Statistiker: Vergleich internationaler Coronadaten sind Zahlenspielerei

Covid-19 betrifft ältere Menschen sehr viel stärker als jüngere. Die große Mehrheit schwerer Krankheitsverläufe trifft die über 70-Jährigen. In der öffentlichen Debatte geht es derweil in den Begrifflichkeiten zum Sterbegeschehen drunter und drüber.

MAGO / ZUMA Wire

Wie tödlich ist Corona? Mit Vorsicht zu genießen sind nach Einschätzung des Statistikers Walter Krämer die offiziellen Zahlen zur Mortalität (Sterberate Gesamtbevölkerung) und Latalität (Sterberate unter Infizierten) in der Coronakrise. Internationale Vergleiche von Coronadaten sind für Krämer angesichts unterschiedlicher Erfassungen für „Zahlenspielerei“. Veröffentlichte Zahlen würden mehr verwirren als aufklären, zudem sei oft die Datenbasis nicht gleich. Krämer, bis 2017 Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Universität Dortmund, zeigt im Monatsmagazin Tichys Einblick am Beispiel des Robert-Koch-Instituts, wie die Coronastatistik beeinflusst wird. „Nur etwa jeder dritte vom Coronavirus befallene Mensch entwickelt auch einschlägige Symptome. Bei den anderen hält das körpereigene Immunsystem den Eindringling in Schach. Das Robert-Koch-Institut dagegen wertet alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig von klinischen Symptomen als Covid-19-Fälle. So gehen denn auch Unfallopfer oder Gebärende, die beim Betreten des Krankenhauses standardmäßig auf Corona getestet werden, in die Zahl der Corona-Kranken ein – auch ohne krank zu sein. Damit geben die RKI-Daten für keine der fallbasierten Definitionen des Zählers verlässliche Zahlen ab.“

Auch bei der Mortalitätsrate in Deutschland, die die Sterberate auf Basis der Gesamtbevölkerung ausweist, variieren die Zahlen enorm. So weist das Portal Statista Ende Februar eine Mortalitätsrate von 3,02 Prozent aus, das Deutsche Ärzteblatt notiert 1,4 Prozent, der bekannte Statistiker P. A. Ioannidis von der amerikanischen Stanford-Universität geht von einem halben Prozent aus. So würden beispielsweise Menschen gezählt, die gar nicht an Corona gestorben sind. Das Problem bei der Mortalität: In welchem Zeitraum erfasst man die Todesfälle, und durch welche Bevölkerungszahl wird sie geteilt? Krämer: „Das Statistische Bundesamt zum Beispiel zählt die Zahl der Verstorbenen seit Beginn der Pandemie und teilt durch die Bevölkerung an einem bestimmten Tag. Auf diese Weise erhält man theoretisch, bei einer Zählweise über Jahre hinweg, sogar Mortalitätsraten von über 100 Prozent.“

Krämers Fazit: „Auf nationaler Ebene sollte man auf die absoluten Todeszahlen achten – und darauf, wie „Corona-Todesfälle“ definiert werden. Internationale Vergleiche sind nicht mehr als Zahlenspielerei.“


Den ganzen Beitrag lesen Sie in Tichys Einblick 04-2021 >>>

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Kommentare ( 11 )

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Meykel
3 Jahre her

Verstand, Vernunft, Logik sind abgemeldet. Alle Zahlen, die laufend mitgeteilt werden sind falsch, unsinnig, manipulierbar und werden manipuliert! WARUM? □ Die Inzidenzzahl ist abhängig von der Anzahl der Testungen. □ DieTest’s zeigen nur auf, dass einer Coronaviren in der Nase hat. Es handelt sich nicht um Infizierte. □ Auch die Ermittlung der K- Zahl beruht auf falschen Zahlen. □ Bei den Opfern, an oder mit Corona gestorben, ist es unbestimmt, woran sie wirklich gestorben sind. □ Für die Anzahl der täglichen Opfer werden Tote zusammengezählt, die innerhalb von letzten 8 Wochen gestorben sind. □ Die Zahl der belegten Intensiv- Betten… Mehr

StefanB
3 Jahre her

Es geht doch nur darum, permanent Ängste und Verunsicherung zu schüren, um die Menschen leichter in die gewünschte politische Richtung lenken zu können. Die Wahl der politischen Lenkungsmittel, sagt viel darüber aus, um welche Richtung es sich dabei handelt.

Dr. Michael Kubina
3 Jahre her

Die relevanten Zahlen sind: Zahl der symptomatischen unter den positiv getestene Menschen, Zahl der hospitalisierten unter den symptomatischen und Zahl der gestorbenen unter den symptomatischen. Und genau diese Zahlen hören wir nicht; sie sind einfach zu klein, um irgendwen in Dauerpanik halten zu können.

landluft
3 Jahre her

Mit ist es von Beginn an schleierhaft: Nach welchen Kriterien wird überhaupt wer getestet? In welchem Verhältnis steht die Anzahl der positiv Getesteten zu den insgesamt Getesteten? In welchem Verhältnis stehen diese zur Bevölkerung insgesamt? Wie vergleichbar sind die Testkriterien von Region zu Region? Wie entstehen daraus zuverlässige Aussagen für „Inzidenz“? Wie hoch ist das Ausprägen der Krankheit im Verhältnis zur Inzidenz? Was bedeuten folglich die Inzidenzwerte für folgenschwere Entscheidungen wie Lockdowns? Ich lese ziemlich viel, habe aber auf diese Fragen noch keine schlüssigen Antworten gefunden, im Gegenteil, eher Verwirrung. Aber auf dieser Basis werden Existenzen gefährdet und irgendwann vernichtet.

wat nu
3 Jahre her
Antworten an  landluft

„Aber auf dieser Basis werden Existenzen gefährdet und irgendwann vernichtet.“
Das ist das Ziel und dient dem Ziel den globalistische Heilsbringer die Taschen zu füllen.

R.J.
3 Jahre her
Antworten an  landluft

In D. ist an erster Stelle das RKI für die von Ihnen genannten Mängel verantwortlich. Es ist Sprachrohr und Anschmiegeorgan der „Physikerin“, an der Spitze besetzt mit einem ihrer Paladine. Nehmen Sie als Beispiel die PCR. Dass diese per se nicht zum Nachweis einer klinisch relevanten viralen Atemwegsinfektion geeignet ist, wissen wir aus der Forschung seit Jahren. Die Problematik der Ct-Werte ist elementar, jeder, der jemals mit PCR gearbeitet hat, kennt das. Es werden unzählige PCR-Kits verwendet, mal triple, mal dual, mal sogar single target. Man hätte laufend 5-10% der Testkapazität in Qualitätskontrolle und Standardisierung investieren müssen, dann hätte man… Mehr

Alfonso
3 Jahre her

„Statistiker: Vergleich internationaler Coronadaten sind Zahlenspielerei“

Um zu dieser Erkenntnis zu kommen braucht man sicher keine Statistiker.

wat nu
3 Jahre her
Antworten an  Alfonso

Ja, klar, aber es hört eben keiner auf den gesunden Menschenverstand.

prague
3 Jahre her

Irgenwie muss man die Angst verbreiten. Keine Unterschiede zwischen pos. getestete und Erkrankten, keine Unterschiede bei verstorbenen an Corona oder andere Erkrankungen. In meinem Bekannten Kreis ist der Opa gestorben, ohne Corona, der Arzt hat gefragt, ob er auch zusätzlich Corona zu der Todesursache schreiben darf, warum wohl, damit die Zahlen stimmen, ob der mehr Geld bekommt weiss ich nicht, aber möglich ist alles. Die Tests sind auch nicht ohne, falsch positive, oder auch negtive möglich. Es gab auch viele positive Menschen die in der Öffentlichkeit stehen, von Trump und seine Frau, Span und viele anderen und was war, in… Mehr

Don Didi
3 Jahre her
Antworten an  prague

„keine Unterschiede bei verstorbenen an Corona oder andere Erkrankungen“
In der Tat. Und selbst, wenn die Zahlen stimmen würden, ist der Umgang damit noch immer mindestens manipulierend.
Jemand ist schwer erkrankt und positiv auf Corona getestet -> Coronatoter, Vorerkrankung unerheblich.
Jemand ist schwer erkrankt und kurz nach der Impfung gestorben -> Vorerkrankung, Impfung unerheblich.

Letzte Woche 1000 Neunfizierte, diese Woche 800 Neuinfizierte -> die Zahl der Infizierten ist gestiegen.
Letzte Woche 1000 illegale Einwanderer, diese Woche 800 illegale Einwanderer -> die Zahl der Migranten ist gesunken.

Und so zieht sich das durch sämtliche Meldungen zu sämtlichen Themen.

R.J.
3 Jahre her

Danke. Leider alles seit langem klar. International vergleichbar und verlässlich sind einzig die monatlichen Gesamtzahlen der Toten, sonst nichts. „RKI“ hat mit Robert Koch nichts mehr zu tun, sondern steht für „Ramsch-Kokolores-Institut“. Das ist die freundliche Variante, die andere spare ich mir. Das RKI hat seit Anbeginn systematisch Erkenntnis verhindert, von der kontrollierten Datenerhebung über die Standardisierung und Bewertung der PCR bis zur Feststellung der Todesursachen. Systematisch und perpetuiert bis heute. Es ist halt eine politische Behörde und daher ganz im Pestilenzkreis der „Physikerin“ anzusiedeln.