Sicher wird Israel nie sein, wie es das jüdische Volk nie war

Israel from the river to the sea ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Mit und ohne Netanjahu. Wenn nicht mit Donald Trump, dann mit JD Vance.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alex Brandon

Erst neulich fiel in der Unterhaltung mit einem Belesenen und gut Informierten die Frage, wie es zu der seit langer Zeit weltweiten Judenfeindlichkeit kam, die heute kriegerisch und terroristisch gegen Israel unter Führung der Muslimbruderschaft stattfindet. Eine Erklärung bot sich Tage danach an. Das Religionsvolk der Juden hat den Versuchen der Missionierung durch Christentum wie Islam widerstanden, ist auch nach Eroberung von Gebieten, in denen sie lebten, durch andere Machthaber nicht zum Glauben der Eroberer übergetreten, was Nichtjuden regelmäßig taten. Dieses beharrliche Bleiben, was man ist, könnte viel mehr die Wurzel der Ablehnung sein als alles andere, was gegen Juden angeführt wurde und wird.

Man konnte von Anfang an nur für oder gegen die Errichtung des Staates Israel sein, der nach der menschlichen und kulturellen Katastrophe der industriellen Vernichtung der Juden durch den NS-Staat geschaffen wurde, damit es einen Staat auf der Welt gibt, in dem Juden nicht verfolgt werden, weil sie Juden sind. So einfach wird das höchst selten ausgesprochen. Die Begründungen, vor allem, aber nicht nur in den deutschsprachigen Ländern und ihren Schulen, Kirchen, staatlichen und privaten Einrichtungen, sind vielmehr meist verengt auf die historische Verantwortung der Deutschen für den Holocaust. Das ist ein passives Motiv, kein aktives, ist mehr Entschuldigung als eigener Standpunkt.

Weil man nur für oder gegen die Existenz des Staates Israel sein kann, konnte es nie eine „Zweistaaten-Lösung“ geben. Die Zweistaaten-Lösung war der UN-Teilungsplan 1947, der das britische UN-Mandatsgebiet Palästina als Kriegsbeute der Alliierten vom besiegten Osmanischen Reich in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufteilen wollte. Die Alliierten hätten wissen müssen, ein jüdisches Israel, egal wie klein oder groß, akzeptieren die Araber nie (ihr Großmufti  von Jerusalem, Haj Amin al-Husseini, brachte Hitler 1941 dazu, das seit 1933 laufende Haʿavara-Umsiedlungs-Programm deutscher Juden nach Israel von Zionisten und NS-Führung zu stoppen).

Israel, das 1947 nicht existierte, sagte Ja zum UN-Plan, die arabischen Staaten Nein, was zum Unabhängigkeitskrieg von 1948 führte, den Israel gewann. Seitdem änderte sich nie etwas daran, auch wenn es zur Tarnung anders klang. Die Araber wollten nie zwei Staaten, sondern einen – arabischen – from the river to the sea, vom Jordan bis zum Mittelmeer. Ob so ein Staat Juden auch nur als Tributpflichtige ohne Rechte dulden würde, von denen viele aus arabischen Staaten vertrieben wurden, oder ob sie aus dem arabischen Staat wieder vertrieben würden, ist unter Arabern unentschieden. Was „Free Palestine“ will, ist klar: global Intifada.

Niemand fasste westliche Naivität oder Gleichgültigkeit je schlimmer als Président Macron vor der UN-Vollversammlung: „Die Anerkennung eines palästinensischen Staates ist eine Niederlage für die Hamas.“ Falsch, Monsieur. Sie bedeutete die Fortsetzung des Krieges der Hamas unter für sie besseren Vorzeichen. Aber Macron geht es nicht um Israel oder Juden, sondern um seine Probleme mit Arabern und Mohammedanern in Frankreich.

Bei Trump und seinen Gesandten steht es nicht viel anders. Israel ist oft erfolgreich  mit wenig Ruhmanteil für Trump und stört öfter seine Interessen – etwa beim Iran. Deshalb hat er weitere Jets gegen die Mullahs, vor allem gegen sie persönlich zum Regimechange verhindert. Trumps Plan, von den Saudis und Qataris viel Geld für die USA zu mobilisieren, hat anhaltend seinen Preis für Israel. Syriens Islamisten-Präsidenten stärkt Trump öffentlich. Die Eliminierung der christlichen und Druzen-Minderheiten sind für Trump Kollateralschäden. Israels Dazwischenfunken mit seiner Öffentlichkeitswirkung mag Trump nicht. Das Bombardieren in Damaskus nahm Donald Bibi übel. Viele Christen in den USA reagierten mit Unverständnis, das White House wiegelte ab. Trump setzte sich öffentlich für Waffenstillstand ein.

Die Saudis begaben sich unter den pakistanischen Atomschirm, statt dies mit Israel zu regeln. Dagegen gab es wohl Kräfte im Hause Saud. Trump nahm’s hin. Er weiß mit Mohammed bin Salman Al Saud (MBS), wie schnell Köpfe rollen, wenn mit Juden Geschäfte gemacht werden. Mit Pakistan riskiert MBS nichts und Donald duldet’s. Qatar hat Israel demnächst direkt vor der Haustür, sichert zu, in Qatar nicht mehr anzugreifen, im Gegenzug gibt’s keine Absicherung. Finanziert Qatar die Baustelle Gaza, nehmen die Qataris dort natürlich Einfluss (die Muslimbruderschaft immer im Hintergrund). Trump meint, alles in der Hand zu haben, und die America First-Kasse zu füllen. Bibi macht mit, was bleibt ihm übrig, um Premier zu bleiben?

Zu seiner Sicherheit wird Israel viel einfallen müssen, wenn regelmäßige Überflüge der Qataris ihren Muslimbrüdern im Iran die Daten Frei Haus liefern. Von „Leaks“ bei israelischen Sicherheitsinfos in D.C. war mehrfach die Rede. Mossad, Shin Bet und Aman sollen nicht mehr so mitteilsam sein. Waffen und Flugzeuge aus den USA kommen nach Israel so oder so. Tarnen und täuschen können nicht nur Araber und Iraner.

Israel From the River to the Sea ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Mit und ohne Netanjahu. Wenn nicht mit Donald Trump, dann mit JD Vance.


Eine aktuelle Umfrage des Hebrew Channel gestern mit 50.000 Antworten in 120 Minuten ergab: 81 Prozent unterstützen Trumps Plan zur Beendigung des Gaza-Krieges. Gleichzeitig halten 82 Prozent die Chancen auf seine Verwirklichung für schlecht.

In früheren Umfragen des Senders gab es immer wieder eine klare Mehrheit gegen Abkommen zur Beendigung des Krieges unter den damals vorgelegten Bedingungen der Hamas. Beim 20-Punkteplan ist das anders. Es geht den Befragten um den richtigen Preis zu den richtigen Bedingungen für Israel. Gleichzeitig glaubt ein großer Teil nicht an die Umsetzung des Abkommens in die Tat. Sie sind nicht optimistisch, da alles von der Akzeptanz durch die Hamas abhängt. Die Israelis haben  klare Vorstellungen von ihren Wünschen und Zielen, stehen aber mit beiden Beinen auf dem Boden.

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Kommentare ( 33 )

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Nasenfrosch
2 Monate her

Nun, Abraham war in Ur ziemlich sicher.
Dann meinte er, mit seinem Clan in einen Landstrich zwischen zwei Großreiche zu ziehen. Dort haben sich dann seine Nachkommen über Jahrhunderte unfreundlich bis genozidal verhalten. Und als sie nach einemziemlich priviligeiertem 2 Generationen-Urlaub in Assyrien wieder heim kamen, waren ihre dortigen eigenen Volksgenossen vertilgungswürdig. In Ägypten waren sie nie. Dann haben irgendwann die Römer versucht Ordnung rein zu bringen.

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Nasenfrosch

„Gott sprach nämlich – nach Gn. 12, 1ff. – zu Abraham: „Gehe aus deinem Land, und aus deiner Verwandtschaft, und aus dem Haus deines Vaters, und komme in das Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen, und will deinen Namen groß machen, und du wirst gesegnet sein. Ich will segnen die, welche dich segnen, und will fluchen denen, welche dir fluchen, und in dir werden gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“

Wilhelm Roepke
2 Monate her

Ich habe eine andere Erklärung für den gravierenden Antisemitismus: Neid. Im Durchschnitt interessieren sich jüdische Familien mehr für die Bildung ihrer Kinder als nichtjüdische Familien. Darum bringt der winzige Staat Israel von der Größe eines deutschen Bundeslandes mehr Startups an die amerikanische Technologiebörse NASDAQ als die gesamte riesige EU zusammen, von den arabischen Nachbarn wollen wir erst gar nicht reden. Und das sieht man halt auch: egal, ob Meerwasserentsalzungsanlage oder Kibbuzim in der Halbwüste, Raketenabwehrschild oder weltberühmte Historiker wie Harari. Unter den Juden gibt es einfach viele fleißige talentierte Leute, die von zu Hause als Kinder und Jugendliche gut gefördert… Mehr

Haba Orwell
2 Monate her
Antworten an  Wilhelm Roepke

> oder weltberühmte Historiker wie Harari

Der weltweit berüchtigte Herr, der sich beim WEF rumtreibt und 90-95% der Menschheit als „unnütze Esser“ loswerden möchte? Beneiden viele Buntschland um den Herrn Schwab? Einige Jahrzehnte früher gab es hier noch ein paar weltberühmte Experten darin, große Teile der Menschheit loszuwerden.

Ich wollte nicht selbst Harari erwähnen, wenn es aber jemand tut – wie kommt es, dass man an der Uni Jerusalem auf derart dysotopische Ideen kommt? Dortige Intellektuelle scheinen viel vom Meucheln zu träumen, beunruhigt das niemanden? https://uncutnews.ch/das-weltwirtschaftsforum-haelt-menschen-fuer-nutzlose-esser-und-betrachtet-ihre-gehirne-und-koerper-als-produkte-die-gehackt-kontrolliert-und-entsorgt-werden-koennen/

Milton Friedman
2 Monate her

So richtig stimmig ist der Artikel leider nicht: Man konnte von Anfang an nur für oder gegen die Errichtung des Staates Israel sein, der nach der menschlichen und kulturellen Katastrophe der industriellen Vernichtung der Juden durch den NS-Staat geschaffen wurde, damit es einen Staat auf der Welt gibt, in dem Juden nicht verfolgt werden, weil sie Juden sind Sie schreiben fast so, als sei Israel wegen Hitler-Deutschland geschaffen worden. Der erste Zionistenkongress fand 40 Jahre vor Hitlers Machtergreifung statt. Ein Kongress auf dem sich erstmals die vielen bereits bestehenden zionistischen Strömungen aus aller Welt versammelten. Ein Jahr nachdem Herzl sein… Mehr

Haba Orwell
2 Monate her

Woanders liest man, dass Netanjahu Israel stark militarisieren möchte: https://www.voltairenet.org/article222878.html > „… Am 15. September erklärte der Ministerpräsident auf einer Konferenz, … dass von nun an die ganze Welt gegen den Staat Israel sei (was falsch ist: Sie ist gegen seine eigene, persönliche Politik). Vor allem die Europäer. …. Außerdem, fuhr er fort, müsse sich Israel in ein autarkes Land verwandeln… in ein „Super-Sparta“. Es muss seine konventionellen Wirtschaftsaktivitäten aufgeben und seine Rüstungsindustrie ausbauen …“ Das klingt wie Nordkorea auf Steroiden, aber mit heißen Kriegen – betrachtet es jemand als „Sicherheit“? Das Fazit des Artikels: > „… Wann werden wir… Mehr

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Haba Orwell

Können Sie bitte künftig Originalreden verlinken, damit man sich selbst ein Bild machen kann?

Teiresias
2 Monate her

Es gehört zur Wahrheit, daß es seit den 30er Jahren konkrete Verhandlungen mit Argentinien gab, Land für eine Staatsgründung zu kaufen. Die argentinische Lösung/Verlagerung Israels in den Westen ist auch heute noch die einzige Option, die ständig eiternde Wunde in Nahost heilen zu lassen. Denn der Sinn des Staates Israel war immer, die sichere Heimstatt für die Juden der Welt zu sein. Dieser Anspruch ist in Palestina prinzipiell nicht erfüllbar. Es ist ausdrücklich nicht der Sinn der Staatsgründung, das biblische Israel wiederzuerschaffen. Die Nachteile der Palestina-Lösung sind die immensen Kriegskosten, die geringen Lebensqualität (3Jahre Wehrdienst, trotzdem keine Sicherheit, Wüstenklima-im Sommer… Mehr

Haba Orwell
2 Monate her
Antworten an  Teiresias

> sowie ein Millionenheer von wütenden Moslems, die hochmotiviert sind, Terroranschläge gegen „den Westen“ zu begehen. Man sollte bedenken, dass sie wütend sind, weil sie nicht so gerne erobert werden. Zu den zentralen Pfeilern des Christentums gehört, den Anderen nicht antun, was man nicht selbst erleben möchte. Auf jede Erwähnung der Kalifate in Westeuropa werden welche hysterisch, aber die Araber sollen ein Westifat akzeptieren? Besonders übel ist jedoch, dass schon jetzt offen angekündigt wird, weiter zu erobern. Hier gibt es eine Karte, wie weit ein „Groß-Israel“ reichen sollte: https://uncutnews.ch/das-schema-gross-israel-und-sein-globales-machtspiel-ein-wahnhaftes-rezept-fuer-armageddon/ Gebiete, wo derzeit weit über 100 Millionen Muslime (vorwiegend Araber) leben.… Mehr

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Teiresias

Mit Ratio kommen sie an den Glauben nicht ran.
Weder bei den einen noch bei den anderen.
Und für die Juden ist das, wo jetzt der Staat Israel verortet ist, das versprochene Land.

Dundee
2 Monate her

Die Wahrheit ist anders. Die Isrealis scheitern daran den 40km langen und 12km breiten Landstrich „Gazastreifen“ zu erobern. Sie schaffen es nicht. Darum nun der neue Friedens-Plan von Trump. Dieser Plan ist nichts anderes als ein schrittweiser Rückzug der israelischen Armee aus Gaza. Denn die USA können Israel nicht länger unterstützen. Dem Trump brennt nämlich die Hütte. Es ist Shutdown. Wenn es den USA binnen 30 Tagen nicht gelingt ihre inneren Finanzprobleme ein weiteres mal zu verschleppen, dann sind die USA Pleite und mit den USA im Dominoeffekt alle anderen „westlichen“ Staaten, einschließlich Israel. Großisrael, von dem Netanjahu öffentlich träumt… Mehr

Sidon
2 Monate her

Die Hamas wird Trumps Plan nicht annehmen, und Bibi wird weiter kämpfen bis die Hamas kapituliert. Nur so sichert er Israel das Überleben — bis auf weiteres.

Hutten
2 Monate her

Ich probier’s mal mit einem Bibelzitat, Lukas 19,41 schildert die Ankunft Christi in Jerusalem: „Und als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen.“

Haba Orwell
2 Monate her

> Die Alliierten hätten wissen müssen, ein jüdisches Israel, egal wie klein oder groß, akzeptieren die Araber nie

Böse Araber. Jetzt können aber Westeuropäer zeigen, wie man begeistert hier in einst eigenen Ländern die Unabhängigkeit verschiedener Kalifate begrüßt und akzeptiert. Als Erinnerung; 1881, zum Projekt-Start, lebten in Palästina 400 Tsd. muslimische Araber, 42 Tsd. Christen und 13-20 Tsd. Juden – weitere sind später eingewandert.

Immer noch geistert in vielen Köpfen:
Weißer westlicher Mann – darf beliebig erobern
Jeder andere – hat sich dem widerstandslos zu fügen. Es betrifft übrigens auch Osteuropa.

pcn
2 Monate her

Niemand fasste westliche Naivität oder Gleichgültigkeit je schlimmer als Président Macron vor der UN-Vollversammlung: „Die Anerkennung eines palästinensischen Staates ist eine Niederlage für die Hamas.“ Falsch, Monsieur. Danke, tausend Mal, für diesen wichtigen weil die Wahrheit beschreibenden Artikel! Er ist sowas von notwendig in einer Zeit, in dem die Wahrheit als Lüge und die Lüge als Wahrheit unter die Leute gebracht wird! Es ist einfach nur unfassbar, wie in den Medien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eine Wirklichkeitsfälschung transportiert wird, ohne sich der Auswirkungen auf die Zukunft Israels auch nur im Mindesten Gedanken zu machen. Die Frage an die verantwortlichen Redakteure ist:… Mehr