Tichys Einblick

Saarländischer Rundfunk mit unkritischer Sendung für Kinder-Transition

Zum „Tag der internationalen Sichtbarkeit von Transmenschen“ machte es sich der Saarländische Rundfunk zur Aufgabe, der Bevölkerung mit einer Reportage das „Innenleben“ von jugendlichen Transgendern näher zu bringen.

picture alliance/dpa | Oliver Dietze

Laut Saarländischem Rundfunk (SR) wünschen sich „zwei Prozent der Kinder und Jugendlichen“ ein anderes Geschlecht, „als das, mit dem sie zur Welt gekommen sind“ – und für solche Kinder brauche es „mehr Offenheit und Akzeptanz, ohne zu bewerten“. Deshalb erzählt der Sender die Geschichten vom 17-jährigen Leon und der 11-jährigen Ava, ohne auch nur einen Hauch von Kritik oder Skepsis. Die Frage nach dem Kindeswohl wird dem Zuschauer nur rhetorisch gestellt, denn die Antwort steht von Anfang an fest: Das Leid der jungen Menschen hänge rein an ihrer Geschlechtsidentität und könne nur durch die Transition und deren bedingungslose Akzeptanz der Gesellschaft gelindert werden.

Wähle Dein Geschlecht
Eckpunkte des Selbstbestimmungsgesetzes – viel Moral, wenig neues, dafür offene Fragen
Die Geschichte beginnt mit der kleinen Ava, die zuvor Joel hieß, und von ihrer Mutter und der Transgender-Klinik in Homburg bei ihrem Weg zum Mädchendasein begleitet wird. Joel ist gerade mal elf Jahre alt, als seine Mutter ihn nach einer Dokumentation über Transgender-Kinder – in der sie ihren Sohn „wiederfand“ – fragte, ob er, wenn eine gute Fee vorbeikommen und ihn fragen würde, lieber ein Junge oder ein Mädchen sein würde. Die Antwort war: Ein Mädchen – und „natürlich“ wollte er dann auch Kleider tragen. Die Familie „ließ ihn gewähren“. Laut SR blieben aber trotzdem Zweifel, ob dieses neue „Gefühl“ von Dauer sein würde und wenn ja, ob schon jetzt Handlungsbedarf bestünde. Deshalb wandte sich die Familie an die Transgender-Sprechstunde der Uniklinik Homburg – in der in den letzten zehn Jahren 160 Kinder und Jugendliche, zumeist mit dem Wunsch nach einer Hormonbehandlung, vorstellig wurden.

Bei der Untersuchung wird klar: Ava bzw. Joel ist noch nicht in der Pubertät und deshalb noch kein Kandidat für eine Behandlung mit Hormonblockern – zur Erleichterung der Mutter. Sie gibt an, froh zu sein, noch etwas Zeit zu haben, um diese Entscheidung für ihr Kind zu treffen.

Leon, dessen früherer Name in der Reportage nicht bekannt wird, ist da schon einen ganzen Schritt weiter. Er begann bereits im Alter von 15 Jahren mit der Einnahme von Hormonen, um die Ausprägung weiblicher Körpermerkmale zu unterdrücken. Leon ging es damals sehr schlecht. Er dachte, dass er falsch ist und die Transidentität „die einzige Erklärung für [ihren] Zustand“ ist. Also ließ er sich mit nur 17 Jahren als zweiten Schritt die Brüste operativ entfernen – führte eine sogenannte Mastektomie durch.

Eine Frage, die an dieser Stelle nicht gestellt wird, die sich aber aufdrängt, ist die, wer diese Operation erlaubte. Laut SR kam es nach dem Outing zum Bruch mit der Mutter, weshalb nicht davon auszugehen ist, dass sie das Vorgehen unterstützte. Während die Doku gedreht wird, wohnt Leon mit 17 Jahren allein und wird vom Jugendamt durch Jugendhilfemaßnahmen unterstützt – während er die zweite OP plant und kurze Zeit später auch in die Tat umsetzt. Noch mit 17 Jahren werden die Gebärmutter und Eierstöcke entfernt – in Anbetracht des Bruchs mit der Mutter muss der Zuschauer hier vermuten, dass dies mit der Einwilligung des Familiengerichts geschieht.

Die OP verlief gut, „mental“ habe Leon sie aber laut SR „nicht so recht verarbeitet“ – mehr erfährt man nicht. Dafür wird sein Psychotherapeut vorgestellt, der in einer „Transgender-Schwerpunkt Praxis“ arbeitet und nicht der Meinung ist, dass man „gucken muss, warum ist das so, warum Transgender, sondern [nur] wie kann ich das Leben“. Ganz ähnlich äußert sich auch der Psychotherapeut des kleinen Joel – er würde es sich „nicht anmaßen, zwischen echt und falsch zu unterscheiden“. Laut SR gäbe es generell zu wenig solcher spezialisierten Therapeuten – man geht davon aus, dass viele nicht in dem Bereich arbeiten wollen, weil sie dafür nicht ausgebildet sind und sich die Arbeit nicht zutrauen.

An dieser Stelle wird eine ganz andere Problematik deutlich, die vom SR nicht angeschnitten wird – nämlich die, dass Psychologen und Ärzte, die die Transidentität ihrer jungen Patienten nicht bedingungslos unterstützen, sich aus dem Behandlungsbereich zurückziehen. Heutzutage kann das bloße Hinterfragen bereits als Transphobie ausgelegt werden – in der Öffentlichkeit, vor den kassenärztlichen Vereinigungen und der Psychotherapeutenkammer. Im schlimmsten Fall unterstellt man dem Therapeuten eine Konversionsbehandlung: also die Behandlung von Homosexualität, was seit Mai 2020 verboten ist. Durch diese drohende Unterstellung werden vermutlich kritische Gespräche mit Kindern und Jugendlichen in immer mehr Fällen verhindert. Was bleibt sind wenig Therapeuten, die bereit sind, jugendliche Transgender zu behandeln. Die es sind, sind häufig – und anscheinend auch hier – begeisterte Geschlechtsangleichungsbefürworter.

Risiken des Selbstbestimmungsgesetzes
Wachsende Skepsis gegen Pubertätsblocker und Transgender-Operationen
Mit der Empfehlung von Ärzten und Therapeuten steht den Jugendlichen dann kaum noch etwas im Weg, um den lebensverändernden Schritt zur OP, wie bei Leon, zu gehen. Und das, obwohl viele betroffene Kinder und Jugendliche vielleicht eher unter pubertätstypischen Rollenkonflikten und psychischen Problemen leiden. Diese These wird jedenfalls von verschiedenen Medizinern geteilt und durch Studien gestützt. So etwa durch die Arbeit von Lisa Littmann, bei der herauskam, dass 60 Prozent ihrer jungen Patienten unter psychischen Störungen wie Depressionen, Autismus und Stress- und Traumaerfahrungen litten und selbstverletzendes Verhalten zeigten. Auch eine Studie von Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte und Kollegen kam 2008 zu dem Schluss, dass die Geschlechtsumwandlung „mitunter als Lösungsstrategie für sämtliche Probleme betrachtet [wird], wenn ihnen gänzlich andere Entwicklungsaufgaben jenseits der Geschlechtsidentitätsfindung subjektiv als nicht bewältigbar erscheinen“.

Dass das psychische Leid auch bei Leon und Ava ein Grund für den Wunsch nach einem Geschlechtswechsel sein könnte, lässt sich bei der Reportage nur erahnen, da die Motivationen nicht hinterfragt werden. Leon gibt aber an „24/7“ unter Selbsthass zu leiden und sich früher selbst verletzt zu haben. Bei Ava erfährt man noch weniger, nur, dass sie früher mehr Probleme mit ihren Mitschülern hatte und dass sie unter ADHS leidet.

Zum Ende der Reportage ist für Ava und Leon ein Jahr vergangen. Leon ist inzwischen 18 Jahre alt und hat die Änderung des Personenstandes und Namens beantragt. Seine berufliche Zukunft sei für ihn nicht „oberste Priorität“, die hat die Transition – deshalb sei die Schule „zu kurz gekommen“. Er steht nun vor der dritten OP: der „Schließung der Scheide und Verlängerung der Klitoris“. Sobald das Ganze verheilt ist, wird ein Hautlappen aus dem Unterarm entfernt, „aus dem dann der Penoid [eine Penis-Prothese] geformt wird“. Leon erzählt, dass dann auch aus dem Bauch ein großer Spalt Haut entfernt wird, auch damit die Haut am Arm wieder gedeckt ist. Er wisse auch, dass er durch diese Operation sein sexuelles Empfinden verlieren könnte – die Wahrscheinlichkeit ist „50/50“, aber das ist in diesem Moment egal.

Kinderschutz
Die verhängnisvolle Trans-Mode – Alice Schwarzer rechnet ab
Ava ist derweil zurück in der Sprechstunde der Transgender-Klinik – eine kurze Szene, die sich in den sozialen Medien wie Twitter sehr schnell verbreitete. Avas Mutter Martina gibt an, zu wissen, dass es irgendwann mit den Hormonblockern losgeht und fragt ihr Kind, ob es „in die Pubertät vom Jungen“ will – auf eine Art, die fast so wirkt, als wollte sie das Kind in diese Richtung puschen. Im weiteren Verlauf der Sendung scheint es ihr stets sehr wichtig zu betonen, dass diese Entscheidung gut überlegt sein muss und noch immer Zweifel bestehen, ob es wirklich das Richtige für ihr Kind ist.

Pubertätsblocker beeinträchtigen die normale körperliche und psychosexuelle Entwicklung, die Zunahme der Knochendichte, die Entwicklung des Gehirns und die Libido. Laut Alexander Korte lag der Anteil derjenigen, die nach der Pubertät bei ihrem Wunsch nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen blieben, früher bei 15 bis 20 Prozent. Seit man die Hormonblocker verschreibt, liegt er bei nahezu 100 Prozent.

Während in anderen Ländern aufgrund der unerforschten Langzeitfolgen und Nebenwirkungen langsam eine Abwendung von solchen Pubertätsblockern und gegengeschlechtlichen Hormonen stattfindet und immer mehr kritische Stimmen laut werden, wird im SR und sonstigen öffentlich-rechtlichen Medien weiterhin meist die Geschlechtsumwandlung als alleinige Lösung propagiert. Ohne Kritik, Skepsis und Bedenken, dafür mit einer kräftigen Forderung nach mehr „Toleranz“.

Trotzdem würde ich die Reportage weiterempfehlen – zumindest Politikern wie Marco Buschmann (FDP). Als er die Eckpunkte des Selbstbestimmungsgesetzes vorstellte, sagte er, dass in Deutschland keine Minderjährigen operiert werden. Hier hat er den Gegenbeweis.

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