“Vollversagen”: Empörung über die angeblich zu laxe Haltung der Stuttgarter Polizei

Laut einer Sprecherin der Polizei in Stuttgart verläuft die Stuttgarter Demo bisher weitgehend friedlich. Derweil echauffieren sich Maßnahmen-Befürworter in den sozialen Medien darüber, dass die Polizei nicht hart genug durchgreife. Von Elias Huber

IMAGO / Arnulf Hettrich

Die Stuttgarter Demo verläuft bislang offenbar weitgehend friedlich. Eine Sprecherin der Polizei sagte gegenüber Tichys Einblick, derzeit seien mindestens einige Tausend Maßnahmen-Kritiker im Stadtgebiet unterwegs. Außer einer Blockade von Gegendemonstranten, welche die Polizei aufgelöst habe, sei der Protest überwiegend ruhig geblieben.

Laut einer Mitteilung der Stuttgarter Polizei haben Beamte eine Gruppe von etwa 20 Personen aus dem Rockermilieu kontrolliert und dabei Quarzhandschuhe, pyrotechnische Gegenstände und Sturmhauben beschlagnahmt. Die mutmaßlichen Rocker widersetzten sich demnach der Kontrolle – dabei wurde eine Polizistin leicht verletzt. Außerdem liege der Polizei ein Video vor, nach dem “mutmaßlich ein Journalist” offenbar von einem Aufzugsteilnehmer geschlagen wurde.

Indes kocht auf dem Twitter-Kanal der Polizei Stuttgart die Stimmung hoch. Lockdown-Befürworter regen sich dort über das aus ihrer Sicht laxe Verhalten der Polizei auf. Etwa twitterte ein Nutzer: “Das kann doch nicht euer Ernst sein. Neutralität geht anders. Keine Umsetzung der Maßnahmen, Solidarität mit den Demonstranten. Ich könnte schreien.” Ein anderer beschwerte sich über das “Vollversagen der Polizei” und fuhr fort: “Laut Fotos der Onlinemedien halten sich nur wenige an die Coronaregeln. Warum wird da nicht eingeschritten?”

Die Twitterer empörten sich auch über eine Videoaufnahme, auf der man einen
Polizisten sieht, der offenbar einem Querdenken-Ordner einen Handschlag im
Vorbeilaufen gibt. “Meine Fresse, macht euren Job!”, kommentierte etwa
“myr.” Und ein anderer stellte fest: “Querdenkers best friend.” Auch ein
Video von einem Polizeiwagen, an dessen Rückscheibe ein Bild von Bundesfinanzminister Scholz in Gefängniskleidung offenbar angeklemmt wurde, und an dem ein Polizist vorübergeht, erregte viele der Twitter-Nutzer.

Der Querdenken-Anwalt Markus Haintz hatte Forderungen nach einer schärferen
Polizei-Einsatztaktik verurteilt. “Die Politiker, die ein härteres
Durchgreifen fordern, sind Antidemokraten und wollen eine Eskalation”, sagte
er gegenüber TE nach der Demo in Kassel vor zwei Wochen. Von gesunden
Menschen unter freiem Himmel gehe praktisch keine Infektionsgefahr aus – das
zeigten zahlreiche Aerosol-Studien.

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Kommentare ( 82 )

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Hans Schmidt
3 Jahre her

„Die „Querdenken“-Demo war kein Widerstand sondern politische Geisterfahrerei“ titelt heute die Welt und spricht von bewusster Gefährdung Dritter. So soll Druck auf die Behörden in Kassel ausgeübt werden, damit diese die geplante Demo am 15.05.2021 verbieten. Ich rechne nicht damit, dass es gelingen wird die Demo zu verhindern.

elly
3 Jahre her

Osteransprache Steinmeier:“ „Empören wir uns nicht nur über die anderen oder über die da oben. „
Jetzt gibt es also auch noch eine gute Empörung = gegen alle Mitbürger und eine böse Empörung = Kritik am Politikversagen.

November Man
3 Jahre her

Wäre es gestern ein kleine Demonstration, mit so um die 10.000 Teilnehmern gewesen, hätten die Querdenker heute nicht so viel Aufmerksamkeit von linksrotgrünen Politikern und der L-Presse bekommen.
Nach meiner Schätzung als Anwesender vor Ort waren es aber locker so um die 40.000 Menschen die an der Demo auf dem Wasengelände teilgenommen haben.
Und die breite und lange Mercedes-Straße war auch noch voll mit Demonstranten.
Die Regierung, L-Politiker und die L-Presse fürchten um ihre Profite und sind anscheinend schwer gedemütigt, wenigstens verhalten sie sich so.   

November Man
3 Jahre her

Die Medien haben auch heute extreme Schwierigkeiten die gigantische und friedliche Querdenker-Demonstration schlecht- und runter-zuschreiben.
Außer den Masken und Abstandhalten haben sie mal wieder nicht viel zu bieten.
Wie wärs mit Lärmbelästigung, die Trommel-Frauen und -Männer waren nämlich sehr laut und gut zu hören.
Alles andere ist ja eh nur buchstäblich an den Haaren herbeigezogen.

jopa
3 Jahre her

Nach Hamburg haben sich vermutlich die gleichen Kreise darüber beschwert, daß die Polizei durchgegriffen hat. Die Kreise scheinen scheinen sich eine Polizei in Form von Volkspolizei, Betriebskampfgruppen oder Rotfrontaktiven zu wünschen, die nur auf die richtigen losgeht, also wie in Weißrußland. Dazu muß die Antifa in die Polizei eintreten. Eine Überprüfung durch den Verfassungsschutz wird da weisungsgemäß keine Gründe für eine Ablehnung finden, weil doch die Gesinnung stimmt.

Maria KH
3 Jahre her

Pew hat 2019 die US-Twitterblase analysiert, die sich von der hiesigen nicht grundlegend unterscheiden dürfte.

22% der Amerikaner benutzen Twitter.
97% der politischen Tweets werden von nur 10% der Politik kommentierenden Benutzer generiert.
80% aller Tweets von erwachsenen US-Bürgern kommen von Leuten, die „eine starke Abneigung gegen Trump“ haben.

Also eine sehr kleine linke Blase, die versucht, sehr laut zu tröten. Repräsentativ für irgendwelche Mehrheiten sind die definitiv nicht.

Aljoschu
3 Jahre her

Von der Polizei in Belgien lernen, heißt Demokratie lernen! Besser nur noch: Von der Polizei in Weißrussland lernen, …! Demokratie muss wehrhaft sein, Demokratie braucht Polizeistaat, weil freie, mündige Bürger Demokratie zersetzen, zerreden, mit Meinungen zerfleddern. Aber Demokratie braucht Klarheit und Eindeutigkeit. Demokratie braucht einen Merkel!

Physis
3 Jahre her

Es ist schon erschreckend, dass die Polizei selber überhaupt bei Twitter angemeldet ist, denn m.E. sollte die Polizei zwar „umfangreich“ Kenntnis von solchen Medien haben, sie selber aber nicht nutzen. Oder arbeitet die Polizei etwa auch nach den Regeln von Kriminellen? Selbstverständlich möchte ich Twitternutzer hier nicht als kriminell identifiziert sehen, finde aber schon, dass die UNABHÄNGIGE Arbeit einer solchen Institution eher eingeschränkt wird.
Naja, was soll man aber auch von einer Behörde (wie von vielen!) halten, die zusätzlich noch einen Fratzen-Buch-Account haben?

Juergen P. Schneider
3 Jahre her

Herrn Überall weiß wohl nicht, dass Journalisten in Deutschland überall frei berichten dürfen. Übergriffe auf Journalisten sind in Deutschland überall verboten. Jeder darf auch überall seine Meinung frei äußern. Nur er muss halt auch überall Widerspruch ertragen. Das hat doch die alternativloseste von allen Alternativlosen so öffentlich gesagt. Das alles gilt überall.

Juergen P. Schneider
3 Jahre her

Die Blockwarte erregen sich bei Twitter. Die Mainstreammedien konstruieren aus ein paar tausend Twitter-Deppen eine Mehrheitsmeinung. So könnte man meinen. Tatsache ist, dass es wohl eine große Mehrheit in Deutschland gibt, die diejenigen, die für ihre Rechte auf die Straße gehen, als Covidioten, Coronaleugner und ähnliches beschimpft. Man muss sich nur im Freundes- und Bekanntenkreis umhören. Die Mainstreammedien leisten auch weiterhin ganze Arbeit. Nicht der hysterische Aktionismus der Regierenden bringt die Leute auf die Palme, nein, die unbotmäßigen Mitbürger sind angeblich an allem schuld. Gelegentlich wird auch mal auf Merkel und Konsorten geschimpft, aber der Nachbar, dessen Kinder mit Enkelkindern… Mehr