Der Krieg liegt den deutschen Eliten nicht

Der Krieg zwischen der Ukraine und Russland kann jederzeit zum Krieg zwischen Nato und Russland eskalieren. Doch die deutschen Eliten sind damit überfordert – wie eine unglaubliche Pannenserie zeigt.

IMAGO / Funke Foto Services

Idee für eine Sitcom: Im Mittelpunkt steht ein deutscher General. Eigentlich soll er die deutsche Verteidigung organisieren und ein strahlender Held sein – aber er ähnelt mehr dem Typ Stromberg und baut wie der nur Mist. Zum Beispiel wählt er sich von Singapur aus über eine ungesicherte Leitung in ein Gespräch ein, in dem er mit anderen hohen Offizieren über strenge militärische Geheimnisse plaudert.

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Lustig. Guter Comedy-Stoff. Blöd halt nur, dass es in Deutschland wirklich so gelaufen ist. Die deutschen Generäle sollen 84 Millionen Menschen verteidigen – stellen sich aber in Sachen Cyber-Sicherheit dümmer an als ein zwölfjähriges Mädchen, das seinen Instagram-Account vor falschen Zugriffen schützt. Dazu passt, dass das Verteidigungsministerium Internetseiten mit dem Passwort „1234“ verschlüsselt.

Oder Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Sie ist hauptberuflich Talkshow-Gast und fordert dort mehr Waffen für die Ukraine. Nebenbei ist sie noch Vorsitzende des Verteidigungsausschusses. Auch der spricht über militärische Geheimnisse. Und deswegen lässt sie 105 Teilnehmer zu – statt nur die eigentlichen 38 Mitglieder. Je mehr Teilnehmer, desto mehr potenzielle Verräter. Je mehr Teilnehmer, desto schwerer, den Verräter anschließend ausfindig zu machen. Weshalb die streng geheimen Inhalte bei t-online gelandet sind. Konnte man vorher nicht wissen? Nun. Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat es offensichtlich vorher nicht wissen können und das spricht für die These, dass die deutschen Eliten mit dem Krieg überfordert sind.

So wie Bruno Kahl. Der Chef des BND wurde 2022 in Kiew vom Ausbruch des Kriegs überrascht und musste evakuiert werden. Woher soll ein Geheimdienst-Chef auch wissen, dass 800 Kilometer vor seinem Heimatland ein Krieg ausbricht? Ist das etwa die Aufgabe des Geheimdienstes, solche Entwicklungen zu beobachten und richtig einzuschätzen? Well …: ja. Genau das ist die Aufgabe des Geheimdienstes. Und in der Einschätzung der Lage in der Ukraine hat der BND ebenso bitterlich versagt wie zum Beispiel bei der Einschätzung der Lage in Afghanistan.

Noch heute ist der BND völlig blind in Sachen Russland und Ukraine und von den Informationen der britischen und amerikanischen Kollegen abhängig. Die deutschen Geheimdienste sind vielleicht gut darin, regierungskritische Tweets ihrer Bürger zu sammeln und dann Druck auf die Verfasser auszuüben. Im Schutz deutscher Belange versagen die deutschen Geheimdienste indes brutal, wie jüngst der Anschlag auf die Brandenburger Stromversorgung zeigte, zu dem es nach zwei Wochen immer noch keine Spur gab.

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Deutschland ist mit dem Krieg überfordert. Seine Eliten sind dem Krieg nicht gewachsen. Er liegt ihnen nicht. Sie haben sich in den letzten Jahren ums Hissen der Regenbogenfahne gekümmert, um die Freigabe von Kiffen und darum, schon kleinste Kinder zum Geschlechtswechsel zu motivieren. Wichtige Aufgaben haben sie indes liegenlassen. Etwa den Katastrophenschutz. Gut in Erinnerung ist die Alarmübung vom September 2020, als die Verantwortlichen nach monatelanger Vorbereitung nicht einmal in der Lage waren, gleichzeitig auf den roten Knopf zu drücken.

Das Abgeordnetenhaus Berlin hat letzte Woche darüber geredet, woran es in der Hauptstadt im Katastrophenfall mangelt. Um es kurz zu machen: an allem. Um es lang zu machen: Geld, ehren- und hauptamtliche Helfer, Sirenen, geklärte Zuständigkeiten, Schulungen oder Fachwissen. Wobei die Lage in den anderen 15 Bundesländern auch nicht viel besser aussieht.

Deutschland steht vor einer heiklen Frage: Zusehen, wie Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gewinnt oder die Ukraine stärker unterstützen – auf die Gefahr hin, dann immer stärker in den Sumpf dieses Krieges gezogen zu werden? Doch momentan stellt sich die Frage nicht. Aber nicht, weil sie nicht relevant wäre – sondern weil die deutschen Eliten mit diesem Krieg schlicht und einfach überfordert sind.

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Kommentare ( 59 )

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mega2xbass
1 Monat her

die Kriegstreiber wohnen nicht in Deutschland. Die Ukrainer sind die leidtragenden des Krieges, der nicht gewonnen werden kann. Die Ukraine hat zu wenig Soldaten. Wenn sichtbar wird, dass Russland aus diesem Grund entscheidende Landgewinne macht, werden die Kriegstreiber die NATO mit in diesen Krieg hineinziehen und Deutschland der Zahlmeister sein. Kompetenz beim Führen eines Krieges braucht man als Geldgeber nicht, nur einen kleinmütigen Zahlmeister.

giesemann
1 Monat her

Krieg ist etwas für die früheren Sieger von 1945, WIR, als Besiegte von wirklich ALLEN ringsum, lassen die brav machen. Wir können allenfalls unsere früheren Feinde unterstützen, im Rahmen von „Vorwärtsverteidigung“, wenn die nunmehr ebenfalls Russland als Feind haben – wohlan. Insbesondere die Slawerei ist da gefragt, also Polen und die Genossen Brüder. Und natürlich die USA und GB, die so eifrig Stalin unterstützten, um „the länd“, diesen jämmerlichen Landstrich zwischen allen Stühlen, zu gemeinsamer Hand fertig zu machen. ff – viel Vergnügen. Wir könnten ja als Lazarett noch nützlich sein. Mit Mario als leicht adipösem Pfleger … . https://www.tichyseinblick.de/meinungen/der-krieg-liegt-den-deutschen-eliten-nicht/ 
 

Innere Unruhe
1 Monat her

Tja, es täte gut, Militärwissenschaften zu lehren. Einfach nach dem Motto „Sprich die Sprache deines Feindes“. China und Russland sind unsere größten Gegner, aber weder Russich noch Chinesisch weder als Sprache noch als Geschichte und Kultur werden in den Schulen thematisiert. Auch Geschichte Afrikas oder des nahen Osten. Dabei ist genau dieses Wissen der Schlüssel zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit diesen Kulturen. Auch Militärwissenschaften geben Einblick ins militärische Denken und erlauben somit das gegnerische Handeln nachzuvollziehen, wenn nicht vorhersagen. Deutschland braucht dringend anderes Verständnis vom Militär – nicht als Mittel zum Überfall, sondern als Mittel, sich selbst und andere zu schützen… Mehr

GR
1 Monat her

Immer das gleiche dumme Geschwätz (sorry, Narrativ). Die können Waffen liefern so viel sie wollen, die Ukraine wird nicht gewinnen! Und die Leute, die sich einsetzen für dieses Land, haben sie nachhaltig vergrault. Also wird das auch nichts mit dem heißen Krieg. Aber wenn ich die richtig einschätze werden die den trotzdem vom Zaun brechen.

Zum alten Fritz
1 Monat her

Es sind nicht die deutschen Eliten. Es sind die derzeitigen politischen Akteure. Und es ist maximal peinlich und lächerlich was sich da zusammen gefunden hat.

Raul Gutmann
1 Monat her

Jetzt mal im Ernst, Herr Thurnes: Alles was Sie beschreiben ist so richtig, wie grundsätzlich langjährig bekannt. Denn das ehemalige Land der Deutschen ist spätestens 2015 zum Hippiestaat (Anthony Glees) degeneriert, in dem der Größenwahn der politisch verantwortlichen … in groteskem Kontrast zu tatsächlichen Leistungsfähigkeit dieses Landes steht. Für die Flugreise einer Verteidigungsministerin mußte die „Erst“-Transall zweimal ersetzt werden. Der seit Jahrzehnten als angeblich weltbester Panzer glorifizierte Leopard versagt in der Ukraine TOTAL. Eine Fregatte im Roten Meer vermag zwar keine Drohne zu treffen, doch beklagt anschließend Munitionsmangel. Kommandanten der gefeierten U-Bootklasse 212, von denen zeitweilig kein einziges einsatzbereit war,… Mehr

HeRo
1 Monat her

Da gab es 2 Satelliten, die nicht funktionieren. Macht nur 800 Mio €

Reiner Kleister ORiGiNAL
1 Monat her

Wie gut, daß die ehemalige Bundeswehr heute nur noch eine Schrottwehr, ein einziger Schrotthaufen ist. Und der Wehrwille der meisten jungen Leute gg. Null tendiert.
Sozialistische Regime müssen nicht verteidigt, sondern auf allen Ebenen bekämpft werden, selbstverständlich alles im Rahmen der Gesetze, damit das keine Mißverständnisse aufkommen.
Das führt hoffentlich dazu, daß das sozialistische Berliner Regime davon abgehalten wird, den Rand Moskau ggüber zu weit aufzureißen.

babylon
1 Monat her

Als ganz großer Liebhaber von Verschwörungstheorien sage ich mal. Die machen das alles so, wie sie es machen „etxtra“ von Strack Zimmermann als Vorsitzende des Militärausschusses (heißt anders, weiß ich) bis zum General in Singapur, der von Geheimhaltungs- und Sicherheitsvorschriften offenbar noch nie etwa gehört hat. Sie machen das „extra“ um das Gegenteil von dem zu erreichen, was sie öffentlich oder halböffentlich vorgeben vorzuhaben. Denn so blöd wie die kann man eigentlich nicht sein, sagt der „gesunde Menschenverstand“ Leider, die Wahrheit ist, man kann so blöd sein und meine „Verschwörungstheorie“ ist blanker Unsinn. Die sind so, die selbsternannten „Eliten“ Dazu… Mehr

Last edited 1 Monat her by babylon
Raul Gutmann
1 Monat her
Antworten an  babylon

Sehr geehrter Herr „babylon“, Ihre Selbstbekenntnis adelt Sie nachhaltig.
Denn besagte sogenannte Verschwörungstheorien bilden im ehemaligen Land der Deutschen des 21. Jahrhunderts die Realität authentischer ab als sämtliche regierungsamtlichen Narrative es vermögen.
Hochachtungsvoll

joly
1 Monat her
Antworten an  babylon

„Leider, die Wahrheit ist, man kann so blöd sein und meine „Verschwörungstheorie“ ist blanker Unsinn.“
Seit Merkel spätestens wissen wir doch, die können es noch viel blöder als vorstellbar.

filgisr
1 Monat her

Die deutschen Eliten sind mit der Diplomatie ebenso überfordert wie mit dem ganzen Rest der Politik. Die deutschen Eliten sind insbesondere überfordert zu erkennen, wovon sie die Finger zu lassen haben und was die wenigen wirklich wichtigen Aufgaben der Exekutive sind: Garantie der Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit, Eigentum und Sicherheit innen wie außen. Die deutschen Eliten schaffen die Probleme und hinterlassen verbrannte Erde, wo auch immer sie Hand anlegen. Die deutschen Eliten beißen jeden weg, der die Fähigkeiten hätte, die ihnen fehlen.