Der italienische Alpenverein will seine Berghütten von germanischen Einflüssen befreien. Pünktlich zu den Sommerferien soll in großem Stil umbenannt werden. Die wahren Beweggründe bleiben allerdings im Südtiroler Hochnebel verborgen.

Italien, das sei vorweg gesagt, ist das schönste Land der Welt. Das muss man nicht so sehen, natürlich nicht, aber ich sehe es so. Das Essen, der Wein, die Kultur, die Lebensart, das Klima und – ich als alter, weißer Mann nehme mir die Bemerkung heraus – auch die Frauen haben nicht ohne Grund schon Goethe verzückt.
Manchmal allerdings kommen die Menschen in Bella Italia auf sonderbare Ideen.
Jetzt hat der italienische Alpenverein Südtirol (AVS) so einen Einfall: Er will die traditionellen deutschen Namen zahlreicher Berghütten in Südtirol tilgen. Im 19. Jahrhundert hatten deutsche und österreichische Alpinisten auf den Almen ein paar Dutzend Schutzhütten errichtet. Da gehörte Südtirol noch zum österreichischen Tirol.
Die „Regensburger Hütte“ im Grödner-Tal in den Südtiroler Dolomiten zum Beispiel wurde 1888 vom deutschen und österreichischen Alpenverein errichtet. Bezahlt hat den Bau damals der deutsche Architekt Max Schultze, er war von Beruf Oberbaurat des Regensburger Fürsten von Thurn und Taxis. Daneben gibt es auch noch die „Kasseler Hütte“ aus dem Jahr 1877, die „Magdeburger Hütte“ (1887) sowie die Chemnitzer und die Magdeburger Hütte und ein paar weitere.
Nach der Abspaltung Südtirols und der Annexion durch Italien im Jahr 1919 hatte Rom auch die Hütten beschlagnahmt. Die Namen blieben, als Erinnerung an die Herkunft der Bauherren oder Förderer. Italienische Bezeichnungen wurden lediglich hinzugefügt.
Jetzt will der AVS alle deutschen Namen, nun ja, canceln. Angeblich hätten sie „keinen territorialen Bezug zur Region“. Stattdessen sollen – in einem leicht irritierenden Akt von sprachlichem Nationalismus – ausschließlich nur noch Namen italienischer Regionen verwendet werden. Die „Kasseler Hütte“ zum Beispiel steht 2.278 Meter über dem Meeresspiegel bei Rein in Taufers. Sie soll nun „Hochgallhütte“ heißen. Bei anderen Hütten will man auch auf Namen ohne jeden Bezug zur Region oder zur Geschichte zurückgreifen, es müssen eben nur eindeutig italienische Wörter sein. Da ist der „territoriale Bezug“ dann nicht mehr so wichtig.
Interessanterweise sprechen zwei von drei Südtirolern Deutsch als Muttersprache, nur jeder vierte spricht Italienisch. Auch wirtschaftlich kann das nahezu komplett vom Tourismus abhängige Land auf die Gäste aus Deutschland nicht verzichten, sie machen mit immerhin über 40 Prozent die mit Abstand größte Gruppe aller Urlauber aus.
Da bleibt auch einem Italien-Liebhaber wie mir nichts anderes übrig, als halb amüsiert, halb resigniert den Kopf zu schütteln, mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn zu tippen und den großen gallischen Philosophen Obelix zu zitieren:
Die spinnen, die Römer.
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Der Artikel ist unpräzise, schlecht redigiert und leidet auch an der weitverbreiteten unkritischen deutschen Italienseligkeit. Das Thema wäre eher etwas für Ihren geschätzten Kollegen Marco Gallina gewesen, der in beiden Ländern, Sprachen, Kulturen zu Hause ist und sie beide unvoreingenommen betrachten kann. Es geht natürlich nicht um irgendwelche »Alm-Hütten«, sondern um Schutzhütten, also Beherbergungsbetriebe im Hochgebirge, die in der kurzen Saison beachtliche Gästezahlen erreichen. Die meisten Hütten im heutigen Südtirol wurden in den Gründerjahren Ende des 19. Jahrhunderts von den örtlichen Sektionen des damaligen Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DuÖAV) errichtet und nach diesen Städten benannt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden… Mehr
Mit Almhütten fängt es an. Die Südtiroler werden hoffentlich diesem neuerlichen Versuch der italienisierung erneut widerstehen.
Ich finde an diesen Umbenennungen nichts Anstößiges. Die Kasseler Hütte war auch schon vorher die Hochgallhütte, weil der Hochgall der nahegelegene Hauptgipfel der Rieserfernergruppe ist. Und die Chemnitzer Hütte hieß auch schon Nevesjochhütte etc. pp.
In der EU gehört es nun nicht zu den guten Umgangsformen, annektierte Gebiete zurückzugeben. Stattdessen radierte man ganze Städtenamen aus und macht ganze Provinzen zu seinem Land.
Wenn die Namen der Schutzhütten einen engen Bezug zum Standort haben, ist das für die Orientierung besser. In der Hütte oder Haus selber sollte es dann schon Würdigung zur Geschichte und deren Macher geben. Auch Namen für Räume wie „Magdeburger Stube“ oder „Schulzens-Ruh“ sind dann doch ganz gut.
Alles nicht so eng sehen, manchmal kann es auch Sinn machen. Würden die Hütten Namen italienischer Päpste bekommen würde es voll stimmen wenn es heißt „Die Römer spinnen!“.
Ach ja? Die Römer spinnen? Seit 2000 Jahren? Mag ja sein – aber hier spinnt ein quasi Deutscher Alpenverein – ganz ohne Römer. Aber das Deutsche Vorbild ist nicht mehr mal eine Erinnerung wert; seit Merkel.
Also lasst sie doch sich spaghettisieren.
Die haben vielleicht nach Deutschland geschaut und gesehen, dass hier Straßen und Plätze, Bauwerke und Kasernen auch umbenannt werden. Manchmal sind sogar amerikanische Drogen- und Gewaltverbrecher neue Namensgeber, wenn traditionelle deutsche Benennungen getilgt werden.
Das in gewissen italienischen Kreisen seit mehr als 100 Jahren immer noch vorhandene Bestreben alles Deutsche in Südtirol auszulöschen ist leider immer noch am Leben. Gelegentlich gibt es lebendige Verbindungen zu den Orten, nach denen die alten Schutzhütten benannt sind. Daher könnte/sollte Widerstand kommen. Zusätzlich könnte in einem solchen Fall tatsächlich Brüssel aktiv werden, um eine kulturelle Verdrängung zu stoppen. “ Brennero “ ist schon lächerlich genug.
Römer auch. Ein Großteil dieser Halbinsel war ja Kaiserreich bis runter nach Sizilien. Wer weiß das heute noch? Jetzt Südtirol per Widerstand heimholen – Schlesien, Prag und Straßburg liegen doch näher.
Südtirol, schönes Land, eignet sich wunderbar, um Indianerfilme zu drehen.
Na hoffentlich ist das nicht der Auslöser für erneute Sprengsätze, ist ja noch nicht so lange her, dass das gestoppt wurde.