Elektrobusse in Wiesbaden: Das Ende des „offiziellen Batteriebus-Zeitalters“

Jetzt werden in Wiesbaden wieder Busse bestellt, die mit Dieselmotorantrieb ausgerüstet sind. Die fahren wenigstens zuverlässig. Dem Projekt „Elektrobus“ ist der Saft ausgegangen, das Klima muss noch eine Weile warten, bis es gerettet werden kann.

IMAGO / Michael Schick

Die Welle des »Climate Emergency Movements« hatte auch Wiesbaden erfasst. Die Stadt war allerdings nicht schnell genug, sich als erste deutsche Stadt zum »Klima-Notstandsgebiet« zu erklären. Das Rennen hatte Konstanz gewonnen. Da blieb den Wiesbadenern nur, als erste Stadt die Buslinien nur noch mit elektrischen Bussen zu bedienen, um wenigstens in einem Punkt vorne zu sein.

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Denn nachhaltig sollte der Wiesbadener morgens aufstehen, am besten mit dem Lastenrad zur Arbeit rollen, oder wem die Hügel doch zu steil sind, der sollte den angeblich klimaneutralen Elektrobus benutzen. Werbesprüche lockten: »Emissionsfrei ist kein Traum« – und so beschlossen die Grünen in der Landeshauptstadt von Hessen, den Verkehr auf »emissionsfrei« umzustellen.

Der Plan: Eine Stadtbahn sollte quer durch die engen Innenstadtstraßen gebaut werden; nur die breite Mehrheit der Wiesbadener mochte sich mit dieser Idee aus dem Wolkenkuckucksheim nicht abfinden und wischte in einem eindeutigen Bürgerentscheid das Projekt vom Tisch. Dafür werden die Wiesbadener jetzt mit Fahrradspuren und künstlich erzeugten Verkehrsengpässen traktiert.

Dann sollte Wiesbaden auf andere Weise das Klima retten: eben mit Elektrobussen. Und die Stadt kaufte zunächst 56 Batteriebusse. Das Bundesumweltministerium gab 45 Millionen Euro an Steuergeldern dazu. Die damalige Ministerin Schulze: »Wiesbaden geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, wie ein umweltfreundlicher und attraktiver ÖPNV möglicht wird.« Für den Oberbürgermeister markierten die ersten Busse den Beginn des »offiziellen Batteriebus-Zeitalters«.

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Die Träume waren groß, die Träume waren grün: 220 neue Elektrobusse sollten nach ursprünglichen Planungen gekauft werden. Vier Jahre sollte es bis zum vollständigen E-Busse-Zeitalter dauern. Die Busse fuhren auch – zumindest aus der Halle auf den Betriebshof. Doch die klimapolitische Wunderwaffe Elektrobus versagte auf ganzer Linie. Immer wieder fielen Elektrobusse aus, sie mussten vom Hersteller zurückgerufen werden und der städtische Verkehrsbetrieb ESWE bei Fahrgästen um Verständnis bitten.

Die Elektrobusse schafften nicht einmal die Hälfte der Reichweite der dieselbetriebenen Busse. Denn unglücklicherweise ist das Gelände in der Landeshauptstadt recht bergig; der Riese Ekko (kein Vorgänger von Öko) soll in grauer Urzeit sich mit der linken Hand in die Berge des Taunus abgestützt und so die Täler Wiesbadens geformt haben und ärgert mit der Topographie die Grünen von heute. So wagen sich die Elektrobusse nicht auf die steileren Straßen in die Außenbezirke. 150 Kilometer soll eine Akkuladung nur halten, bei eisigen Temperaturen und voll besetztem Bus bis zu 100 Kilometer weniger. Ein dieselbetriebener Linienbus fährt 300 bis 400 Kilometer am Tag – bergauf und bergab und kostet auch bis zu dreimal weniger als ein E-Bus.

Die Stadt wollte neue große Gelenkbusse, um mehr Kapazitäten für Passagiere zu haben und schrieb neue große batteriebetriebene Gelenkbusse aus, wollte sie kaufen. Doch die gibt es nicht. Und – huch – so viele Elektrobusse benötigen auch erhebliche Mengen an Strom, viel mehr, als aus dem derzeitigen Netz abgezweigt werden kann. Deshalb sollte auch ein neues Umspannwerk beim Betriebshof her. Fünf Jahre dauerten Suche und Verhandlung für ein entsprechendes Grundstück. Doch jetzt werden die Pläne für den Bau eines Umspannwerkes an der Gartenfeldstraße womöglich aufgegeben, wie die Stadtwerke Wiesbaden Netz GmbH mitteilten. Der Bedarf bestehe nicht mehr, nachdem ESWE Verkehr seine Anforderungen verringert habe.

Der Strom für die Batterien sollte auch aus Photovoltaikanlagen kommen. Dazu bauten die Wiesbadener ein 6000 Quadratmeter großes Dach über den Busparkplatz mit Photozellen. Doch das musste jetzt wieder abgebaut werden. ESWE Verkehr: »Aufgrund von aktualisierten Brandschutzauflagen, die sich auf die Nutzung und den Betrieb der Ladeinfrastruktur unserer Batteriebusse beziehen, sind wir dazu aufgefordert worden, entsprechende bauliche und technische Maßnahmen zu ergreifen.«

Leicht entzündliche Akkus
Es passiert immer häufiger: Brennende Batterien zerstören Häuser, Busse und Autos
Die spektakulären Brände von Elektrobussen, bei denen drei Betriebshöfe in Düsseldorf, Hannover und Stuttgart mitsamt Bussen abbrannten, jagten Verantwortlichen offenbar gehörige Schrecken ein. Die Ladeinfrastruktur musste umgebaut werden. Doch unter dem Dach mit der schönen Photovoltaik ging das nicht mehr, deshalb der Abriss. Es gibt zudem noch kein Konzept für Ladestationen an den Endhaltestellen, an denen die Batterien wenigstens ein bisschen hätten aufgeladen werden können. Dorthin müssen kräftige Kabel verlegt werden.

Jetzt sucht ESWE Verkehr dringend mehr Abstellplatz, weil jetzt sowohl die Dieselbusse als auch die leistungsschwachen Elektrobusse irgendwo abgestellt werden müssen. Das bisherige Betriebsgelände ist zu klein. Nicht bekannt wurde, ob schon Rettungspläne für brennende E-Busse existieren. Die Wiesbadener Berufsfeuerwehr hat noch keinen gigantischen Wassercontainer, in denen Busse mit brennenden Batterien eingetaucht werden können.

Muss man auch noch hinzufügen, dass das kommunale Fahrradverleihsystem eingestellt wird? ESWE Verkehr schaltet zum 30. Mai die App ab, mit der 600 Fahrräder gemietet werden konnten. »ESWE Verkehr drückt bei meinRad auf Reset-Knopf«, heißt die Pleite euphemistisch beim städtischen Verkehrsbetrieb. Das wurde vor vier Jahren mit ebenfalls großem PR-Klamauk vorgestellt und sollte »Mikromobilität« vorantreiben: 1,4 Millionen Euro – verpulvert.

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Kommentare ( 116 )

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Querdenker73
1 Jahr her

So lange die grünen Spinner und deren Speichellecker in den Regierungen nicht in der Lage sind, die „Elektromobilität“ rein physikalisch zu durchdenken, wird es immer wieder passieren, dass die Natur sich gegen ihre eigene Rettung wehrt! Nur wenn es dann um den Effektivitätsnachweis für die eingesetzten Steuergelder geht, muss bestenfalls ein „Untersuchungsausschuss“ her! Als wenn dieser nicht auch unsinnige Steuermittel verschlingt, -denn hat schon jemals eine Krähe der anderen ein Auge ausgehackt? So lange sich die Lemminge im Land eine solche Politik gefallen lassen.. Aber die sind derzeit auf Schnäppchenjagd an der Tankstelle! Gib dem Volk Brot und Spiele…

Bad Sponzer
1 Jahr her

Und? Passiert irgendwas? Wer wird für diese wahnsinnige Geldverschwendung zur Rechenschaft gezogen? Aber bezahlt mal euer Knöllchen, über 5.- Euro, nicht. Da könnt ihr was erleben. Das geht bis zur Lohnpfändung oder Einsitzen im Knast!

LadyGrilka55
1 Jahr her

Das mit dem „Wir“, das bei mir mittlerweile immer starken Brechreiz auslöst, wenn ich es aus Politikermund höre, hat er von seiner Vorgängerin gelernt.

Genau wie sie meint er ja eigentlich auch gar nicht „uns“, was ihn und die ganze Ampel-Bande ja einschließen würde, sondern er meint „IHR“, die doofen Bürger nämlich, die gefälligst alles klaglos auszuführen haben, was „WIR“ (wir Politiker nämlich) wollen. Die Politiker selber sehen ja keinen Grund, sich an die Regeln zu halten, die sie uns Bürgern aufzwingen, z.B. Maskenpflicht. Wein saufen und Wasser predigen – das alte Lied halt.

Last edited 1 Jahr her by LadyGrilka55
Die Wahrheit
1 Jahr her

Es gibt Konzepte die funktionieren in Finnland oder Norwegen. Oder der Erfinder Roland Gumpert mit seinem revolutionären E-Auto. Nur erkläre das mal einem Kinderbuch Autor – der auch als Autor versagt hat. Jetzt rettet er die Deutsche Wirtschaft. Sinnlos !!!!!!

mlw_reloaded
1 Jahr her

Ich mache mich mal unbeliebt und vermute das Problem in der Organisation, Beschaffung und Umsetzung. An Städten wie Shenzhen kann man doch sehen, dass die Technologie sehr wohl funktionert. Aus technischer Sichtweise macht es ja auch absolut Sinn, im städtischen Linienbusbetrieb mit dem vielen Stop&Go und klaren Dienstplänen auf Elektroantrieb zu setzen. Also, woran hapert es in Wiesbaden genau? Zunächst hätte man eben ordentliche, fertig entwickelte Busse kaufen müssen, mit ausreichender Reichweite zu allererst. Reichweite des eCitaro ist 320km, 220km bei der Gelenkbusvariante, die es sehr wohl gibt. Was da in Wiesbaden herumfährt, weiß ich nicht, jedenfalls nichts zeitgemäßes. Zudem… Mehr

LadyGrilka55
1 Jahr her
Antworten an  mlw_reloaded

„An Städten wie Shenzhen kann man doch sehen, dass die Technologie sehr wohl funktionert.“ Da ich noch nie in Shenzhen war, weiß ich natürlich nicht, ob die Technologie dort sehr wohl funktioniert. Eines weiß ich allerdings: Shenzhen wird nie vor dem Problem stehen, dass nicht genügend Strom zur Verfügung steht, um die Busse zu betreiben, denn die Chinesen sind nicht so dumm, eine „Energiewende“ a la Grün-Merkel an ihrer Wirtschaft und ihrer Bevölkerung zu verbrechen. Wer allen Ernstes glaubt, er könne den Energiebedarf eines Industrielandes mit Windrädern und Photovoltaik decken und dazu noch zig Millionen von Elektro-Autos mit Strom aus… Mehr

Last edited 1 Jahr her by LadyGrilka55
Horst
1 Jahr her

Bei mir an einer touristischen Strecke zur Ostsee ist eine einsame Ladesäule. Da laden stets PKW mit auswärtigem Kennzeichen und ich muss immer lachen, wenn ich die gelangweilten Blicke der Insassen sehe. Was für eine Zeitverschwendung.

Richy
1 Jahr her

Wenn links-grüne Ideologie von Leute durchgesetzt wird, die in ihrer Vielzahl nichts gelernt und nichts wissenschaftliches studiert haben und erst recht sich nicht haben in Berufen beweisen müssen, dann kommen solche Sachen dabei raus. Und ist ja auch egal, der Steuerzahler bezahlt nicht nur die unfähigen Politiker, sondern auch die untauglichen Ergebnisse ihrer verworrenen Politik. Und man kann sich sogar sicher sein, dass man von den Trotteln wieder gewählt wird. Also weiter so.

Gotthelm Fugge
1 Jahr her
Antworten an  Richy


Was lernen wir daraus?
1.
Die Frage nach der Eignung eines (Regierungs-, BT-) Amtes.
In den USA werden alle Kandidaten zu gesellschaftlichen Führungspositionen sowohl zur fachlichen Eignung als auch einer menschlichen Bewertung gnadenlos durchgecheckt!
2.
Idiotie kann man einer Farbe zuweisen – GRÜN!
3.
Alle Grünen-Politiker, die solchen Unsinn verzapfen, sollte man im Winter in ihre heißgeliebten E-Autos sperren und in einem langen Stau (angesagte Wartezeit 4 bis 5 h) vor den Kasseler Bergen in Richtung Norden bei etwa -15 Grad Celsius Außentemperatur platzieren.

LadyGrilka55
1 Jahr her
Antworten an  Gotthelm Fugge

„In den USA werden alle Kandidaten zu gesellschaftlichen Führungspositionen sowohl zur fachlichen Eignung als auch einer menschlichen Bewertung gnadenlos durchgecheckt!“

Wirklich? Und wer hat Sleepy Joe auf eine fachliche und menschliche Eignung für sein Amt durchgecheckt? Und den Rest der bolschewoken „Demokraten“blase dort? Und was ist mit Gestalten wie Fauci, den Big-Pharma-Bossen etc.?

Den Vorschlag unter Pkt. 3 finde ich gut. Das könnte bei dem einen oder anderen sogar einen Lerneffekt haben, selbst bei Grünen. Denn wie sagt man zu kleinen Kindern? „Wer nicht hören will, muss fühlen!“
So ist das eben bei Infantilen.

Last edited 1 Jahr her by LadyGrilka55
LadyGrilka55
1 Jahr her
Antworten an  Richy

Offenbar sind nicht nur Leute, „die in ihrer Vielzahl nichts gelernt und nichts wissenschaftliches studiert haben“ dazu prädestiniert, solchen Unfug zu verzapfen.

Immerhin hat die ehemalige Gottkanzlerin einen Doktor in Physik.
Bisher ist nichts darüber bekannt, dass sie diesen Titel nicht durch Leistung, sondern auf „sozialistische“ Art erworben hätte, also gehe ich davon aus, er ist regulär.

WENN also jemand hätte wissen können und müssen, dass die ganze „Energiewende“ etwas für die Tonne ist, dann eigentlich Frau M.

Last edited 1 Jahr her by LadyGrilka55
Joe Blue
1 Jahr her

Uiuiui, so viele FAKE News in nur einem Artikel. 1. e-Busse brennen seltener als Dieselbusse und brauchen auch keinen „Container“ zum löschen und die neuen LFP Akkus brennen gar nicht. 2. Moderne E-Busse schaffen 400-600 km Reichweite, man muss halt die richtigen kaufen. Und Doppel-Gelenkbusse gibts auch schon. 3. Dass Wiesbaden keine Stadtbahn bekommen hat, ist der FDP und ihren FAKE News zu verdanken, dafür bekommen sie jetzt etwas viel schlechteres LOL. 4. Weltweit steigt die Anzahl an E-Bussen und zahlreiche Städte sind hochzufrieden. Diese Busse sind leiser, günstiger im TCO und umweltfreundlicher.

LadyGrilka55
1 Jahr her
Antworten an  Joe Blue

Na, dann warten Sie mal ab, wie weit Sie mit den umweltfreundlichen Bussen kommen werden, wenn die zu erwartenden Stromausfälle eintreten, und die Dinger nicht mehr regelmäßig laden können.

Die umweltfreundlichen Batterien beziehen ihre Rohstoffe übrigens via Kinderarbeit in Afrika (Kobalt) und Wasserknappheit südamerikanischer Bauern (Lithium).

Viel Freude also an der umweltfreundlichen E-Mobilität!

Last edited 1 Jahr her by LadyGrilka55
Der Endgegner
1 Jahr her

Hier in China, wo ich lebe, fahren Elektrobusse problemlos…

Für Deutschland wäre Methanol wohl die bessere Lösung, aber solange nicht Kaufleute und Ingenieure sondern korrupte Einzeller die politischen Entscheidungen treffen, werden wir nie eine Lösung bekommen, die funktioniert.

StefanZ
1 Jahr her

Die Verantwortlichen sind die Wähler, die diesen Weltrettern immer wieder den Auftrag geben. Wenn dann alles zu spät ist, hat es wieder keiner gewusst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Untergang dieses Landes nicht durch den Klimawandel erfolgen wird. Die Einschläge und Katastrophen kommen in immer kürzeren Abständen. Am Ende bleibt wohl eine gegenderte, nicht-binäre Mischung aus Afghanistan, Nordkorea, Venezuela, Kongo und Disneyworld. Im ehemaligen Bundestag sitzen dann verschleierte LGBT-Taliban und chinesische BLM-Islamisten.