Mit der Beschwörung der NS-Geschichte inklusive der Chiffre ‚Auschwitz‘ versucht die Linke ihre zerbröselnde Deutungshoheit noch einmal zu retten. Die Methode ist nicht neu. Wenn es historische Anklänge gibt, dann sind das in einer Zeit, in der CDU-Büros gestürmt werden, ganz andere.

Am 29. Januar, als die Union im Bundestag ihren Fünfpunkteplan zur Migrationsbegrenzung zur Abstimmung stellte und eine Mehrheit zusammen mit der FDP- und der AfD-Fraktion zustande brachte, an dem Tag also, als die Brandmauer zwar nicht fiel, aber zumindest einen größeren Riss bekam, hielt die Moderatorin des ZDF-heute-journals Marietta Slomka einen längeren Vortrag über die deutsche Geschichte. Er handelte davon, wie sie die jüngere Geschichte versteht. Slomka begann mit dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, dessen Befreiung sich am 27. Januar 2025 zum achtzigsten Mal jährte, um von dort aus den großen Bogen zur Abstimmung über den Unionsantrag zur Migrationsbegrenzung im Bundestag zu schlagen.
Der europäische Judenmord, so die Leiterin der Sendung, sei nicht „über Nacht“ geschehen. Den Nationalsozialisten hätten „Steigbügelhalter“ zur Seite gestanden, „und sie nutzten demokratische Mittel, um an die Macht zu kommen“. Ihr gar nicht so subtiler Subtext lautete: Friedrich Merz spielt die Rolle eines Franz von Papen, der den Bügel für eine unter anderem Namen zurückgekehrte NSDAP hält, Alice Weidel verkörpert einen weiblich-lesbisch transformierten Hitler, und in dem Entschließungsantrag – der übrigens keine bindende Wirkung für die Minderheitsregierung Scholz entfaltete – klingt das Ermächtigungsgesetz nach.
Einen besonderen Akzent setzte sie mit der Formulierung, „sie nutzten demokratische Mittel“. Von dem Umstand, dass es sich bei der Abstimmung im Bundestag um einen ganz normalen parlamentarischen Vorgang handelte, so Slomkas Botschaft, solle man sich nicht täuschen lassen. Die Kurzfassung ihres nicht eigens als Kommentar gekennzeichneten Einwurfs entsprach damit ziemlich genau dem Panorama, das viele andere Medienmitarbeiter zusammen mit den linken Parteien und ihren Unterstützungskräften malen: Die zwar formal korrekte, aber moralisch falsche Anwendung demokratischer Spielregeln führt zu einem Ende der Demokratie, das Ende der Demokratie führt wiederum zu dem einen perspektivischen Punkt, der Argumentationen dieser Art das Siegel des Absoluten verleihen soll, nämlich zu Auschwitz. Bei der Verkoppelung von Migrationsdebatte und der Geschichte des europäischen Judenmordes handelte es sich um keine Premiere.
Im Januar 2024 stellte die staatlich mitfinanzierte Plattform „Correctiv“ eine Zusammenkunft in einem Potsdamer Hotel, bei der es unter anderem um die Rückführung von Migranten ging, in einen Zusammenhang mit der Konferenz am Wannsee 1942, auf der NS-Funktionäre die Zusammenarbeit der verschiedenen bürokratischen Ebenen bei der damals schon angelaufenen Judenvernichtung besprachen. Zwar handelte es sich selbst im „Correctiv“-Text nicht um einen inhaltlichen Zusammenhang, aber um einen behaupteten räumlichen, nämlich mit dem Argument, die Villa der Wannseekonferenz liege acht Kilometer Luftlinie von dem Potsdamer Hotel entfernt. Das, worüber die kleine und politisch einflusslose Runde in diesem Hotel debattierte, unterschied sich nicht sonderlich von der Aussage des Bundeskanzlers ein paar Wochen vorher im Spiegel: „Wir müssen im großen Stil abschieben“. Wer die deutsche Migrationspraxis grundsätzlich in Frage stellt, so die von vielen Medien damals aufgenommene Formel von „Correctiv“, so der nur leicht verschleierte Kern bei Slomka, so das ganz unverschleierte Motto der landesweiten Aufmärsche gegen den drohenden Merzfaschismus – der stellt sich automatisch in die Traditionslinie des Nationalsozialismus. Und diese Linie endet beim nächsten Massenmord. Umgekehrt gilt deshalb: Nur, wer die kaum begrenzte Migration nach Deutschland gutheißt, wahrt einen ausreichenden Abstand zum Nationalsozialismus.
Bei der Aufforderung der Migrationsmaximalisten: ‚Sei dafür, sonst bist du Nazi‘ handelt es sich um die Weiterentwicklung des schon ziemlich alten linken Arguments, Wahlen und andere demokratische Prozedere seien prinzipiell hoch riskante Angelegenheiten, das sehe man schließlich daran, dass Hitler auf demokratischem Weg zur Macht gelangte. Deshalb brauche es Instrumente, die sicherstellen, dass bei Wahlen und Abstimmungen auch das richtige Ergebnis herauskomme. Womit wir wieder bei Slomkas Satz von den „demokratischen Mitteln“ und ihrer Warnung wären, bei falscher Anwendung könnten sie schnell ins Verhängnis führen.
Diese wie gesagt nicht ganz neue und neuerdings nur noch einmal speziell aufbereitete Metaerzählung verbiegt die tatsächliche Geschichte nicht nur. Sie stellt nichts anderes dar als eine zweckdienliche Fälschung durch Leute, die Mehrheiten grundsätzlich nur dann akzeptieren, wenn sie ihnen nutzen.
Das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933, mit dem Hitler die Weimarer Verfassung aushebelte, kam gerade nicht durch demokratische Mittel zustande. Im Gegenteil, die Regeln von Recht und Verfassung hätten es verhindert, weswegen die Nationalsozialisten sie vorher erst brachial niederreißen mussten. Ihr Momentum hatte die NSDAP schon bei der Novemberwahl 1932 eingebüßt, als sie im Vergleich zur Reichspräsidentenwahl, zu der Hitler angetreten war, gut eine Million Stimmen verlor. So viel zu der gerade jetzt wieder aktivierten Erzählung, die Wähler hätten den Nationalsozialisten den Weg zur Herrschaft geebnet. Das erledigte Franz von Papen mit Hilfe des greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, der Hitler auf Drängen von dessen Sohn Oskar von Hindenburg und von Papen am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannte, obwohl das Staatsoberhaupt nach der Novemberwahl meinte, für die NSDAP käme höchstens die Rolle eines Koalitionärs unter Führung eines konservativen Kanzlers in Frage.
Die Nationalsozialisten brachten aus ihrer neuen Position der Stärke heraus Hindenburg auch dazu, am 1. Februar den Reichstag aufzulösen und eine erneute Wahl für den 5. März anzusetzen. Die folgenden politischen Auseinandersetzungen liefen schon nicht mehr nach den Spielregeln der Weimarer Republik ab. Der Reichstagsbrand lieferte den Nationalsozialisten die Gelegenheit, mit der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ am 28. Februar die Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit stark einzuschränken. Die Sozialdemokraten konnten nur noch begrenzt um Wähler werben, die KPD so gut wie gar nicht mehr. Ihre 81 Reichstagsabgeordneten kamen in so genannte Schutzhaft. Trotz dieser Unterdrückung der Parteienkonkurrenz auf der einen und der Regierungsressourcen, die Hitler nun andererseits zur Verfügung standen, auf der anderen Seite, erhielt die NSDAP nicht die als sicher geglaubte absolute Mehrheit, sondern nur 43,9 Prozent der Stimmen. Zusammen mit der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot konnte sie zwar eine Koalition bilden. Über die nötige Zweidrittelmehrheit zur Außerkraftsetzung der Verfassung verfügte aber auch dieses Bündnis bei weitem nicht.
Bei dem Ermächtigungsgesetz handelte es sich nicht, wie viele glauben, um eine originäre Erfindung der Nationalsozialisten, sondern um ein Instrument, das schon Regierungen der Republik benutzten. Keine der zahlreichen Weimarer Fehlkonstruktionen entfaltete eine ähnliche Zerstörungskraft wie dieses rechtliche Mittel, das eigentlich die Stabilität des Landes in Notfällen sichern sollte. Die Ermächtigungsgesetzgebung eröffnete einen legalen Weg, Gesetze zu verabschieden, die nicht der Verfassung entsprachen. Dafür gab es allerdings zwei Hürden: Ein solches Gesetz konnte nicht wie andere von der Reichsregierung per Notverordnung beschlossen werden, sondern nur durch eine Zweidrittelmehrheit des Reichstags. Das erwies sich nun als starkes Hindernis für Hitlers Vorhaben.
Da sich wie erwähnt alle 81 KPD-Abgeordneten in Schutzhaft und 26 SPD-Parlamentarier ebenfalls schon in Haft oder auf der Flucht vor dem SA-Terror befanden, und zwei weitere Mitglieder des Reichstags sich krank gemeldet hatten, fehlten zu der entscheidenden Sitzung am 24. März von vornherein 109 Mandatsträger. Die verbliebenen SPD-Mitglieder erklärten, dem Ermächtigungsgesetz nicht zuzustimmen, Zentrum und Bayernpartei sicherten zumindest keine uneingeschränkte Unterstützung zu. Die nötige Zweidrittelmehrheit blieb so versperrt.
Die NSDAP setzte deshalb noch vor Sitzungsbeginn eine Änderung der Geschäftsordnung durch, die verfassungswidrig bestimmte, dass alle Abgeordneten, die „unentschuldigt“ fehlten – also die inhaftierten und untergetauchten – bei der Mehrheitsermittlung nicht zählen sollten. Faktisch verkleinerte sie damit den Reichstag per Federstrich um 107 Mandate. Aber selbst danach verfügte Hitlers Koalition nicht über die nötigen zwei Drittel, da die SPD-Fraktion sich nicht beugte. Den Rest besorgten SA-Kolonnen, die im Reichstagsgebäude mit dem Ruf aufmarschierten: „Wir wollen das Ermächtigungsgesetz, sonst gibt’s Zunder.“ Die Abgeordneten der kleineren Parteien fürchteten unter diesen Umständen aus gutem Grund um Gesundheit und Leben, falls sie ihre Zustimmung verweigerten.
Gleichzeitig bearbeitete Hitler den Fraktionschef der Zentrumspartei Ludwig Kaas, dem er versprach, seine Regierung werde den Föderalismus nicht antasten, und auch Oppositionsparteien außer SPD und KPD vor Gesetzesvorhaben zumindest konsultieren. Natürlich dachte er nicht einen Moment daran, seine Zusicherungen zu halten. Durch die Gewaltandrohung der SA und das Täuschungstalent Hitlers fielen die letzten Vorbehalte der konservativen Abgeordneten. Zur nötigen Mehrheit reichte es nun trotz der Sozialdemokraten. Das Ermächtigungsgesetz, mit dem die NSDAP die Verfassung faktisch außer Kraft setzte und alle Entscheidungsgewalt auf den Reichskanzler konzentrierte, die „Verfassungsurkunde des Dritten Reiches“ (Ernst Fraenkel) kam also gerade nicht mit demokratischen Mitteln zustande, sondern durch eine Mischung aus Übertölpelung und Brutalität.
Das Wort von der historischen Parallele passt nie, denn Geschichtsabschnitte verlaufen nach- und nicht nebeneinander. Wenn überhaupt, dann lässt sich in seltenen Fällen von einer fortgesetzten Linie sprechen. Aber die zieht sich natürlich nicht vom Ende der Weimarer Republik und 1933 bis in die Gegenwart durch.
Ein Echo aus der Vergangenheit gibt es allerdings sehr wohl. Nur klingen da eben nicht Merz und Nationalsozialismus respektive Faschismus zusammen. Bei den Besetzungen von CDU-Geschäftsstellen, bei den gut organisierten Massenaufmärschen linker Kräfte und ihres Vorfelds als Ersatz für Argumente handelt es sich nicht um eine Wiederholung von damals. Aber um einen Anklang. Wenn Geschichte als Warnung für die Gegenwart dienen soll, dann in dem Moment, an dem dunkel gekleidete Gestalten in Büros einer Oppositionspartei eindringen, um dort Mitarbeiter einzuschüchtern. Und wenn grüne Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner das Video eines Aufmarsches am Brandenburger Tor mit dem Kommentar „wir sind mehr“ postet, woraus er ableitet, der Unionskandidat müsse sich deshalb einem grünlinken Willen unterwerfen.
Denn die angeblichen Mehrheitsverhältnisse bestehen eben nur vorübergehend und nur auf der Straße, wenn sich Parteipolitiker, ihre Vorfeldorganisationen, subventionierte Kulturschaffende und Wohlgesinnte mit apokalyptischen Vorstellungen vom drohenden Ende der Demokratie zu Marschblöcken formieren.
Aber auch das ändert nichts daran, dass etwa zwei Drittel der Bürger eine Begrenzung der Asylmigration wollen, während die Partei, die jede wirkliche Änderung an der Einwanderungspraxis unter Faschismusverdacht stellt, in den Umfragen unverändert bei etwa 13 Prozent festsitzt. Je deutlicher sich die beanspruchte Definitionsmacht auf der Linken von der tatsächlichen Mehrheit unterscheidet, desto mehr nehmen gut organisierte Kundgebungen gegen den Merzfaschismus, Drohungen gegen Unionspolitiker und Übergriffe zu.
Wie schon erwähnt, das, was sich mit Wir-sind-mehr-Märschen und der Einschüchterung von CDU-Mitarbeitern abspielt, reicht noch nicht an die extremistischen Kampfmethoden der späten Weimarer Republik heran, schon gar nicht an Mittel, mit denen die Nationalsozialisten Anfang 1933 Verfassung und Recht beseitigten. Was damals in diesen entscheidenden Monaten passierte, beschreibt dieser Text so detailliert, um die Unterschiede deutlich zu machen. Aber dass die Methoden heute der Weimarer Zeit zumindest ähneln, lässt sich nicht übersehen. Wenn also eine öffentlich-rechtliche Moderatorin die Vergangenheit zur Warnung bemühen will, dann in diese Richtung und aus diesen Gründen.
Genau das tut gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht. Der NDR etwa berichtete von der Besetzung des CDU-Parteibüros in Hannover, der Bedrohung von CDU-Wahlkämpfern und ähnlichen Aktionen unter der Überschrift: „Nach AfD-Stimmen bei Abstimmung: CDU beklagt Übergriffe“.
Die unterlegte Botschaft lautet für jeden erkennbar: Sowas kommt eben von sowas. Als demonstrierende Landwirte in Bayern 2024 vor einem Versammlungslokal der Grünen mit ihren Traktoren hupten, stand die Demokratie für die Öffentlich-Rechtlichen und andere Medien bekanntlich kurz vor ihrem Zusammenbruch. Damals genügte auch das später als Märchen enttarnte Gerücht, Bauern hätten in Schlüttsiel eine Fähre mit Robert Habeck an Bord beinahe gestürmt, um die Redaktionen in Höchstalarm zu versetzen. Cem Özdemir entdeckte „feuchte Träume von Umstürzen“ und forderte vom Bauernverband, dieser habe sich umgehend zu distanzieren. Keine ARD-Anstalt und kein ZDF hätte damals die Überschrift gewählt: ‚Grüne beklagen sich‘.
Ole Nymoen, ein Podcaster mit hoher Präsenz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, erklärte öffentlich seine „volle Soli“ mit den Linksextremisten, die kürzlich eine historische Gaststätte in Dahlem beschmierten, weil dort die Junge Union mit dem Vizechef der Deutschen Polizeigewerkschaft Manuel Ostermann eine Veranstaltung abhalten wollte.
Von dem Gebührenfunk über Zeit-Journalisten bis zu den Grünen mit ihrem Kanzlerkandidaten existiert auf diese Weise ein teils offenes, teils halboffenes Bekenntnis, das in seinem Kern lautet: Wer gegen den Faschismus hier im Land kämpft, von dem die Teilnehmer der Aufmärsche regelmäßig singen, der darf zu besonderen Mitteln greifen, er verdient dafür Verteidigung, Legitimation und bestenfalls eine Prise taktische Kritik. Ein CDU-Politiker, der im Parlament einen Antrag zur Migrationsbegrenzung stellt, dem auch die AfD zustimmt – was die Union übrigens gar nicht verhindern konnte –, stößt dagegen „das Tor zur Hölle auf“ (Rolf Mützenich) und muss sich von Marietta Slomka in den Schatten von Auschwitz stellen lassen.
Dass nun auf einmal gar nicht die AfD im Zentrum der Aufmärsche und Attacken steht, sondern die Union und besonders die CDU, trifft die beiden Parteien offenbar völlig unvorbereitet. Plötzlich stellen sie fest, wie wenig es ihnen nützt, dass Politiker aus ihren Reihen noch 2024 in Demonstrationen nach der „Correctiv“-Wannsee-Mär mitzogen, dass die CDU-geführte Regierung in Nordrhein-Westfalen „Correctiv“ aus ihrer Steuerkasse mitfinanzierte, dass Berlins Stadtregierung unter der CDU Meldestellen einrichtete, und dass Politiker wie Hendrik Wüst den Begriff „Faschisten“ genauso selbstverständlich für die AfD benutzte wie die vereinten Kräfte weiter links von ihm.
All das hält die Machtkämpfer nicht davon ab, „ganz Berlin hasst die CDU“ auf die Siegessäule zu projizieren, ihre Büros zu stürmen und dafür zu sorgen, dass ihre Wahlkämpfer in manchen Orten ihre Tapeziertische nur noch unter Polizeischutz aufklappen können. Ganz langsam geht dem einen oder anderen auf, dass sich unter dem Gegen-Rechts-Banner eben nicht besorgte Demokraten mit ein bisschen linker Folklore sammeln, sondern eine gut organisierte Truppe, die alles rechts von ihr entweder ganz verbieten oder zumindest unter ihre Vormundschaft stellen will.
Bis eben galt diese Beschreibung bei vielen CDU-Funktionären noch als rechtes Narrativ. Mittlerweile merken sie notgedrungen, dass es sich doch ein wenig anders verhält. Beziehungsweise, dass auch dieses rechte Narrativ zutrifft. Manche registrieren das vielleicht mit Schadenfreude.
„Es sollte all jenen, die heute die leichte Zunge haben und das Sagen, nicht erspart bleiben, einmal in ihrem Leben unter den Schock des Ausgeschlossenseins zu geraten, einmal von der Kultherrschaft Andersgestimmter, die niemanden verfolgt, sondern nur ausschließt, verweist, exkommuniziert, entnetzt – es sollte ihnen einmal das Gefühl, nicht dazuzugehören, bestimmt werden“, schrieb Botho Strauß in „Lichter des Toren. Der Idiot und seine Zeit“. Daraus spricht nicht schadenfroher Hohn, sondern die Hoffnung, dass die Erfahrung zu einem Erkenntnisprozess führt.
Was meint eigentlich der Übergrüne Robert Habeck dazu, der vor einigen Monaten dem Spiegel erzählte, er habe über den Ausstieg aus der Politik nachgedacht, als er wegen der Protestbauern auf der Fähre blieb? Einerseits lobt er die friedlichen Demonstranten gegen Friedrich Merz und distanziert sich von den Übergriffen auf CDU-Einrichtungen, ohne darauf einzugehen, ob und wie die Ausdehnung des Faschismusbegriffs auch durch Grüne und ihren Anhang, die Demonstrationen und diese Angriffe zusammenhängen könnten. Zum anderen gehört es neuerdings zu seiner Rhetorik, Merz die großen konservativen Kanzler als mahnendes Beispiel vorzuhalten.
Der letzte Kanzler mit zumindest konservativen Zügen hieß Helmut Kohl. An ihm lässt sich gut studieren, wie die Faschismusbeschwörung schon seit Jahrzehnten zum magischen Besteck der Linken gehört. Der Mauerfall 1989 traf die Westlinke bekanntlich noch sehr viel kälter als der leichte Brandmauerriss vom Januar 2025. Ihr verschlug es damals buchstäblich die Sprache. Für einige Tage, sogar Wochen fehlte dem Land die Dauersirene. Aber sie sprang auch bald wieder an, um das jetzt anbrechende Großdeutschland zu verkünden, die Gefahr für ganz Europa, das Verhängnis. Das übliche Breilibü, das Breite linke Bündnis unter reger Beteiligung von Grünen wie Claudia Roth wackelte hinter „Nie wieder Deutschland“-Transparenten her. Auch den Auschwitz-Topos wuchtete das schamfreie Milieu umgehend auf die Bühne, indem es die deutsche Teilung zur Strafe für den Holocaust erklärte. Helmut Kohl, über dem Habeck heute zur Beschämung von Merz die Gnadensonne leuchten lässt, galt damals einer großen Allianz einschließlich der Grünen ganz selbstverständlich als Türöffner zum Vierten Reich.
Das drückte niemand so feinsinnig aus wie Günter Grass, dessen SS-Mitgliedskarte damals noch unentdeckt im Karteikasten steckte: „Gegen jeden aus Stimmung, durch Stimmungsmache forcierten Trend, gegen die Kaufkraft der westdeutschen Wirtschaft – für harte DM ist sogar Einheit zu haben –, ja, auch gegen ein Selbstbestimmungsrecht, das anderen Völkern ungeteilt zusteht, gegen all das spricht Auschwitz, weil eine der Voraussetzungen für das Ungeheure neben anderen älteren Triebkräften, ein starkes, das geeinte Deutschland gewesen ist.“
Den Faschismus genannten Nationalsozialismus immer dann zu beschwören, wenn die eigene Deutungshoheit wankt – das gehört wie gesagt seit langem zur jederzeit abrufbaren linken Routine. Von 1990 unterscheidet sich die heutige Aufführung nur dadurch, dass das Ensemble der Mitwirkenden vom öffentlich-rechtlichen Funk über die Kirchen und Gewerkschaften und selbst Teile der CDU bis ganz nach links außen reicht. Seit noch nicht ganz so langer Zeit kommt die Technik dazu, flankierend die guten Nichtlinken der Vergangenheit zu preisen. Dafür gilt der Merksatz: Wenn ein Progressiver in Deutschland einen Konservativen lobt, dann befindet sich der Gelobte entweder auf dem Friedhof oder in Pension. Alles, was wenigstens formal noch rechts der Grünen steht, auch dieser Satz steht unumstößlich fest, muss sich nach Meinung ihrer Parteioberen vor ihnen legitimieren.
Ob die Mischung aus Geschichtsentstellung inklusive zweckdienlicher Verwendung der Chiffre ‚Auschwitz‘, aus Groß- und Hasskundgebungen und Einschüchterung am Wahltag wirklich zum Erfolg führt, weiß die Öffentlichkeit in wenigen Tagen. Schon der Präsidentschaftswahlkampf der Demokraten in den USA ging anders aus als von ihnen erhofft. Die Grünen kopieren ihn derzeit trotzdem bis ins Detail: Überhöhung des eigenen Kandidaten zur Retterfigur, Dämonisierung des Gegners als Faschist, Inszenierung des Wahlkampfs als Endschlacht um die Demokratie, Marginalisierung der Themen Wirtschaft und Migration.
Bei X verbreitet sich zurzeit eine Kachel mit der Botschaft: „Kommt alle zur Großdemonstration gegen links. Ort: Ihr Wahllokal am 23.2.“ Darauf läuft es möglicherweise hinaus. Fragt sich nur, wie sich die Stimmen dann verteilen.
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Man sollte doch nicht den Begriff „progressiv“ verwenden für die Linksgrünen. Sie sind es nicht, sie sind in allem rückwärtsgewandt, zurück zu einer recht primitiven Gesellschaft u. Technik. Formal korrekte, aber moralisch falsche Anwendung demokratischer Spielregeln führe zu dem einen perspektivischen Punkt, zu Auschwitz. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Das bedeutet, dass es gar keine Demokratie geben darf, dass nicht die demokratisch zustandegekommene Mehrheit Politik betreiben darf, sondern die von irgendwelchen Minderheiten bestimmte Moral, die die nun eben mal gerade haben!!! Die zweite Unverschämtheit und Dummheit ist die Behauptung, dass die korrekt angewandte Demokratie auf die… Mehr
Möglicherweise erwägen die antifaschistischen „demokratischen Parteien“ mit Hilfe des Verfassungsschutzes die Rettung der Demokratie durch Verhaftung der AfD Angeordneten. Beispielhaft könnte da das Vorgehen gegen die Reichsbürger wegen verfassungsfindlicher Umtriebe sein. Die laufenden Verfahren werden anscheinend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt, warum nur? Inhaftierte AfD Mandatsträger könnten dann an den Anstimmungen im Bundestag nicht teilnehmen. Sie wären dann tatsächlich wertlos wie ja Merz auch meint. Das ginge dann schneller als das langwierige Verbotsverfahren der „demokratischen“ Parteien das wie kürzlich im Bundestag versucht wurde zu beantragen.
Nochmal, wie kommen 300000 oder auch „nur“ 10000 Leute zusammen?
Hintergründe, Organisationen usw?
Wer mietet Buße von wo?
Auf welchen sozialen Medien wird dazu aufgerufen?
Es handelt sich hier um Demonstrationen auf Knopfdruck. Gut organisierte Vorfeldorganisationen versuchen jede! Opposition zu diskreditieren. Motto: #Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.# Verkauft wird das als Demokratierettung. Möge das jeder selbst bewerten.
Die in den Haushalten aller Ministerien versteckten „Mittel“ für die Förderung des demokratischen Niedergangs – kurz für die Programme „Demokratie leben“ genannt – summierten sich zu Millionenbeträgen. Aus ihnen werden alle Demonstranten bedient. Unter anderem beispielsweise auch die „Ausrüstung“ der sogenannten „Oma’s gegen Rechts“ (Weiße Schirme und andere diverse Werbemittel, einschließlich Transport in Bussen an die vorgegebenen Demo – Orte. Und natürlich ein ordentliches Salär – je nach aufgewendeter Zeit). Und da ja -Kaffeefahrten zunehmend unattraktiv geworden sind, ist es ja auch nicht verwerflich, den Drang der alten Damen nach Bewegung sinnvoll zu unterstützen, oder? Es ist alles nur eine… Mehr
Da es den Leuten noch an nichts wirklich mangelt, wird es noch lange keine Umkehrung der Demos geben. Und wenn doch, dann stehen die Leute bereit, die sehr viel zu verlieren haben, nämlich die Illegalen und die Nichtstuer, die wir zu alimentieren haben bis jetzt!
Im Grundsatz ist es banal. Es ist immer das Gleiche. Was anderes als Nazi/Rassist kommt nicht. Man müsste schon lange darüber lachen. Was hier wirklich erstaunt ist, dass diese plumpe, wenig kreative Keule bis heute gewirkt hat. Das muss man der vereinigten Linken lassen, sie haben es geschafft diese Moralkeule bis heute zu festigen. Wir erleben aber gerade, dass sich diese Keule im Moment noch langsam aber trotzdem unaufhaltsam zu lösen beginnt. Wie immer ist die Wirklichkeit nicht auf der Seite von Ideologen. Merz wusste, was er damit lostritt und deshalb kann er jetzt auch nichtmehr zurück. Muss er auch… Mehr
Richtig. Danke
Wenden sich Merz und die CDU ab von den Linksgrünen? Warum sagt er dann jeden Tag 10-mal, dass es niemals zu einer auch nur irgendwie gearteten Zusammenarbeit mit der AfD geben werde? Die Brandmauer kommt doch von Linksgrün, die Merkel’sche CDU hat sich ins primitive wie hörige Bockshorn jagen lassen. Ich sehe keinen Schimmer am Horizont für eine andere Politik, denn die kann ausschließlich mit der AfD gestaltet werden. Mit Grünrot ist Merz mitsamt der CDU ein Gefangener der Grünroten. Ich kann leider keine Änderung entdecken.
„Nur wer die kaum begrenzte Migration nach Deutschland gutheißt, wahrt einen ausreichenden Abstand zum Nationalsozialismus.“
Ich habe die Nase gestrichen voll von dieser moralinsauren Dauer-Instrumentalisierung des NS.
Als die Falschmeldungen über das Treffen in Potzdam genüsslich vom ÖRR verbreitet wurden , da demonstrierten über 100 000 Bürger auf den Strassen . Die Folge war , dass die AfD in den Wahlumfragen deutlich zu legte . Das jetzt dies auch der CDU/CSU mit Friedrich Merz passiert , nachdem der ÖRR hinaus posaunte , die Brandmauer hat Merz zu Fall gebracht . Als Merkel ihrer Partei jetzt in den Rücken gefallen ist , da hat es der Union nicht geschadet , eher dem Ansehen der Altkanzlerin . Villeicht ist der mündige Bürger nicht so unfähig , wie es sich… Mehr
Im Artikel wurde die Ermordung von 6 Millionen Juden erwähnt, was auch korrekt ist.
Nicht vergessen sollten wir allerdings die 27 (!) Millionen Sowjetbürger und all die anderen Menschen, die durch die Hitlerfaschisten ihr Leben verloren.
Also auch die 6,5 Millionen Deutschen?
“…Fragt sich nur, wie sich die Stimmen dann verteilen…”
Fragt sich vor allem, wie die Stimmen dann gezählt (oder nicht gezählt) werden.
FJS: Wahlen werden nicht am Wahltag entschieden.
Oder: Wenn Wahlen was bewirken würden, wären sie schon längst abgeschafft.
Ach, die Slomka schon wider.
DIE, die den Auftrag des Journalisten einst in der „Erziehung“ der Konsumentes des Geschreibsels, des TV sah.
„ Den Nationalsozialisten hätten „Steigbügelhalter“ zur Seite gestanden, „und sie nutzten demokratische Mittel, um an die Macht zu kommen“.
Stimmt sogar:
Es war Beispielweise Slomkas Zunft der Hugenbegr-Presse, die a) die Weimarer Repubklik bekämpfte und b) den Nazis Vorschub leistete.
Bei jungen Leuten kann man noch ein gewisses Verständnis aufbringen. In meiner Jugend fanden „wir“ Helmut Kohl doof, wussten aber gar nicht, warum. Jugendliche rennen halt gerne in der Gruppe mit. Aber die dort auf dem Bild….Alter schützt eben wirklich nicht vor Torheit. Eine große Gruppe gut versorgt er Senioren hat einen Sinn im Leben entdeckt und fühlt sich so richtig erhaben. Wer, wenn nicht sie! Und außer Auswandern fällt mir nichts ein, wie ich diesem System mein Steuergeld entziehen könnte. Denn finanzieren darf man das als böser Rechter ja natürlich gerne.