Politikern und Wirtschaftskapitänen zu politischen und wirtschaftlichen Themen.

Für schlappe 80.000 Euro pro Karte können sich ausreichend solvente Interessierte ein VIP-Ticket kaufen. Damit, so wirbt Weimers WMG, erhalte man exklusiven Zugang zu hoch- und höchstrangigen Entscheidungsträgern. Mit anderen Worten: Weimer verkauft Treffen u. a. mit seinen heutigen Kabinettskollegen.

Das ist für sich genommen schon mindestens unappetitlich. Ob es auch strafrechtlich relevant ist, prüft derzeit die Staatsanwaltschaft nach mehreren Anzeigen. Die betreffen Weimer und seine Frau. Doch was eigentlich haben die angepriesenen und letztlich verhökerten Politiker von dem für Weimer einträglichen Geschäft?

Wir haben einfach mal nachgefragt. Das Ergebnis ist erhellend.

Phase Eins

Man nehme sich das Programmheft des Ludwig-Erhard-Gipfels, verfügbar auch im Internet. Um eventuelle statistische Ausreißer zu dämpfen, betrachte man die vergangenen drei Veranstaltungen – also 2023 und 2024 und 2025.

Danach notiere man sich alle Berufspolitiker, die einmal oder mehrmals als Teil des Vortrags- und Bühnenprogramms genannt werden: alle Amts- und Mandatsträger aller Ebenen – also Bürgermeister, Abgeordnete, Regierungsmitglieder aus Gemeinden und Kommunen bis hinauf zur EU.

Sodann schreibe man sie alle wie folgt an:

Sehr geehrte/r …

Sie werden in der Selbstdarstellung der Weimer Media Group (WMG) als Gast des sogenannten „Ludwig-Erhard-Gipfels“ aufgeführt.

Entsprechend der Vorschriften zur Auskunftspflicht von (ehemaligen) Abgeordneten und Amtsträgern gegenüber der Öffentlichkeit bitten wir Sie hiermit höflich um folgende Informationen:

1. Haben Sie in den Kalenderjahren 2023 und/oder 2024 und/oder 2025 Zuwendungen und/oder Vergünstigungen beliebiger Art von der Weimer Media Group und/oder deren Gesellschaftern, Dr. Wolfram Weimer bzw. Christiane Goetz-Weimer, erhalten?

2. Falls ja: wann genau und in welcher Höhe?

3. Falls ja: Waren die Zuwendungen bzw. Vergünstigungen an eine Gegenleistung gekoppelt (falls hierzu ja: an welche)?

Für Ihre Antworten haben wir uns XYZ (verschiedene Daten, Red.) vorgemerkt. Vielen Dank im Voraus.

Und nun warte man auf Antwort.

Phase Zwei

Man stellt fest: Es gibt Politiker, die selbst antworten – und solche, die das ihre Büros erledigen lassen. Dann gibt es Politiker, die sofort antworten (lassen) – und solche, die sich mehr Zeit nehmen; manchmal auch bis weit über die gesetzte Frist hinaus. Schließlich gibt es noch jene, die gar nicht antworten.

Und es gibt Friedrich Merz.

Zu ihm kommen wir gleich. Aber der Reihe nach: Die meisten der Angefragten antworten schnell und höflich. Bei all jenen, die antworten, lautet die Antwort: nein. Also: keine Vergütungen, keine sonstigen persönlichen Vorteile.

Die EU-Abgeordnete Svenja Hahn von der FDP legt Wert darauf, dass sie für ihre Teilnahme am LEG 2025 nicht nur kein Honorar bekommen, sondern auch die Reise- und Hotelkosten selbst getragen hat.

Ihre Partei- und Fraktionskollegin Marie-Agnes Strack-Zimmermann dagegen hat sich das Hotel von der WMG bezahlen lassen, aber nach eigenen Angaben kein Honorar oder andere Zuwendungen bekommen und auch die Reisekosten selbst übernommen.

Dasselbe gilt für die Grüne Diana Preztell, ihres Zeichens Oberbürgermeistern von Mannheim. Auch sie hat am Tegernsee umsonst übernachtet, aber ansonsten „keine weiteren Zuwendungen oder Kostenerstattungen“ erhalten.

Kanzleramtsminister Thorsten Frei und der Parlamentarische Staatssekretär Philipp Amthor, beide CDU, schicken eine durchaus freundliche Entschuldigung dafür, dass sie erst nach der gesetzten Frist antworten. Dann geben beide an: keinerlei Vergütungen.

Hier eine Übersicht der Antworten:

Phase Drei

Nun betreten die Problemfälle die Bühne. Mehrere Volksvertreter sehen sich nicht bemüßigt, auf Fragen aus dem Volk zu reagieren. Da bekommt man auch auf Nachfrage einfach keine Antwort.

Dabei sind die Damen und Herren Berufspolitiker durchaus auskunftspflichtig: bundesweit zum Beispiel nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) oder nach dem Abgeordnetengesetz (AbgG). Dazu gibt es in vielen Bundesländern eigene einschlägige Bestimmungen, in Bayern zum Beispiel das Bayerische Pressegesetz (BayPrG) oder auch das Bayerische Datenschutzgesetz (BayDSG).

Eine CSU-Parlamentspräsidentin, ein CDU-Ministerpräsident, eine grüne Oberbürgermeisterin, amtierende und ehemalige Bundesminister, Abgeordnete und ehemalige Parteivorsitzende von Grünen, SPD und FDP: Sie alle ignorieren unsere Anfrage komplett:

Und dann ist da noch Friedrich Merz.

Kurz vor Ablauf der Frist lässt der Bundeskanzler, Bundestagsabgeordnete und CDU-Vorsitzende in Personalunion einen Mitarbeiter seines Abgeordnetenbüros im Deutschen Bundestag folgendes Schreiben auf den Weg bringen:

„Ich möchte Sie bitten, sich in dieser Angelegenheit an die Pressestelle der CDU Deutschlands zu wenden, da wir uns ausschließlich zu Angelegenheiten äußern können, die unmittelbar das Bundestagsmandat von Herrn Merz betreffen.“

Das soll offenbar bedeuten, dass Merz 2023 und 2024 (da war er ja noch nicht Kanzler) nicht in seiner Rolle als Bundestagsabgeordneter, sondern in seiner Rolle als Parteivorsitzender am LEG teilgenommen hat.

Schön und gut. Also wenden wir uns, wie erbeten, an die CDU-Pressestelle und setzen eine neue, enorm großzügige Frist für eine Antwort. Auch die verstreicht, und nichts passiert. Keine Reaktion.

Friedrich Merz schickt Presseanfragen zu seinen Verwicklungen mit dem Ludwig-Erhard-Gipfel und mit der Weimer Media Group also zunächst in eine Runde Behörden-Pingpong („Bitte wenden Sie sich an…“) – und spielt dann toter Käfer.

Die Moral von der Geschicht‘

Einmal ganz abgesehen von der abgrundtiefen Arroganz der Macht, die hier sichtbar wird: Was haben die Berufspolitiker, die eine Antwort verweigern, eigentlich zu verbergen?

Warum will der Bundeskanzler ums Verrecken nicht sagen, ob er für seine Auftritte bei seinem Busenfreund Weimer Geld oder sonst irgendwelche Vergünstigungen bekommen hat?

Wie war das doch noch gleich? Wer Berufspolitiker verstehen will, darf nicht nur auf das hören, was sie sagen. Mindestens genauso wichtig ist das, was sie nicht sagen.

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15. Dezember 2025

Statt „Vier gewinnt“ jetzt „Vier verliert“

Bei Miosga: Stuhlkreis der Ehemaligen

Von
Gastautor

Ursprünglich war Ex-Außenminister Sigmar Gabriel für die Sendung angekündigt. Dass der offenbar keine Lust hatte, ist schon kein gutes Zeichen. Gabriel hat lieber seinen Stellvertreter losgeschickt. So kommt – mal wieder – Norbert Röttgen zum Zug. Der war vor Urzeiten mal Umweltminister, bevor er die Außenpolitik entdeckte. Heute ist er Gabriels Stellvertreter bei der Atlantik-Brücke und im Bundestag nur noch Hinterbänkler (Reihe 12 von 15). Doch wenn es darum geht, die Kriegstrommel zu klopfen, ist er für das deutsche TV allererste Kajüte, wie der große Philosoph Bugs Bunny sagen würde.

Dass in der Ukraine ein Frieden zustande kommen könnte, schwebt wie ein Damoklesschwert auch über dieser Sendung. Noch immer geht es um Durchhalteparolen für die Ukraine und die weitere Finanzierung des Krieges. Erstaunlich dabei, wie unbekümmert ein Röttgen die Beschlagnahme der russischen Vermögenswerte in Europa durchwinken würde. Brüssel solle endlich ein Zeichen nach Moskau senden, sagt Röttgen: „Wir zeigen euch mal, was europäische Souveränität ist.“ Dass zugleich der ganzen Welt ein Zeichen gesendet würde, wie unsicher Geldgeschäfte in Europa sind, und dass die Reputation der gesamten Wirtschaftsregion auf dem Spiel steht, ist Röttgen keinen Gedanken wert.

In den eigenen Schlingen gefangen
Kann sich die EU einen Frieden in der Ukraine überhaupt leisten?

Auch Nico Lange nicht. Der zweite Ehemalige des Abends hat Feuerwasser getrunken, so aggressiv formuliert er. Lange war mal Abteilungsleiter im Verteidigungsministerium, heute ist er „Politikberater“ und Heißsporn. Selbst die umstrittene Rede des NATO-Generalsekretärs ist ihm noch nicht hart genug. Marc Rutte hatte mit markerschütternden Worten vor einem heißen Krieg in ganz Europa gewarnt, vor Not und Elend an jedem Ort. Er sei „dankbar“ für diese Rede, sagt Lange. Sie sei auch überhaupt nicht beunruhigend,. Man müsse jetzt nämlich „eine Botschaft der Abschreckung nach Moskau schicken: Tu das nicht! Wir sind stärker als Du!“

Auch die Beschlagnahme der russischen Gelder kann Lange gar nicht schnell genug gehen. Man solle endlich „die Assets vom Tisch nehmen“, sie unter europäische Kontrolle bringen und für die Verteidigung einsetzen. Auf Donald Trump sei ja kein Verlass mehr. „Die Methode Daddy ist ans Ende gekommen.“

Was aber, wenn nun ein Frieden geschlossen wird und Russland möglicherweise gar keine Reparationen zahlen muss. Ob dann Deutschland als Bürge für die Russengelder womöglich auf weiteren Milliardenschulden sitzen bleibt, will Caren Miosga – ehemalige Nachrichtensprecherin – wissen. Für die Antwort braucht Röttgen volle zwei wortklaubende Minuten. Er labert wie ein Hörbuch. Ergebnis: Ja, die Gefahr gibt es. Ist aber nicht schlimm.

Weder Nachdenken noch Einsicht
Die Europäer kapieren es nicht: Trump zieht Konsequenzen

Auch in dieser Sendung kommt mal wieder eine Kriegskarte an die Wand. Frontverläufe, gestrichelte Gebiete, wer bekommt was. Hier wird Geschichte geschrieben, heute Abend beim Ententanz der Ehemaligen. Das mit der Sonderwirtschaftszone etwa habe der amerikanische Unterhändler Steve Witkoff gar nicht überrissen, weiß Lange. Kein Wunder, denn der Mann habe „in Moskau in der Vergangenheit öfter mal Dinge falsch verstanden“. Miosga hat auch eine Erkenntnis: Trump übernehme jetzt „russische Desinformation“, er stehe also offenbar auf der Seite Russlands. Röttgen bestätigt: Es sei „eine Parteinahme russischer Interessen auf Kosten Europas“ und „das Ende einer Ära.“

Annett Meiritz geht noch weiter: Die ehemalige US-Korrespondentin des Handelsblatts hat die jüngsten US-Papiere analysiert und Famoses festgestellt. Alles sei extra so formuliert, um Memes für das Internet produzieren zu können. Es sei „für TikTok geschrieben“ worden. Sie sagt übrigens, sie sei Journalistin und habe es nicht so mit Verschwörungstheorien.

Und noch etwas: Früher sei der NATO-Chef viel häufiger von den USA eingeladen worden, um positive Signale zu setzen. „Solche Signale sind weniger geworden“, sagt Meiritz, denn in Washington gebe es jetzt „viele Leute, die mit der NATO nichts anfangen können“ und „die europafeindlich sind“.

Womit – Überraschung! – auch gleich der Bogen zur AfD geschlagen wäre. Denn dass jetzt eine AfD-Delegation genau diese Europafeinde in den USA besuche, sei ja nur folgerichtig, so die Runde. Aber irgendwie auch wieder nicht, denn – Moment mal – es gebe ja viele USA-Kritiker in der AfD. Hmm, jetzt bloss nicht ins Schlingern kommen in der Argumentationskette.

Egal, sicher sei jedenfalls, so Meiritz, „dass Europa keine Rolle mehr spielt“. Lange schwadroniert: „Mich stört nicht, dass Donald Trump keine Vision für Europa hat. Mich stört, dass Europa keine Vision für Europa hat.“ Man kann sich ungefähr vorstellen, wie sich die Beraterpapiere dieses Mannes lesen.

„Was ist das Ziel dieser Vernetzung der neuen Rechten“, will die ehemalige Nachrichtensprecherin wissen. „Ganz klar Disruption“, antwortet die ehemalige Korrespondentin. Sie habe bereits 2020 über „diese Bande“ recherchiert. Damals habe man in den USA noch „gesagt, dass man mit der AfD nichts zu tun haben will“. Doch das habe sich „radikal verändert, und zwar über Nacht mit der Wahl von Donald Trump“. Meiritz zeichnet ein seltsames Bild vom Wahlabend. Sie ist offenbar sehr lange durch irgendwelche Gänge patrouilliert, wie eine Gouvernante nach dem abendlichen „Licht aus!“. Sie habe bei vielen Wahlpartys „Türen aufgemacht und gleich fünf bekannte Gesichter gesehen von der AfD“.

Dass Trump mit seiner „National Security Strategy“ den Kurs Europas kritisiert, perlt an der Ehrengarde der Ehemaligen ab. Migrationspolitik, Zensur, Repressalien gegen Andersdenkende, Regulierungswahn – „Die Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten wird dort zum außenpolitischen Ziel“, konstatiert der Ex-Minister. „Es ist Einmischung in Demokratien“, bekräftigt die Ex-Korrespondentin. Und der Ex-Abteilungsleiter eskaliert: „Diesen herablassenden Tonfall muss man sich verbitten.“

Doch Meiritz warnt: „In Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind rechtspopulistische, Schrägstrich rechtsnationalistische Parteien in den Umfragen auf Platz Eins.“ Jetzt gehe es offenbar länderübergreifend darum, „transatlantische Interessen zu manipulieren“, und dies unter Führung der USA. Das „Zusammenspiel mit der AfD“ sei dabei „ein Zangengriff auf die Parteien der Mitte“.

Und nächstes Mal bei Miosga: alles über politische Zangengeburten.

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15. Dezember 2025

Im Ukrainekrieg ist jede Überraschung möglich

CO2 macht die Erde grüner, der Westkommunismus ist am Anfang seines Endes

Von
Fritz Goergen

Seit dem Pariser Abkommen vor zehn Jahren kichert Chinas Staatsmonopolistischer Kapitalismus unaufhörlich über die Dämlichkeit des Westkommunismus. Mit der neuen US-Strategie dürfte beiden das Kichern langsam vergehen.

Die Marktwirtschaftler in Deutschland und Europa hätte sich nie auf die CO2-Agitprop-Falle von UN und EU als Agenturen des Westkommunismus, aus den USA nach Westeuropa exportiert, einlassen dürfen. Es ging nie um Klima, sondern den Bau einer neuen Gesellschaft mit einem neuen Menschen – dem nichts mehr gehören und der deshalb glücklich sein wird (WEF).

Die Hoffnung der Nichtkommunisten, gingen sie ein bisschen auf die Lüge vom schädlichen CO2 ein, könnten sie das Schlimmste verhindern, verkehrte sich ins Gegenteil. Es begann mit FDP-Wirtschaftsminister Lambsdorff, der den Grünen Punkt istallierte, eine Zwangs-Mülltrennung, an die sich die Leute heute, je jünger, desto immer weniger halten – und die außer horrenden Kosten nichts bewirkt. Ins selbe Horn stieß CDU-Umweltminister Töpfer gegen Kernenergie und fossile Quellen. Merkel als erste grüne Kanzlerin hob das Grüne quasi in Verfassungsrang und alle Grenzen auf. Schnell gab es keine einzige Partei mehr, die sich dem klimagrün gestrichenen tiefroten Westkommunismus des Great Reset nicht unterwarf. Diese Schussfahrt in den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Abgrund findet nun ihr Ende im unüberhörbaren Aufprall auf die Wirklichkeit. Wer je glaubte, der Mensch könnte einen Baustein der Natur, die segensreiche Wirkung des tatsächlich grünen CO2 politisch steuern, hat nicht begriffen, was die Natur unserer Erde ist.

Der erste und letzte Grünen-Ministerpräsident Kretschmann nennt jetzt vor der Landtagswahl im Südwesten das faktische Verbrenner-Aus ab 2035 falsch. Es sei politisch unseriös gewesen, ein fixes Datum über Flottengrenzwerte festzulegen, ohne die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Ohne Ladeinfrastruktur, bezahlbaren Ladestrom und Subventionen lasse sich ein solcher Umbruch nicht durchsetzen. In der „schwierigsten Bewährungsprobe“ der Branche verlangte Kretschmann mehr Flexibilität bei den CO₂-Flottengrenzwerten, kein Ende des Verbrenner-Aus. –Tarnen und Täuschen nennt man das, hier so offensichtlich, dass es weder tarnt noch täuscht. 

Jedes Zwangssystem dreht vor seinem Ende durch. Heizen mit Holz wollen die urbanen Steckdosen-Bobos als Urkulturgut vielen Menschen auf dem Lande und in den Bergen wegnehmen. Jedes unabhängige und selbstbestimmte Leben ist ihnen ein Dorn im Auge. Sie spinnen, die Westkommunisten.

Es grünt so grün. Peter Clack sagt, wissenschaftlich ist ein CO₂-Gehalt von 600 bis 1.000 ppm mit einer zusätzlichen Erwärmung von ein bis zwei Grad Celsius für alle terrestrischen und marinen Lebewesen optimal, einschließlich der menschlichen Zivilisation. „Nach Satellitenaufzeichnungen von 1982 bis 2023 ergrünt die Erde in einem Tempo, die in der gesamten aufgezeichneten Geschichte noch nie beobachtet wurde. Die globalen Ernteerträge sind seit 1960 um 15 bis 20 Prozent gestiegen.“

Trend. Die Grünen verlieren an SED-Die Linke. Wer bei den beiden und der SPD im Moment wie viele in ihrem Binnenkreislauf hat, ist politisch irrelevant. Aber mit mehr „Parteien“ gibt’s mehr Ämter, mehr Geld und mehr ÖRR-Propaganda dazu.

Chile. Gestern gewann Republikaner José Antonio Kast die Präsidentschafts-Stichwahl. Der wie üblich medial als pro-Trump-Populist geframte holte etwa 58 Prozent der Stimmen, Gegnerin Jeannette Jara ca. 42 Prozent. Das Ende der Regierung von Gabriel Boric passt zum konservativen Trend in Lateinamerika wie Javier Milei in Argentinien. Die Hauptthemen, die Kast den Sieg brachten: steigende Kriminalität und Migration, obwohl Chile regional immer noch relativ sicher ist. Jara hat gratuliert, Boric ebenfalls.

Mit Chile und Argentinien wird nun die Hälfte Lateinamerikas konservativ regiert.

Die der rotgrünroten Opposition loyale Nichtregierungskoalition verjagt Unternehmen, die sie noch nicht zum Aufgeben gebracht hat.

Grüne Politik hat Europa ärmer gemacht.

Die Nichtregierungskoalition schaut zu und versucht, ihr Ende durch Tarnen und Täuschen hinauszuschieben.

Der Transport-Index warnt weiter.

Was ist das zur Ukraine in Berlin? Selenskyj soll zu einem Waffenstillstand entlang der Frontlinien bereit sein. Witkoff und Kushner drängen zum schnellen Abschluss. Aus Russland ist niemand in Berlin. Wie fühlt sich da Weltenlenker Merz und wer sonst noch nach Berlin eilt? Deal-Maker Witkoff und Kushner sind ihr Gegenüber. Es gibt viele Möglichkeiten zu demonstrieren, wie abgemeldet Europa ist, das in Berlin ist eine. – Was wäre, Herr Merz, wenn „Ihre“ Versammlung in Berlin nur dazu da wäre, um zu belegen, mit den üblichen Europa-Lautsprechern wird das nichts. Aber Sie dürften ohnedies nichts anderes wollen als die Fortsetzung des Krieges.

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14. Dezember 2025

Durchblick schenken #22

Genuss ohne Zeigefinger oder erlaubt ist, was schmeckt!

Von
Buchauszug

Das mediale Dröhnen um Köche, Küche und Kulinarik, die Allgegenwart der Kochshows im deutschen Fernsehen, mehr als 2 000 Kochbücher, die jedes Jahr auf den Markt kommen, nicht zu vergessen die unter PR-Getöse publizierten Rankings maßgeblicher Gastroführer wie dem „Guide Michelin“ – all dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass guter Geschmack und die Fähigkeit zum Genuss nicht selbstverständlich sind, und es um die deutsche Esskultur ein halbes Jahrhundert nach Ausrufung des „deutschen Küchenwunders“ nicht zum Besten steht.

In den Siebzigerjahren, als der größte Hunger der Nachkriegszeit gestillt war, versuchten Kochkünstler wie Eckard Witzigmann, Alfons Schubeck, Franz Keller und Vincent Klink sowie Gastronomiekritiker wie Wolfram Siebeck oder Gert von Paczensky den Deutschen lustvolles Essen und Genießen auf Grundlage qualitätsvoller und frischer Produkte nach französischem und italienischem Vorbild nahezubringen.

Was sie mühevoll anstießen, droht nun einer regelungswütigen Politik und dem woken Zeitgeist zum Opfer zu fallen: der Globalisierung mit Geringschätzung des Eigenen bei kritikloser Anbetung alles Fremden, dem Individualismus, der Effekthascherei, dem Ökologismus, einer moralgetränkten Cancel Culture, dem Bequemlichkeits- und Schlankheitswahn, dem Gesundheitsimperativ.

Den Rest besorgt der wirtschaftliche Niedergang einer bislang führenden Wirtschaftsnation. In Deutschland gibt es mittlerweile rund 340 Sternerestaurants, selbst eine Mittelstadt wie Augsburg kann mit einer Handvoll sogenannter Gourmettempel aufwarten. Doch woher sollen die Gourmets kommen, zumal das Geld längst nicht mehr so locker sitzt wie einst? Schon heute arbeiten viele Restaurants an der Rentabilitätsgrenze, suchen händeringend nach Personal.

Zugleich wollen immer weniger Menschen selbst kochen, droht der häuslichen Küche ein Traditionsabriss. Großmütter, die vielleicht noch einen Hauswirtschaftsunterricht oder eine entsprechende Ausbildung genossen haben, gehen den Weg alles Zeitlichen; ihre (weiblichen) Nachkommen sehen den familiären Dienst am Herd als Erniedrigung an und geben entsprechende Fertigkeiten nicht mehr an die nächste Generation weiter. Die Enkel- und Urenkel können oft nicht einmal mehr eine Möhre von einer Lauchstange unterscheiden, geben sich allzu bereitwillig den Verheißungen der Lebensmittelindustrie hin und bevölkern mittelmäßige Restaurants.

„Nose-to-tail“
Es muss nicht immer Filet sein
Ohnehin ist das „deutsche Küchenwunder“ ein Randphänomen geblieben, auch wenn in Realityshows wie „Das perfekte Dinner“ Hinz und Kunz in teuren Hightechküchen wie professionelle Gastrokritiker fachsimpeln und dabei Tischmanieren an den Tag legen, die allein schon dazu angetan sind, das vorher Gesagte ad absurdum zu führen. Zwar ist das Angebot an Lebensmitteln deutlich vielfältiger und besser geworden als in den Siebzigerjahren. Doch immer noch rangiert eines der reichsten Länder der Welt, was die Ausgaben für Nahrungsmittel anbelangt, in Europa auf den hinteren Plätzen. Und wenn in zunehmend unsicheren Zeiten gespart werden muss, wird in Deutschland oft immer noch und zuallererst am (guten) Essen geknausert.

Dann werden die Schlangen an den Kassen der Discounter, wohlgemerkt eine deutsche Erfindung, lang und länger und auf den Parkplätzen von Aldi, Lidl und Penny stauen sich beileibe nicht nur Wagen der Unter- und Mittelklasse. Zu den Kunden der Billigheimer zählen nicht nur jene, die sparen müssen, weil ihnen das Geld zum Lebensunterhalt fehlt, sondern auch die, für die Sparen eine Art Sport geworden ist. Und während sich leichtlebigere Völker wie Franzosen und Italiener lustvoll über Essen unterhalten, eine ihrer Hauptbeschäftigungen, tauschen sich deutsche Konsumenten im Zweifel darüber aus, wo man ein noch günstigeres Sonderangebot findet oder eine neue Rabatt-App herunterladen kann. (…)

Wer Frankreich bereist, meint immer noch, sich in einem anderen Universum zu befinden. Fast jede Region verfügt über ihre kulinarischen Besonderheiten, auf die sich der patriotische Stolz der Bevölkerung richtet. Immer noch gibt es, trotz Ladensterben, in jeder größeren französischen Stadt mindestens einmal pro Woche einen bestens sortierten Bauernmarkt, wo sich die Franzosen mit frischem Obst und Gemüse, Fleisch, Käse und anderen Viktualien eindecken. In den Großstädten bieten öffentliche Markthallen ein Angebot, von dem man in Deutschland vielerorts nur träumen kann. Bis zu vom Staat finanzierten Prestigeprojekten wie der „Cité de la Gastronomie“ in Dijon, einer Hochburg des guten Geschmacks in Frankreich. (…)

Undenkbar in Deutschland, wo sich die Kartoffelsuppen-Kanzlerin Angela Merkel und der Currywurst-Groupie Gerhard Schröder für ihre genussferne Lebensweise rühmen konnten und Politiker wie Oskar Lafontaine mit Hohn übergossen wurden, der als saarländischer Ministerpräsident für die Berliner Landesvertretung des Saarlandes die Chuzpe besaß, einen bekannten Koch zu engagieren. „Ein Spitzenkoch leistet mehr als mancher Sesselfurzer“, konterte der genussfreudige Sozialist seinen Kritikern. Wenn Linke auch meist daneben liegen, in dieser Hinsicht hatte der Mann recht. (…)

Genussfeindlichkeit, Sparsamkeit, Verzichtskultur – woher rühren diese Prägungen? Wenn man sich die Landkarte der verzeichneten Sternerestaurants in der deutschen Ausgabe des „Guide Michelin“ betrachtet, kommt man dem Rätsel auf die Spur. Im Süden und Südwesten des Landes ballen sich die noblen Adressen, während der Osten und Norden zur kulinarischen Diaspora zählen. Das Nordost-Südwest-Gefälle hat mit Wohlstand, aber ganz offensichtlich auch mit kulturellen Einflüssen zu tun, die aus Italien und Frankreich segensreich auf Deutschland einwirken und deren Wurzeln bis in die Antike reichen, als die Römer ihre Esskultur in Germanien implantierten, gipfelnd und bis heute symbolisch aufgeladen in den verschwenderischen Gastmählern des Feldherrn und Feinschmeckers Lucius Licinius Lucullus. Davon zehren wir noch heute.

Lags am „gesunden“ Essen?
Warum das Konklave so schnell zu Ende war
Auch im Christentum, das nach dem Niedergang des Römischen Weltreiches an die Stelle der antiken Götter trat, spielt Essen eine zentrale Rolle, lud doch Jesus Christus vor seinem Opfertod die Jünger zum letzten Abendmahl bei Brot und Wein. Zwar kennt das Christentum lange Fastenzeiten vor Ostern und im Advent, zwar gelten Maßlosigkeit und Genusssucht in der katholischen Kirche als schwere Verfehlungen gegenüber Gottes Geboten. Doch kann man in der Beichte Absolution erlangen und die Genussfreudigkeit vieler Päpste mitsamt ihren Kurtisanen sowie „weinseligen“ Priestern und Mönchen – ein Topos in Literatur und Malerei – ist legendär.

Im Protestantismus gibt es diese recht bequeme Form der Sündenvergebung nicht. Dort gilt, was der bedeutende deutsche Soziologe Max Weber als „innerweltliche Askese“ bezeichnete. Vor allem der Calvinismus propagiert Weber zufolge eine „Lebensform des permanenten Aufschubes“, die sich in Sparsamkeit und strenger Arbeitsdisziplin niederschlägt. Zur Staatsform wurde diese Lebensform im protestantischen Preußen, welches große Teile Nord- und Ostdeutschlands umfasste. Diese macht sich bis heute in der kulinarischen Landschaft bemerkbar.

Zum Preußentum gesellte sich in Mittel- und Ostdeutschland nach Kriegsende der „real existierende Sozialismus“, der wiederum maßgeblich auf protestantischer Arbeitsethik fußte. Dazu kam ein tiefsitzendes Ressentiment gegenüber den, so das Klischee, stets schlemmenden und Zigarre rauchenden Kapitalisten. Die Mangelwirtschaft tat ein Weiteres, um die DDR zum kulinarischen Niemandsland zu machen. Auch diese Prägung wirkt fort.

Unterdessen zieht sich das Christentum katholischer wie protestantischer Prägung auf breiter Front zurück, was Räume eröffnet für Heilslehren wie den Ökologismus und den alle Lebensbereiche tangierenden Kampf gegen die „Klimakrise“. Jetzt legen sich die Gläubigen nicht mehr aus Gottesfurcht, sondern aus angeblich wissenschaftlich begründeter Notwendigkeit Fesseln an, um schon im Hier und Jetzt ins Nachhaltigkeitsparadies einzugehen.

Sinnbildlich stehen dafür Vegetarismus und Veganismus, wobei die Verzichts- und Unverträglichkeitslisten immer länger werden: kein Fleisch, kein Fisch, kein Fett, kein Alkohol, kein Salz, keine Laktose, kein Gluten, aus welchen nachvollziehbaren oder eingebildeten Gründen auch immer. Genervte Köche, konfrontiert mit den pseudo-asketischen Anwandlungen ihrer Gäste, können ein Lied davon singen.

Dabei handelt es sich aufseiten der Dies-das-und-jenes-Verweigerer meist nur um den Wunsch nach Distinktion, nach dem Motto „Sag mir, was du nicht isst und ich sag dir, was du bist!“, und nicht wirklich um eine Verzichtsleistung, weil man die Leerstellen im Zweifelsfall mit Substituten wie veganem Fleischersatz zu kompensieren versucht. Wenn sich „Verzicht“ irgendwo niederschlägt, dann in Sachen Genuss. (…)

Das Anything Goes hat längst die gesamte europäische Gourmetküche durchdrungen und selbst in Wirtshäusern wird zuweilen wild und wurzellos herumexperimentiert. Molekular- wie Kreativküche mögen im Einzelfall neue Geschmackswelten eröffnen, doch selten reicht das, was Epigonen fabrizieren, in Sachen Originalität und Qualität an das Original heran. Im Gegenzug ist oftmals jene Sicherheit auf der Strecke geblieben, die eine Orientierung an überlieferten Regeln bietet. Fast nie weiß man, was einen erwartet. Wahrer Genuss meist nicht.

Negerküsse, Sarotti-Mohr, Übergangsmäntel
Kulinarisch-politische Gedanken zum Herbstbeginn
Warum eigentlich wird auch in der Gastronomie jeder Mode bedingungslos hinterhergehechelt? Warum will jeder Koch das Rad neu erfinden? Warum findet sich so gut wie niemand mehr, der die Rezepte der großen Kochkünstler der Vergangenheit nachkocht, die nicht ohne Grund groß genannt werden. Rezepte, die perfekt sind, nicht verbessert werden können und einfach vollendeten Genuss versprechen. Was nicht heißen soll, eine Museumsküche zu zelebrieren. Das eine schließt das andere nicht aus. Doch ein wenig mehr Respekt vor den Errungenschaften der Altvordern sollte schon sein. (…)

Statt geschlemmt wird heute verkostet, in kleinen und kleinsten Häppchen. Es ist die größtmögliche Entfremdung von dem, was Ernährung ursprünglich war. Ein Erlebnis, zweifelsohne, aber nichts, was echte Lust am Essen und Trinken bereitet: Kopfküche. Dazu liefert das Servicepersonal oft langatmige Erläuterungen zur politisch korrekten Herkunft der Produkte oder deren Zubereitung. „Betreutes Essen“ sei so unsexy wie ein Menu in der Autobahnraststätte, sagt der Gastrojournalist Ingo Swoboda.

Wo sind sie geblieben, die Schmankerl von einst? Das Schnitzel mit Rahmsoße zum „Niederknien“, der saftige Schweinsbraten, das Wildragout zum „Hineinsetzen“, die unvergesslichen hausgemachten Spätzle, der perfekte Schokoladenpudding oder, schauen wir noch einmal über die Grenze, das geniale Kartoffelpüree des französischen Drei-Sterne-Kochs Joël Robuchon. Sein Kartoffelbrei besteht mindestens zur Hälfte aus Butter und ist unwiderstehlich. Ein Skandal in Zeiten neopuritanischer Enthaltsamkeit, wo Geschmacksträger wie Butter, Sahne und Eier aus der Küche verdrängt werden. Genuss ganz ohne Reue gibt es nicht, aber Reue ohne Genuss ist eine armselige Alternative. (…)

Das Glück beginnt für Epikur auf dem Teller, aber es endet nicht dort. In diesem Sinne richtet sich dieses Buch weniger an ausgewiesene Feinschmecker als all jene, die gut und „normal“ essen wollen, auf Grundlage deutscher Küchentradition, die immer auch von anderen Esskulturen bereichert wurde. Ohne Verbote und Gebote entlang der Richtschnur: Erlaubt ist, was schmeckt. Und das Gebot der Mäßigung, wie von Epikur gefordert, schließt nicht aus, auch mal über die Stränge zu schlagen. (…)

Das höchste Glück, so die unmaßgebliche Meinung des Autors, hält die Wirtshaus- und Alltagsküche bereit, verfeinert, etwas entschlackt, mit guten Produkten, ohne schlechtes Gewissen zubereitet und verzehrt. In dem Bewusstsein, welch ungeheure zivilisatorische Errungenschaft es ist, zumindest in unseren Breiten die Zeiten allgegenwärtigen Mangels einstweilen überwunden zu haben.

Gekürzter Auszug aus:
Georg Etscheit, Kochen für Unbeugsame. Genuss ohne Zeigefinger. Edition AchGut, Hardcover mit Überzug, quadratisch, 160 Seiten, mit 42 satirischen Illustrationen in Farbe, 29,00 €


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14. Dezember 2025

aufgegessen-info

Dürfen Wirte ihre Gäste belehren?

Von
Gastautor

Szene aus einem traditionsreichen Gourmetlokal im Badischen. Die meisten Tische sind besetzt, uns gegenüber hat sich eine Gruppe von Männern mittleren Alters niedergelassen. Einer von ihnen tut sich als Weinkenner hervor, ordert die Flaschen, die der Sommelier herbeischafft. Man verkostet, fachsimpelt, wendet sich dann dem Amuse bouche zu. Der Patron, ein bekannter Mann nicht nur in der Gastroszene, geht von Tisch zu Tisch, macht die Honneurs. Etwas länger verweilt er an dem Tisch gegenüber, offenbar kennt man sich. Jetzt wendet sich das Gespräch dem Fußball zu.

Irgendwann zwischen Vorspeise und Hauptgang meint ein Teil der Gruppe, sich einen Zug aus der E-Zigarette oder einem echten Glimmstängel gönnen zu müssen. Man erhebt sich, wirft sich, es ist Spätherbst, etwas Warmes über, begibt sich vor die Tür. Zwischenzeitlich wird der nächste Gang aufgetragen, das Serviceteam ist verunsichert, ob man die Teller vor den leeren Stühlen platzieren soll, weil niemand weiß, wann genau mit der Rückkehr der rauchenden Gäste zu rechnen ist.

Der Patron beobachtet die Szene eine Zeitlang und beginnt dann, für alle hörbar, seine Gäste abzukanzeln. „Das ist doch keine Tischkultur“, brüllt er. Sein Team maloche seit neun Uhr morgens, um allen einen großartigen Abend zu bieten und dann ein solches Verhalten! Die Philippika hat es in sich; die Gäste wirken betreten, kleinlaut, niemand wagt zu widersprechen. Auf der Reservierungsbestätigung des Restaurants findet sich folgender Satz: „Für einen ungestörten Weingenuss aller Gäste bitten wir, auf das Auftragen von Parfüm zu verzichten.“

Darf ein Gastwirt seine Gäste belehren? Darf er ihnen Vorschriften machen, wie sie zu erscheinen, wie sie sich zu verhalten haben? Rechtlich gesehen lautet die Antwort: Ja, denn er besitzt das uneingeschränkte Hausrecht. Doch in der Praxis sieht das ganz anders aus, dürfen die Gäste meist machen, was sie wollen. Die Konkurrenz ist groß, niemand will seine zahlende Klientel bevormunden und mit Vorschriften belästigen. Selbst wenn man sich als Gast hilfesuchend an den Wirt wendet oder den Oberkellner mit der Bitte, wegen einer Belästigung einzuschreiten, erntet man oft nur ein Achselzucken.

Der Gast ist König, heißt es. Ja, auch das stimmt. Aber der Gast ist eben auch „zu Gast“ in einem Gasthof, in dem es einen „Gastgeber“ gibt. Ein Gasthaus ist kein erweitertes Wohnzimmer, wo man all das machen kann, was man sich im privaten Kokon einfallen lassen könnte. Das beginnt bei der Kleidung, der persönlichen Sauberkeit, Ton und Lautstärke der Konversation und endet damit, wie man mit Kindern und Haustieren umgeht.

Einen Dresscode haben nur noch sehr wenige Restaurants. Meist ist „Casual Dining“ angesagt und selbst wer in Shorts erscheint mit Badelatschen an den Füßen wird in der Regel anstandslos bedient. Dass Eltern ganze Spielesammlungen auf den Tisch schütten, um die Kinder bei Laune zu halten, ist genauso Usus geworden, wie jene Gäste, die sofort ihr Laptop aufklappen und die Gasträume zum Büro umfunktionieren. Ganz abgesehen von Müttern und Vätern, die ihre Kinder auf den Esstischen wickeln, im Angesicht speisender Gäste ihre Babys stillen oder ohne Rücksicht auf Dritte persönliche Konflikte austragen. Nicht zu vergessen, die lästige Manie, dauernd alles bei Tisch zu fotografieren und umgehend in den sozialen Medien zu verbreiten.

Leider geraten auch die Regeln, wie man sich beim Essen selbst benimmt, zunehmend in Vergessenheit. Immer mehr Menschen hantieren mit Messer und Gabel auf eine Weise, als würden sie diese Instrumente einer kultivierten Nahrungsaufnahme zum ersten Mal in Händen halten. Kein Wunder, wenn man nur noch unterwegs aus der Pappschachtel ernährt – aber eben oft kein schöner Anblick.

Darf ein Patron also einschreiten, wenn ihn etwas in massiver Weise stört oder er andere Gäste gestört sieht? Klares Ja! Er muss sogar. Er sollte er es auf eine ebenso freundliche wie nachdrückliche Weise machen, die Situation und seine Entscheidungsgründe offenlegen, wobei es Grenzen gibt. Einen Gast zu einem anderen Umgang mit dem Besteck aufzufordern, wäre unangebracht, weil dies einen empfindlichen Eingriff in die Privatsphäre darstellt.

Am elegantesten ist es, gleich bei der Reservierung auf die eine oder andere Spielregel hinzuweisen. Warum nicht, wie in einem Restaurant im südhessischen Rheingau, den Gästen höflich nahezubringen, dass die Küche sich weigern wird, ein Steak durchzubraten, selbst wenn der Gast darauf besteht. „Nur Ahnungslose können solch ein Stück Fleisch durchgebraten bestellen. (…) Gerne akzeptiere ich es, wenn Gäste kein rohes oder halbgares Fleisch essen möchten, dafür gibt es aber andere Stücke zum Kochen oder Schmoren…“

Einschränkend ist zu sagen, dass nicht alle Gastwirte über ein Renommee und ein Standing verfügen wie der eingangs erwähnte Patron im Badischen. Wer sich mit seinen Gästen anlegt, muss damit rechnen, sie das letzte Mal gesehen zu haben. Andererseits können es andere Gäste honorieren, wenn gelegentlich im Interesse aller oder der Esskultur als solcher ein deutliches Wort nicht gescheut wird.

14. Dezember 2025

Offener Brief

In Bielefeld gibt es keine Freiheit der Lehre mehr

Von
Dokumentation

Betreffend: Ihr Nichteinschreiten gegen die gestrige Blockade eines Seminares des Professors Martin Schwab durch den AStA der Universität Bielefeld und dessen Gefolge, sowie Ihr stattdessen erteiltes Hausverbot gegen den von mir für Herrn Professor Schwab bereitgestellten Personenschützer

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Anselmetti,

wir haben uns gestern persönlich kennengelernt. Leider war diese Begegnung alles andere als erfreulich. Ich wende mich mit diesem offenen Brief an Sie, weil ich meine Erlebnisse vom gestrigen Abend in Ihrem hohen Hause als unerträglich empfinde.

Ihr von mir und vielen anderen Menschen wegen seines selbstlosen und nachhaltigen Einsatzes für den demokratischen Rechtsstaat hochgeschätzte Kollege Professor Martin Schwab hatte gestern Abend für 18 Uhr ct ein Seminar für Examinanten angeboten, das dazu dienen sollte, diese mit ihren Rechten im Zusammenhang mit der Ersten Juristischen Staatsprüfung vertraut zu machen. Ein völlig unpolitischer und für die Studenten äußerst hilfreicher Vorgang, der noch dazu außerhalb des Curriculums den Studenten einen besonderen Mehrwert bot.

Ihnen war im Voraus bekannt, dass der AStA Ihrer Universität gegen Professor Schwab eine Boykott-Hetze losgetreten hatte, mit dem Ziel, ausgerechnet diese Veranstaltung zu verhindern. Über den Sinn dieser Agitation kann man nicht streiten, denn sie hat keinen. Ersichtlich gab es keinerlei inhaltlichen Bezug zu der gestrigen Veranstaltung. Im Gegenteil richtete sich die gesamte Agitation des AStA gegen die Person Martin Schwab mit ungeheuerlichen Unterstellungen und Zuweisungen, die sich aus dem Flugblatt ergaben, das am gestrigen Abend von den beteiligten Studenten vor Ort verteilt wurde, und das als Aussteller den AStA ausdrücklich hervorhob.

Bereits dieses Flugblatt stellte eine justiziable Rufschädigung dar. Am gestrigen Abend dann blockierten mehrere Dutzend vermummte Studenten mit Schildern, der offen zur Schau gestellten Flagge der terroristischen Vereinigung „Antifa” und lauten Rufen den Zugang zum Hörsaal. Diese Aktion war vom AStA koordiniert und wurde von ihm vor Ort geleitet. Ich habe das selber miterlebt. Die Rädelsführer gaben zu Beginn der Aktion FFP2-Masken und die Flugblätter an die Störer aus. Die Ausgabe der FFP2-Masken und das Tragen derselben durch die Störer hatte offenkundig keinen anderen Zweck, als die Vermummung, also die Erschwerung der Identitätsfeststellung der Beteiligten. Die Erschwerung der Feststellung der Identität der Beteiligten hat wiederum den ausschließlichen Sinn, die Verfolgung von Straftaten zu verhindern. Das heißt, spätestens zu diesem Zeitpunkt, etwa 17:30 Uhr, als der AStA an die Störer die Masken ausgab, hätten Sie einschreiten müssen, da das Begehen von Straftaten akut zu befürchten war.

Sie hätten allerdings, da Ihnen diese drohende Aktion durch verschiedene öffentliche
Verlautbarungen des AStA im Vorfelde lange bekannt war, verhindern müssen, dass diese Zusammenrottung überhaupt stattfinden konnte. Das haben Sie jedoch nicht getan. Während Professor Schwab Telefonate mit Ihnen führte, wütete bereits eine grölende Menge vor dem Hörsaal und skandierte Schimpfwörter wie „Kapitalisten”, „Antisemiten” und „Nazis”. Offensichtlich bezog sich diese Kaskade strafbewehrter Beleidigungen auf Martin Schwab persönlich, denn das dabei verteilte Flugblatt richtete sich ausdrücklich gegen ihn. Von Ihrer Seite war zunächst keinerlei Maßnahme zu erkennen und Ihre Präsenz ebenfalls nicht.

Lediglich zwei Mitarbeiter des von Ihrem Hause engagierten privaten Sicherheitsdienstes waren vor Beginn der Störungen kurz vor dem Hörsaal zu sehen und verschwanden dann wieder. Als die Störungen ihren Höhepunkt erreichten, waren zwei, zeitweilig, soweit ich sehen konnte, vier dieser Mitarbeiter vor Ort, ohne irgendetwas ausrichten zu können, da die zusammengerottete Menge zahlenmäßig weit überlegen war. Zwar erschien kurzzeitig und spät die Polizei, jedoch mit nur vier Beamten, die in Rücksprache mit Ihnen nicht einschritten. Sie wissen ja: In Ihrem Hause sind Sie selber Schutzmann! Nur mit der Besonderheit, dass es sich bei der Universität nicht um Ihr Privathaus handelt, über das Sie frei verfügen können, sondern um eine öffentliche Einrichtung, die Sie an Recht und Gesetz bindet!

Während der Zeit kam es immer wieder zu Rangeleien, bei denen die Störer wiederholt versuchten, anwesende Studenten und Unterstützer von Martin Schwab, einschließlich mich selbst, zu bedrängen oder am Fortkommen zu hindern. Die Störer beschränkten sich dabei nicht auf die schlichte Blockade durch Anwesenheit, sondern überschritten dabei die Grenze zur strafrechtlich relevanten Gewaltanwendung durch das körperliche Einschreiten und Prügeln gegenüber Studenten des Professors Schwab sowie seinen Gästen.

Da ich anhand der Telefongespräche zwischen Ihnen und Professor Schwab vernehmen durfte, dass von Ihnen offenbar diese Zusammenrottung als eine „Demonstration”, also eine grundrechtlich geschützte Versammlung, betrachtet wurde, muss ich mit Nachdruck darauf hinweisen, dass es sich keinesfalls um eine solche handeln konnte. Eine Blockade ist keine Demonstration, sondern eine strafbare Nötigung, insbesondere dann, wenn sie mit weiteren Straftaten verbunden ist! Die Machenschaften des AStA an Ihrer Universität waren keine Demonstration, sondern im ordnungsrechtlichen Sinne eine zu unterbindende Störung! Leider sind Sie Ihrer Pflicht, solche Vorkommnisse zu verhindern, nicht nachgekommen.

Stattdessen sind Sie vor den demokratie- und rechtsstaatsfeindlichen Störern zurückgewichen. Sie versuchten daraufhin, die Situation dadurch zu „lösen”, dass Sie Professor Schwab einen anderen Hörsaal zuwiesen. Sie haben damit nicht Ihre Pflicht erfült, dafür zu sorgen, dass Professor Martin Schwab den ihm zugewiesenen Hörsaal betreten konnte. Auch der neue Hörsaal wurde, nachdem Martin Schwab diesen immerhin mit seinen Studenten belegen konnte, wiederum von aufgebrachten AStA-Studenten belagert. Sie versuchten, das Seminar durch Grölen und Schlagen vor die Wände zu stören. Erst gegen Ende des Seminares löste sich die Zusammenrottung nach und nach auf.

Sie hätten

  1. im Vorfeld der angekündigten Ausschreitungen Maßnahmen ergreifen müssen, um diese zu verhindern,
  2. Ihre Verantwortung als Prorektor der Universität wahrnehmen müssen, um den AStA dazu zu bringen, sich im Rahmen der ihm gesetzlich zustehenden Aufgaben zu bewegen, statt seine Stellung in der Universität dazu zu missbrauchen, einen gewissen Mitgliedern dieses AStA politisch missliebigen Professor aus dem Amt zu drängen,
  3. wenn Sie schon im Vorfeld ihre Pflichten versäumten, am Ort des Geschehens sein müssen, statt zu warten, bis der Schaden bereits eingetreten war,
  4. von Ihrem Hausrecht Gebrauch machen und die Störer des Universitätsgeländes verweisen müssen. Die Begründung wäre ganz einfach gewesen, nämlich „ungebührliches Verhalten”.

Sie wissen sehr wohl, warum ich gerade von „ungebührlichem Verhalten” spreche! Die einzige Ordnungsmaßnahme, die Sie tatsächlich ergriffen, war, dem von mir für Professor Martin Schwab bereitgestelten Personenschützer wegen des falschen Vorwurfes angeblich „ungebührlichen Verhaltens” Hausverbot zu erteilen und diesen von der Polizei und ihrem eigenen Sicherheitsdienst entfernen zu lassen, so dass Ihr eigener Kollege den Randalierern schutzlos ausgeliefert war. Wäre es im weiteren Verlaufe zu einem tätlichen Angriff auf Prof. Martin Schwab gekommen und hätte er Verletzungen erlitten, wären Sie durch das Entfernen des Personenschutzes dafür persönlich verantwortlich gewesen! Traurigerweise hat Sie das ausdrücklich nicht interessiert. Wäre der Fall eingetreten, hätte die Staatsanwaltschaft Beihilfe zur Körperverletzung zu prüfen gehabt.

Sie kennen den Sachverhalt. Und er ist durch reichlich vorhandenes Bildmaterial belegt. Der Personenschützer sorgte dafür, dass Professor Martin Schwab die Zusammenrottung sicher passieren konnte, indem er, ihn begleitend, mit zur Seite gehaltenen Armen Raum schaffte, ohne dabei irgendjemanden körperlich anzugehen. Ich sagte Ihnen, dass der Mann geschult ist. Einer der Störer rannte daraufhin in den Arm des Personenschützers und denunzierte diesen, ihn
geschubst zu haben. Seine Kumpanen wandten sich dabei an die kurzzeitig vor Ort befindlichen Polizeibeamten, die jedoch zutreffend keinen Geschädigten feststellten. Daraufhin erteilten Sie ohne Not das Hausverbot nicht etwa gegen die Störer, sondern gegen den Personenschützer. Sie haben damit der klar erkennbaren Absicht der Störer, den Personenschützer Ihres eigenen Kollegen gezielt entfernen zu lassen, nicht nur Vorschub geleistet, sondern dieses Ansinnen vollendet. Unnötig, darauf hinzuweisen, dass der von Ihnen konstruierte Tatbestand des „ungebührlichen Verhaltens” auf die zusammengerotteten Störer wohl allemal zugetroffen hätte. Zu Ihrer Rechtsfortbildung weise ich Sie gerne noch auf den Tatbestand des Landfriedensbruches hin!

Ich muss es noch einmal betonen: In Ihrem Verantwortungsbereich waren mehrere Dutzend zusammengerotteter Störer dabei, Ihren eigenen Kollegen zu diffamieren, zu bedrängen und mit Gewalt an der Durchführung eines Seminares zu hindern, und die einzige Ordnungsmaßnahme, die Sie ergriffen, ist das Entfernen des Personenschutzes Ihres Kollegen! Die Bereitstellung eines zureichenden Personenschutzes für Ihren Kollegen wäre Ihre Aufgabe gewesen!

Ich finde dafür keine Worte! Ich habe Sie persönlich vor Ort darauf angesprochen und von Ihnen die Aufhebung des Hausverbotes verlangt, Ihnen damit die Möglichkeit gegeben, den Schaden zu begrenzen. Ihre einzige Entgegnung, außer dass Sie „als Physiker von Recht keine Ahnung” haben – was aber offensichtlich zum Hausverbot noch reichte – war, dass Sie die „jetzt hergestellte Situation nicht gefährden” wollen, indem Sie vielleicht die Störer provozieren könnten, wenn Sie das Hausverbot wieder aufhöben.

Die Störer nicht provozieren? Die hergestellte Situation nicht gefährden? Sind Sie auf diese, wie Sie selber sagen, von Ihnen hergestellte Situation, die wir alle mit Augen und Ohren erschrocken zur Kenntnis nehmen mussten, auch noch stolz? Ich habe es Ihnen vor Ort bereits gesagt, dass diese Lage, in die Sie Ihren verdienten Kollegen gebracht haben, beschämend ist und ein Armutszeugnis für die demokratisch-rechtsstaatlichen Zustände und den Geist an Ihrer Universität!

Ausdrücklich davon ausnehmen möchte ich selbstverständlich die treuen Studenten des tapferen Professors Martin Schwab, die sich von den Störern nicht beirren ließen und an dem Seminar mit Begeisterung teilnahmen. Diese Studenten sind im Gegensatze zu den tätig gewesenen Mitgliedern des AStA und den von ihnen mobilisierten Personen die Hoffnungsträger eines zukünftig vielleicht noch gedeihlichen Gemeinwesens und als angehende Organe der Rechtspflege die Hoffnung darauf, dass der ramponierte Rechtsstaat vielleicht doch noch gerettet werden kann!

Währenddessen musste der Personenschützer untätig draußen in der Kälte warten. Sie können von Glück reden, dass er kein Interesse daran hat, rechtliche Verfahren zu führen. Professor Schwab selbst hat niemanden um Hilfe gebeten. Das ehrt ihn! Seine Verdienste um den Rechtsstaat sorgen aber dafür, dass er insbesondere unter den Juristen dieses Landes nicht alleine ist!

Wohin wollen Sie Ihre Universität und Ihre Studentenschaft führen? Es gehört auch zu den Aufgaben des Rektorates, dafür zu sorgen, dass kein Unfriede und keine Gewalt in die Verfasstheit und das Leben der Universität hineingetragen werden. Ich hoffe, dass Sie selbst und Ihre Kollegen des Rektorates niemals derart im Stich gelassen und verraten werden, wie der aufrechte und seiner Standesverpflichtung als Rechtslehrer getreue Kollege Martin Schwab gestern durch Sie!

Mit freundlichen Grüßen
Christian Moser
Rechtsanwalt Steuerberater

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Symbolbild
14. Dezember 2025

Islamistischer Terror in Deutschland

Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Bayern geplant: Fünf Migranten in Haft

Von
Redaktion

Wegen mutmaßlicher Anschlagspläne auf einen Weihnachtsmarkt in Bayern sind fünf Männer festgenommen worden. Das teilte das Polizeipräsidium Niederbayern am Samstagabend mit. Bei den Verdächtigen handelt es sich um drei Marokkaner im Alter von 22, 28 und 20 Jahren, einen 56-jährigen Ägypter und einen 37-jährigen Syrer.

Konkret soll es um einen Weihnachtsmarkt im Raum Dingolfing im Regierungsbezirk Niederbayern gegangen sein. Vier wurden mit Haftbefehl festgenommen, wie die Generalstaatsanwaltschaft München bestätigte. Beim verdächtigen Mann aus Syrien ist eine Tatbeteiligung noch unklar, er wurde deshalb in sogenannten Präventivgewahrsam genommen.

Laut Berichten der Welt ist der 56-jährige Ägypter ein Vorbeter, der die drei Marokkaner aufgerufen haben soll, einen Anschlag zu verüben. In einer Moschee im Raum Dingolfing-Landau soll er die Pläne verkündet und zur Umsetzung aufgerufen haben. Ziel sei es gewesen, möglichst viele Menschen zu töten oder schwer zu verletzen. Die Staatsanwaltschaft wertet dieses Verhalten als Versuch der sogenannten „Bestimmung zum Mord“.

Die Männer planten, „mittels eines Fahrzeugs einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt durchzuführen“, sagte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft zu t-online. Die mutmaßlichen Pläne sollen einen Anschlag nach dem sogenannten „Vehicle-Ramming“-Muster vorgesehen haben – eine Methode, die in den vergangenen Jahren wiederholt bei Terroranschlägen in Europa eingesetzt wurde, etwa in Mageburg (2024) und auch in Berlin (2016).

Die drei marokkanischen Staatsangehörigen sollen sich laut Ermittlungsstand bereit erklärt haben, den Anschlag tatsächlich auszuführen. Ihnen wird vorgeworfen, sich zur Tat entschlossen und ihre Bereitschaft zur Tötung von Menschen signalisiert zu haben. Der syrische Verdächtige wiederum soll die Gruppe ideologisch unterstützt und in ihrem Tatentschluss bestärkt haben.

Über den genauen Zeitpunkt des geplanten Anschlags sowie den konkreten Zielort gibt es bislang keine gesicherten Informationen. Unklar ist auch, welcher Weihnachtsmarkt konkret ins Visier genommen worden sein soll. In Dingolfing selbst endete der Nikolausmarkt bereits am 7. Dezember, ebenso wie der Weihnachtsmarkt im nahegelegenen Landau. Der Landrat des Landkreises Dingolfing-Landau, Werner Bumeder, erklärte, er sei erst vor Kurzem über den Einsatz informiert worden und könne derzeit keine weiteren Angaben machen – auch nicht dazu, ob die Verdächtigen im Landkreis wohnhaft waren.

Die Männer sollen bei einem SEK-Einsatz im Bereich des Grenzübergangs Suben festgenommen worden sein. Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus hatte den Einsatz geleitet, an dem unter anderem das Landesamt für Verfassungsschutz beteiligt war.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von einem „potenziell islamistisch motivierten Anschlag“, der dank der „hervorragenden Zusammenarbeit unserer Sicherheitsbehörden“ verhindert werden konnte. Der Fall belege „eindrucksvoll die gute Reaktions- und Leistungsfähigkeit unserer Sicherheitsbehörden und zeigt: Wir sind in der Lage, unsere Bürgerinnen und Bürger zu schützen!“

Ein ausländischer Geheimdienst soll den entscheidenden Hinweis geliefert haben. Die Generalstaatsanwaltschaft wies dies jedoch zurück.

Bereits vierter Terrorplan gegen Weihnachtmärkte in Europa

Seit 2015 gab es mehrere schwere Anschläge oder Attacken mit Todesopfern bei Weihnachtsmärkten in Europa, die Anschläge haben die Sicherheitsdebatte rund um öffentliche Veranstaltungen in der Weihnachtszeit nachhaltig geprägt und zu deutlich verschärften Schutzmaßnahmen geführt.

Ein Anschlag ereignete sich am 19. Dezember 2016 in Berlin: Ein islamistisch motivierter Täter steuerte einen gestohlenen Lastwagen in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Zwölf Menschen wurden getötet, mehr als 50 verletzt. Der Anschlag markierte einen Wendepunkt in der europäischen Sicherheitsarchitektur, insbesondere beim Schutz innerstädtischer Veranstaltungen.

Am 11. Dezember 2018 folgte ein weiterer tödlicher Angriff in Straßburg. Dort eröffnete ein bewaffneter Einzeltäter auf dem Weihnachtsmarkt das Feuer und griff Besucher mit einem Messer an. Fünf Menschen starben, elf weitere wurden verletzt. Der Täter wurde zwei Tage später von der Polizei erschossen.

Im Vorjahr kam es am 20. Dezember in Magdeburg zu einer weiteren Tragödie. Ein Mann fuhr mit einem Auto durch den Weihnachtsmarkt am Alten Markt. Sechs Menschen kamen ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Die Tat wurde juristisch als Amokfahrt eingeordnet, löste jedoch erneut Entsetzen und Diskussionen über Sicherheitskonzepte aus.

Insgesamt gab es seit 2015 drei tödliche Anschläge auf Weihnachtsmärkte in Europa. In zwei dieser Fälle – Berlin und Magdeburg – wurden Fahrzeuge als Tatmittel eingesetzt.

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13. Dezember 2025

Häufigste Fragen

Google-Jahresbilanz: Deutschland sucht den Haftbefehl

Von
Alexander Heiden

„Googles Year in Search“ heißt die Liste der am häufigsten eingegebenen Suchbegriffe 2025. Es ist eine unterhaltsame Lektüre – meistens. Zwischendurch ist sie allerdings auch ziemlich deprimierend.

Die Warum-Fragen

Nahrungsaufnahme ist für die Spezies Mensch von Natur aus bekanntlich von existenzieller Bedeutung. Das klingt banal, aber es schlägt sich auch bei den Google-Suchen nieder. Die in Deutschland im vergangenen Jahr am häufigsten gestellte Warum-Frage lautet nämlich:

„Warum ist nach der Mikrowelle der Teller heiß, aber das Essen kalt?“

Die meiste Zeit des Jahres haben sich so wenige Menschen bei uns für dieses Problem interessiert, dass Google sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hat, ihre Zahl überhaupt nur zu messen. Doch am 21. September schießen die Anfragen plötzlich nach oben. Der extreme Höhenflug dieser weltbewegenden Frage hält ziemlich genau zwei Monate lang an. Dann fällt das Interesse wieder auf null.

Warum, weiß wohl niemand. Vielleicht Google, aber die sagen es uns nicht.

Die Wie-Fragen

Das Mikrowellen-Rätsel ist ja immerhin zumindest amüsant. An anderer Stelle beginnt man dagegen, sich um den Fortbestand des deutschen Volkes ernsthafte Sorgen zu machen. Die bei uns im vergangenen Jahr am häufigsten gestellte Wie-Frage lautet:

„Wie wähle ich bei der Bundestagswahl?“

Zum einen ist wohl keineswegs auszuschließen, dass so mancher Fragesteller sich hier von der weltgrößten Internet-Suchmaschine ernsthaft eine konkrete Wahlempfehlung erhofft. Da blitzen dann auch beim eingefleischtesten Demokraten kurz Zweifel am allgemeinen Wahlrecht auf. Aber nur ganz kurz, versteht sich.

Zum anderen dürften die Fragesteller wohl weit überwiegend über 18 Jahre alt sein, also zum bereits wahlberechtigten Teil der Bevölkerung gehören. Was lernt man heute eigentlich in der Schule im Sozialkunde-Unterricht über die Funktionsweise unserer Demokratie? Und wieso wissen so viele erwachsene Menschen nicht, wie die wichtigste Entscheidung funktioniert, die man als Staatsbürger treffen darf?

Andererseits erklärt das womöglich, wie es zu den Wahlergebnissen der vergangenen 20 Jahre gekommen ist.

Die Was-ist-Fragen

Immerhin kann man den deutschen Internetnutzern ein gewisses politisches Interesse nicht absprechen. Die meistgestellte Was-ist-Frage 2025 war: „Was ist die Schuldenbremse?“, gefolgt von „Was ist der Spitzensteuersatz?“. Platz drei holte „Was ist die Brandmauer?“.

Gleich danach kommt eine Frage, die vermutlich überwiegend von Eltern eingetippt wurde: „Was ist ein Bubatz?“. Der Autor wusste es auch nicht und musste die Antwort (Achtung, Kalauer) selbst googeln. Antwort: „Bubatz steht in der Jugendsprache für Cannabis bzw. Joint (= Cannabis-haltige Zigarette)“.

Wie schön, dann hätten wir das also auch geklärt.

Die Was-bedeutet-Fragen

„Was bedeutet Tralalero Tralala?“. Tja, das ist gar nicht so leicht zu erklären. Vielleicht war das deshalb auch die meistgestellte „Was-bedeutet“-Frage des Jahres.

Auf TikTok sind sogenannte „Italian Brainrot“ enorm populär. Das sind völlig absurde, KI-generierte Videos. Die Figuren halten ebenfalls KI-generierte Monologe, die italienisch klingen, aber in Wahrheit nichts mit Italienisch zu tun haben. Es ist sinnfreier Humor, der bewusst jede Logik ignoriert. Dem jungen Publikum gefällt es aber, es ist ein Mega-Trend. Und das populärste Meme ist eben „Tralalero Tralala“: ein Hai in Nike-Turnschuhen. Er soll „Sinnlosigkeit und Absurdität“ verkörpern.

Und das hätten wir uns beinahe schon gedacht.

Deutsche Persönlichkeiten

Der Name Aykut Anhan dürfte nur den Allerwenigsten geläufig sein. Selbst eingefleischte Fans kennen ihn meist nur unter seinem Pseudonym: „Haftbefehl“.

Der gebürtige Offenbacher mit türkischen Eltern ist seit frühester Jugend kriminell und Drogenkonsument. Seinen Künstlernamen gab er sich, als die Polizei nach ihm wegen Drogenbesitzes fahndete.

Anhan machte bei uns eine einträgliche Karriere als „Gangsta-Rapper“ mit gewaltverherrlichenden Texten. Inzwischen lebt er mit seiner Familie in Dubai. Kein Name wurde im Jahr 2025 in Deutschland so oft gegoogelt wie der von „Haftbefehl“.

Und dazu fällt einem nun beim besten Willen nichts mehr ein.

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13. Dezember 2025

Partei ohne Profil

Die Christlich Sozialistische Union hat einen Parteitag abgehalten

Von
Klaus-Rüdiger Mai

Der Ort, an dem die inzwischen Ewiggestrigen sich vor den Zumutungen der Gegenwart und vor allem der Zukunft verstecken, geradezu unterschlüpfen, liegt hinter der Brandmauer. Seitdem die Union mit den Grünen, der SPD und sogar mit den Linken Quartier bezogen hat, wirken die Unionsparteien und ihr mediokres Führungspersonal abgelebt, alt, ein Wunder, dass sie nicht wie auf einem Parteitag der Grünen in den achtziger Jahren zu stricken beginnen. Christlich ist die Partei nur noch im folkloristischen Bereich, sozial nur noch im sozialistischen Bereich der Blockparteien von „unserer Demokratie“, dafür sind sie ganz Union, ganz Merz-Union, ganz Von-der-Leyen-Union.

Und die Angst sitzt der CSU in den Knochen, dass sie im nächsten Jahr in den Kommunalwahlen in Bayern eine Klatsche von der AfD erleidet, ärger noch als Markus Söder, der von den Delegierten des Parteitages abgewatscht wurde. Bei seiner Wiederwahl erhielt er nur 83,6 Prozent der Stimmen, was für einen anderen Parteivorsitzenden einer anderen Partei ein hervorragendes Ergebnis ist, gilt für Söder, dessen schlechtes Ergebnis das auch darstellt, als Watsche – und für einen CSU-Vorsitzenden ohnehin. Die Enttäuschung nach der Verkündung des Wahlergebnisses war, Söder anzumerken.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Aber er musste es schon bei seiner als länger empfundenen Rede, als sie tatsächlich dauerte, gemerkt haben, dass seine Pointen nicht zündeten und die Delegierten allzu oft nur pflichtschuldig klatschten. Vielleicht erreicht man auch mit Sätzen wie „Wir sind die helle Seite der Macht, wir sind die Beschützer Bayerns“ nur die Delegierten, die sich noch an den Spielfilm „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ erinnern können, der 1983 in die Kinos kam.

Unter Söders Populismus hat die CSU an Profil verloren, sie ist jetzt eine Irgendwie-Partei. Auf dem Parteitag will Söder plötzlich Freiheit und Demokratie verteidigen. Doch wer soll ihm das nach seinem rabiaten Vorgehen in der Pandemie-Diktatur noch glauben? War es nicht auf dem Parteitag 2020, auf dem Söder „ein Verbot von Neuzulassungen für Diesel und Benziner ab 2035 für eine gute Idee“ gehalten und nachgesetzt hatte, dass er „sehr dafür“ ist, „dass wir uns ein Enddatum setzen, ab dem Zeitpunkt, an dem fossile Verbrenner mit fossilen Kraftstoffen nicht mehr neu zugelassen werden können“?

Jetzt lobt sich Söder dafür, dass das Verbrenner-Aus ab 2035 fällt, wenngleich ihm das noch nicht weit genug geht. Dabei ist nichts passiert. Doch solange Leute wie EVP-Fraktionschef und CSU-Vize Manfred Weber sich dafür feiern, dass „bei Neuzulassungen ab 2035 … nun statt 100 Prozent eine 90-prozentige Reduktion des CO₂-Ausstoßes für die Flottenziele der Automobilhersteller verpflichtend werden“, wird nicht wirklich etwas verändert, sondern nur getrickst und getäuscht. Es ist noch nicht mal ein erster Schritt, wie Söder meint.

Tagung des Koalitionsausschusses
Friedrich Merz ist der größte Reformkanzler aller Zeiten – denkt er von sich selbst
Söder hat Recht, wenn er sagt: „Wir werden angegriffen wie nie. Unser Wohlstandsmodell, unser Sozialstaatsmodell, unser Demokratiemodell. Es ist Zeit, uns zu wehren“, nur sind es die Linken, die Grünen und die SPD, die es unter Schützenhilfe der Union angreifen, die mit einer falschen Energiepolitik das Wirtschaftsmodell zerstören. Symbolträchtiger kann das Bild der Sprengung der Kühltürme von Kernkraftwerken eben auch im bayrischen Gundremmingen dafür nicht sein.

Es ist die Koalition aus SPD und Union, die den Sozialstaat durch Turboeinwanderung und durch die Verweigerung jeder echten Sozialstaatsreform, die Gesundheit, Rente und soziale Absicherung in ihrer Gesamtheit reformiert, zerstört. Und schließlich war es die Union, die in der Pandemie das Demokratiemodell in Richtung Postdemokratie drehte.

Söder dilettiert an einem Ort, wo er es nicht sollte, nämlich in der Geschichte, wenn er davor warnt, „die Fehler von Weimar“ zu wiederholen. Nicht nur die Fehler von Weimar, sondern auch die in der sowjetischen Besatzungszone wiederholt Söder in seinem Brandmauerfuror, in dem er die CSU zur Blockpartei macht in einer Koalition, die von den Rotgrünen bestimmt wird. Außer gebrochenen Wahlversprechen hat die Union bisher nichts erreicht. Der Fehler von Weimar lag unter anderem im Versagen der Präsidialkabinette, in der Abgehobenheit der Elite.

Der BR berichtete gestern am ersten Tag des Parteitages: „Die andauernde Wirtschaftskrise, die Bürokratie, steigende Energiepreise und Lohnkosten – all das hat die Firmen in Deutschland Wettbewerbsfähigkeit gekostet. Die Industrie- und Handelskammern in Bayern registrieren immer mehr Firmen, die Hilfe suchen. Zuletzt beispielsweise von verschiedenen Einzelhändlern in und um Ingolstadt. Weil der Autokonzern Audi in der Krise steckt, halten sich die Menschen in der Region beim Einkaufen zurück, berichtet Volker Schlehe von der IHK für München und Oberbayern.“

Und: „Die prekäre Wirtschaftslage hinterlässt ihre Spuren in Bayern: Die Zahl der Insolvenzen steigt. Gleichzeitig machen viele Betriebe dicht – ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nimmt. Fachleute sind sich sicher: Das Schlimmste steht noch bevor.“

Doch Markus Söder kämpft lieber gegen die AfD wacker und mit groben Ausfällen, wie alle, die von ihren Fehlleistungen ablenken müssen, die sich aus der Verantwortung drücken. Aber vielleicht liegt es nur daran, dass die Delegierten nicht jubeln bei der Rede des Parteichefs, weil sie wissen, dass sich Söder nicht für Inhalte interessiert, sondern, wie man von Weggefährten hört, nur für die Schlagzeile von morgen. Doch jetzt sind es zu viele Schlagzeilen, zu viele Richtungsänderungen, zu viel gelebtes Propellerverhalten.

Am zweiten Tag kam dann pflichtschuldig Friedrich Merz. Merz, der Innenpolitik für unwichtig hält, weil sie mit zu vielen „leidigen Dingen“ wie beispielsweise mit der Auseinandersetzung mit der SPD um die Rentenreform, um die Sozialstaatsreform, um die Staatsfinanzen zusammenhängen, warnte angesichts „tektonische Verschiebung der Machtzentren“ davor, sich in innenpolitischen Debatten zu verzetteln. Merz jedenfalls will lieber durch die Welt jetten, wichtig sein, „Europäer“ sein, anstatt die Probleme in Deutschland zu lösen, die er selbst mit verursacht. Für ihn dürfte die Arbeitsteilung feststehen: er die Außenpolitik, die SPD die Innenpolitik.

Den Treueeid Bas und Klingbeil gegenüber erneuerte er jedenfalls auf dem Parteitag der CSU: „Wir werden das mit diesen Sozialdemokraten machen, und wir werden es auch mit diesen Sozialdemokraten, wir mit denen und die mit uns, hinbekommen.“ Das nennt man babylonische Gefangenschaft. Klar, wie Merz und Co. Deutschland „hinbekommen“, können wir täglich beobachten.

Ansonsten bestand die Rede von Friedrich Merz auf dem Parteitag aus den üblichen Phrasen und auch schlicht aus Unwahrheit. Merz rief nämlich: „Die Zeiten von Ideologie sind vorbei. Wir zeigen, was wir können. Es ist vorbei mit dem, was wir von den Grünen gesehen haben.“ Was ist da vorbei? Ist das EEG abgeschafft? Ist das GEG abgeschafft? Geht der Einstieg in die Kernenergie voran? Wurde die CO2-Bepreisung abgeschafft? Ist das Verbrenner-Aus gefallen? Werden die 11,4 Milliarden Euro nicht für „Klimaprojekte“ in die Welt hinausgeblasen? Was bitte schön ist vorbei?! Merz kann nicht einmal Ideologie, er kann nur Phrase.

Vorbei ist es jeden Tag mehr mit der Union der Wirklichkeitsverweigerer. Die Worte werden größer, der Wohlstand kleiner. Statt für den Frieden zu sorgen, redet man den Krieg herbei. Die Freiheit der Bürger wird jeden Tag mehr von einer dysfunktionalen Alt-Elite aus dem Alltag entfernt und in die Sonntagsrede gesperrt.

Zur Erinnerung: In den letzten 20 Jahren hat die Union nur drei Jahre nicht regiert, 17 schon.

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13. Dezember 2025

Untersuchungshaft in Ungarn

Keine Menschenrechtsverletzung im Fall Maja T.

Von
Sophia Juwien

Maja T. wurde im Dezember 2023 in Berlin auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls aus Ungarn festgenommen. Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit dem sogenannten Budapest-Komplex und beziehen sich auf Fälle schwerster Körperverletzung rund um den „Tag der Ehre“ im Februar 2023. Ungarn wirft Maja T. vor, an diesen Angriffen beteiligt gewesen zu sein. Laut den ungarischen Behörden lauerten die Täter bei vier Angriffen auf insgesamt neun Personen im Hinterhalt und griffen sie unter anderem mit Metallstangen, Gummihämmern und Pfefferspray an. Auch Schlagstöcke und Kubotane sollen zum Einsatz gekommen sein. Die Täter haben nach Videoaufnahmen auch auf bereits am Boden liegende, bewusstlose Personen eingeschlagen. Sechs Personen erlitten bei den Angriffen schwere Verletzungen. In deutschen Medien findet eine Beschönigung der Verbrechen statt, sodass man von „Übergriffen“ spricht statt vom Versuch, andere Menschen schwerstens zu verletzen. Außerdem wird von „Neonazis“ gesprochen, um zu suggerieren, dass die keinen rechtlichen Schutz besäßen.

Der Fall Maja T. ist ein Beispiel für eine Umwertungskampagne, mit der linke Gewalt bis hin zum Mord verharmlost und gerechtfertigt werden soll.

Der sogenannte Tag der Ehre findet jedes Jahr am 12. Februar in Budapest statt. Rechtsextreme und Neonazis erinnern dabei an einen Ausbruchsversuch von Soldaten der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS sowie ihrer ungarischen Verbündeten während der Schlacht um Budapest.

Nach einer Entscheidung des Kammergerichts Berlin wurde Maja T. im Juni 2024 nach Ungarn ausgeliefert. Ein Eilantrag der Verteidigung beim Bundesverfassungsgericht konnte die Überstellung nicht mehr verhindern. Später stufte das Bundesverfassungsgericht die Auslieferung als rechtswidrig ein.

Keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen

Vor diesem Hintergrund stellte die Linksfraktion eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung. Darin fragte sie nach den Haftbedingungen von Maja T., nach der Betreuung durch die deutsche Botschaft und nach der Haltung der Bundesregierung zu einer möglichen Rücküberstellung nach Deutschland.

Die Bundesregierung teilte daraufhin mit, ihr lägen keine Hinweise auf systematische Menschenrechtsverletzungen in ungarischen Haftanstalten vor. Zur Begründung verwies sie auf mehrere Besuche von Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Budapest. Diese hätten Maja T. in der Haft besucht und Gespräche mit ihm, den Angehörigen, seinem Anwalt sowie mit ungarischen Stellen geführt.

Weitere Angaben zu den konkreten Haftbedingungen machte die Bundesregierung nicht und verwies auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte von Maja T. Zudem erklärte die Bundesregierung, Ungarn habe zugesichert, Maja T. im Falle einer rechtskräftigen Verurteilung zur Strafvollstreckung nach Deutschland zu überstellen. Diese Zusicherung sei völkerrechtlich verbindlich.

Eine Entscheidung mit Folgen

Unabhängig davon hatte sich auch das Bundesverfassungsgericht mit dem Fall befasst. Es beanstandete im Januar 2025 den Auslieferungsbeschluss des Kammergerichts Berlin. Nach Auffassung des Gerichts habe das Kammergericht vor der Überstellung nicht ausreichend geprüft, welchen konkreten Haftbedingungen Maja T. in Ungarn ausgesetzt sein könnte.

Das Bundesverfassungsgericht verwies dabei auch auf die besondere Situation von Maja T., die der als Mann geborene Simeon nach Beginn der Haft angenommen hat. Seither bezeichnet er sich selbst als non-binäre Person und ordnet sich damit weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zu.

Dabei handelt es sich um eine strategisch vorgenommene, eigenwillige Geschlechtsumbenennung, die in Deutschland zwar möglich, in diesem Fall aber nicht formal vorgenommen wurde. TE verwendet trotzdem den Namen Maja, weil damit sein Fall insbesondere von der Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt bekannt gemacht wurde. Maja T. behauptet, Hinweise auf mögliche Risiken für selbsternannte queere Inhaftierte im ungarischen Strafvollzug seien vom Kammergericht nicht ausreichend berücksichtigt worden. Die angeblich verfolgte sexuelle Orientierung ist bislang nur als Schutzbehauptung zu werten, mit der Maja T. und ihre linksradikalen Unterstützer um die frühere Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags Göring-Eckardt von den ekelhaften Taten ablenken und die Öffentlichkeit mobilisieren wollen.

Nach Berichten des MDR und der Legal Tribune Online befand sich Maja T. angeblich über mehrere Monate in Isolationshaft und stand unter ständiger Videoüberwachung. Im Sommer 2025 trat er aus Protest gegen die von ihm geschilderten Haftbedingungen in einen 40-tägigen Hungerstreik. Diesen beendete er, nachdem sich sein Gesundheitszustand deutlich verschlechtert hatte und Ärzte vor akuten gesundheitlichen Risiken gewarnt hatten.

Der Strafprozess in Ungarn ist noch nicht abgeschlossen. Das zuständige Gericht in Budapest hat die Fortsetzung des Verfahrens auf Januar 2026 vertagt. Die nächsten Verhandlungstage sind für den 14., 16., 19. und 22. Januar 2026 angesetzt. Im Falle einer Verurteilung droht Maja T. eine Freiheitsstrafe von bis zu 24 Jahren. Mehrere Mitglieder der „Hammerbande“ wurden in Deutschland wegen schwerer Körperverletzung bereits verurteilt oder haben sich den Behörden gestellt. Sie haben ihre Opfer mit gezielten Schlägen mit Hämmern auf Gelenke und Kopf teils schwer verletzt und dauerhafte Gesundheitsschäden und Behinderung hervorgerufen. Dabei kam es nur zu geringfügiger Bestrafung, da der Richter die brutalen Anschläge auf das Leben anderer als „achtbares Motiv“ bezeichnete. TE hat mehrfach darüber berichtet. Ziel dieses Vorgehens ist es, Angriff auf politisch nicht links stehende Menschen zu legitimieren und das Strafrecht nur noch eingeschränkt gelten zu lassen.

Linke Gewalt „achtenswert“
Linksextreme Lina E. zu 5 Jahren Haft verurteilt – Gelenke zerschmettern ist „achtenswertes Motiv“

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13. Dezember 2025

Ukraine Krieg

Witkoff und Kushner dabei: Kommt der Durchbruch zum Frieden in Europa jetzt in Berlin?

Von
Redaktion

Wie das Wall Street Journal aktuell aus Kreisen der US-Regierung erfahren hat, werden der Sondergesandte des Weißen Hauses, Steve Witkoff, sowie Jared Kushner, der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, an diesem Wochenende in Berlin sein – sie sollen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie weiteren führenden europäischen Politikern zusammentreffen.

US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt öffentlich enttäuscht kritisiert, dass die bisherigen Gespräche mit den europäischen Partnern und der Ukraine ohne Ergebnis verlaufen sind. Er machte deutlich, dass er nur dann einen offiziellen Vertreter entsenden wolle, wenn die Verhandlungen aus seiner Sicht realistische Erfolgsaussichten hätten. Die nun erfolgte Entscheidung könnte daher als Signal eines beschleunigten amerikanischen Engagements mit dem Ziel, noch vor Jahresende Fortschritte in Richtung eines Friedensabkommens zu erzielen, gewertet werden.

Nach Angaben eines Insiders soll nun ein Treffen Witkoffs und Kushners mit Wolodymyr Selenskyj sowie Bundeskanzler Friedrich Merz, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer geplant sein. Auch die Spitzen von Europäischer Union und NATO sollen mit eingebunden werden. Zusätzlich sind bilaterale Gespräche zwischen Witkoff und seinen Amtskollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien vorgesehen.

Im Zentrum der Beratungen steht die Suche nach einer gemeinsamen westlichen Position für ein mögliches Abkommen mit Russland. Ein Vertreter des französischen Präsidialamtes erklärte, Ziel sei es, ein geschlossenes und glaubwürdiges Verhandlungsangebot zu formulieren, das Moskau vorgelegt werden könne. Die Entsendung des US-Sondergesandten unterstreiche dabei die wachsende Dringlichkeit, bestehende Differenzen zwischen Washington und Kiew über die Bedingungen des amerikanischen Friedensplans zu überwinden.

Ukraine erwartet von NATO Beistandspflicht

Der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow sprach von einer notwendigen weiteren „Synchronisierung der Positionen“. Diskutiert wird unter anderem, wie tragfähige Sicherheitsgarantien für die Ukraine aussehen könnten. Im Raum steht dabei der Wunsch Kiews nach einer Beistandspflicht nach dem Vorbild der NATO, die im Friedensplan verankert werden könnte, ohne eine formelle Mitgliedschaft sofort umzusetzen. Wie realistisch diese Wünsche sind, wird sich zeigen.

Die Bundesregierung bestätigte bereits offiziell, dass Kanzler Friedrich Merz Präsident Selenskyj in Berlin empfangen wird. Neben den politischen Gesprächen sind auch deutsch-ukrainische Wirtschaftstreffen geplant, bei denen es um Wiederaufbau, Investitionen und langfristige Kooperation gehen soll. Zudem ist ein Treffen im sogenannten E3-Format – Deutschland, Frankreich und Großbritannien – vorgesehen, um die europäische Linie weiter abzustimmen.

Beobachter bezweifeln allerdings, dass der Berliner Termin andere Ergebnisse erzielen wird, als alle Treffen der sogenannten Koalition der Willigen vorher, bei denen, ausser Fotos, nichts herausgekommen war.

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12. Dezember 2025

Durchblick schenken #21

»Lacht kaputt, was euch kaputt macht!«

Von
Roland Tichy

Kann man eigentlich jeden Sonntag Hohn und Spott abliefern, ohne sich zu wiederholen? Stephan Paetow kann, denn er ist ein großer Mann der leisen Worte in einer Zeit der dröhnenden Erklärungen.

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, man könne mit gewaltigen Worten seiner Wut Luft verschaffen und seiner Sorge Aufmerksamkeit. Es ist vielmehr der leise Spott, der vernichtet, der feine Hohn, der wirkt, die leisen Töne, die den Doppelsinn nahelegen und so die Urheber des beschriebenen Desasters bloßstellen.

Das ist die Kunst, die Stephan Paetow beherrscht. Er bleibt im Hintergrund, buchstäblich. Von dort schießt er seine Pfeile, präpariert mit dem schleichenden Gift von Ironie und Spott. Sie kommen aus unerwarteter Richtung und als treffsichere Pfeile fliegen sie leise. Es heulen keine Sirenen. Nur die Getroffenen. Heimlich und später.

Sorgsam achtet er darauf, seinen breiten Bildungshintergrund nicht zu deutlich durchscheinen zu lassen; Bildung ist subversive Handelsware, ihre eingeschmuggelten Wahrheiten werden gegen den Gebildeten eingesetzt. Sie entfaltet ihre Wirkung erst am Zielort, nachdem die Zöllner der Meinungsfreiheit sie durchgewinkt haben, ohne zu sehen, was da geliefert wird. Er spielt mit den Früchten einer germanistischen und anglistischen Ausbildung. Vielleicht beschäftigen sich später einmal Philologen mit seinem Werk und suchen nach Quellen und Analogien. Es ist ein Kanon der Literatur, der sich da aufblättert.

Paetow ist der Nervenarzt einer aufgewühlten Zeit. Er verstärkt nicht, er läßt die Mächtigen zur Ader. Er läßt ihre Luft ab.

Blick zurück - nach vorn
Blackbox KW 49 – Stadtbild hoch Zehn
Er leistet Überlebenshilfe. Denn der tägliche Wahnsinn, mit dem wir konfrontiert sind, lässt sich nur bewältigen, wenn wir uns davon distanzieren. Darüber lachen. Statt daran kaputt zu gehen. Das fällt leichter, wenn man die Perspektive wechselt. Stephan Paetow beherrscht das meisterhaft. In den Disziplinen Durchblick, Ausblick und Einblick erhellt er im Rückblick auf die vergangene Woche jeden Sonntag den dunklen Wahn in Politik und Gesellschaft mit seiner Kolumne „Blackbox“.

Seine Fans sind keine Leser, oder nur auf den ersten Blick. Sie sind Süchtige, die nach der Entspannung gieren, die Distanz und Lachen vermitteln. Sie sind sprachsüchtig, suchen zwischen den Zeilen den Hohn, der sie dann in der nächsten anspringt wie ein Aufzieh-Frosch.

Stephan Paetow kann die Absurditäten, die uns auf den politischen Bühnen des Landes und der Welt zugemutet werden, mit rasiermesserscharfen Kommentaren und gallenbitterem Humor so auseinandernehmen, dass sich unser Unbehagen in schallendem Gelächter löst. Uns befreit. Dazu ermutigt, uns von diesem Wahnsinn nicht mundtot machen und klein kriegen zu lassen. Er kämpft nicht mit dem Säbel; sein Florett trifft stets den wunden Punkt.

Sein zum zehnten und – jetzt müssen wir alle sehr tapfer sein! – LETZTEN Mal erscheinender Jahresrückblick, diese „Chroniken von Absurdistan“, sollte es eigentlich zusammen mit den vorangegangenen Ausgaben im Schuber geben, als Annalen des Niedergangs einer früheren Kulturnation, die Kindergärtnerinnen umbenennt in „Kindertagespflegepersonen“. Man kann es nicht erfinden, man muss es aufschreiben, wie die Anleitung zu einer Schnitzeljagd, die zur Quelle des Irrsinns führt.

Meine Empfehlung: Sichern Sie sich mindestens acht Exemplare. Eines zum Selberlachen im Rückblick und sieben, um Lachen zu verschenken. Ein paar Freunde hat ja jeder, denen man was gönnen kann.  Ich finde (vielleicht nicht ganz selbstlos) auch 2025 sollte Stephan Paetows „Blackbox“ unter keinem Weihnachtsbaum fehlen. Sie eignet sich auch vorzüglich als Gastgeschenk für die Silvesterparty oder als aufmunternder Gruß zu Jahresbeginn. Es gibt wenig Vergleichbares.

Stephan Paetow, Blackbox 2025. Die zehnten und finalen Chroniken von Absurdistan. Wishing Well Media, Paperback, 21 x 21, 112 Seiten, 19,90 €.


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12. Dezember 2025

Bald in ganz Deutschland

Bürger in Essen müssen hunderte Euro für jede Fahrt eines Krankenwagens zahlen

Von
Mario Thurnes

Sie prügeln sich ums Geld. Mit dieser Serie reagierte TE auf die Schuldenorgie der Regierung Friedrich Merz (CDU). Die stellte dar, wie die maßlose staatliche Verschuldung Begehren wecken werden, die auch mit 850 Milliarden Euro neuer Schulden nicht zu decken sein werden. Und wie Geld für Unsinniges aus dem „Sondervermögen fließen wird, während vernünftige Versorgungen für die Bürger aus Geldmangel wegfallen. Genau das passiert jetzt in Essen und bald in ganz Deutschland.

Es ist ein sozialpolitischer Dammbruch, der da an der Ruhr passiert: Bisher mussten gesetzlich Versicherte höchstens zehn Euro Eigenanteil bezahlen, wenn sie einen Krankenwagen benötigten. Das kann sich bald bundesweit ändern. So wie bereits zum Jahreswechsel in Essen. Denn: Die Kassen bezahlen – rückwirkend zum 1. Januar des laufenden Jahres – nicht mehr die vollen Kosten für eine Fahrt an die Kommunen. Die sind vor Ort die jeweiligen Träger des Notfallsystems. Die Differenz zwischen den Kosten und dem, was die Kassen davon übernehmen, will die Stadt Essen nun an ihre Bürger weiterreichen. Mit jedem Einsatz eines Krankenwagens können so Zuzahlungen von mehreren hundert bis hin zu über 1.000 Euro auf den Patienten zukommen. Auch Vertreter von anderen Städten in Nordrhein-Westfalen und in Brandenburg überlegen, demnächst wie Essen vorzugehen.

Hintergrund ist ein Streit zwischen den Krankenkassen und den Städten, die das Notfallsystem in ihrem Bereich organisieren und vorhalten. Die Kassen werfen den Kommunen zum einen vor, die Summen, die Städte und Landkreise ihnen in Rechnung stellten, seien zu hoch und es sei nicht nachvollziehbar, wie sich diese zusammensetzten. Darin verborgen steckt der Vorwurf, mit den Einsätzen den eigenen Haushalt quer zu finanzieren.

Außerdem beklagen die Kassen, dass es immer häufiger zu „Leerfahrten“ komme. Der Krankenwagen wird also bestellt, aber der Patient kann vor Ort versorgt werden oder der „Notfall“ stellt sich als Bagatelle heraus. Wieder so ein Fall für „Sie prügeln sich ums Geld“. Denn der Missbrauch der Nummer 112 nimmt zu. Zum einen, weil Patienten immer schwerer an einen regulären Arzttermin kommen und sich dann mit dem Notruf helfen. Zum anderen, weil schon Karl Lauterbach (SPD) als Gesundheitsminister eingeräumt hat, dass es Teile der Bevölkerung in Deutschland gibt, die aus kulturellen, religiösen oder sprachlichen Gründen keinen Arzt aufsuchen wollten – seine Antwort darauf war, dass der Arzt im „Gesundheitskiosk“ zu diesem Teil der Bevölkerung in Deutschland kommt. Deren Antwort ist zu oft ein Anruf bei der 112.

Weil die Regierung Merz auch in der Reform der Notfall-Versorgung nicht liefert, kommen die Folgen nun auf die Bürger zu. Diese kann jeder – auch berechtigte Einsatz eines Krankenwagens – bald hunderte Euro kosten. Essen ist nur die erste Stadt. Weitere werden folgen. Etwa die Stadt Lüdenscheid hat bereits erklärt: „Bei der Abrechnung von Rettungsfahrten nach dem neuen Modell fehlt künftig jedes Mal Geld.“ Auch die Kommunen, hier Lüdenscheid, werfen den Kassen ihrerseits vor, die Kosten, die sie errechneten, seien nicht transparent und folglich nicht nachvollziehbar.

Dass Essen die erste Stadt ist, die diese Kosten offiziell auf ihre Bürger umrechnet, ist kein Zufall. Die Stadt an der Metropole ist pleite. Wobei pleite noch verniedlichend ist. Die von Regierungen der CDU und SPD betriebene grüne Deindustrialisierung – etwa der Kohleausstieg – haben die Einnahmen einbrechen lassen. Die von Regierungen der CDU und SPD betriebene wilde Einwanderung hat die Kosten in den Sozialsystemen steigen lassen. Essen kann es sich schlicht nicht leisten, echte oder vermeintliche Kosten von Krankenfahrten zu übernehmen.

Trotz einer Rekordverschuldung des Staates unter der Regierung Friedrich Merz. Doch die Milliarden Schulden aus dem „Sondervermögen“ werfen andere christ- und sozialdemokratische Regierungen vor Ort aus dem Fenster heraus: in Bremen für „gendergerechte Toiletten“. In Berlin für die Aufforstung der Stadt, während im Grunewald Windräder geplant werden. Oder im Saarland für den Bau für Schwimmbäder – während die Bürger künftig für den Krankenwagen zahlen müssen. Genau die Bürger, die mit ihrer Arbeit den Wohlstand des Landes ermöglichen und bereits jetzt jeden Monat hunderte von Euro an die Kassen abdrücken müssen. Sie prügeln sich ums Geld. Und der Bürger zahlt. Genauer gesagt: der Bürger, der arbeiten geht.

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12. Dezember 2025

Na sowas

12.000 Euro: Wenn der Anzeigenkönig selbst Post bekommt

Von
Redaktion

In Dresden ist ein Ermittlungsverfahren wegen Verleumdung gegen Robert Habeck vom Tisch. Nicht durch Urteil, sondern durch die in Deutschland beliebteste Alltagsabkürzung im politischen Betrieb: Einstellung gegen Geldauflage. 12.000 Euro, verteilt an drei gemeinnützige Vereine.

Wichtig ist dabei das Kleingedruckte, weil es das Große erklärt: Das ist juristisch keine Geldstrafe und kein Schuldspruch. Es ist der Preis dafür, dass man sich den Prozess spart, mitsamt Bühne, Schlagzeilen und dem Risiko, dass ein Gericht später einen anderen Tonfall findet als die eigene Verteidigung.

Ausgelöst wurde das Ganze durch eine Strafanzeige des BSW und von Sahra Wagenknecht. Anlass waren Aussagen Habecks bei einer Wahlkampfveranstaltung in Dresden am 30. August 2024. Es ging um den Vorwurf, das BSW lasse sich „für seine Meinung bezahlen“, kaufe „Stimmen“ im Internet und baue „Trollarmeen“ auf.

Die Staatsanwaltschaft begründete die Einstellung auch mit dem Hinweis auf die Meinungsfreiheit und die hohen Anforderungen, die das Bundesverfassungsgericht bei Äußerungsdelikten setzt. Übersetzt: Nicht alles, was politisch grob ist, wird strafrechtlich fein säuberlich verurteilt.

Soweit ein normaler Streit in einem Land, in dem Wahlkampf oft wie eine Kneipendebatte klingt, nur mit besserer Lichtsetzung. Der eigentliche Reiz entsteht erst beim Blick auf den Absender. Denn Habeck ist nicht nur jemand, der austeilen kann, sondern auch jemand, der das Austeilen gegen sich regelmäßig aktenkundig macht. Der Bundestag listet für das Wirtschaftsministerium in seiner Legislaturperiode seit dem 26. September 2021 insgesamt 805 Strafanzeigen, jeweils wegen gegen Habeck gerichteter Beleidigungen oder Bedrohungen. Dazu kommt die zweite Zahl, die den Stil beschreibt: Seit April 2023 waren es laut Berichten mehr als 700 Anzeigen wegen sogenannter Hassnachrichten, gestellt über Ministerium und Abgeordnetenbüro, teils begleitet von spezialisierten Kanzleien und HateAid.

Das ist die Habeck Methode: nicht nur „klare Kante“ in Talkshows, sondern klare Aktenzeichen im Hintergrund. Wer an manchen Tagen glaubt, Politik bestehe aus Gesetzen, unterschätzt, wie viel Politik inzwischen aus Screenshots besteht. Und dann war da dieser Fall, der zum Symbol wurde, weil er so deutsch ist, dass man ihn eigentlich mit Stempelgeräusch erzählen muss: das „Schwachkopf PROFESSIONAL“-Meme. Die Staatsanwaltschaft Bamberg teilte damals mit, Habeck habe Strafantrag gestellt, es folgte eine Hausdurchsuchung.

Später präzisierte die Staatsanwaltschaft, wie es dazu kam: Der Vorgang wurde Habeck zur Prüfung eines Strafantrags zugeleitet, der Strafantrag sei am 12. September 2024 gestellt worden. Das ist diese moderne Arbeitsteilung: Der Bürger postet, die Behörde prüft, der Politiker kreuzt an, die Polizei klingelt. Parallel dazu wurde im Bundestag, in Redaktionen und unter Juristen lauter diskutiert, ob der besondere Schutz für Politiker bei Beleidigungen, etwa über § 188 StGB, nicht eine Schieflage erzeugt. Schutz der Demokratie hier, Selbstzensur dort, und dazwischen die Frage, ob der Staat gerade zu gerne zeigt, wie schnell er sein kann, wenn es um die Ehre der Mächtigen geht. Eine Kunst, in der Friedrich Merz Robert Habeck nach Recherchen von Welt zahlenmäßig auf die Bretter schickt.

Und jetzt also Dresden. Der Mann, dessen Apparat sonst gern den Weg vom Post zum Strafantrag kennt und Meldestellen auf Kurzwahltaste, lernt den umgekehrten Weg kennen. Erst die Rede, dann die Anzeige, dann das recht nüchterne Signal: Einstellung ja, aber nicht gratis.

Das kann man, bei aller politischen Härte, sogar fröhlich lesen, weil es eine dieser seltenen rechtsstaatlichen Pointen ist. Nicht, weil 12.000 Euro irgendwen ruinieren, sondern weil sie zeigen, dass das große Wort auch beim großen Sprecher nicht automatisch als sakrosankt durchgewunken wird.

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Wolfram Weimer und Michelle Müntefering
12. Dezember 2025

Klagechor am Subventionstropf:

Subvention statt Erfolg: Wie die Filmbranche den Steuerzahler ausnimmt

Von
Uwe Boll

Jeden Tag beklagen sich deutsche Filmproduktionsfirmen, Filmallianzen und Akademien, Gewerkschaften sowie Vertreter der Schauspieler, Regisseure, Filmcrews und Produzenten öffentlich über zu wenig Förderung und zu wenige Aufträge.

Die Frau des SPD-Urgesteins Franz Müntefering, Michelle Müntefering, ist Geschäftsführerin der Produzentenallianz und sprach dieser Tage: „Die Produzenten arbeiten im prekären Renditebereich. Das grenzt an Selbstausbeutung. Die im Koalitionsvertrag versprochenen Maßnahmen (aka Filmförderreform) müssen endlich umgesetzt werden. Hinzu kommt eine enorme Planungsunsicherheit. Fest steht: Die Herausforderungen sind keine vorübergehende Delle, sondern inzwischen ein strukturelles Problem. Umso mehr braucht es jetzt eine Politik, die die Branche stützt.“

Wirklich? Ich verfolge diese deutsche Filmbranche seit über 30 Jahren – und zwar im Detail. Meine Filmproduktionsfirma BOLU GmbH gibt es seit 1991, und mein damaliger Co-Geschäftsführer Frank Lustig hat sogar seine Magisterarbeit über die Filmförderung geschrieben und den katastrophalen Misserfolg dieser Förderung empirisch belegt. Und die Zahlen haben sich bis heute nicht verändert. Hier einmal die Basisdaten und die Historie bis zur jetzigen Situation im Abriss:

  1. Filmförderung gibt es in Deutschland seit 1968. Sie wurde gegründet, weil die Filmemacher der 68er-Generation Geld brauchten, um ihre Kunstfilme herzustellen. Es gibt vier unterschiedliche bundesweite Filmförderungen.
  2. Ab den 90er-Jahren wollten die Bundesländer mitmischen, und es wurden Förderungen in NRW, Bayern und rund zehn weiteren Bundesländern gegründet – mit dem Ziel, Produktionen in diese Bundesländer zu holen, um dort die Filmbranche zu stärken und Umsätze zu generieren. Die Förderungen stehen im Wettbewerb zueinander.
  3. Insgesamt werden pro Jahr rund 600 Millionen Euro an Produzenten ausgeschüttet. Einige dieser Förderungen werden als „bedingt rückzahlbare Darlehen“ ausgezahlt, müssten also aus den Filmerlösen proportional zu den Herstellungskosten zurückgeführt werden. Die Statistik zeigt, dass von etwa 130 geförderten Filmen pro Jahr rund 90 Prozent unter 50.000 Euro Gesamterlös bleiben. Das heißt: Aus Kino, Video, Streaming, Auslandsverkauf und TV kommen weniger als 50.000 Euro zurück – bei Herstellungskosten zwischen 1 und 15 Millionen Euro.
  4. Von den Darlehen werden effektiv unter 12 Prozent – und oft nur teilweise – zurückbezahlt. Die Grundidee, revolvierende Erlöse zu generieren, die dann zusätzlich zum jährlichen Fördervolumen wieder in den Filmkreislauf investiert werden können, funktioniert nicht.
  5. Der größte Co-Produzent all dieser Produktionen sind die öffentlich-rechtlichen Sender. Pro Jahr investieren ARD und ZDF rund eine Milliarde Euro in Filme. ARD und ZDF finanzieren auch etliche Länderförderungen mit und kontrollieren auf diese Weise Fördergremien und Jurys.
  6. Die Förderungen und TV-Sender erschaffen und bezahlen auch Werbung, Preise, Akademien und Auslandspromotionen, um deutsche Filme in der Presse und der Branche zu feiern und hochzujubeln. Über 90 Prozent aller deutschen Filme haben weniger als 1.000 Kinozuschauer und keinerlei Auslandsverkäufe. Der deutsche Film ist also – bis auf wenige Ausnahmen (ca. 5 bis 8 Filme pro Jahr wie Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“) – ein nicht erfolgreiches Konstrukt, das von der Idee (Drehbuchförderung) über die Produktion bis zum Vertrieb (Verleih- und Vertriebsförderung) und die Preisverleihungen (Deutscher Filmpreis) vollständig durchsubventioniert wird.
  7. Jede Filmförderung hat eigene Verwaltungen, Vergabejurys und eigene Angestellte, die pro Jahr bundesweit rund 75 Millionen Euro kosten.

Obwohl Finanzminister Lars Klingbeil verkündet hat, dass künftig „jeder Cent umgedreht werden muss“, verdoppelt die Bundesregierung mit der Fuchtel des umstrittenen Skandal-Kultusstaatsministers Wolfram Weimer die Bundesfilmförderung von aktuell 133 auf 250 Millionen Euro im Jahr – als wäre das Haushaltsloch bloß ein dramaturgischer Effekt.

In der Praxis heißt das: Die Steuerzahler pumpen inzwischen über eine halbe Milliarde Euro jährlich in die Filmförderung, tragen zuverlässig die Verluste, während im Erfolgsfall fast ausschließlich die Produktionsfirmen abkassieren. Ein Geschäftsmodell, das längst selbst zum Skandalstoff taugt.

Warum ist nun die Filmbranche depressiv, und warum sind viele Firmen defizitär, wenn doch die Förderung weiterfließt? Dazu muss man sich die Zeit vor Corona anschauen, denn da ging es auf einmal steil nach oben: Große Streamer wie Netflix, Amazon, Paramount+ und Apple fingen an, auch deutsche Produktionen zu finanzieren. Schon bekamen die Platzhirsche der deutschen Filmproduktion – UFA, Bavaria, die neue Constantin und andere – mehr Aufträge, stellten mehr Personal ein und gingen davon aus, dass alles weiter brummen würde.

Dann kam Corona, und alles kam für über ein Jahr zum Stillstand. Es gab Bailouts, aber die reichten nicht. Nach Corona ging es nur ganz kurz wieder richtig los, und alle dachten, dass eine Flut an weiteren Aufträgen jedes Jahr hereinprasseln würde. Gleichzeitig wurden zuerst die Ampel und nun die jetzige Regierung unter Druck gesetzt, die Förderungen weiter zu erhöhen.

In den letzten zwei Jahren haben die Chefs der Streamer jedoch gesehen, dass die Idee, deutsche Produktionen für den nationalen Markt herzustellen, wirtschaftlich nicht wirklich aufgeht. Der Marktanteil der deutschen Produktionen bei Netflix beträgt nach Angaben des Streamers in Deutschland nur etwa 1 Prozent, also weltweit unter 0,1 Prozent. Andere Streamer wie Apple, Paramount+ und auch Sky stoppten ihre deutschen Produktionen fast vollständig.

Auch die öffentlich-rechtlichen Sender wurden zu Sparmaßnahmen gezwungen, denn kein anderes Land der Welt gibt auch nur die Hälfte dessen für öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus, was wir in Deutschland zahlen. Und wie wir ARD und ZDF kennen, wird nicht bei den Millionengehältern ihrer Talkshow-Moderatoren oder den Pensionen ihrer Intendanten gespart, sondern beim Programm.

Die deutsche Filmbranche ist ein Spiegelbild des deutschen Regierungsapparates, des Beamtenstaates und der Parteien, die alle darauf trainiert sind, dass der Markt keine Rolle spielt, sondern Geld einfach da ist und zur Verfügung gestellt werden muss, wenn man es beschließt oder beantragt. Der Steuerzahler wird schon die Zeche bezahlen.

Der typische deutsche Filmproduzent hat bei jeder Projektentwicklung nur ein Ziel: Er muss den Redakteur des TV-Senders überzeugen – dann wird auch die Filmförderung genehmigt. Was der Zuschauer sehen will, spielt zunächst nur eine untergeordnete Rolle, müsste aber in der Realität an erster Stelle stehen, wenn man eine erfolgreiche Filmproduktionslandschaft aufbauen will. Wenn 90 Prozent des Budgets über TV-Gelder und Filmförderung abgedeckt werden, ist einem der Zuschauer relativ egal.

Während meiner Zeit bei TAUNUSFILM (einer Tochterfirma der hr-Werbung) von 1993 bis 2001 war ich in zahlreichen Produktionen für öffentlich-rechtliche und private Sender involviert und habe daher eine echte Insiderperspektive. Ich weiß, dass man als unabhängiger junger Filmemacher in Deutschland praktisch keine Chance hat, einen TV-Deal oder Förderung zu bekommen. Etwa 80 Produktionsfirmen erhalten 95 Prozent der Gelder, obwohl es über 4.900 Filmproduktionsfirmen gibt.

Die übrigen rund 4.820 Firmen drehen kleine Imagefilme, Videos, YouTube-Kanäle oder versuchen mit kleinem Geld auch Spielfilme herzustellen, die dann aber kaum Aussicht auf Erfolg haben, weil sie zu billig produziert wurden und natürlich auch keine Vertriebs- oder Verleihförderung oder Filmpreise bekommen.

Rund 200 Produzenten, TV-Redakteure und Jurymitglieder bestimmen, was gedreht, gesendet, gezeigt und prämiert wird. Wenn deutsches Produkt im Kino überhaupt funktioniert, dann meistens als Komödie (Bully Herbig etc.) oder Kinderfilm („Die drei ???“ etc.). Produziert werden bevorzugt Dramen und immer wieder Geschichten über den Zweiten Weltkrieg, in denen Nazis und „gute“ Deutsche, die dagegen gekämpft haben, gezeigt werden.

Ein Film wie mein Auschwitz-Film, der die „guten Deutschen“ einfach einmal weglässt, hatte da keinen Platz. Die Dramen und Krimis, die im Hier und Jetzt spielen, erfüllen seit 2020 alle denkbaren „woken“, politisch korrekten Diversity-Rider und finden deshalb kaum Publikum – sie erfüllen aber die politischen Überzeugungen der Redakteure und Jurymitglieder. Jeder dritte Darsteller ist trans und/oder schwarz, ob es realistisch ist oder nicht.

„Sensational“ war der neue Dani-Levy-Krimi, in dem ein Rabbiner mit einer Muslimin zusammenarbeitet. Gleichzeitig wurde mein realistisches Migrationsdrama RUN mit Hollywood-Stars nicht angekauft, weil der Film ausgewogen ist und nicht komplett pro Migration.

Wir haben es also seit etwa fünf Jahren in der deutschen Filmlandschaft nicht nur mit der üblichen Korruption zu tun, sondern auch mit gezielter politischer Steuerung in eine bestimmte Richtung.

Alle, die von diesem System abhängig sind – oder die es sich mit dem System nicht verscherzen wollen –, werden niemals einen solchen Artikel schreiben oder sich überhaupt äußern. Unter vier Augen geben mir viele Recht und sagen offen, wie miserabel die Drehbücher sind, die umgesetzt werden, was für Armleuchter und unfähige Regisseure herumlaufen, wie ineffektiv Geld verschwendet wird – und so weiter.

Der deutsche Film und speziell die TV-Filme von ARD und ZDF kosten zwischen 1,4 und 3 Millionen Euro und sehen aus wie Billigproduktionen. Daher verkauft sich auch nichts ins Ausland. So ist das eben, wenn echter Wettbewerb seit über 30 Jahren ausgeschlossen wird.

Und hier kommt die einfache Lösung, die natürlich niemals umgesetzt werden wird:

  1. Abschaffung aller Jurys und aller Förderungen, die über Vergabejurys verteilt werden. Einsparung: ca. 750 Millionen Euro pro Jahr.
  2. Um mit den Tax-Incentives anderer Länder mitzuhalten, gibt es für jeden Euro, der in Deutschland oder für deutsche Mitarbeiter ausgegeben wird, 40 Prozent zurück. Andere Länder wie die USA, Kanada oder Kroatien ziehen so Produktionen an, indem Investitionen mit Incentives belohnt werden. Das ist eine Win-win-Investition – und da Deutschland nicht preiswert ist, müssen wir mit 40 Prozent locken. Kroatien hat 25 Prozent, New York 30 Prozent, Kanada 38 Prozent. Automatisch würden mehr Produktionen aus dem Ausland hereinkommen, und deutsche Produktionen würden sich kommerzialisieren und erfolgreicher werden. Die Vetternwirtschaft würde zumindest etwas eingedämmt, da die Redakteure von ARD und ZDF immer noch über eine Milliarde Euro verfügen würden. Eine Privatisierung von ARD und ZDF (Abschaffung der GEZ-Gebühren) wäre dringend angeraten, damit auch diese Wettbewerbsverzerrung ein Ende hat. Dann gewinnen die Produzenten, die wirklich in der Lage sind, mit wenig Geld starke Produkte für den heimischen und den weltweiten Markt zu erzeugen.
  3. Gegebenenfalls könnten Investitionen von Privatinvestoren in Filme wieder attraktiver gemacht werden, indem Verluste steuerlich absetzbar werden.

Sie können Uwe Boll auch hier finden:

X: @uweboll7 – Instagram: uwe_boll_films – Youtube: @uweboll9101

„RUN“ von Uwe Boll – ab sofort bei Apple TV und bei Amazon

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Multifunktionär auf beiden Seiten der Berichterstattung: DGB-Vorsitzender und HR-Rundfunkrat Michael Rudolph
12. Dezember 2025

Michael Rudolph

Rundfunkrat und DGB-Chef wusste von Angriffen auf Pressefreiheit

Von
Roland Tichy

Tichys Einblick hat Videos veröffentlicht. Mit diesen kann sich jedermann selbst ein Bild davon machen, was tatsächlich ablief: Statt auf die höfliche Anfrage von TE-Reporter Maximilian Tichy angemessen zu reagieren, will die Veranstaltungsleiterin und DGB-Mitarbeiterin Anna-Lena Metz TE vom Platz weisen. Sie hat keine Argumente außer dem Sicherheitsdienst, der das Kamerateam von Tichys Einblick körperlich bedrängt, versucht, die Kamera zu bedecken, und die Pressearbeit von Tichys Einblick massiv behindert sowie versucht, das Team abzudrängen.

Dokumentation Gießen
Der Angriff auf Tichys Einblick: DGB hetzt Mob auf das TE-Team
Wenig später wird das Kamerateam von schwarz-vermummten Personen angegriffen. Nein, natürlich, so der DGB jetzt, waren die nicht vom DGB beauftragt. Sie waren wohl nur zufällig da. Der Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Michael Rudolph, gleichzeitig Mitglied im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks, wusste allerdings um die Anwesenheit des Teams von Tichys Einblick. Er wurde durch den Geschäftsführer des DGB Gießen, Robin Mastronardi, informiert, dem gegenüber sich Tichys Einblick im Ersuchen um eine Presseauskunft vorgestellt hatte. Und es war Mastronardis Mitarbeiterin Metz, die dann das Kamerateam von Tichys Einblick von Ordnern bedrängen ließ und für die Menge markierte.

Kurze Zeit darauf fällt der Mob dann über unser Team her. Schlimm genug. Ein schwarzer Tag für die Pressefreiheit und ein Ausbruch von linker Gewalt in Gießen. Schläge für Journalisten, Beschimpfungen, Anspringen, Faustschläge, Tritte. Nur die zur Hilfe gerufene Polizei konnte schwerste Verletzungen verhindern, zu denen der aufgehetzte Mob bereit zu sein schien.

Jetzt kommt die juristische Aufarbeitung. Seltsam: Der DGB weiß von dem Geschehen nichts. In einem Anwaltsschreiben heißt es doch tatsächlich entgegen der eindeutigen Bilder in den Videos: Nicht etwa der DGB, sondern TE habe „den Boden zulässiger Berichterstattung“ verlassen. Und trotz der klar einsehbaren Vorgänge verbreite TE „nicht nur unwahre Tatsachenbehauptungen, sondern kriminalisiere[n] unsere Mandantschaft durch erfundene Straftatvorwürfe gezielt und wider besseres Wissen“.

Neuerdings scheint beim DGB der berichtende Journalist kriminell zu sein, nicht der Täter.

Tichys Einblicks gefährlichste Reportage
Gießen: Die Bilder, die sonst keiner zeigt
Da staunt der Laie und der Journalist wundert sich. Denn aus unserer Sicht erfüllt gerade die Aufforderung der DGB-Veranstaltungsleiterin, die Sie hier sehen können, den Straftatbestand der Nötigung. Einem Veranstaltungsleiter ist es nämlich nicht erlaubt, ihm nicht-genehme Personen aus dem öffentlichen Raum zu verbannen – es sei denn, sie würden sich grob störend verhalten. Offensichtlich ist es aus Sicht des DGB bereits dann eine grobe Störung, wenn Journalisten Fragen stellen. Erst die Weigerung, Fragen zu beantworten, und dann das brutale Vorgehen gegen die Fragesteller ist nichts weniger als ein Angriff auf die Pressefreiheit.

Aber es kommt noch doller: Nicht nur, dass der DGB nichts davon mitbekommen haben will, wenn auf einer DGB-Veranstaltung die Sicherheitsmänner ein Kamerateam bedrängen und sich eine DGB-Veranstaltungsleiterin anmaßt zu entscheiden, wer anwesend sein darf und wer nicht – als ob die Straßen und Plätze von Gießen im Privateigentum der Gewerkschaft stünden.

Der DGB setzt sich sogar in Widerspruch mit der eigenen Erklärung. Denn in der FAZ ließ ein DGB-Sprecher Folgendes mitteilen: Den „zu „Tichys Einblick“ gehörenden Personen sei „aufgrund störenden Verhaltens“ der Verbleib „im unmittelbaren Versammlungsbereich untersagt“ worden. Diese „ordnerische Tätigkeit“ stelle „keinen Eingriff in die Pressefreiheit dar“, vielmehr sei diese „zu jeder Zeit gewahrt“ worden. Es habe „Hinweise zum Umgang mit Filmaufnahmen ohne klaren Medienbezug“ gegeben, „zur Sicherheit und zur Sicherung des Persönlichkeitsschutzes der Teilnehmenden“. Hübsche Ausreden.

Analysieren wir die DGB-Aussagen dem Inhalt gemäß:

Alles sauber dokumentiert
DGB bestätigt Angriff auf Pressefreiheit in Gießen
Die von TE höflich vorgebrachte Bitte um ein Interview ist aus Sicht des DGB also ein „störendes Verhalten“? Denn ein anderes Verhalten, das möglicherweise als „störend“ hätte empfunden werden können, ist nicht ersichtlich. Interessant, wie dünnhäutig die Gewerkschaft auf Journalisten-Fragen reagiert. Es wird die Teilnahme im Versammlungsbereich „untersagt“.

Wenn also Presse illegalerweise auf einen Hinweis der DGB-Leiterin mit Ordnern abgedrängt wird, ist es kein Angriff auf die Pressefreiheit?

Und dann: „Es habe „Hinweise zum Umgang mit Filmaufnahmen ohne klaren Medienbezug“ gegeben und zwar „zur Sicherheit und zur Sicherung des Persönlichkeitsschutzes der Teilnehmenden“. Welche Hinweise? Das war in Gießen nicht zu hören, trotz Nachfrage. Und auch das Anwaltsschreiben bleibt insoweit stumm. Also keine Hinweise.

Und dann die „Sicherung des Persönlichkeitsschutzes der Teilnehmenden“? Das ist nicht Aufgabe des DGB, sondern in erster Linie der betreffenden Personen selbst und allenfalls der Polizei, wenn es Anhaltspunkte für rechtsverletzende Handlungen geben sollte. Der DGB maßt sich neuerdings Polizeibefugnisse an? Sind wir schon so weit?

Damit sehen wir unsere Auffassung bestätigt, dass in den Handlungen des DGB ein massiver Eingriff in die Pressefreiheit vorliegt. Auch wenn der DGB jetzt das Gegenteil behauptet: Der „Sprecher hat das genaue Gegenteil erklärt, nämlich dass das Vorgehen ,keinen Eingriff in die Pressefreiheit dar[stelle]‘“, heißt es jetzt. Die Schlussfolgerung aus einer Behauptung eines DGB-Sprechers, der durch Weglassen exakt das Gegenteil von dem erklärt, was vorgefallen ist, ist eben eine Gewerkschaftsweisheit.

Die Lage der Nation
Linksextremisten in Gießen: Gewerkschaften planen die Gewalt
Aber es geht noch weiter: Nicht nur in unseren Augen stachelte der DGB unzweifelhaft die Teilnehmer gegen TE auf. Die DGB-Leiterin teilte per Durchsage, und auch das sehen Sie auf den Videos: „Bitte überlegt euch dreimal, wem ihr ein Interview gebt und ob das für euch wirklich relevant ist. Merkt ihr, dass StreamerInnen auf der Kundgebung sind, die dem, ich nenne es mal rechtsoffenen Spektrum entsprechen: Meldet das bitte den nächsten OrdnerInnen. Die kommen dann zu mir und ich kläre das.“

Und all das, nachdem der Geschäftsführer des DGB Gießen und der Vorstand des DGB Hessen-Thüringen über die Anwesenheit des Tichys Einblick Teams informiert worden waren. Sie griffen auch nicht ein, um die Situation zu entschärfen.

Denn das Publikum hat diesem „klären“ offenbar eine klare Botschaft entnommen und zur Entlastung des DGB zur Selbsthilfe gegriffen: Das TE-Team wurde in eine Menschenmenge gedrängt und dann geschieht das, was auf den Videos zu sehen ist, und was sich sogar noch schlimmer dargestellt hat, nachdem der Kameramann zu Boden ging und ihm das Gerät aus der Hand geschlagen worden war: Auf Beschimpfungen folgen Rempeleien eines örtlichen SPD-Funktionärs. Dann springen Schwarzvermummte den Kameramann, den Reporter und den Sicherheitsmann an. Es hagelt Faustschläge, Schläge auf den Hinterkopf, Knüppel fliegen. Eine ganz normale Veranstaltung im Sinne der Pressefreiheit, wie sie der DGB und Rundfunkratsmitglied Rudolph verstehen? Wollte der DGB die Situation gerne so „geklärt“ sehen? Und immer sind es die Schwarzvermummten, die ohne Auftrag des DGB dabei sind und zufällig die gezielten Schläge auf den Hinterkopf ausführen und das Team mit Gewalt anspringen. Immerhin wissen wir mittlerweile, dass im DGB-Haus Rekrutierungsveranstaltungen für die Antifa durchgeführt wurden und auch über die Antifa-Verbindungen von DGB-Versammlungsleiterin Anna-Lena Metz.

Verflechtungen des ÖRR mit Extremisten
Exklusiv: ARD-Journalist setzt Antifa-Methoden ein
Wir bitten Sie, lieber Leser, die Videos genau anzuschauen. TE erstattet Strafanzeige, schon jetzt haben wir die Namen einiger Beteiligten ermitteln könnten – Lokalpolitiker der SPD beispielsweise und den eines rüden Autohändlers. In den Zeugenaussagen des Kameramannes zum Vorfall heißt es unter anderem: „Daraufhin bildet sich ein Mob aus maskierten Schlägern, die uns umringten und ‚Nazis raus!‘ zu grölen begannen. Hier wurde meine Kamera das erste Mal getroffen und ging zu Boden. Ich hob sie auf und begann diesen Angriff auf die Pressefreiheit zu dokumentieren. Der Mob drängte uns die Lahnstraße entlang, weg von der Polizei, damit sie uns ungestraft verprügeln können.“

Aber natürlich wäscht der Deutsche Gewerkschaftsbund seine Hände in Unschuld: „Unsere Mandantschaft hat Gewalt weder beauftragt noch gebilligt.“ Wirklich?

Außerdem hat der DGB ja einen mächtigen Verbündeten: den Hessischen Rundfunk. Michael Rudolph ist nicht nur Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen und Betreiber sowie Mitveranstalter der gewalttätigen Gießener Demonstration, sondern eben auch Mitglied des Rundfunkrats des Hessischen Rundfunks.

Und pflichtgemäß überreicht uns deshalb auch der Hessische Rundfunk eine Abmahnung. Gefordert wird die Abgabe einer Unterlassungserklärung. Passenderweise wird gleich ein vorformulierter Entwurf mitgeschickt, nach dem wir unter anderem nicht mehr behaupten dürfen sollen, dass das HR-Rundfunkrat-Mitglied Michael Rudolph Einfluss auf den Rundfunk nimmt. So sollen wir es unterlassen zu verbreiten und/oder verbreiten zu lassen:

„Als HR-Rundfunkrat-Mitglied seit 2018 beeinflusst Michael Rudolph direkt den öffentlich-rechtlichen Sender.“

Und wieder mal ...
Gießen und das Versagen der Altmedien
Offenbar wähnt sich der HR in der Klemme: Denn der DGB hat seit 2018, dem Amtsantritt von Rudolph, sein Frankfurter Gewerkschaftshaus für Rekrutierungstreffen der Antifa bereitgestellt. Allerdings pflegt die Antifa eine bemerkenswerte Tätigkeit, wenn sie nicht gerade auf Passanten oder Journalisten einprügelt: Teilnehmer von Veranstaltungen, die zunächst als „rechts“ geframed werden, werden gezielt fotografiert. Gesicht für Gesicht. Ziel ist neben einer augenscheinlichen unmittelbaren Einschüchterung wohl auch die Anlage von Datenbanken mit angeblichen „Rechten“. Dass eine als „Hammerbande“ bekannte Abteilung der Antifa solchen Menschen in der Vergangenheit mit Hammerschlägen auf Gelenke und Köpfe zu Leibe rückte, ist kein Geheimnis. Mehrere Mitglieder stehen derzeit vor Gericht oder wurden bereits verteilt.

Was das mit dem HR bzw. der ARD zu tun hat? Auch vor dem Eingang zur AfD-Veranstaltung steht so eine vermummte Person, die sich als ARD-Journalist ausweist, mit ARD-Mikro usw. Und ein eigenes und als solches ausgewiesenes HR-Team wird ertappt, wie es über einen sehr langen Zeitraum hinweg anreisende AfD-Mitglieder filmt. Was mit den Aufnahmen passiert und bei wem diese landen? Eisiges Schweigen. Gezeigt wurden sie nicht. In welchem Archiv und zu welchem Zweck sind sie gelandet? Das werden wir mit Hilfe der rechtlichen Möglichkeit erfragen.

Statt Hilfe zur Aufklärung ein Maulkorb vom HR: TE soll auch Schilderungen zum Fotografieren von Besuchern der AfD-Veranstaltung durch ausgewiesene ARD-Mitarbeiter sowie zum Verbleib des Materials in Datenbanken nicht mehr schreiben dürfen.

Dies, liebe Leser, wird uns also die nächste Zeit begleiten. Selbstverständlich ist diesen Rechts-Schreiben auch jeweils eine Zahlungsaufforderung beigelegt: DGB und ARD/HR versuchen anscheinend, sich ihre Kosten bei TE einzutreiben und diese so hochzujazzen, dass uns die Luft ausgeht.

Dass der HR über die Angriffe auf das TE-Team nicht berichtet hat, versteht sich fast von selbst. Denn immerhin war es ja eine Veranstaltung, die Gießen zum „Leuchten“ gebracht hat, wie der umstrittene Oberbürgermeister Gießen diese Orgie der Gewalt bejubelt.

Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung für unser Sonderkonto Rechtsstreitigkeiten.

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